Originaltitel: The Departed__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2006__Regie: Martin Scorsese__Darsteller: Leonardo DiCaprio, Matt Damon, Jack Nicholson, Mark Wahlberg, Martin Sheen, Ray Winstone, Vera Farmiga, Anthony Anderson, Alec Baldwin u.a. |
Bevor ich das Review beginne, eine Sache vorweg: Ich habe das Original Infernal Affairs nicht gesehen und kann von daher absolut keinen Bezug darauf nehmen, geschweige denn mir anmaßen zu vergleichen, welcher Film besser ist oder ob es ein gelungenes Remake ist.
Zwei Cops zwei Seiten und ein gemeinsames Ziel: Finde den anderen, bevor er dich findet!
South Boston:Der irische Polizist Billy Costigan (Leonardo Di Caprio) frisch von der Kadettenschule wird ausgewählt, die irische Mafia zu infiltrieren und Beweise gegen den Gangsterboss Frank Costello (Jack Nicholson) zu sammeln. Dieser hat seinerseits einen Spitzel (Matt Damon als Colin Sullivan) bei der Boston State Police eingeschleust, um als Informant für die Costello Gang zu arbeiten. Während Costigan immer tiefer in den Sumpf aus Drogen und Gewalt gerät, steigt Sullivan bei der Polizei soweit auf, dass ihm sogar die Leitung einer Special Investigations Unit übertragen wird. Während die Bostoner Polizei versucht, gegen das organisierte Verbrechen vorzugehen, scheint die Mafia ihnen immer einen Schritt voraus zu sein. Beiden Seiten wird klar, dass sich ein Maulwurf in ihren Reihen befinden muss. Denn wie kann es sein, dass gezielte Festnahmen und Razzien schief gehen, obwohl alles bis ins kleinste Detail geplant war. Costello und seine Männer können immer entkommen bzw. früh genug die Beweise vernichten. Während Sullivan Costello mit Informationen versorgt und Costigan versucht, Beweise gegen Costello zu suchen, beginnt ein Wettlauf mit der Zeit. Wer identifiziert den feindlichen Maulwurf zuerst?
Martin Scorsese’s neuester Streich ist wohl einer der Filme, die nicht den Mainstream ansprechen, aber einen großen Teil der so genannten Cineasten. Denn hier gibt es keinen Hochglanz, kein Style over Substance, keine Autostunts, keine Helden und vor allem kein Happy End. Dafür bietet uns Scorsese aber 2 ½ Stunden Spannung pur und kaum eine Verschaufpause. Auch wenn der Zuschauer von vornherein weiss, wer die Maulwürfe sind, ist es dennoch eine schweisstreibende Jagd, die dort geboten wird. Jede Sekunde könnte einer von beiden enttarnt werden, jede Sekunde könnte für einen der beiden die letzte sein. Ich möchte nicht zuviel von der Story verraten, aber es gibt doch einige Momente, bei denen man denkt: Das war knapp. Richtig spannend wird es, wenn sich die beiden Maulwürfe immer näher kommen und ein Wettlauf mit der Zeit beginnt. Sullivan kann auf die Methoden der Polizei, sprich Datenbanken und Akten zurückgreifen, während Costigan sich in wahrlich brenzlige Situationen begeben muss, um an Informationen über den Maulwurf heranzukommen. Das Finale bietet dabei nochmal einiges an Hochspannung. Aber auch der Rest des Films ist Spannung und Adrenalin pur. Natürlich darf bei einem solchem Film auch nicht der Härtegrad fehlen und der ist hier wahrlich enorm. Die Schlägereien haben nichts Beschönigendes oder besonders Spektakuläres an sich, sie sind brutal und hart und vor allem erschreckend realistisch. Dazwischen gibt es einige Schießereien, bei denen es auch ordentlich saftet, vor allem bei der Schießerei zwischen der Polizei und der Costello Gang gibt es einiges an heftigen Ein-und Durschüssen zu bewundern. Natürlich werden auch einige sehr heftige Exekutionen, zumeist durch Schüsse in den Kopf gezeigt, die nicht gerade zimperlich sind. Gerade die Gewalt macht den Film besonders intensiv, denn häufig kommt sie total unerwartet und trifft einem somit direkt ins Gesicht. In einem Moment sitzt Costigan noch an einer Bar, im nächsten zieht er einem Mann, nur aufgrund einer Beleidigung, einen Bierkrug über den Kopf. Das klingt nicht sonderlich brutal, aber es kommt so heftig und unerwartet, dass man schon selbst vor Schmerzen das Gesicht verzieht. Denn in diesem Film wird nichts geschönt oder weggeblendet. Die Kamera ist immer dabei und hält drauf.
