Originaltitel: Boone: The Bounty Hunter__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2016__Regie: Robert Kirbyson__Darsteller: John Hennigan, Osric Chau, Spencer Grammer, Jonathan Lipnicki, Richard Tyson, Jane Park Smith, Lesley Fera, Quinton ‘Rampage’ Jackson, Lorenzo Lamas, Kevin Sorbo u.a. |
John Hennigan ist mir als Wrestler – unter anderem als John Morrison in der WWE – lange kein Begriff gewesen. Erst dank „Lucha Underground“, wo er als Johnny Mundo antritt, hat er sich in mein Herz gewrestlet. Sein Stil, in den er immer wieder Parkour-Elemente einbindet, hat was. Im Zuge dessen habe ich mir freilich auch mal sein filmisches Oeuvre angeschaut, war davon (unter anderem „Hercules Reborn“) allerdings weniger angetan. Da mir der Trailer zu Hennigans “Boone: The Bounty Hunter” allerdings sehr zusagte, beschloss ich, Hennigan eine weitere Chance zu geben. Und es hat sich gelohnt…
Boone ist ein Kopfgeldjäger. Ein Kopfgeldjäger, der sich und seinen Job in einer gut laufenden Reality Show gewinnbringend vermarktet. Seine Show ist so bekannt, dass sich sogar Stars wie Kevin Sorbo („The Sword and the Sorcerer 2“), Erika Eleniak („Alarmstufe Rot“) und Tommy „Tiny“ Lister („Men of War“) von ihm jagen und „erlegen“ lassen. Zeitlich sind diese „Showauftritte“ freilich immer ideal vor dem Start der neuesten Filme der „Stars“ eingetaktet.
Doch so gut, wie Boone glaubt, läuft seine Sendung gar nicht. Weshalb ihm sein Sender den Geldhahn zudrehen will. Boone weiß, dass die letzte Folge seiner aktuell laufenden Staffel richtig knallen muss. Also wendet er sich an einen Kumpel bei der DEA und fragt diesen, ob die Behörde aktuell an einem besonderen Fall dran sei. Und natürlich ist sie das. Eine Frauenleiche hatte eine vollkommen neue Droge in ihrer Blutbahn. Alle Spuren führen zu einem reichen Schnösel namens Ryan Davenport.
Der verkauft die Drogen, die sein in Mexiko agierender Vater herstellt, in den USA und flüchtete vor dem Zugriff der Behörden ebenfalls nach Mexiko. Boone wittert seine große Chance und reitet mit seinem Team in Mexiko ein. Hier muss das charmante Großmaul schnell lernen, dass das Leben keine geskriptete Reality-Soap-Opera ist und er auch trotz seiner Kampfsportfähigkeiten schnell an seine Grenzen gerät…
Bestaunt ein paar Parkour-Einlagen von John Hennigan im Trailer zu “Boone: The Bounty Hunter”
httpv://www.youtube.com/watch?v=sJr_71PDFC4
“Boone: The Bounty Hunter” ist eine großartige, selbstironische Show geworden. John Hennigan geht dabei in seiner Rolle des charmanten Windbeutels vollkommen auf. Kein Satz, in dem nicht mindestens ein „Boone“ vorkommt („Here’s a Boonagram.“ „Haboona Matata.“ „Boone Voyage!“). Was obendrein für großartige Wortspiele genutzt wird, etwa wenn Hennigan Kevin Sorbo ein „You’ve been Boone’d“ an den Kopf schmeißt und der trocken erwidert: „It’s better than beeing boned“. Hennigans Boone ist ein wirklich sympathisches Großmaul, das, obwohl es sich so selbstbewusst gibt, manchmal auch wundervoll tölpelhaft rüberkommt.
Hennigan bringt das wundervoll rüber und hat immer ein Augenzwinkern am Start. Zudem stimmt die Chemie mit seinen Co-Stars: Spencer Grammer („Beyond Paradise“), Osric Chau („2012“) und Quinton ‘Rampage’ Jackson („Vigilante Diaries“) ergänzen in ihren Rollen Boone perfekt und machen ihn im eigentlichen Sinne erst zu dem erfolgreichen Kopfgeldjäger, der er ist – oder glaubt zu sein. Und auch in den Nebenrollen merkt man, dass der Dreh zu „Boone“ ein ziemlich relaxter gewesen sein muss. Hier kann man neben Dominique Swain („A Hitman in London“) sogar noch B-Recke Lorenzo Lamas („C.I.A. Codename: Viper“) erspähen. Richard Tyson („The Perfect Weapon“) macht derweil als Bösewicht einen netten Job, hätte aber gut und gerne noch deutlich fieser aufgestellt sein dürfen.
