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The Dark Knight

Originaltitel: Dark Knight, The__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2008__Regie: Christopher Nolan__Darsteller: Christian Bale, Michael Caine, Heath Ledger, Aaron Eckhart, Maggie Gyllenhaal, Gary Oldman, Morgan Freeman, Eric Roberts, Cillian Murphy, Anthony Michael Hall, Michael Jai White u.a.
The Dark Knight

Batman im Kampf gegen den Joker in “The Dark Knight”. Mit dabei: Michael Jai White und Eric Roberts

Seit mit Batman ein neuer Big Player im Kampf gegen das Verbrechen in Gotham City aufgetaucht ist, befindet sich die Stadt in einer Art Schwebezustand. Unwissend, ob sie einem gesetzlosen Outlaw auf seinem Rachefeldzug zujubeln darf, schaut die Gothamer Bevölkerung ohnmächtig dem Treiben des finsteren Gesindels und seines Widersachers zu. Auch die zwielichtigen Gestalten Gothams sind verunsichert, werden sie doch Batman nicht Herr. Und Batman selbst muss bemerken, dass ein Einzelner niemals gegen das Unrecht dieser Welt ankommen kann. Die Situation ist mehr als verfahren.

Ergo beschließt Batmans Alter Ego Bruce Wayne, einem neuen Staatsanwalt namens Harvey Dent in die Karten zu spielen, der einem strahlenden Ritter gleich in der Unterwelt aufzuräumen bereit ist. Bruce Wayne bewundert diesen neuen Prototyp des Kämpfers gegen das Verbrechen zutiefst, obwohl Harvey Dent ihm seinen Love Interest Rachel Dawes ausgespannt hat. Doch noch bevor Harvey Dent seinen Kreuzzug gegen das Verbrechen starten kann, eskaliert die Situation. Die Mafia engagierte einen neuen Killer, der nur ein einziges Ziel hat:

Manche Menschen wollen einfach nur die Welt in Flammen sehen …

Der Joker. So wird der Killer ehrfurchtsvoll genannt. Und dieser Joker stürzt Gotham in eine so nie gesehene Schockstarre, überzieht er doch die ganze Stadt mit Tod und Verbrechen. Und um ihn zu vernichten, wird Batman gegen seine eigenen Regeln verstoßen müssen …

“Batman – the Dark Knight” ist, was seine Kosten und sein Einspielergebnis angeht, der Prototyp dessen, was man heute als Blockbuster bezeichnen würde. Doch schaut man sich aktuelle Blockbuster an, wäre dieses Brandzeichen für den dunklen Ritter genauso unpassend wie das simple Branding als Comicverfilmung. Denn im Gegensatz zu ALLEN aktuellen Blockbustern und Comicverfilmungen bedient sich “Batman – The Dark Knight” Tugenden, die kaum einer der aktuellen Blockbuster oder Comicfilme zu bedienen vermag. Die wichtigsten Punkte sind dabei die vielschichtige, vor Überraschungen und Twists überlaufende, sehr spannende und richtiggehend epische Geschichte und die grandiosen, sich in alle Richtungen entwickelnden, ungemein faszinierenden Charaktere, die mittels brillanter Dialoge miteinander interagieren. Dabei funktioniert “The Dark Knight” sowohl als oberflächliche Actionsause als auch als subtextreiche Allegorie auf unsere Zeit.

