Originaltitel: Dead.tv__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2013__Regie: Harrison Smith__Darsteller: Danielle Harris, Eric Roberts, Felissa Rose, Nicole Cinaglia, Brian Gallagher, Montana Marks, Joe Raffa, Ashley Sumner, Kyle Patrick Brennan, Christopher Weite, Susan Moses u.a. |
Julian Barrett ist berühmt geworden für seine „Summer Camp“-Trilogie. Doch seit diesen sleazigen Hits ging es für ihn bergab. Aber Julian hat vor, sich selbst aus dem Tief herauszuziehen. Er will eine Reality-TV-Show mit dem Titel „Dead.tv“ inszenieren, die am Schauplatz seiner „Summer Camp“-Filme durchgezogen werden soll. Hier lässt er die gesamte Umgebung mit Kameras „verminen“ und holt eine Handvoll Problem-Tweens als Kanonenfutter. Diese sollen vor den Kameras sterben, allerdings einen inszenierten Tod. Ganz klar. Und wer am Ende der Show noch übrig ist, der gewinnt eine Million Dollar. Was keiner der jungen Leute ahnt, ist, dass unter ihnen tatsächlich ein Mörder weilt, der die eine Million nur zu gerne gewinnen würde…
Wieder einer dieser Filme: Die Story ist hinlänglich bekannt, ihr Verlauf erst recht. 20 Minuten braucht „Camp Dread“ obendrein bis zu seinem ersten Opfer, weitere 30 Minuten fürs Zweite. Ein flotter, kleiner, dreckiger Slasher sieht definitiv anders aus. Leider wird es auch in den folgenden Minuten nicht wirklich spannender. Was vor allem an den wirklich mies geskripteten Figuren liegt, denen man mit Termini wie „Vollhorste“ oder „Arschgeigen“ tatsächlich noch schmeicheln würde.
Dennoch verwundert, dass diese ganzen Problemkids eigentlich gar keine so üblen Gesellen zu sein scheinen. Man kann sie am besten umschreiben mit „Von der Gesellschaft missverstanden“. So sind beispielsweise zwei Homosexuelle unter ihnen. Jene sollten entweder an der Show Barretts teilnehmen oder in einem dieser berüchtigten „Umerziehungscamps“ landen. Was das eine mit dem anderen zu tun hat? Nun, witzigerweise wird der Reality-TV-Show in „Camp Dread“ tatsächlich auch eine psychologisch heilsame Komponente zugeschrieben, die über eine Möchtegern-Psychologin gewährleistet wird. So weit so hirnverbrannt… Dazu kommt, dass sich nun diese gar nicht so fiesen Außenseiter so asozial und dämlich verhalten, dass man gar nicht auf den Gedanken kommt, irgendwie mit ihnen mitzufiebern.
httpv://www.youtube.com/watch?v=QcKDdfC6kVs
Der einzige Vorteil für den Film: Dadurch, dass einem alle Figuren komplett am Arsch vorbeigehen, kann man nicht einmal ansatzweise voraussagen, wer hier am Ende noch übrig sein wird. Manchem Horrorfan soll das als spannendes Element ja reichen. Selbiger wird ansonsten aber kaum fündig. Weder gibt es brauchbare Jump Scares noch eine gruselige Atmosphäre und selbst der Blutanteil ist eher langweiliger Natur. Ein Pfeil durchs Auge, ein abgetrennter Kopf, eine Schädelspaltung… Horrorstandards. Allerdings richtig mies umgesetzt und sich selbst weithin sichtbar ankündigend, laufen die Kills doch alle gleich ab: Eine Figur steht plötzlich vollkommen alleine im Fokus der Kamera und entdeckt irgendetwas. Und schon wird ein Seil um ihren Hals geschlungen oder eine Machete saust herab. Es gibt keinerlei spannungsfördernde Musik und Regisseur B. Harrison Smith kommt nicht einmal auf den Gedanken, mit schrägen Perspektiven zu arbeiten. Einzig eine fiese Nummer mit in einen Hals geschütteter Säure setzt einen bösen Splatter-Höhepunkt, der aber leider nicht konsequent genug ausgespielt wird.
Dazu kommt, dass die Darsteller nicht wirklich Glanzleistungen in ihren Rollen vollbringen. Die meisten schaffen es nicht einmal, eine halbwegs solide Leistung abzuliefern. Obendrein wirken mal wieder alle Darsteller viel zu alt für ihre Rollen und auch der Tits and Ass Faktor stimmt absolut nicht. Die bekanntesten Namen im Cast stellen Danielle Harris („The Victim“) und Eric Roberts („The Expendables“). Während Harris als Dorfsheriff ein besseres Cameo bestreitet, befürchtet man bei Roberts zu Beginn mal wieder einen dieser Filme, in denen er ausschließlich mit einem Handy bewaffnet irgendwo in der Pampa herum steht und irgendwelche Dialogzeilen ablässt, die halbwegs zu dem eigentlichen Film passen (siehe zuletzt „Sector 4“). Doch glücklicherweise darf der verlässliche Mime weitaus mehr als das abliefern und bestreitet letzten Endes tatsächlich eine der Hauptrollen, wenngleich auch mit langen Präsenz-Pausen zwischendurch.
Seine Protagonisten inszeniert der Regisseur vor einem langweiligen Setting (Bretterbuden und ein See) in einem wenig unheimlichen Waldstück. Dazu nutzt er total billig anmutende Digitalbilder. Warum man so weiträumig auf Filmmusik verzichtete, wird leider auch niemals klar. Diese hätte so manch langweiligen Moment durchaus noch herumreißen können. Zumindest „klingen“ dafür einige Kills auf dem Papier echt „witzig“. Da wird ein Beinamputierter mit seiner eigenen Prothese erschlagen und ein abgeschlagener Kopf wird mittels einer Schleuder beschleunigt und zermatscht den Kopf eines anderen Charakters. Das hat schon ein paar schwarze Momente. Und auch das Motiv, das letztlich hinter der ganzen Show steht, ist angenehm zynisch und fies. Ansonsten fragt man sich aber schon, warum Produzent Julian Barrett (alias Eric Roberts) beständig so glücklich lächelt, wenn er die Bilder durchschaut, die seine Kameras liefern. Denn diese transportieren nicht viel mehr als stümperhafte Langeweile. Zudem muss sich der Film die Frage gefallen lassen, warum er nicht wenigstens versucht hat, sein optisches Konzept komplett auf die installierten Kameras auszurichten und auf die ganz normal gefilmten Abschnitte zu verzichten. Das wäre sicher durchaus reizvoll gewesen und hätte auf dem „Paranormal Activity“ Ansatz fest installierter Kameras aufsetzen können. Doch hey, so kann man den langweiligen Slasher auch noch als herrlich inkonsequent beschimpfen. Ob Julian Barrett darüber auch lächeln kann?
In Deutschland ist der Film bisher noch nicht erschienen. Das Review basiert auf der britischen Scheibe von dem Label Image Entertainment. Diese ist mit einer 18er Freigabe uncut.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
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