Das führt uns zum nächsten Punkt der Optik, in dem Film gibt es keine schönen Bilder von Boston bzw. New York, denn ein Großteil des Films wurde aus Steuergründen in New York gedreht. Alles wirkt schmutzig und düster. Eine Stadt voller Gewalt, Korruption und Verbrechen. Die dunklen und düsteren Farben passen zum Grundtenor des Films, niemand hat eine weisse Weste. Im Film dominieren triste Farben, fernab von optischen Spielereien. Allerdings ist die Optik und die Verwendung handwerklich absolut top. Eben Scorsese-like. Es gibt einige wirklich toll inszenierte Szenen, die an seine früheren Werke wie Good Fellas erinnern. Vor allem die häufigen Zwischenschnitte auf vergangene Ereignisse bzw. gerade stattfindende Ereignisse sind wirklich toll eingebaut worden. Dabei bietet uns Scorsese verblüffende Bilder, welche sich noch lange nach dem Film im Gedächtnis tummeln.
Was jedoch wirklich verblüfft, ist die Besetzung, welche auf den ersten Blick gleichzeitig interessant wie erschreckend wirkt. Da wäre zum einen der zumindest bei mir etablierte Leonardo di Caprio, ihm wurde häufig vorgeworfen, mehr durch gutes Aussehen denn durch gute Leistungen zu bestechen, ich denke er hat in den letzten Jahren bewiesen, dass er einer der ganz großen in Hollywood ist. Vor allem mit den anderen Scorsese Filmen wie Gangs of New York und Aviator hat er sich bei mir zu einem meiner neuen Lieblingsdarsteller gemausert. In “The Departed” beweist er einmal mehr, dass der ein facettenreicher Schauspieler ist. Denn seine Entwicklung in dem Film vom jungen Idealisten zum desillusionierten Undercover Cop, der mit dem Druck nicht umgehen kann und sich in Drogen flüchtet, ist einfach genial. Er zeigt wirklich sein ganzes Repertoire an Talent. Sichtlich bemüht ist er vor allem um eine ehrliche Darstellung seines Charakters. Er lässt ihn nicht zu einem Super Cop verkommen, sondern er lässt ihn sehr menschlich wirken. Dabei wirkt di Caprio vor allem optisch sehr rau und rüde, was absolut zu dem Charakter passt, er besitzt nicht mehr dieses unschuldige Titanic Gesicht, was ihm auf jeden Fall zu Gute kommt. Was man von Matt Damon nicht sagen kann, ich finde er sieht zwar aus wie ein Verräter, aber irgendwie ist er doch der Milchbubi ohne das gewisse Etwas. Er spielt zwar grundsolide, allerdings ist er für mich kein Highlight des Films, da er fehlbesetzt wirkt. Aber dennoch holt er alles aus seiner Figur raus und man beginnt richtig ihn zu hassen, weil er so ein fieses Schwein ist. Natürlich ist der Charakter der einem wohl am längsten im Gedächtnis bleibt Frank Costello, gespielt von Jack Nicholson. Dieser zieht wieder eine One Man Show par exellence ab. Was er hier an Gemeinheiten und fiesen Sprüchen ablassen darf, ist einfach nur zum abfeiern. Ich glaube, diese Rolle wurde für diesen Mann wirklich gemacht, zuerst sollte Robert De Niro die Rolle spielen, der war aber Gott sei Dank verhindert, denn Jack Nicholson holt alles aus seiner Figur raus und stellt somit alle in den Schatten. Er ist
wahrscheinlich der Filmbösewicht 2006. Er ist so brutal und fies und dabei so herrlich überdreht, dass man sich fragt, ob der Mann im richtigen Leben auch so ist.