Schon erste Plakate zu “The Dark Knight” präsentierten den dunklen Ritter vor einem Gebäude, in dem eine brennende Lücke in Form einer Fledermaus klaffte und dabei überdeutlich an die Bilder um den 11. September erinnerte. Und genau dieses Bild/Poster umschreibt deutlich, wie “The Dark Knight” unterschwellig funktioniert. Denn hier schwingen im Subtext so viele aktuelle Themen mit, dass man ab und an sogar das Gefühl bekommt, der Film sei damit förmlich überladen. Es gibt Diskussionen zum Thema Anarchie, geschaffen durch puren, unkontrollierbaren Terrorismus. Auch Diskurse zum Terror selbst finden ihren Weg in den Film. Vor allem verkörpert durch den Joker, der hier daherkommt wie das urwüchsige Böse. Der Prototyp des Terroristen, den Motive wie Geld und Macht zu einem irren Lachen verleiten, denn sein einziges Ziel ist das Chaos. Nichts mehr und nichts weniger. Und um diese Figur besiegen zu können, muss der aufrechte Bürger Grenzen überschreiten. Selbst wenn das heißt, sich in einem Patriot Act selbst diverser Rechte zu beschneiden. Dass er damit aber selbst fragwürdige Wege beschreitet oder beschreiten muss – grandios transportiert durch einen mehr als nur ohnmächtigen Bruce Wayne/Batman – spart Christopher Nolan in seiner Allegorie auf den Post 9/11 Terror nicht aus. Denn laut Nolans Ansatz ist der Hauptantrieb des Terrors die Angst aller Menschen, und wenn man heute sieht, wie man alleine mit dem Begriff „Terror“ selbst Eingriffe in unsere Privatsphäre rechtfertigen kann, ist klar, dass auch wir inzwischen nur in einer permanenten Atmosphäre der Bedrohung vor uns hin mäandern. Schwere Themen, fürwahr, aber auf wahrhaft großartige Weise über den Film transportiert.

httpv://www.youtube.com/watch?v=dgbUXK-HI_E

Doch all diese Punkte kann man auch mühelos ausblenden und “The Dark Knight” als oberflächliche Stylebombe und Unterhaltungsmaschine betrachten. Zwar beschneidet man sich damit selbst des interessanten Subtextes, wird aber genauso prächtig unterhalten. Das liegt an der fintenreichen, sehr intelligent aufgezogenen, oftmals an den Grenzen zum Epos kratzenden Geschichte, die den Streifen permanent vorantreibt und einen unglaublichen Spannungsbogen aus sich selbst heraus zu erzeugen in der Lage ist. Was dabei vor allem auffällt, ist, dass “The Dark Knight” dem Reboot des Franchises folgend seine eigentliche Hauptfigur – Batman – niemals zu dem Pausenfüller degradiert, zu dem ihn die ersten vier Filme des Franchises immer und immer wieder machten. Denn wer waren die wahren Helden in Batman I – IV? Klar: Joker, Pinguin & Catwoman, Riddler und Two Face und Mr. Freeze. Zwar ist auch in “The Dark Knight” der Joker die faszinierendste Figur, die IMMER die Highlights setzt, doch Batman ist und bleibt der Motor der Geschehnisse und peitscht permanent die Handlung nach von.

Diese kulminiert immer wieder in grandiosen, sich schlüssig aus der Handlung ergebenden Actionszenen, die so gigantisch daherkommen, dass es einem den Atem abschnürt! Dabei hat Christopher Nolan einen Hauptkritikpunkt seines ersten Batmanstreifens technikbedingt beseitigen können. In “Batman Begins” gerieten viele der Actionszenen für den geneigten Filmfan zu verwackelt, zu hektisch geschnitten und vermiesten so manchem den Kinobesuch. Diesmal jedoch entschied sich Nolan für IMAX Kameras, um einerseits den Film IMAX-Kinotauglich zu machen, andererseits um noch brillantere Bilder für die „normalen“ Kinos zu erschaffen. Dabei machten genau die IMAX Kameras einen Wackelkameraansatz so gut wie unmöglich, dazu sind sie nämlich viel zu klobig und schwer. Ergo bebildert Nolan die Action unglaublich geerdet, mit fast schon nüchternen Bildern, die ihre Rasanz und Energie einzig aus dem gebotenen Eye Candy vor der Kamera beziehen und nicht durch Schnitt und Wackelfirlefanz aufgewertet werden müssen.

Und was man dann für Actionszenen abbrennt, ist einfach nur gigantisch. Vor allem, wenn das Batmobil wieder anrollt und einer Abrissbirne auf vier Rädern gleich die ganze Stadt niederwalzt, schlägt das Herz jedes Actionfans schneller. Dabei erstaunt vor allem der unbedingte Wille, selbst die komplexesten Actionszenen nicht am Rechner zu erschaffen. Ob sich ein Truck MIT Anhänger über die Querachse überschlagen darf oder Laster in die Decke eines Unterführungstunnels gerammt werden, der Aufwand macht einfach nur Staunen. Doch auch die Actionszenen abseits der großen Desasterszenen rocken amtlichst. Vor allem Batman hatte offensichtlich ein paar Lehrstunden in Sachen Vollkontaktsport und darf diverse Knochen und Kauleisten in alle Himmelsrichtungen verbiegen. Und das so brachial und druckvoll und dennoch elegant choreographiert, dass es ein Genuss ist! Und wem das immer noch nicht reicht, dem sollte dann spätestens bei der seit Ewigkeiten nicht mehr gesehenen Realexplosion eines mehrstöckigen Krankenhausgebäudes der Sabber aus der Kinnlade fließen. Einfach grandios.

