Originaltitel: Adventures Of Ford Fairlane, The__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1990__Produktion: Joel Silver__Regie: Renny Harlin__Darsteller: Andrew Dice Clay, Wayne Newton, Priscilla Presley, Morris Day, Lauren Holly, Maddie Corman, Gilbert Gottfried, David Patrick Kelly, Brandon Call, Robert Englund, Ed O’Neill, Vince Neil u.a. |
Na was haben wir denn hier? Eine saufreche Parodie auf die Musikindustrie und diverse Detektivfilme vom Actionspezialisten Renny Harlin, mit einer unverschämt coolen Hauptfigur im Elvis Style, die denselben Namen trägt wie dessen Karre? Na wenn sich das mal nicht geil anhört? Renny Harlin, der im selben Jahr auch den Kracher „Stirb Langsam 2“ abdrehte, liefert hier ein Werk ab, das weniger actionorientiert, sondern mehr darauf bedacht ist, das komplette Detektiv Genre auf die Schippe zu nehmen und nebenbei auch die damals aktuelle Musikszene zu kritisieren.
Dies wird ausschließlich vom Star Komiker vergangener Tage Andrew Dice Clay bewerkstelligt, der hier eine One Man Show abliefert, die ihresgleichen sucht. Ford Fairlane, seines Zeichens Rock’n’Roll Detective und das quasi amerikanische Gegenstück zu Ryo Saeba, löst schwierige Fälle im Musikbusiness. Genau das macht ihn zu einem alles andere als seriösen Schnüffler. Irgendwo zwischen Elvis Presley und John Travolta siedelt sich sein Charakter im äußeren Erscheinungsbild an, qualmt mehr Zigaretten als Bruce Willis und Chow Yun-Fat zusammen, zieht solch derbe Sprüche, dass Bruce Campbell erblassen würde, und klingt dabei in etwa so wie eine Mischung aus Martin Lawrence und John Di Maggio.
httpv://www.youtube.com/watch?v=duOg1CQQnQs
All das, was seinen Mund verlässt, ist geballte Schlagfertigkeit in einem solch herrlichen Dialekt, dass dieser Film so O-Ton pflichtig ist wie kein zweiter, you know what I’m sayin’? Selbstverständlich ist diese Reininkarnation des ultracoolen Rock’n’Roll Machos, dem vor lauter Sinnlichkeit die Brusthaare aus der Bluse hüpfen, ein Womanizer der gefährlichsten Klasse und so beglückt er bereits zu Beginn des Filmes die Damen in der Disco mit flotten Sprüchen und dicken Schmatzern. Dass sich der Film zu keiner Sekunde ernst nimmt, wird spätestens dann klar, wenn die filmberüchtigte 555-Nummer ausgetauscht wird und Ford versichert, dass das hier auch sicher nicht das wahre Leben ist…LoL
Ford Fairlane ist hier das klare Augenmerk des Filmes, seine Screentime füllt fast 99% aller Szenen, ist er mal nicht im Bild, ist er zumindest nicht weit, und darf schon sehr bald wieder sein unverschämt cooles Grinsen in die Kamera halten und irgendeinen genialen Spruch loslassen. Doch natürlich beschränkt sich der Film nicht darauf, 98min lang irgendwelche Albereien zu zeigen. Auch hier ist so etwas Ähnliches wie eine Story vorhanden. Und die fordert von Fairlane, das abgebrannte Punker-Girl Zuzu Petals zu finden, die etwas mit dem Mord an dem Rock Sänger Bobby Black zu tun haben soll. Dazu kommt noch ein korrupter Musikproduzent, der Fairlane einen verrückten und sadistischen Robert Englund hinterherschickt, der kleine Nachbarsjunge nervt zudem mit dem Auffinden seines Vaters, und die stets eifersüchtige rothaarige Sekretärin, wohl aus dem Hause der Ghostbusters entsprungen, muss auch irgendwie beglückt werden.
Jede Menge zu tun also … doch es bleibt dennoch genügend Zeit, einen langhaarigen Metal Freak aus dem Studio zu scheuchen, um mal eine professionelle Elvis Performance abzuliefern („Now THAT’s Rock’n’Roll“ – Fairlane) und erst recht gibt es genügend Gelegenheiten, sich auch mal gemütlich aufs heimische Sofa niederzulassen und zusammen mit dem Popcorn fressenden Koalabären, der mehr als offensichtlich ein billiges Plüschtier ist, TV zu gucken.
