Originaltitel: Burn Notice__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2007-2013__Creator: Matt Nix__Regie: Jeremiah S. Chechik, John T. Kretchmer, Renny Harlin, Kevin Bray, Ron Underwood, Ernest R. Dickerson u.a.__Darsteller: Jeffrey Donovan, Gabrielle Anwar, Bruce Campbell, Sharon Gless, Coby Bell, Paul Tei, Seth Peterson, Lauren Stamile, Jack Coleman, Tricia Helfer, Robert Patrick, Eric Roberts, Kristanna Loken, Garret Dillahunt, Moon Bloodgood, Jere Burns, John C. McGinley, Alona Tal, Kenny Johnson, Sonja Sohn, Patton Oswalt, Dean Cain u.a. |

Renny Harlin führte bei vier Folgen von „Burn Notice“ Regie, das zudem Gastauftritte von Robert Patrick und Eric Roberts bietet
Das aktuelle US-Fernsehen. Überall sind die neuen, anspruchsvollen, komplexen und wenig zimperlichen Serien von „Boardwalk Empire“ über „Homeland“ bis hin zu „Game of Thrones“ zu sehen. Überall? Nein, eine Abteilung fluffiger Unterhaltungsserien leistet Widerstand, findet aber weniger Erwähnung in den Feuilletons.
Zu dieser Gruppe gehört auch das sieben Staffeln umfassende „Burn Notice“, das die Geschichte des CIA-Topspions Michael Westen (Jeffrey Donovan) erzählt. Der erhält in der Pilotfolge die titelgebende Brandnotiz, muss sich vor schießwütigen Ex-Geschäftspartnern in Sicherheit bringen und landet danach mittellos in Miami, wo ihn unter anderem seine Ex-Freundin Fiona Glennane (Gabrielle Anwar), eine ehemalige IRA-Terroristin und Waffenhändlerin, sein Kumpel und Ex-Navy-Seal Sam Axe (Bruce Campbell) und seine Mutter Madeline (Sharon Gless) erwarten. Michael will herausfinden, warum man ihn verbrannt hat, nimmt aber nebenbei Aufträge als Freelancer an, um sich zu finanzieren.
So also die Prämisse, die man besser nicht allzu sehr hinterfragt. Denn Michael wird von der Serie zum Robin Hood aufgebaut, der vor allem den Unterdrückten und Schwachen (und somit auch: Wenig-Liquiden) hilft, aber immer noch genug Zugriff auf entsprechende Gadgets und Geräte hat, wenn das Drehbuch es braucht. Zwischendrin ist trotzdem häufig Improvisation und Bastelei angesagt, denn oft zweckentfremdet Michael das Inventar des nächsten Geräteschuppens oder Baumarkts um sich und den Seinen aus einer Notsituation zu helfen. Doch nicht nur die MacGyver-Basteleien erinnern an frühere, unkomplizierte Serienzeiten, auch die Einstellung Michaels könnte direkt aus dem „A-Team“ stammen: Der ist zwar Topagent, will aber fast niemanden umbringen, so wie auch Fionas Schießwut eher eine Behauptung des Drehbuchs ist. Selbst Schwerverbrecher werden meist nur außer Gefecht gesetzt, damit sie verhaftet werden können, hin und wieder sterben sie auch mal durch die Hand ihrer Kumpane; erst in den letzten Staffeln wird Michael situationsbedingt ruppiger und auch erst in der letzten Staffel wird erklärt, warum er so vorgeht wie er es sonst tut. Das kommt dann etwas spät, hätte als Enthüllung in der Serie früher Sinn gemacht, auch wenn es immer noch begrenzt glaubwürdig wirkt, wenn selbst gedungene Meuchelmörder und übelste Drogenbarone mit komplizierten Plänen (und manchmal an den Haaren herbeigezogenen Begründungen) in die Falle gelockt werden sollen, wenn ein gezielter Schuss die Probleme schneller lösen würde.
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Doch man nimmt „Burn Notice“ besser als das Bubblegum-Action-Produkt, dass es ist, freut sich an einfallsreichen Improvisationen, bleihaltigen wie unblutigen Ballereien mit kaum Toten, gelegentlichen, schick choreographierten Nahkampfeinlagen, reichlich Verfolgungsjagden und diversen dicken Explosionen, von denen noch ein erfreulich großer Teil handgemacht ist, auch wenn man hin und wieder mit CGI-Varianten leben muss, denen man ihre Verwurzelung im TV-Budget leider merklich ansieht. Für Network-Fernsehen ist das alles auch recht aufwändig gemacht, in fast jeder Folge knallt es zwei, drei Mal ganz ordentlich und allzu sehr wiederholt sich das Ganze auch nicht, wodurch „Burn Notice“ als oberflächlicher Actionsnack seinen Zweck erfüllt, auch wenn Konkurrenzprodukte wie das deutlich schneller eingestellte „Human Target“ da noch mehr boten.