Im Zusammenhang mit der edel bebilderten Action muss man dringend auch den Soundtrack hervorheben. Dieser kommt genauso themenstark daher wie in Batman Begins und verarbeitet vor allem das sehr gelungene Thema sehr häufig. Doch genau in der Action hat die Musik komplett Pause! Nolan verzichtet selbst in den gigantischsten Actioninfernos auf eine musikalische Untermalung zugunsten eines extrem brachialen Sounddesigns, das die Hosenbeine im Kinosaal flattern lässt. Und die Entscheidung ist gar nicht dumm, wirkt die Action dadurch doch noch heftiger und vor allem direkter/unmittelbarer, was den Realitätsanspruch der gesamten Chose trefflich untermalt! Und auch wenn Hans Zimmer und James Newton Howard in den Actionszenen nicht glänzen dürfen, haben sie zumindest einen grenzgenialen Einfall in den Film einbringen dürfen.

Dieser betrifft das Thema des Jokers. Es ist weniger ein musikalisches Thema, es ist viel mehr eine Ahnung, ein nervöses Flirren, eine Art Soundteppich, der teils Minuten vor dem Erscheinen des Jokers einsetzt und sein Kommen unterschwellig ankündigt, um dabei bereits die Atmosphäre der Bedrohung und Ungewissheit zu lancieren, die die Auftritte des Jokers so extrem wirkungsvoll machen. Ist der Joker dann da, steigert sich dieses Flirren mit dem „Geisteszustand“ des Jokers, der dann wie die Musik mehr und mehr abdreht und mit dem Thema gemeinsam zum verstörenden Höhepunkt kommt, der in grimmigsten Humor und/oder brachialer Gewalt kulminieren kann.

Und damit sind wir beim Thema: Der Joker. Das Urböse. Ein Freak. Ein Junkie. Übergroß verkörpert von Heath Ledger, der hier zum letzten Mal zeigen durfte, warum er zu einem der hoffnungsvollsten Jungdarsteller des aktuellen Hollywoodkinos gehörte. Er macht die überkandidelte Vorstellung von Jack Nicholson als Joker komplett vergessen (einzig die wenig gelungene deutsche Synchronisation versucht ihn in die Nicholson Ecke zu drängen!). Was Ledgers Vorstellung mit Nicholsons Jokerdarstellung gemein hat, ist, dass er in seinen Szenen ALLE Aufmerksamkeit auf sich zieht und ALLE anderen Darsteller an die Wand spielt! Dabei etabliert er bereits bei seinen ersten Auftritten einen ungemein bösen Humor im Film, der alleine schon die relativ hoch erscheinende FSK 16 Freigabe rechtfertigt. Und alleine seine „Ich habe da einen Zaubertrick. Ich lasse diesen Bleistift verschwinden“ Szene, macht klar, wie der Joker im ganzen Film funktioniert und was ihn von Nicholsons Interpretation unterscheidet: Ledger macht den Joker nicht zu einer Witzfigur, sondern zu einer unberechenbaren Mordmaschine, die im einen Augenblick zu offenherzigen Lachern animiert, um keine zwei Sekunden später das Lachen ungläubig verstummen zu lassen. So auch bei der Bleistiftszene, die so ziemlich die zynischste Einlage eines Blockbusters seit Ewigkeiten darstellt. Es ist schade, dass wir Ledger nie wieder so werden wüten sehen dürfen, zumindest ist es aber eine Art Trost, dass er sich mit einem riesigen Urknall aus unserer Wahrnehmung verabschieden durfte und eine Leistung hinlegen durfte, die niemals vergessen werden wird. RIP Heath.

