Originaltitel: Legend of Bruce Lee, The__Herstellungsland: China__Erscheinungsjahr: 2008__Regie: Der oder die große(n) Unbekannte(n)__Darsteller: Danny Chan Kwok-kwan, Ray Park, Gary Daniels, Mark Dacascos, Michael Jai White, Michelle Lang u.a. |
Anlässlich der Olympischen Spiele, die 2008 in Beijing stattfanden, sollte dieses Ereignis mit der Ehrung eines der größten Kulturgüter, die China je hervorgebracht hat, angeheizt werden. Bruce Lee erfährt nach zweihundertachtunddrölfzig billigen Ablegern der Bruceploitation Maschinerie und der recht gelungenen Filmbiographie „Dragon – The Bruce Lee Story“ nun eine neuaufgelegte Darstellung seines Lebens in Form einer knapp 50-teiligen TV-Serie.
Um aus dieser Produktion maximalsten Wert herausmelken zu können, wurde der wesentlichste Inhalt der Serie zu einem dreistündigen Film zusammen geschnitten, und auf die Videotheken im internationalen Raum losgelassen. Es ist nur ein Bruchteil von dem, was man von der Serie zu sehen bekommt, und doch kann man nach Sichtung des Zweiteilers, ohne sich zu weit aus dem Fenster zu lehnen, behaupten, eine verdammt miese Biographie begutäugelt zu haben.
Die Schwierigkeiten, mit denen der Film zu kämpfen hat, sind ärgerlich. Die daraus resultierenden Konsequenzen fatal. Hier werden einige prinzipiell faktgemäße Lebensstationen des Meisters mit einem vollkommen falschen Licht beleuchtet und andere Erlebnisse komplett abgeändert. Nicht selten werden dabei die eigentlichen Überzeugungen, Wertvorstellungen und Lebensphilosophien des echten Bruce Lee über Bord geworfen, so dass der vom Schauspieler Kwok-Kwan Chan dargestellte Lee in einem einzigen Meer von grauenhaft peinlicher Selbstgefälligkeit badet.
Wie viel die Produzenten von Lees Überzeugungen und historischer Korrektheit halten, zeigt sich bereits in der ersten Szene, in der Bruce Li (ich nenne die dargestellte Figur jetzt mal so, um sie vom echten Lee zu unterscheiden) tatsächlich am Internationalen Karate Turnier in Long Beach California teilnimmt, um am Ende als Champion hervorzugehen! Wer die Dokumentationen „Curse of the Dragon“ oder „A Warrior’s Journey“ verfolgt hat, weiß, dass Lees Funktion in dieser Veranstaltung darin bestand, revolutionäre Trainingsmethoden zu präsentieren. Beim besten Willen hat er nicht am eigentlichen Turnier teilgenommen, um sich mit den anwesenden Schwarzgurt-Experten zu messen. Das war nicht Lees Stil. Das ist aber sehr wohl Lis Stil.
httpv://www.youtube.com/watch?v=KE3hPb8zSr8
Zusätzlich darf hier die Darstellung des Kampfes angeprangert werden, der im brutalsten und blutigsten Voll-Kontakt präsentiert wird, wie es zu der damaligen Zeit in solchen Tournaments einfach nicht zuging. Genau das waren gerade von Lee persönlich kritisierte Einschränkungen im Wettkampf. Ja Ja, genauso hat es sich zugetragen. Hauptsache Bruce Lee kämpft…
Nun sind erst fünf Minuten vergangen, und schon hat der Film sämtlichen Bezug zum historischen Vorbild verloren. Das Trauerspiel nimmt jedoch weiterhin seinen Lauf und erlangt ungeahnte Tiefen. Der hier dargestellte Bruce Li ist ein einziger, bemitleidenswerter Volltrottel, der sowohl im Jungstadium als auch später als angesehener Sifu erhobenen Hauptes diverse Dojos betritt, mit überheblichem Grinsen den örtlichen Kampfkunst Guru mit einem Spruch der Marke „Du wirst schon sehen, was du davon hast“ herausfordert und schließlich ordentlich auf die Mütze bekommt.
Es ist eine einzige Schande, zusehen zu müssen, wie der Bruce Li große Reden schwingt und schließlich vor allen Leuten seinen Gegnern MEHRMALS im Film hoffnungslos unterliegt. Es ist zwar richtig, dass sich Lee mit unterschiedlichen Kampfkünstlern gemessen hat, (wie sonst sollte er auch an sein umfassendes Wissen in Sachen Stilrichtungen gekommen sein?) doch es darf stark bezweifelt werden, dass sich die Kämpfe tatsächlich so zugetragen haben und dass Lee sich wirklich so oft blamiert hat. Die Krönung des Ganzen ist schließlich, als er vor lauter Überheblichkeit seinem letzten finalen Herausforderer hämisch zusichert, er habe in seinem ganzen Leben noch nie einen Kampf verloren. Hier machte sich der Film (und damit Bruce Li) nun endgültig lächerlich.