Der wirklich gute Cast, ausgenommen Matt Damon, wird weitergeführt mit Martin Sheen, als Ersatzvater und Kontaktperson von Leonardo di Caprio. Dieser bekommt auch genug Screentime, um wirklich Eindruck zu hinterlassen. Vorallem sein Abgang berührt den Zuschauer ernsthaft, da er vorher als einer der wenigen netten und ehrlichen Menschen gezeigt wurde. Des weiteren sind natürlich Mark Wahlberg und Alec Baldwin zu erwähnen, die beide recht wenig Screentime bekommen, aber wenn sie auftreten wirklich alles geben. Es gibt einige Dialoge zwischen den beiden, die zum Totlachen sind und auch sonst machen sie ihre Sache wirklich gut, vor allem Mark Wahlberg hinterlässt einen bleibenden Eindruck, da ihm eine unerwartete Schlüsselrolle zukommt.
Der Soundtrack des Films kann als mehr als gelungen angesehen werden, denn von Irischem Folk über die Rolling Stones bis hin zu den Dropkick Murphy’s wird einem hier einiges an interessanten Stücken geboten. Wobei vor allem “Gimme Shelter” und “I’m shipping up to Boston” im Gedächtnis bleiben, da diese wirklich tolle Stücke sind.
Scorsese ist ein Perfektionist und ich denke, mit “The Departed” hat er einen Film gemacht mit dem Prädikat “Sehr Gut”, Scorsese wurde vorgeworfen, zu kommerziell geworden zu sein, nun gut der Film war sicherlich nicht günstig, aber er ist abseits des Mainstreams und somit sicherlich kein Blockbuster, wie etwa Gangs of New York. Vor allem bietet er hier keine leicht verdauliche Kost, sondern anspruchsvolles Kino, was selten so genial war. Im Endeffekt ein harter, beeindruckender und vor allem grundehrlicher Film, der viel versprochen hat und das ist das Schöne alles gehalten hat. Einer meiner neuen Top 10 Filme. Wirklich ein beeindruckendes Meisterwerk, welches ich so nicht mehr erwartet hätte.
© Joker6686
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In Zeiten, in denen es noch immer eine große Masse an Leuten gibt, die sich dem asiatischen Filmreich entziehen, mit der Begründung, dass da eh alle gleich aussehen oder man es hier einfach nur mit Asiagedöhns zu tun habe, ist es fast müßig, über den Sinn und Unsinn von Remakes asiatischer Superhits zu sinnieren. Dass das teils einzigartige Flair asiatischer Streifen durch die Neulokalisierung zumeist vollkommen über Bord geht, ist dabei ein Punkt, der den ganzen Ignoranten immer vorenthalten bleiben wird und mein Gott, was sollen diese Leute erst zu den Originalen sagen, wenn sie die Remakes schon genial fanden? Ganz ehrlich? Mir ist das ziemlich egal . Im Zuge diverser Remakes japanischer Horrorstreifen wurde es ja offensichtlich: Remake ist nicht gleich Original und schon gar nicht besser … Dennoch macht man in den USA lustig weiter mit der “Neuinterpretation” asiatischer Filme. Ein Projekt erregte dabei recht früh viel Aufmerksamkeit, wollte doch Martin Scorsese mit diesem Projekt zu seinen Wurzeln zurückkehren. Nach den beiden “Ich will einen Oscar” schreienden Machwerken Gangs of New York (vom Studio zerstört) und Aviator (von Pomp und Glorie erschlagen) wählte Scorsese den asiatischen Superhit Infernal Affairs aus, um wieder back to the Roots zu gehen. Und Scorseses Roots wurzeln nun einmal in der Unter- und Halbwelt und genau da ist Infernal Affairs ja ursprünglich angesiedelt. Und um vor allem auch dem genialen Original gerecht zu werden, werde ich jetzt einmal versuchen, beide Filme gegenüberzustellen, allerdings aus Aktualitätsgründen mit leichter Überpräsenz des Remakes.