Der Rest der Darsteller macht einen mehr als hervorragenden Job. Christian Bale müht sich nach Leibeskräften und kann vor allem die Selbstzweifel seiner Figur grandios transportieren. Aaron Eckhardt als Harvey Dent habe ich selten so intensiv und kraftvoll aufspielen sehen, was die tragischen Entwicklungen um seine Figur nur umso eindrucksvoller macht. Michael Caine und Morgan Freeman geben erneut die Grand Seigneurs des Streifens und sorgen für einen – teils dringend benötigen – auflockernden und humorigen Unterton. Gary Oldman als Det. Lt. James Gordon darf mit ungewohntem Understatement als zweite große Überraschung des Streifens gewertet werden. Seine Rolle wird stark vertieft und ausgebaut und verschafft dem Film eine weitere, sehr aufrechte und positive Identifikationsfigur, die Oldman grandios steht und von ihm mit viel Leben ausgefüllt wird. Ein echtes Problem ist Maggie Gyllenhaal als Rachel Dawes. Die Figur selber war schon in “Batman Begins” überflüssig wie ein Kropf, was sich auch in diesem Film deutlich bemerkbar macht. Zwar darf sie die Dreiecksgeschichte zwischen ihr, Bruce Wayne und Harvey Dent befeuern, doch genau diese Kiste funktioniert so gut wie gar nicht, da man weder Eckhardt und Gyllenhaal noch Bale und Gyllenhaal so etwas wie funktionierende Chemie unterstellen kann. Obendrein stakst Frau Gyllenhaal seltsam ungelenk durch die gesamte Inszenierung und scheint selbst nie so recht zu wissen, was sie eigentlich in diesem Film zu suchen hat. Glücklicherweise löst sich dieses Problem in diesem Film gleich von selbst …

Was bleibt ist das Opus Magnum des Comcifilms. Die Neuinterpretation des Begriffes Blockbuster, fernab von „Hirn raus, Film ab“ Dimensionen. Egal, was man in “The Dark Knight” sehen will, er ist in jeglicher Beziehung perfekt. Sei es die Allegorie auf unsere Zeit der Angst oder der pure Entertainmentfaktor, es geht nicht mehr besser. Alles wird auf eine ganz neue Stufe gehoben und dürfte auf Jahre absolut unerreichbar bleiben. Man kann nur hoffen, dass Christopher Nolan dem Franchise noch lange erhalten bleibt und diese Reihe nach seinem Gutdünken weiterprägen darf … und hoffentlich gelingen ihm weiterhin derartige Glücksgriffe hinsichtlich der Besetzung „seines“ neu etablierten dunklen Ritters. Der Pflichtfilm des Jahres!

In diesem Sinne:
freeman


The Dark Knight

Ein Alternativcover von “The Dark Knight”

Jawoll, so muss eine Fortsetzung aussehen! Eine Verbesserung in allen Belangen. “Batman Begins” wurde mir persönlich etwas zu sehr gehypt, dafür dass der Film nicht ganz das sein konnte, was er sein wollte: Ein absoluter Ausnahme-Blockbuster. “The Dark Knight” dagegen wird diesem Anspruch nun weitaus mehr gerecht. Christopher Nolan verfügt nun über weitaus mehr Regieerfahrung in diesem Genre und (noch viel wichtiger) hat ein Drehbuch abgeliefert, das es in Sachen Charakteren und Dialogen wirklich in sich hat. Das Ergebnis ist ein technisch perfekt feingeschliffener “Batman Begins” mit einem diesmal wirklich beeindruckenden, unvergesslichen Gegenspieler.

Batman selbst – alias Bruce Wayne – kommt dabei auch nicht zu kurz und wird von den Bürgern, der Polizei als auch der Staatsanwaltschaft thematisiert, da seine über Gesetze überschreitende Selbstjustiz durchaus in Frage gestellt werden darf. Und doch bleibt die Zusammenarbeit zwischen Wayne, Lt. Gordon (Gary Oldman) und Harvey Dent (Aaron Eckhart) bestehen, erst recht, als der Joker auftaucht, die Mafia unter seine Kontrolle bringt, und das absolute Chaos walten lässt. Seine Beweggründe sind simpel: Er möchte die Welt einfach nur brennen sehen!