Über weite Strecken sind die Staffeln gleich aufgebaut und drehen sich dabei leider etwas im Kreis: Michael sucht nach Hintermännern, die ihn verbrannt haben, arbeitet in jeder Folge an einem Teilhinweis, der zu Beginn und Ende der Episode wichtig ist, dazwischen erfüllt er einen Auftrag und muss seine Freunde meist involvieren. In späteren Staffeln stoßen noch der Spion Jesse Porter (Coby Bell) sowie eine ganze Menge weiterer Helferlein hinzu, etwa der halbseidene Finanzexperte Barry (Pal Tei) oder Michaels Bruder Nate (Seth Peterson). Doch hinter jedem Hintermann steht noch ein neuer Strippenzieher, die Logik verabschiedet sich bei der komplizierten Verschwörung nach und nach über den Jordan, Hauptsache der Motor läuft weiter. Eine willkommene Abwechslung bietet da die siebte und letzte Staffel, in der es tatsächlich keine unbekannten Verschwörer mehr gibt, sondern Michael stattdessen auf eine besonders dramatische Mission geschickt wird, die nicht nur härter und ernsthafter ist, sondern auch emotional mehr involviert: Nachdem in Staffel sechs bereits ein Sympathieträger sterben muss, geraten die Figuren öfter ernsthaft in Gefahr, die Fälle der Woche sind mehr oder weniger komplett mit der Hintergrundgeschichte verzahnt und es gibt ein Finale, das die Serie endgültig abschließt. Auch wenn die dramatischen Events und Plottwists in den letzten Folgen manchmal etwas übers Knie gebrochen erscheinen.
So ist die siebte Staffel auch die zweitbeste, am stärksten schlägt sich „Burn Notice“ in der zweiten Season, welche ebenfalls die Fälle etwas besser mit der stärker involvierenden Hintergrundgeschichte verwebt. Was „Burn Notice“ mit der zweiten Season auch besser hinbekommt, ist der Aufbau an Sympathie für die Hauptfiguren: Während Lebemann, Biertrinker und Womanizer Sam von Anfang die Herzen der Zuschauer zufliegen, so braucht die Serie ihre Zeit bis sie Michael, Fiona und Madeline mit dem nötigen Seelenleben ausstattet, den familiären Hintergrund Michaels involvierend erforscht und die komplizierte Beziehung von Ex-Spion und Ex-Terroristin auslotet. Tatsächlich ist dieser Sympathiebonus, der den Zuschauer auch in späteren, formelhaften Seasons (vor allem Staffel 4 und 5) noch für sich einzunehmen weiß, selbst dann, wenn das Spy Procedural offensichtlich auf der Stelle tritt.
Ansonsten weiß „Burn Notice“ mit der schönen Kulisse Miamis zu punkten, auch wenn die Inszenierung als Männerserie voller Bikini-Schönheiten (Männern scheinen hier so gut wie nie zu baden) bisweilen etwas albern wirkt. Doch das Flair weiß zu gefallen, zumal sich „Burn Notice“ selbst nicht zu ernst nimmt, Frotzeleien und Wortgefechte zwischen den Hauptfiguren den ironischen Charakter der Serie unterstreichen und für Lockerheit sorgen, während man sich mit den neuesten Problem auseinandersetzt, das abseits von der Agentenwelt auch mal korrupte Cops, eine Waco-artige Sekte oder zornige Waffenhändler bedeuten kann.
Jeffrey Donovan („Bait – Fette Beute“) als Protagonist und Off-Erzähler war vor „Burn Notice“ ein eher unbeschriebenes Blatt und braucht etwas um in die Rolle hineinzufinden, überzeugt später aber als Held zwischen Loyalität zu seiner Agency und desillusioniertem Kämpfer für die kleinen Leute. Gabrielle Anwar („Die Gruft in den Sümpfen“) schlägt sich ordentlich, legt ihre Figur anfangs arg zickig an, kann aber später punkten, wenn sie den Giftspritzenfaktor zurückfährt, während Bruce Campbell („Sundown“) voll in seinem Element ist und als dauernd trinkender Sam sofort zum Highlight der Serie wird. Ähnlich gut ist Coby Bell („ATF“), auch Sharon Gless („Ein Richter sieht rot“) als Vertreterin der älteren Garde macht einen guten Job, während auch Nebendarsteller wie Paul Tei („Transporter – The Mission“), Seth Peterson („Intent“) und Lauren Stamile zu gern gesehenen Leuten werden, die wiederkehrende Rollen spielen. Dazu kommen reichlich Gaststars, neben Leuten wie Robert Patrick („Gangster Squad“), Eric Roberts („Best of the Best“), Kristanna Loken („Terminator 3“), Garret Dillahunt („The Scribbler“) und Moon Bloodgood („Terminator – Die Erlösung“) auch viele Gesichter, die man vor allem aus anderen TV-Serien kennt, darunter John C. McGinley („Scrubs“), Alona Tal („Veronica Mars“), Kenny Johnson („The Shield“), Sonja Sohn („The Wire“), Jack Coleman („Heroes“) und Patton Oswalt („King of Queens“).