Ein junger Mann, nennen wir ihn X, wird nach seiner Ausbildung zum Polizisten als Undercoveragent eingesetzt. Er soll helfen einen mächtigen Verbrecherboss unschädlich zu machen. X nimmt den Auftrag widerwillig an, steigt in der Verbrechenshierarchie rasant auf und wird schnell zu einem engen Vertrauten des Gangsterbosses. Gleichzeitig macht ein anderer junger Mann, nennen wir ihn Y, große Karriere in der ortsansässigen Polizeieinheit. Was keiner weiß: Y ist ein Scherge des Gangsterbosses! X vermutet recht bald, dass in der Polizeieinheit ein Spitzel des Gangsterbosses unterwegs sein muss, da einfach zu viele Polizeieinsätze gegen den Gangsterboss im Nichts verlaufen. Doch wie soll er gegen diesen Spitzel vorgehen ohne sich selbst zu enttarnen? Zumal dieser Spitzel (also Y) ebenfalls vermutet, dass um seinen eigentlichen Auftraggeber – den Gangsterboss – ein Spitzel operieren muss! Und da Y mit der Aufgabe betraut wurde, den Spitzel in den Polizeireihen zu finden und sich somit selbst suchen muss, hat er genügend Zeit, sich seinen Gegner X zurecht zu legen …
Klingt seltsam kompliziert, oder? Stellt sich im fertigen Film allerdings als hochgradig funktionierend heraus und ist ein Hort teils beklemmender Spannung. Dabei sind sich die Handlungen von Infernal Affairs und The Departet absolut ähnlich. Die Grundsituation ist definitiv die Gleiche, das Figureninterieur zu weiten Strecken ebenfalls, der Fortgang der Handlung genauso und die Schlüsselszenen aus Infernal Affairs übernahm Martin Scorsese 1:1 … inklusive der Dialoge. Im Grunde muss man also nur X mit Leonardo diCaprio / Tony Leung ersetzten und Y mit Matt Damon / Andy Lau und schon hat man die Inhaltsangabe des jeweiligen Streifens. Die wesentlichsten Unterschiede findet man dabei natürlich in den Schauplätzen (Hongkong vs. Boston), den Darstellern und ihren Rollennamen und den Versuchen, die Kontrahenten aufeinander treffen zu lassen. Denn wo sich Andy Lau und Tony Leung in Infernal Affairs mehrfach leibhaftig gegenüberstehen, ohne von den Hintergründen des jeweils Anderen etwas zu ahnen, gibt es im Remake nur eine Psychiaterin als Bindeglied zwischen den beiden Antagonisten. Ansonsten liegen die storytechnischen Unterschiede im Detail: Einzelne Figuren der asiatischen Fassung werden verändert oder zu einer Figur zusammengefasst. So ist die amerikanische Psychiaterin ein Konglomerat aus der asiatischen Psychiaterin und Andy Laus Freundin. Außerdem wird Scorsesetypisch deutlich mehr Wert auf das Funktionieren der Mafiastrukturen gelegt, ein Punkt der im Original in Bezug auf die Triaden allenfalls am Rande interessant war. Die wesentlichste Änderung betrifft allerdings den Unterweltboss, der