Viel Hintergrundstory hat der Joker in diesem Film damit zwar nicht zu bieten (genaugenommen gar keine), macht das aber mit mächtig viel Stoff zum Nachdenken wett, wenn er eines seiner perversen Zwickmühlen-Spielchen anfängt und Autoritäten wie Polizei und Staatsanwaltschaft vor moralisch fragwürdige Entscheidungen stellt. Genau das ist es, was Heath Ledgers Joker in “The Dark Knight” so bedrohlich und psychisch krank macht. Im direkten Vergleich zur Nicholson-Variante aus dem 89er Batman Film zieht Ledger in Sachen “gewissenloser kranker Psychopath” eindeutig den Längeren. Wenn der Joker in “The Dark Knight” zwei vollbemannten Passagierschiffen die Möglichkeit gibt, das jeweils andere in die Luft zu jagen, nur um selbst dem explosiven Tode zu entgehen, oder ganz einfach androht, ein x-beliebiges Krankenhaus in die Luft zu jagen, wenn nicht binnen einer Stunde ein ihn nervender Anwalt kaltgemacht werde, dann kann man das Vorgehen des Nicholson-Jokers getrost als harmlosen Kindergarten abtun.

Gut, das sind zwar alles Ideen, die mehr dem Drehbuch zuzuschreiben sind, doch dann ist da noch Heath Ledger selbst, der mit seiner Mimik, seinen Gesten und dem bewusst schlecht geschminkten Gesicht dem Joker eine unberechenbare Bedrohlichkeit einhaucht, die Nicholson tatsächlich als Witzfigur erscheinen lässt. Mit diesem total fertigen Gesicht, der krankhaft verspielten und doch wiederum tödlich gefährlichen Art erinnert Ledger auch ein Stück weit (mich zumindest) an Brandon Lees Eric “the Crow” Draven.

Dank Ledger’s Schauspiel und dem Drehbuch, das den Joker im Vorfeld noch gefährlicher und psychopathischer als in bisherigen Batman Abenteuern auslegte, bietet “The Dark Knight” einen der wohl erinnerungswürdigsten Filmbösewichte aller Zeiten. Wenn man etwas kritisieren möchte, dann vielleicht die Tatsache, dass der Joker in dem Film von Anfang an existiert und scheinbar bereits seit Langem sein Katz und Maus Spielchen mit Batman am Laufen hat. Batman Fans wissen das natürlich, doch für den unvorbelasteten Kinogänger und auch in Anbetracht von Nolans Anspruch, das Franchise von Beginn an neu zu interpretieren, wäre es gut gewesen, den Joker als ungeschminkten, die geordnete Gesellschaft satthabenden Bürger darzustellen, ehe er zum Joker wird und seine Erzfeind Beziehung zu Batman durch mehrere Begegnungen erst einmal aufbaut.

Diesen Charakter-Development darf Harvey Dent durchmachen, der im Batman Universum bekanntlich durch einen Unfall zu Two Face wird. Aaron Eckhart spielt den Staatsanwalt überzeugend und verleiht dieser Figur auch durchaus Profil, sein Wandel zu Two Face jedoch krankt an einem stereotypen Motiv. Es nervt fast schon, mal wieder eine Figur zu erleben, die einen schrecklichen Verlust erleidet und die Leute, die eigentlich nur helfen wollten, verantwortlich macht, ihnen unterstellt, sie hätten nicht ihr Bestmöglichstes getan und schließlich Rache walten lässt, indem er entsprechenden Personen das gleiche Leid zufügen möchte und dabei selbstverständlich auch über (unschuldige) Leichen geht.

Davon abgesehen gibt Aaaron Eckhart einen hervorragenden, markanten Two Face ab, dessen im Vergleich zu den bisherigen Interpretationen noch extremer zerfetztes/verbranntes Gesicht dieser Figur neue Impulse verleiht und das Gefühl des Verlustes dem Zuschauer umso bewusster macht. Einen Vergleich mit Tommy Lee Jones will ich da erst gar nicht ziehen.