Fassungslos über die hier dargestellte Arroganz, die dann auch nicht selten für Li ein böses Ende nimmt, sind sämtliche meiner Hoffnungen zerstört, noch irgend etwas Brauchbares aus dem Film herausfiltern zu können. Es wird sich sogar an der bereits in „Dragon – The Bruce Lee Story“ falsch dargestellten Rückenverletzung bedient, die auftischt, Lee sei von seinem Herausforderer hinterhältig in den Rücken getreten worden. Das mag vielleicht wesentlich spektakulärer und dramatischer rüberkommen, als die sich tatsächlich zugetragen habende Rückenzerrung, die eigentlich nur das Ergebnis einer ungenügenden Aufwärmung war, doch so hätte der Film zumindest eine Gegebenheit richtig darstellen können. Chance vertan. Seltsam ist es hier auch, zuhören zu müssen, wie Li quasi seine eigenen Philosophien von einem Universitätsprofessoren eingetrichtert bekommt, anstatt sie selbst zu erschaffen. Darüber hinaus wird sein inflationärer Gebrauch des Namens seiner Eigenkreation “Jeet Kune Do” so was von überstrapaziert, dass dem Zuschauer nichts mehr übrig bleibt, als dieses Kampfkunstprinzip als klassischen Stil einzuordnen, genauso wie es Bruce Lee beim besten Willen nie aufgefasst haben wollte…
Händeringend auf der Suche nach irgendwelchen positiv herausragenden Seiten des Filmes wird man immerhin bei den recht ordentlich choreographierten Fights fündig, die zudem noch eine äußerst zufriedenstellende Quantität aufweisen können. Die Imitationen bekannter Bruce Lee Posen des Hauptdarstellers sind hervorragend, und zusammen mit dessen Gesicht, das dem echten Lee wirklich sehr ähnelt, ist die Illusion an einigen Stellen wirklich perfekt. Zusätzlich sind die Cameos einiger bekannter Martial Arts Darsteller wie Marc Dacascos, Michael Jay White oder Gary Daniels durchaus gelungen. Gerade der Kampf mit Herrn Daniels hat ganz besondere Klasse, auch wenn er nur von kurzer Dauer ist und überraschenderweise unentschieden endet.
In diesen Momenten kann der Film tatsächlich noch glänzen, doch dann plötzlich bekommt man wieder historisch wichtige Figuren wie Meister Yip Man oder Dan Inosanto vorgesetzt, bei denen gar nicht erst versucht wurde, eine Ähnlichkeit zu den realen Vorbildern aufzubauen. Der Vorgang einiger Kämpfe verfügt über deutliche „Matrix“ Anleihen, die die Kontrahenten gerne an die Seile hängen und trashige Einlagen zum Besten geben. Außerdem werden dann auch noch solch grenzdebile Ratschläge wie „Wenn du Bruce Lee besiegen willst, musst du gegen ihn kämpfen“ in den Raum geworfen, die dann ganz klar die Grenze zu Trash Dialogen überschreiten. Diese sauhohle Bemerkung hat schon die Qualität eines Ed Wood Zitates der Marke „Er ist tot, und irgend jemand ist dafür verantwortlich…“.
Nun gewinnt der Film jedoch durch die grauenhafte deutsche Synchronisation noch einiges an Trashwirkung hinzu. Abgesehen davon, dass die Sprecher ihre Zeilen noch unmotivierter vor sich hinschwafeln als in jedem drittklassigen Porno, was jedoch zumindest eine harmonierende Einheit mit den hoffnungslos schlechten Schauspielern bildet, ist die Übersetzung unter aller Sau, und lässt Meister Yip Man höchst persönlich etwas von einem „Ein Inch Schlag“ faseln. Man solle den Schlag aus einem INCH Entfernung vollführen…Das schmerzt…am ganzen Körper. Dass die Übersetzer keine Ahnung von Kampfkunst haben, zeigt sich an der Tatsache, dass der im westlichen Sprachgebrauch bekannte Kung Fu Stil „Wich Chun“ hier stets treu dem hochchinesischen O-ton als „Yong Chun“ prononciert wird. Dann wiederum darf der O-Ton in Frage gestellt werden, da hier selbst sämtliche Amerikaner dem Mandarin mächtig sind, inklusive Bruce Li selbst, der nach allgemeiner Faktenlage jedoch lediglich Kantonesisch sprach…
Es ist einfach nur schrecklich, was hier dem fachkundigen Zuschauer aufgetischt wird. Dass sich der Film, bzw. die Serie das große offizielle Lebenswerk zu Bruce Lee schimpft, ist schlichtergreifend eine Unverschämtheit und würde die verweste Leiche Lees angesichts dieser höchst zweifelhaften cineastischen Selbstdarstellung im Grabe rotieren lassen. Mit Ausnahme von Kwok Kwan Chan, der Bruce Lee einigermaßen gut imitiert, jedoch jede Menge Dünnpfiff verzapft, agiert das restliche Darsteller Ensemble überaus lahm und unmotiviert. Ganz weit vorne, Michelle Lang als Lis Frau Linda, die selbst angesichts der Leiche ihres Mannes keine Anzeichen von Emotionen aus ihrem steinernen Gesicht meißeln kann. Die scheußlich billige C-Optik, die beängstigend an „Daniel den Zauberer“ (!!!!!!!!!) erinnert, rundet das ganze Machwerk schließlich negativ ab. Und so hinterlassen uns die Chinesen ein gnadenlos verfälschtes und nicht unbedingt rühmliches Bild ihres großen Volkshelden.
Die DVD schmückt, wie es sich für die Marke Bruce Lee prinzipiell gehört, ein “FSK 18 Siegel”. Sie bietet neben einer Kapitel- und einer Sprachauswahl … nichts! Außer ein annehmbares Bild, doch das ist wie erwähnt in Daniel Optik.
© Sir Jay
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