Originaltitel: Arsenal__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2017__Regie: Steven C. Miller__Darsteller: Nicolas Cage, John Cusack, Johnathon Schaech, Adrian Grenier, Lydia Hull, Lauryn Kent, William Mark McCullough, Heather Johansen, Abbie Gayle u.a. |
Mikey und JP sind Brüder. Brüder, die aufeinander aufpassen und füreinander da sind. Leider nimmt Mikey nach dem Tod der Erziehungsberechtigten der beiden ein paar falsche Abzweigungen im Leben. Vor allem das vorzeitige Ende seiner Karriere als Marine nimmt ihn enorm mit. Er findet einfach nicht mehr zurück ins normale Leben und hangelt sich von miesem Job zu miesem Job.
Zumindest auf seinen kleinen Bruder JP kann er sich immer verlassen. Der lebt den amerikanischen Traum. Ist ein erfolgreicher Geschäftsmann mit tollem Haus, großartiger Familie und reichlich Kohle.
Eines Tages ereilt JP ein seltsamer Anruf: Sein Bruder sei entführt worden. Wolle JP Mikey wiedersehen, müsse er ein Lösegeld von 350 000 Dollar auftreiben. Zwar hat JP das Geld, aber er vermutet, dass wenn er das Lösegeld bezahlt, sein Bruder tot ist. Derweil glaubt JPs Umfeld, dass Mikey selbst hinter der Entführung stecken könnte! Mit dem abgerissenen Cop Sal begibt sich JP auf die Suche nach seinem Bruder und stolpert dabei schnell über den fiesen Eddie. Hat der Obergangster der Stadt Mikey entführt?
Schaut in den knallharten “Arsenal” mit Nicolas Cage hinein
httpv://www.youtube.com/watch?v=6iOlEfni_mE
Das Drehbuch von “Arsenal” erfindet den Actionthriller nun wahrlich nicht neu. Man kennt die mit vielen Klischeebildern dargebotene Geschichte nur zu gut. Zwei Brüder. Einer nimmt den richtigen Weg im Leben, der andere den falschen. Doch “Arsenal” zieht sein Programm lange Zeit straff genug durch, um den Zuschauer trotz altbekannter Ingredienzien nicht zu langweilen. Aktion folgt auf Reaktion. Sogar die eine oder andere falsche Fährte wird aufgefahren und verfängt für einige Augenblicke.
Doch leider verliert “Arsenal” ausgerechnet zum Finale hin seine straighte Anmutung. Man hat das Gefühl, das Drehbuch sei nun mehr damit beschäftigt, den unvermeidlichen Showdown hinauszuzögern, als ihn anzuheizen. Da wird noch einmal ein Nümmerchen geschoben. JP frühstückt gemütlich mit Eddie. Der Cop Sal taucht mal auf und verschwindet wieder. Und auf einmal weiß Gott und die Welt, wo der vorher so gut versteckte Mikey festgehalten wird. Kurzum: Logisches Storytelling geht anders.
Dafür lässt “Arsenal” dann im Showdown die Korken knallen. Aber so richtig! Der Film atmete schon in den Minuten vorher eine derbe Gewalttätigkeit. Wann immer Blut spritzte, schaltete der Film in Ultrazeitlupe um und bescherte dem Zuschauer einen ästhetischen Tanz der Blutfontänen. Da werden Rohre in Schädel gerammt, Gesichter mit Schlagringen zerstört und Schrauben in Körper getrieben. All das kulminiert in eine Szene des Wahnsinns, wenn Nicolas Cage alias Eddie einen Familienangehörigen mit bloßen Händen umbringt und zu religiöser Musik von einer Wolke aus Blutspritzern umwabert wird.
Der Showdown toppt all das noch. Weitgehend in Ultrazeitlupe dargeboten, zerplatzen hier Schädel dank Shotgunbeschusses in einer Detailfreude, die jedem Splatterfilm zur Ehre gereichen würde. Kugeln schlagen in Körpern ein. Wangen werden von blauen Bohnen durchschlagen. Zudem ist Bullet Time angesagt. Kurzum: Der Showdown rockt böse! Und er hätte sehr gerne schon im Vorfeld von einer ähnlichen Actionszene flankiert werden dürfen. Die vorherigen Gewaltausbrüche sind nämlich eher eruptiv. Kurz. Ohne großen Aufbau. Einzig eine absolut ziellose Autoverfolgungsjagd könnte man als weitere Actionszene im Film umschreiben.
Ansonsten ist “Arsenal” immer nah dran an JP. Solide dargeboten von Adrian Grenier („Marauders“). Als sein Bruder überzeugt der physisch in absoluter Topform auflaufende Johnathon Schaech („The Prince“), der einiges an Charisma in den Streifen pumpt. John Cusack („Reclaim“) macht dagegen als Sal eine traurige Figur. Lustlos versteckt er sich permanent hinter Bandana, Basecap und Riesensonnenbrille und versucht einen gelangweilten Steven Seagal zu imitieren.
Ebenfalls gut versteckt wurde Nicolas Cage („Dog Eat Dog“). Mit seltsamer William-Forsythe-Gedächtnisfrise, potthässlichem Walrossbart, angeklebter Penisnasenspitze und riesiger Sonnenbrille schaut er aus wie die Karikatur eines Gangsters. Und genauso spielt Cage auch. Mit spürbarer Lust taucht er ein in die Welt seines Drecksackes Eddie, den er im Übrigen schon 1993 in „Deadfall“ unter der Regie von Christopher Coppola (mit dem er in “Arsenal” eine starke gemeinsame Szene hat) zum Leben erweckte. Und erneut wütet, tobt und schreit er sich die Seele aus dem Leib. Als unengagiert kann man diese Performance wahrlich nicht bezeichnen.
Ebenso ist es unmöglich, Regisseur Steven C. Miller („Extraction“) einen gewissen Stilwillen abzusprechen. Er malt seinen Streifen mit satter Farbigkeit und in breiten Bildern auf den Screen. Leuchtet ihn warm aus und verleiht ihm einen formidablen Kinolook. Und der Vorort von Philadelphia, in dem “Arsenal” spielt, bietet diverse unverbrauchte Schauplätze. Problematisch an der lancierten Optik ist eigentlich nur, dass sie uneinheitlich wirkt. Gerade im Umfeld der Gewalteskalationen bemüht sich Miller um einen derb realistischen, manchmal sogar ranzigen Look. Der sich ziemlich mit der sonst aufgefahrenen Optik beißt und die gewalttätigen Momenten noch ein wenig mehr vom eigentlichen Film isoliert/sie noch deutlicher herausragen lässt.
Was am Ende bleibt, ist kein Film, der das teilweise arg überzogene Bashing der Streifen aus der Emmett-Furla-Produktionsschmiede beenden wird. Dazu trägt “Arsenal” so manchen Fehler mit zu stolz geschwellter Brust vor sich her. Wem derartige Animositäten und Vorverurteilungen allerdings egal sind, der bekommt einen soliden Actionthriller geboten, der gewalttechnisch mal gar keine Gefangenen macht, optisch weit aus dem aktuellen Genre-Output herausragt, gut vorangetrieben wird und über ein ordentliches Schauspielerensemble verfügt, aus dem Nicolas Cage mit einer wahrlich irren Performance wie ein wild blinkendes Irrlicht heraussticht.
Die deutsche DVD/Blu-ray von “Arsenal” erscheint am 10. November 2017 von Universum Film und ist mit einer hochverdienten FSK 18 Freigabe ungeschnitten.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
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