Natürlich sind auch Morgan Freeman und Gary Oldman in ihren Besetzungen wieder erstklassig, vor allem Herr Oldman kann wegen seiner gut ausgearbeiteten Figur James Gordon so richtig punkten; Maggie Gyllenhaal als Ersatz für Katie Holmes stellt zwar eine Verbesserung dar, macht jedoch ihre Figur Rachel Dawes für die Handlung nicht unbedingt interessanter. Sie ist zwar für Harvey Dents Charakterwandel wichtig, will in der Dreckecksbeziehung zwischen ihm und Bruce Wayne allerdings nicht wirklich funktionierende Chemie aufkommen lassen.

An Christian Bale als Batman habe ich mich nun mittlerweile gewöhnt. Liegt wohl daran, dass er in den Kampfszenen nun weitaus souveräner und überzeugender agiert, als in “Batman Begins”. Der verbesserte Schnitt ist dabei eine große Hilfe, Batman hat nun viel bessere, actionreichere, dramatischere, spannendere Szenen als im Vorgängerfilm zu bewältigen, und wirkt deswegen nun auch um einiges heldenhafter. Er hat so einige atemberaubende Flugszenen über die Häuserschluchten von Gotham (und auch Hong Kong) zu bewältigen, darf kräftig und professionell die Fäuste fliegen lassen und wird mit seinem Batmobil in so einige halsbrecherische, explosive Crashs verwickelt, bei denen es ordentlich kracht und scheppert.

Der sich vertikal überschlagende Truck ist sicher eines der großen Highlights des Filmes und bietet zusammen mit dem Raketen verschießenden Joker actiontechnisch all das, was ich in “Batman Begins” vermisst habe: Blockbusterreife Action. Die dominierenden Nachtkulissen, der epische Score und die Präsenz des Jokers lassen zusätzlich eine bedrohlich düstere Atmosphäre aufkommen. Hier kann Batman wirklich aufblühen, und da erstrahlt dann auch schon Christian Bales Bruce Wayne in einem besseren Licht. Der hat nun zwar weniger Charaktertiefe als in “Batman Begins”, bekommt dafür aber eben umso mehr als Batman zu tun und wirkt dadurch letztlich auch um einiges heldenhafter.

Dabei will er gar nicht der Held sein, den ganz Gotham in ihm sieht. Christopher Nolan bringt hier Batmans Funktion für Gotham zur Sprache, so dass sich die Bezeichnung “Held” im Laufe des Filmes relativiert. Das nenne ich reifes Blockbuster Kino.

“The Dark Knight” ist wahrlich mehr als nur unterhaltsames Popcornkino. Das Handeln und Tun des Jokers ist schockierend, lässt die Kinnlade nach unten sacken und bietet Stoff für ausgiebige Diskussionsrunden. Die Gesellschaftskritik entlarvt den Durchschnittsbürger als gewissenlosen Egoisten, zeigt wie er Chaos verursacht und damit den anarchistischen Idealen eines Jokers nachgeht. Abgesehen davon: Perfekt inszeniert (wenn auch gegen Ende doch wieder etwas zu hektisch geschnitten), mit spektakulärer Action plus intelligenten Dialogen versehen und mit einem riesengroßen, hundsgemeinen, (auch dem Zuschauer) angsteinflößenden Bösewicht gesegnet, der seinesgleichen sucht. Das macht “The Dark Knight” zu einer der intelligentesten und anspruchsvollsten Comicverfilmungen überhaupt.

© Sir Jay


Die Vorfreude auf “The Dark Knight” war vielerorts riesig. Und die erste Kritikwelle der USA erreichte Europa schon bald – Internet sei Dank. Zwischenstand vor einigen Wochen: Ein Durchschnittswert von 9.2 auf der IMDB-Database und dies nach 140 000 Stimmen. Wow. Die Vorfreude wuchs…

Inhalt:
Bruce Wayne (Christian Bale) räumt als Batman in Gotham weiterhin die Straßen auf. Soeben Scarecrow eingebuchtet, macht jedoch ein neuer Bad Guy den braven Bürgern von Gotham City das Leben schwer. Der Joker (Heath Ledger), ein mysteriöser Psychopath mit dem Herzen eines kaltblütigen Killers, vergeht sich an der Stadt und ihren Bürgern – und zwingt Batman, Jim Gordon und Harvey Dent zum Handeln.