„Burn Notice“ mag nicht die Komplexität mancher Aushängeschilder der modernen US-Serienlandschaft besitzen, auch die Härte und Spannung eines „24“ vermissen lassen, aber als spaßige Bubblegum-Action mit sympathischen Figuren, schicken Schauwerten und vielen Gaststars macht die Serie durchaus Laune. Über sich wiederholende Elemente und eine streckenweise redundante Hintergrundgeschichte muss man allerdings schon hinwegsehen – da hat so manche Konkurrenz, auch die der locker-leichten Art und Weise, mehr zu bieten.
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John Barrett (Robert Patrick)
Robert Patrick („Lovelace“) schaut in den Folgen „Blind Spot“ (Season 4, Episode 11) und „Guilty as Charged“ (Season 4, Episode 11) als dubioser Geschäftsmann John Barrett vorbei. Während Michael und seine Crew in den Folgen einen Betrüger jagen („Blind Spot“) und die Entführung der Tochter eines Anwalts beenden („Guilty as Charged“) spielt Barrett eine Rolle bei der Hintergrundgeschichte, jedoch eine enttäuschend kleine, weil er bald wieder aus dem Spiel genommen wird. Dementsprechend begrenzt ist Robert Patricks Screentime, der als charismatischer Strippenzieher seine kurzen Momente hat, aber bald wieder dem nächstmächtigeren Baddie den Vortritt lassen muss und daher nicht so richtig zum Zuge kommt. Auch sonst sind seine beiden Episoden okaye Konfektionsware, die irgendwo im Mittelfeld innerhalb der Qualität der Serie liegen. Nett, aber Patricks Auftritte gehören noch den markanteren Merkmalen dieser Folgen.
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Reed Perkins (Eric Roberts)
In „Fail Safe“ (Season 5, Episode 18) soll Michael im Auftrag der CIA Reed Perkins (Eric Roberts) drankriegen, der als Rekrutierer für Spione dient und dabei einheimische Agenten abwirbt und zu Verrätern macht. Gleichzeitig muss Michael auch noch damit fertigwerden, dass ein Schurke etwas gegen ihn in der Hand hat und ihn dazu zwingt andere Ziele zu verfolgen. Trotz einer starken Szene, in der Eric Roberts („Inherent Vice“) als Geschäftsmann und Honig-ums-Maul-Schmierer so richtig auftrumpfen darf, steht sein Handlungsstrang, der Fall der Woche, in diesem Staffelfinale weniger im Vordergrund. Vielmehr geht es um den Betrug an Michael und den übergreifenden Bogen, der aber auch immer wieder Berührungspunkte mit dem Handlungsstrang um Reed Perkins hat. Dazu bietet die Folge launige Action mit (bodycountfreiem) Geballer und einigen Explosionen, ist flott erzählt und ist eine recht starke Episode. Als weitere Gaststars in Rollen als von Michael angeleitete Agenten geben sich Kristanna Loken („Mercenaries“) und Dean Cain („5 Days of War“) die Ehre.
Diese Folge ist zudem eine von vieren, die Renny Harlin inszeniert hat. Die weiteren sind „Breaking Point“ (Season 5, Episode 14), „Shock Wave“ (Season 6, Episode 6) und „Desperate Times“ (Season 6, Episode 10). Als Experte für knallige Action hatte sich Harlin ja vor allem mit „Stirb langsam 2“ und „Cliffhanger“ vorgetan und seine Episoden bieten die erwartbaren Schauwerte, wenngleich natürlich mit TV-Budget inszeniert und in das visuelle Konzept der Serie eingepasst: Dass ein bestimmter Regisseur eine Folge inszeniert, fällt meist nicht auf, da die Produzenten auf Einheitlichkeit achten. Immerhin: Mit „Fail Safe“ und „Shock Wave“ durfte Harlin zwei der dramatischsten Wendepunkte in „Burn Notice“ auf den Bildschirm bringen.
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In Deutschland sind die Staffeln 1 bis 3 auf DVD erschienen, mit ganz nettem Bonusmaterial und guter Qualität. Allerdings hat sich 20th Century Fox wegen zu geringer Nachfrage dazu entschlossen hierzulande mehr zu veröffentlichen. In anderen Ländern wie Großbritannien sind dagegen alle Staffeln auf DVD erschienen, weshalb immerhin noch der Import als Lösung bleibt.
© Nils Bothmann (McClane)
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Copyright aller Filmbilder/Label: 20th Century Fox__FSK Freigabe: ab 12 (Staffel 2)/ ab 16 (Staffel 1 + 3)__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Nein/Ja |