im amerikanischen Remake extrem deutlich herausgearbeitet wird, was nicht immer zum Vorteil des Filmes gereicht, denn hier wird die ungemein spannende Grundsituation um ein Element bereichert, von dem die asiatische Fassung nicht zu Unrecht abgesehen hat. Immerhin steht das Duell der beiden Antagonisten im Mittelpunkt, die Figuren rundherum sind eigentlich nur ein Katalysator oder eben Brandbeschleuniger. Infolgedessen wirkt die asiatische Version einfach kompakter und runder, wogegen das Remake allerdings nicht sonderlich abfällt. Denn auch wenn es ganze 50 Minuten länger ist, wird es wie das Original zu keiner Sekunde langweilig und zieht vor allem zum Ende hin immer mehr an. Dennoch heißt der Gewinner hier Infernal Affairs, der natürlich auch den Originalitätsbonus bei sich verorten darf und das weitaus giftigere Ende bereithält, denn Scorsese wählt einen Ansatz, der zwischen dem Ende der internationalen Fassung und der chinesischen Fassung von Infernal Affairs einen Mittelweg findet und damit zwischen Happy und Unhappyending hin und herpendelt ….
httpv://www.youtube.com/watch?v=QDoOMifJ2L4
Der wesentlichste Unterschied zwischen beiden Filmen besteht in der heraufbeschworenen Atmosphäre. Beide leben zum einem von dem wesentlichsten Storyaspekt, sprich der Spannung, wer als Erstes enttarnt wird und was das für Folgen haben wird. Infernal Affairs lanciert nebenher anhand der Figur von Tony Leung eine wunderbar schwermütige Melancholie, die dem Film etwas seltsam Entrücktes verlieh und dem ohnehin spannenden Grundplot viel Menschlichkeit einhauchte, die einen vor allem mit Tony Leung richtig mitleiden ließ. Scorsese trieb seinem Remake jegliche Form von Melancholie aus. Sein Streifen ist knallhartes, testosterongetränktes Machokino, in dem sich die Protagonisten über kernige One Liner und diverse Schimpf- und Fäkalwortschatzeinlagen unterhalten, während sie wie wildgewordene Terrier aufeinander losgehen. Gemeinsam mit der rauen Optik des Streifens wird hier eine Rohheit und Direktheit etabliert, die jegliche Form von Sensibilität über Bord schickt und sich in rausch- und opernhaft inszenierten, knallharten Gewalteinlagen fast schon orgiastisch entlädt. Ergo ist die Atmosphäre von The Departed über weite Strecken mit purer Energie aufgeladen, voll von roher Kraft, die aber immer ein wenig im Verborgenen schlummert und sich irgendwann extrem entladen muss. Dies geht freilich erstklassig mit der Anspannung der Figuren einher enttarnt zu werden und ist daher dem Original von der Grundidee her sogar überlegen! Da ich aber ein riesiger Fan der in Infernal Affairs transportierten Melancholie bin, gestehe ich hier beiden Filmen einen Gleichstand zu!