War “Batman Begins” schon ein erstes Zeichen, in welche Richtung das Batman-Franchise sich schon viel früher hätte entwickeln können, folgte mit “The Dark Knight” nun die Spitze des Eisbergs. “Batman & Robin” darf nun endgültig verdrängt und vergessen werden. Christopher Nolan schrieb spätestens mit “The Dark Knight” moderne Filmgeschichte.

Befasste sich “Batman Begins” ausführlich mit dem Charakter Bruce Waynes’, hält sich dieser im neuen Film vornehmlich zurück. Ja, Batman wirkt nicht wie der Hauptcharakter von diesem Batman-Film. Dies ist die Heath Ledger-Show. Und mein Gott, was für eine kranke Performance dieser Mann hier abliefert, spottet jeder Beschreibung. Und, um es gleich zu deklarieren, auch wenn der gute Mann jetzt noch leben würde, das Schauspiel, welches er in “The Dark Knight” präsentierte, war absolut… keine Worte dafür… ich suche ein Wort, welches die Synonyme “sensationell”, “krank” und “phänomenal” übertrifft. Maggie Gyllenhaal übernimmt die Rolle der Katie Holmes und im Gegensatz zum Re-Cast von “The Mummy 3” wurde in “The Dark Knight” alles richtig gemacht. Gyllenhaal war eine absolut würdige Neubesetzung der Rachel und wurde auch Katie Holmes Darstellung im ersten Teil gerecht. Well done. Ebenso war Aaron Eckhart als Harvey Dent sehr gut besetzt. Musste doch vor allem sein Part einiges an Kritik einstecken, fand ich doch seinen Charakter sehr gelungen. Michael Caine, Morgan Freeman und Gary Oldman sind in ihren Rollen sowieso gut. Und auch Cillian Murphy, Eric Roberts, Michael Jai White und der wohl auch nicht ganz unbekannte William Fichtner absolvierten ihre teils sehr kleinen Parts bravourös. Great Cast!

Wurde “Batman Begins” wegen zu wenig Action kritisiert, kommt der Freund der explosiven Gewalt hier voll auf seine Kosten. Es kracht ordentlich, verteilt auf den ganzen Film in jeweils guten Abständen. Zudem wirkt die ganze Situation total bedrohlich. Nicht düster, wie in den beiden ersten Tim Burton-Batmans, sondern einfach bedrohlich. Der Schatten des Jokers hängt über der Story wie der Mond vor der Sonne während einer Sonnenfinsternis.

Christopher Nolan brachte es fertig, “The Dark Knight” in einem düsteren (nicht Tim Burton-mässig dunklen) und gemeinen Gotham City spielen zu lassen – einer Stadt, die noch nie so bedrohlich wirkte wie in “The Dark Knight”. Der Tod lauert hinter jeder Straßenecke. Auch die Story ist mehr als nur Mittel zum Zweck, wie es doch in so manchem “Krabumm”-Film der Fall ist. Nicht hier. Und ich vermeine sogar eine heilige Botschaft aus dem Film herauslesen zu können.

Fans des Tim Burton Batmans werden sicherlich die vielen fehlenden technischen Gimmicks vermissen, die Batcave wird aus gutem Grund auch nicht zu sehen sein, Wayne Manor ist zerstört, wie wir ja wissen. Trotzdem, das Batmobil und auch der Batpod waren ja da – und ehrlich, wer sich hier noch am Fehlen einiger Bat-Utensilien stört, ebenso am fehlenden Humor Batmans, hat wohl den Film nicht ganz verstanden. Empfehlung: “Batman hält die Welt in Atem” – hier gibt’s das Anti-Hai-Spray und andere tolle Erfindungen…

Fazit: Ich bin seit Mitte der neunziger Jahre ein regelmäßiger Kinogänger. Und “The Dark Knight” hat sich mühelos eine sehr hohe Platzierung in meiner privaten Filmcharts ergattert. Platz 1? Schwer zu sagen – in meine Top 5 gehört dieser Film garantiert.

Die DVD zum Film kommt von Warner Bros., ist mit einer FSK 16 uncut und hat massig Bonusmaterial an Bord.

© DomPatHug

Vorgänger und Folgefilme:
Batman Begins
The Dark Knight Rises

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Copyright aller Filmbilder/Label: Warner Bros.__FSK Freigabe: ab 16__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja

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