Geht es dann mal wieder an die Arbeit, muss sich Ford in einem mit einigen Dildos und Gummipuppen belagerten Kleinboot mit Smiley (Robert Englund) rumschlagen und mit drei Shotgungs gleichzeitig einige Wasserlöcher in die Wände schießen. Die Jagd geht irgendwann auf einem Friedhof weiter, wo Bobby Black in einem gläsernen, zylinderförmigen Sarg beerdigt wird. Da fahren Ford und Smiley rücksichtslos Grabsteine um und Ford muss zusätzlich die Annäherungen einer vermeintlichen Leiche im Beifahrersitz in Zaum halten.
Nach solch mittleren Katastrophen taucht dann stets der stinkige Lieutenant Amos – für Ford auch Anus (Ed O’ „Bundy“ Neil) – auf und drückt ihm die übliche „was glauben sie wer sie sind, halten sie sich da raus“ Scheiße rein. Doch zu Hause wird’s auch nicht besser. Da wird die geliebte Gitarre und Axt gestohlen, das Haus in einer hübschen Explosion in die Luft gejagt und auch der geliebte Ford Fairlane löst sich überraschend in einem Feuerball auf.
Und so zieht sich das dann auch bis zum Ende durch, wo Ford zusammen mit Zuzu Petals an der Fassade eines Hochhauses hinunterklettern und dabei den Bad Guys aus dem Weg gehen muss. All diese Actionszenen sind ganz nett und solide in Szene gesetzt, Explosionen kriegt Renny Harlin sowieso verdammt gut hin, genauso einige kleine Stunts, doch sie alle sind insgesamt eher klein an der Zahl und auch stets schnell vorüber. Und sie haben auch bei Weitem nicht solch einen Drive wie in den anderen, reinrassigen Actionern des Finnen; speziell bei den paar Kampfszenen wird das deutlich. Wenn man sich aber vor Augen hält, dass der Film in erster Linie gar kein Actionfilm sein will, ist das dann wieder zu verschmerzen, denn Ford Fairlanes Präsenz macht alles wett.
Ob er ganz cool aus der Tür tanzt und dabei einer Kellnerin das Tablett umwirft, einer Familie aus Wisconsin spöttisch entgegnet, aus dem Penis seines Vaters zu kommen, oder einfach nur eine Zigarette anzündet, der Typ ist super in allem, was er sagt und was er tut. Er ist arrogant, viel zu selbstsicher und respektlos, also eigentlich total unsympathisch und alles andere als eine Identifikationsfigur, doch der Kerl macht verdammt nochmal viel Laune und aus dem Film ein einziges Gag Feuerwerk. Die Gags gehen zwar des Öfteren unter die Gürtellinie, aber eben mit so viel Stil, dass man es dem Guten Ford eigentlich gar nicht übel nehmen kann.
Besonders seine Kriegserklärung „You are ten seconds away from the most embarrassing moment in your life“ oder sein Vokabular, das sich über einfallsreiche Begriffe wie „Snapper Head“ und „unfuckin’ believeable“ erstreckt, sind Filmmomente, die ein dickes Grinsen ins Gesicht zaubern.
Die Abenteuer des Ford Fairlane sind ein einziges vulgäres Sprücheklopfer Fiasko, angereichert mit endloser Coolness und der ein oder anderen netten Actionszene, begleitet von stimmigen Rock’n’Roll- und Metal Stücken. Fairlane raucht, flucht und albert sich fürchterlich durch den Film, kritisiert in seinen Monologen die aktuelle Musikszene, die nicht mehr das ist, was sie mal war, und sein Darsteller Andrew Dice Clay spielt ganz nebenbei sämtliche Schauspieler an die Wand. Er allein trägt den Film, die restlichen Charaktere sind nur dazu da, damit er an jemandem seine Sprüche ablassen kann, obwohl er das auch zur Genüge in Selbstgesprächen tut.
Einzig und allein bei den Actionszenen müssen Abstriche gemacht werden, da sie eben viel zu stiefmütterlich behandelt wurden. Die frühere FSK 18 Freigabe war eher fragwürdig, denn bis auf den brennenden Bad Guy bleibt der Film weitestgehend unblutig und vollkommen splatterfrei. Und dass für die vulgären Witze auch eine FSK 16 Freigabe reicht, bestätigte unlängst die FSK, die den Film auf eine FSK 16 herabstufte.
Auch wenn der Streifen kein Actionfilm sein will, wären ein paar richtig fetzige Bombastszenen wünschenswert gewesen, da jene der ganzen Party die Krone aufgesetzt hätten, insbesondere da Actionspezialist Renny Harlin hier Regie führte. Dann wäre vielleicht sogar die Höchstpunktzahl drin gewesen. Doch es bleibt bei einer herrlich komischen Detektiv Parodie, die zu Unrecht floppte und zu Recht zum Kultfilm wurde.
Ford Fairlane erschien unlängst mit einer FSK 16 Freigabe uncut im Rahmen der „Action Cult Uncut“ Reihe von Twentieth Century Fox.
© Sir Jay
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