Hinter dieser entspannten Darsteller-Charme-Offensive steht dann auch alles andere deutlich zurück. Die Story ist eher funktional denn spannend oder gar temporeich. Vielmehr hängt sie im Mittelteil sogar mehrere Male richtig durch. Und in technischer Hinsicht merkt man schnell, dass “Boone: The Bounty Hunter” nicht das umfangreichste Budget zur Verfügung hatte. Der Digitallook, der in Mexiko dann noch in Richtung Sepiafarben getrimmt wird, hat leider ein paar sehr billige Momente. Und alle Effekte rund um Schusswaffen (Treffereffekte, Blutspritzer, Mündungsfeuer) kommen aus dem Rechner und sehen ziemlich cheesy aus.
Deshalb ist die Action immer dann am besten, wenn sie vollends auf John Hennigans Fähigkeiten setzt. Und der kann eigentlich keine 100 Meter gehen, ohne einen Parkour-Move einzubauen. Dementsprechend geraten dann auch Zu-Fuß-Verfolgungsjagden durchaus spektakulär, weil der Mann einfach mal den Bogen raus hat. Und er nutzt seine Wrestlingskills auch mehr für das Medium Film, als es seine Kollegen in den WWE-Filmen dürfen. Dementsprechend gilt es hier für Kontrahenten auch mal Powerbombs, Dropkicks und dergleichen mehr wegzustecken. Und wenn Hennigan erst einmal eine Wand langläuft, um von da abspringend auf einen Gegner niederzuregnen, ist das schon extrem cool anzuschauen.
Insgesamt hätte “Boone: The Bounty Hunter” noch ein paar Actionszenen mehr gut vertragen. Vor allem auf dem Niveau der Konfrontationen Hennigans mit Lateef Crowder („Falcon Rising“) und T.J. Storm („Black Cobra – Schwarze Diamanten“). Wenn die beiden zeitgleich nur simpelste Capoeira-Moves abliefern, ist das ein genialer Anblick. Zudem werden sie vom Film herrlich stark dargestellt, was sie zu den eigentlichen Hauptgegnern Hennigans macht, der sich gleich zweimal ausgiebig mit beiden anlegen darf.
Eine Sondererwähnung ist mir der Soundtrack von „Boone“ wert. Der liefert ein von Hennigan selbst geschriebenes und eingesungenes Boone-Theme an, das sowohl als Rocknummer, als Heavy-Metal-Nummer und als Mariachi-Metal-Nummer dargeboten wird und einfach nur scheißengeil geraten ist. Auch sonst ist die musikalische Untermalung des Streifens immer mal wieder einen Schmunzler wert und rockt ordentlich vor sich hin.
“Boone: The Bounty Hunter” ist von Anfang bis Ende eine grundsolide, megaunterhaltsame und extrem sympathische Nummer geworden, die von ihrem relaxten, niemals zu ernsten Grundton, ihren charmanten Darstellern und den hübsch akrobatischen Stunt-Nummern ihres herrlich komischen Hauptdarstellers lebt. Wenn der einem kleinen mexikanischen Jungen wundervoll hilflos improvisiert beibringt, worauf es im Leben ankommt, kann man irgendwann gar nicht mehr aufhören, sich zu kringeln. Das macht „Boone“ zu einem der charmantesten Werbefilme für einen Wrestler überhaupt und lässt auch über die dünne Story, das sichtlich schmale Budget und diverse Tempohänger im Mittelteil hinwegsehen.
Die Rezension basiert auf der „not rated“ Code 1 DVD von dem Label Vision Films. Für Deutschland wurde eine FSK 16 freigegebene DVD/Blu-ray mit dem Titel “Boone – Der Kopfgeldjäger” von dem Label Lighthouse Home Entertainment für den 19. Januar 2018 angekündigt. Man darf gespannt sein, wie viel von Boones Wortwitz in der deutschen Synchronisation erhalten bleibt.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
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