Originaltitel: Dak Siu San Fan__Herstellungsland: China__Erscheinungsjahr: 2013__Regie: Clarence Fok__Darsteller: Donnie Yen, Andy On, Jing Tian, Zhang Hanyu, Collin Chou, Paw Hee-Ching, Ronald Cheng, Frankie Ng Chi-Hung, Ken Lo, Yang Zhigang u.a. |
Der Polizist Zilong Chen ist seit Jahren undercover in der Bande von Cheung Mo-Hung tätig und versucht so viele Informationen wie möglich über deren kriminelle Aktivitäten zu sammeln.Doch mit der Zeit scheinen ihm die Hongkonger Gangster immer weniger zu vertrauen und Zilong befürchtet immer mehr, dass er enttarnt wird. Also will er aussteigen, doch die Polizei möchte auf seine Dienste noch nicht verzichten. Man versetzt ihn aufs vermeintlich sichere chinesische Festland. Hier soll er Sunny im Auge behalten. Ein aufstrebender Krimineller, der Cheung Mo-Hung aus seiner Position verdrängen und die Geschicke von dessen Organisation in die eigenen Hände nehmen möchte.
Doch Cheung Mo-Hung scheint genau das zu ahnen und er behält seinerseits sowohl Zilong als auch Sunny im Auge. Schnell muss Zilong merken, dass egal wo er auch tätig wird, er dem organisierten Verbrechen nicht mehr entfleuchen kann. Derweil traut ihm Sunny noch weniger über den Weg als Cheung Mo-Hung. Als er jedoch irgendwann Zilongs Mutter bedroht, geht er damit den berühmten Schritt zu weit und sieht sich einem entfesselt wütenden Undercover-Cop gegenüber…
httpv://www.youtube.com/watch?v=gk3qO-D1Xl8
Was in der Beschreibung noch halbwegs geradlinig und plausibel klingt, gerät in dem eigentlichen Film „Special ID“ zu einer wirren Anhäufung von Szenen, die weder kohärent noch stringent wirken, keinerlei Spannung erzeugen können und die Momente zwischen den Actionszenen zu echten Geduldsproben verkommen lassen. Weder wirken die handelnden Personen oder ihre Motive plausibel noch werden diverse angerissene Handlungsstränge zu Ende erzählt. Irgendwann versteift sich der Film dann einfach auf das Duell zwischen Zilong und Sunny, ohne dass dem Zuschauer so recht klar wird, warum eigentlich der eine auf den anderen so einen Hass hat. Ganz nebenbei wird dann auch der Undercover-Cop enttarnt, ohne dass dies irgendwelche Auswirkungen auf die Handlung hätte. Und Cheung Mo-Hung, zunächst als große Bedrohung eingeführt, spielt auf einmal so gar keine Rolle mehr. Was freilich umso trauriger ist, wenn man bedenkt, dass der Gangsterboss von Martial Artist Collin Shou („Matrix Reloaded“) gegeben wird, der in „Flash Point“ mit Donnie Yen („Blade 2“) eine geniale, wuchtig brutale Kampfsporteinlage bestritten hatte. Zumindest darf er in „Special ID“ einer Frau die Haare schneiden. Ist doch auch was…
Dass Actionfilme durchaus verschlungene Wege gehen können, um von A nach B zu gelangen, ist vor allem seit dem DTV-Zeitalter keine Besonderheit mehr. Und sobald die Action zwischen den Handlungsszenen stimmt, ist man meist auch gewillt, den Filmen genau diese Problematik zu vergeben. Doch leider liefert „Special ID“ auch hier nicht vollends ab. Mag sein, dass hier in meine Enttäuschung die allgemeine Erwartungshaltung an einen Donnie Yen Film massiv mit hineinspielt. Denn als Actionfan erwartet man nun einmal von Yen automatisch bahnbrechende Kampfchoreografien, zumal, wenn er wie hier die Regie der Actionszenen übernommen hat. Doch leider wirkt Yen durchgehend ziemlich gebremst.