Im technischen Bereich überwiegt auch ein sehr ausgewogenes Kräfteverhältnis. Infernal Affairs ist durchgestyltes, brillant durchkomponiertes Augenfutter. Die unter Mitwirkung von Kameraass Christopher Doyle entworfenen Bilder sind farbintensiv, mit wunderschönen Einstellungen versehen und werden mit grandiosen Totalen abgerundet. Die Szenen der Protagonisten auf den Dächern Hongkongs wurden stilprägend und fanden Eingang in die verschiedensten Folgewerken der Chinesen. Die Metropole HK wird formidabel in den Film einbezogen und die ganze Inszenierung wirkt über weite Strecken sehr unaufgeregt, gediegen, ruhig und geht somit Hand in Hand mit der melancholischen Grundstimmung. Ganz anders dagegen das Departed Powerhouse. Wie das Original bindet man den Schauplatz gekonnt ein. Abgesehen von ganz wenigen Ausnahmen setzt es hier dementsprechend dreckige, farbentzogene, düstere, direkte und raue Bilder aus den Hinterhöfen Bostons, in die niemals ein Sonnenstrahl zu fallen scheint. Für den düsteren und direkten Optikansatz schraubte dann auch Kameramagier Michael Ballhaus seine bekanntesten Manierismen (360 Grad Kamerafahrten usw.) deutlich zurück und ordnet sich dem Gesamtkonzept des Filmes unter. Seine eigentlichen Fähigkeiten hätten vermutlich sogar mehr zu dem stylisheren Infernal Affairs gepasst, doch auch in Departed macht er einen hervorragenden Job. Im Bereich der Musik komme ich ebenfalls zu einer Art Gleichstand, da beide Soundtracks auf ihre Weise dem zugrundeliegenden Film über die Maßen gut stehen. Der Infernal Affairs Soundtrack liegt dabei im Scorebereich deutlich vorn und hat wahrlich wunderschöne Themen zu bieten. Diesen Vorsprung macht (der in den eigentlichen Themen sehr schwache) Howard Shore aber mit einer genialen Songauswahl wieder wett, die vor allem in den opernhaften Abschnitten von Departed die Wirkung dieser Sequenzen noch einmal deutlich potenziert!
Wesentlich eindeutiger fällt allerdings der Vergleich bei den Schauspielern aus. Zunächst zu Matt Damon. Damon hat eine einzige Rolle, in der er Charisma und Leinwandpräsenz pur versprüht: Jason Bourne. Alle anderen Rollen davor und danach funktionierten in meinen Augen nicht wirklich. Dieser Film bildet da keine Ausnahme. Vor allem zu Beginn wirkt er hoffnungslos verloren. Ich bin zum Beispiel in meiner Sexualität gefestigt genug, um sagen zu können: Ja, der Clooney, das is nen Frauentyp oder der Clive Owen, der hat was. Aber Matt Damon? Als Womanizer? Als coole Type? Neeeee. So geraten seine Auftritte zu Beginn eher zu Horten unfreiwilliger Komik denn zu schauspielerischen Großtaten. Erst gegen Ende, wenn er in den Bourne Gang schalten darf und eben gehetzt, in die Enge getrieben und dennoch angriffslustig aufspielen darf, hat er seine wirklich gelungenen Momente. Leider ist es da dann schon viel zu spät. Und er muss im Vergleich gegen Andy Lau ran und da wird es dann gleich zappenduster. Lau konnte alle Facetten seiner Figur mit der Leichtigkeit eines Fingerschnippens wiedergeben. Man nimmt dem charmant verschmitzten Kerl den Womanizer und Lebemann zu jeder Sekunde ab und wenn er dann in den fiesen Modus schalten muss, hat man zu keiner Sekunde den Eindruck, dass er sich da großartig anstrengen muss. Das Problem Damons gilt unisono für Leonardo diCaprio. Er mag ein großer Schauspieler unserer Generation sein. Aber hier bekommt man davon nicht allzu viel mit. Zu Beginn beschränkt sich eine Onscreenpräsenz entweder auf böse gucken oder überrascht gucken. Mittendrin legt er mal die Stirn die Falten. Viel mehr ist da nicht. Wie Damon wird auch er erst zum Ende hin souveräner und deutlich besser, hat da aber das Duell mit dem großen Tony Leung bereits haushoch verloren. Mit welcher Omnipräsenz Leung in Infernal Affairs aufspielte. Wie