Der einleitende Fight in einem Mahjong-Salon etwa scheint nie so recht durchzustarten, deutet aber schon an, dass Yen den Film über auf eine geerdete Choreographie setzt. Wirework kommt beispielsweise maximal in den Momenten zum Einsatz, wenn Gegner von der Wucht seiner Schläge davongeschleudert werden. Ansonsten fällt auf, dass er nicht auf einen speziellen Stil setzt, sondern diese munter ineinander übergehen lässt. Von harten Gitarrenriffen voran gepeitscht ist die erste Actionszene auch schon schnell wieder Geschichte. In seiner zweiten großen Fightszene kommen Yens Fähigkeiten dann deutlich mehr zum Tragen. Hier kämpft er gegen mehrere Gegner gleichzeitig und ist deutlich mehr darauf bedacht, sich jene vom Leib zu halten. Dementsprechend langt er wuchtiger hin und lanciert auch den einen oder anderen brutaleren Schauwert. Die nächste Actionszene gehört Yens Co-Star Tian Jing, die zuletzt neben Jackie Chan in „Police Story – Back for Law“ zu sehen war. Die aparte junge Dame verfrachtet Yen dabei gerne mal in ein Rigging-Geschirr und lässt sie wahnwitzige Sprünge bei der Jagd auf einen Sniper vollführen. In dieser Szene wird dann im Übrigen auch mal ordentlich geballert.
Waren die bisherigen Actioneinlagen allesamt eher kurz gehalten, legt Yen im Showdown richtig los. Eine Autoverfolgungsjagd eröffnet die letzte Actionszene des Filmes. Während dieser rasanten Jagd darf zunächst Tian Jing unglaubliche Gelenkigkeit beim Fight in einem der Autos beweisen. Danach treffen dann Andy On („Three Kingdoms“) und Donny Yen einigermaßen wuchtig aufeinander. Leider greift Yen hier irgendwann auf das Mixed Martial Arts typische Grabbling zurück. Dabei gehen zwar die präsentierten Haltegriffe ungeheuer dynamisch und fließend ineinander über und wird überdeutlich, wie versiert Yen bei diesen Moves zu Werke geht, gleichzeitig geht dem Endfight so aber auch eine spektakuläre Note und auch eine gewisse Brutalität weitgehend verloren. Letztere versucht Yen zwar über harsche Fausthiebe während den Haltegriffen wieder in den Film zurückzuholen, ein brutaler Kick gegen den Kopf spielt aber dennoch in einer ganz anderen Liga. Und wenn ich ganz ehrlich bin, erschienen mir die aufgefahrenen Haltegriffe in der kolportierten Situation einfach nicht wirklich zweckdienlich bzw. zielführend.
Zumindest inszeniert Yen die Action sehr dynamisch. Die Kamerafahrten während der Fights sind sehr flott und machen echt Laune. Die Fights präsentiert er weitgehend in Totalen, so dass die Übersicht nie verloren geht. Und auch der Score unter den Actionszenen ist schön treibend geraten. Dennoch fehlt allen Actionszenen das berühmte gewisse Etwas. Vor allem in Form spektakulärer Schauwerte. Und das gilt unisono für den seltsam zerfahrenen Film, der in den Handlungsszenen etwas überfordert wirkende Darsteller präsentiert, die sich nicht nur dank tumb erscheinender Dialoge immer wieder ins Overacting flüchten. Zumindest werden sie dabei von Oscarpreisträger Peter Pau („Tiger and Dragon“) an der Kamera toll in Szene gesetzt. Am Ende kann man nur konstatieren, dass man sich von einem neuen Donnie Yen Jetztzeit-Actioner – welche in Yens Filmographie in letzter Zeit immer rarer geworden sind – gerade aufgrund von Krachern wie „Killzone“ alias „SPL“ und „Flash Point“ einfach viel mehr erwartet hat. Doch statt fetter Action und einer funktionalen Undercover-Cop-Story bekommt der geneigte Zuschauer etwas höhepunktlose Action in einer vollkommen saft- und kraftlosen Story geboten, in deren Rahmen nicht einmal der zumindest saucool aussehende Yen so richtig weiß, wie er schauspielern soll: Ist er nun Kasper oder tragischer Held? Wer weiß…
Die deutsche DVD/Blu-ray erscheint am 14. August 2014 von Universal Pictures und ist mit einer FSK 16 Freigabe ungeschnitten.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
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