er mit seinem präzisen und nuancenreichen Spiel den Zuschauer spüren ließ, wie verzweifelt er in seiner Situation doch ist (diCaprio darf einmal ansprechen wie belastend das Ganze doch für ihn ist …), DAS war ganz großes Schauspiel und ist eines der Highlights in seiner beachtlichen Karriere! Im Hauptdarstellerbereich unterliegt somit Departed definitiv, kann dafür aber mit einer beachtlichen Nebendarstellerriege aufwarten. Da wären die leider deutlich zu kurz kommenden Alec Baldwin und Martin Sheen, die beide hervorragend und passend aufspielen, beide aber mühelos von dem grandiosen Mark Wahlberg getoppt werden. Er ist schauspielerisch so ziemlich das größte Highlight in Departed, da er seine Szenen – egal wer sein Mitspieler ist – wuchtig und mit viel Charisma an sich reißt und nicht wieder hergibt. Die einzige Frau im Machismozirkus schlägt sich ebenfalls absolut beachtlich. Die wunderschöne Vera Farmiga spielt das bereits erwähnte Bindeglied zwischen Damon und diCaprio und verleiht dem Kraftpaket Departed einige wenige, zutiefst menschliche Züge. An Jack Nicholson als Gangsterboss Frank Costello (“Ich will nicht das Produkt meiner Umwelt sein, die Umwelt soll ein Produkt von mir sein”) werden sich sicher die Geister scheiden. Die einen werden sein unglaublich überzogenes und manieriertes Spiel als genial umschreiben und es vermutlich mit seinem Shiningauftritt oder seinen Teufelsauftritt in Hexen von Eastwick vergleichen, die anderen werden es als ziemlich exaltiertes Overacting abtun. Ich persönlich ordne mich irgendwo dazwischen ein, denn ab und zu hatte sein manisches Minenspiel schon etwas absolut Faszinierendes, hier und da war es aber einfach einen Tick zuviel! Derart detailliert auf die Nebendarsteller von Infernal Affairs einzugehen, ist meines Erachtens nicht so interessant, weil eben Infernal Affairs deutlich auf seine Hauptfiguren zugeschnitten ist und sich kaum Schlenker in andere Richtungen erlaubt. Man muss nur einmal die Screentime von Nicholsons Gangsterboss und dem Infernal Affairs Gangsterboss vergleichen und man weiß, wie bei den jeweiligen Filmen der Hase läuft. Als Ergebnis kann man konstatieren, dass auch in Infernal Affairs die Nebendarstellerleistungen absolut stimmig waren und damit schauspielerisch Departed klar auf Platz zwei landet.
Das ergibt insgesamt ein 4:2 für das Original, das eben meines Erachtens im Storybereich relativ knapp, dafür im Bereich Darstellerleistungen dem Remake absolut überlegen ist. Dennoch handelt es sich hier, trotz des anscheinend klaren Sieges, um ein echtes Fotofinish, denn Scorsese schafft eine unglaublich energetische, kraftvolle und mit Spannung aufgeladene Neuverfilmung, die sich in ihrer rauen Atmosphäre und ihrer konsequenten Umsetzung auch originäre neue Ansätze kreieren kann, die The Departed zu mehr machen als nur einem bloßen Remake. Man merkt, dass er das Potential des zugrundeliegenden Stoffes erkannt und zugleich auch echten Respekt vor der Vorlage hat und deshalb nicht einfach nur hier und da ein paar Ecken glatt bügelt oder mehr erklärt. Dem westlichen Publikum wird Scorseses Herangehensweise sicher ein wenig mehr zusagen, als die Herangehensweise des Originals, weil Scorsese zum einen auf ziemliche Starpower zurückgreifen kann (die ja imo nicht so zündet, doch das merkt man ja immer erst, wenn man schon angelockt wurde ), sehr wuchtig inszeniert, dabei die Spannungsschraube immer mehr anzieht und vor allem eben auch mit teils brachial brutaler Action versieht, die es im Original ja nun wahrlich nicht gab. Kurzum: Infernal Affairs bleibt für mich unerreicht und bekommt 9/10 während das Remake absolut hochverdiente 8/10 von mir einheimst.
In diesem Sinne:
freeman
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