Originaltitel: Cleaner__Herstellungsland: USA__ Erscheinungsjahr: 2007__Regie: Renny Harlin__ Darsteller: Samuel L. Jackson, Eva Mendes, Luis Guzmán, Ed Harris, Keke Palmer, Maggie Lawson, Jose Pablo Cantillo, Robert Forster, … |
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The blood may be wiped away – but the truth still remains…
Nach seinen ersten beiden „reinen“ US-Produktionen, den Horror-Filmen „Prison“ und „A Nightmare on Elm Street 4“, erwarb sich der in Finnland geborene Renny Harlin in Gestalt der weltweiten Erfolge „Die Hard 2“ und „Cliffhanger“ in den frühen ’90ern rasch den Ruf eines angesehenen Action-Regisseurs in der „Traumfabrik Hollywoods“ – bevor sein ambitioniertes Piraten-Spektakel „Cutthroat Island“ 1995 jedoch auf geradezu legendäre Weise floppte und auch sein Nachfolgeprojekt „the Long Kiss Goodnight“ keinen sonderlich achtbaren Anklang beim Publikum zu finden vermochte. 1999 erzielte „Deep Blue Sea“ zumindest ein relativ passables Einspielergebnis – der 2001er Rennfahrer-Streifen „Driven“ dagegen nicht so wirklich. Seine „sehr vordergründige“ Version des vieren „Exorcist“-Teils litt von Anfang an u.a. an den „tendenziell eher zweifelhaften“ Wünschen des produzierenden Studios – worauf der zuvor bereits abgedrehte „Mindhunters“ längere Zeit lang unveröffentlicht blieb sowie letzten Endes an den Kinokassen scheiterte, als man ihm 2004 schließlich doch noch eine Chance „auf der großen Leinwand“ gewährte. Immerhin gelang Harlin mit der Teen-orientierten „Lost Boys trifft the Craft“-Variante „the Covenant“ 2006 eine weitere „No.1“-Platzierung an der amerikanischen Box-Office – wonach er sich mit „12 Rounds“ 2009 erneut dem klassischen Action-Genre zuwandte, gefolgt von der Georgien-Konflikt-Aufarbeitung „5 Days of War“ sowie dem „Found Footage“-Flick „the Dyatlov Pass Incident“…
Im Vorliegenden soll es hier nun aber um die 2007er Veröffentlichung „Cleaner“ gehen, welche für Harlin eigentlich eine ziemlich ungewöhnliche Wahl markierte – u.a. da dieser unverkennbare „Film Noir“-Anklänge aufweisende Krimi Schrägstrich Thriller vollständig ohne Shoot-Outs, Verfolgungsjagden und Explosionen daherkommt. Stattdessen bemühten sich die Verantwortlichen darum, einzelne „subtile Nuancen“ sowie einen gewissen „Anspruch“ (seitens der Story und Charaktere) darzureichen – was im Grunde genommen ja allesamt Attribute sind, die man bei Renny´s Regiearbeiten bislang stets vergeblich gesucht hat. Ausgestattet mit einem soliden Budget und einer kompetenten Besetzung, in deren Reihen sich gestandene Mimen á la Samuel L. Jackson, Ed Harris, Eva Mendes und Luis Guzmán die Ehre geben, schienen die „Zutaten“ für (bzw. Aussichten auf) einen neuerlichen Erfolg eigentlich vorhanden gewesen zu sein – bis eines Tages dann die „vorurteilsbehaftete“ Entscheidung fiel, das Werk bloß nur „direct to Video“ herauszubringen. Unverdientermaßen – oder vielleicht doch zu Recht…?
Wie er einigen ehemaligen Mitschülern auf einem Klassentreffen im Rahmen einer nett konzipierten und präsentierten Einstiegssequenz erklärt, ist der pensionierte Polizist Tom Cutler (Jackson) inzwischen als „Tatort-Reiniger“ im eigenen kleinen Unternehmen namens „Steri-Clean: Biomedical and Biohazard Abatement Services“ tätig. In den Vereinigten Staaten ist es nämlich so, dass die zuständigen Behörden nach einem Ableben (Mord, Suizid, Unfalltod etc.) sowie dem Abschluss der offiziellen Untersuchungen vor Ort (Stichwort: „CSI“) u.a. zwar die Leiche abholen – was fortan jedoch mit den „verbliebenen Spuren“ (wie etwa Blut oder anderweitige Körperflüssigkeiten) geschieht, darum müssen sich entweder die Familienangehörigen oder jeweiligen Besitzer der betreffenden Räumlichkeiten selbst kümmern. Praktischerweise vermag man in solchen Fällen allerdings auf die Dienste von Tom´s Firma zurückzugreifen – welche übrigens nur aus ihm, Bürokraft Cherie (Maggie Lawson) sowie seinem „Zögling“ Miguel (Jose Pablo Cantillo) besteht. Unschwer „bildlich auszumalen“, handelt es sich bei der Beschäftigung um einen dreckigen, abstoßenden Job, der jedoch von irgendjemandem gemacht werden muss: Erwartungsgemäß entscheiden sich viele für die angebotene Leistung, sich nicht auch noch um jene „unschönen Dinge“ kümmern zu müssen. Während sich Tom „nach Feierabend“ liebevoll um seine jung-jugendliche Tochter Rose (Keke Palmer) sorgt, welche er seit dem Tod seiner vor einigen Jahren einem brutalen Verbrechen zum Opfer gefallenen Gattin allein erzieht, bereitet ihm seine Profession (indes) zwar keine echte Freude oder Erfüllung – wohl aber gefällt es ihm, dass er anderen Menschen auf diese Weise eine beträchtliche Last abnehmen und somit letzten Endes auch ein gutes Stück weit helfen kann…
Eines Tages erhält Tom den Auftrag, den Schauplatz eines Mordes in einer noblen Villa zu reinigen, in deren Wohnzimmer zuvor jemand aus kürzester Entfernung erschossen wurde: Routiniert beseitigt er alle Spuren, so dass selbst die weiße Couch nach der Prozedur erneut in ihrer zuvor besessenen Reinheit erstrahlt. Wieder daheim, bemerkt er allerdings, dass er den Haustürschlüssel an dem vereinbarten Platz abzulegen vergessen hat: Aus diesem Anlass sucht er jene Adresse am nächsten Tag ein erneutes Mal auf – muss im Zuge dessen aber frappiert feststellen, dass die dort wohnende Ann Norcut (Mendes) weder etwas von seiner Beauftragung noch der Tat an sich weiß. Da ihm schlagartig bewusst wird, dass er Beweise vernichtet und simultan auch eigene Rückstände hinterlassen hat, zieht er sich ihr gegenüber mit einer spontanen Lüge (vorerst) aus der Affäre und wendet sich sogleich an seinen Kumpel und Ex-Partner Eddie Lorenzo (Harris), welcher ihm umgehend seine Unterstützung zusichert. Auf diesem Wege kommt heraus, dass Ann´s (derweil offiziell als „vermisst“ geltender) Ehemann einen wichtigen Part in einer andauernden Untersuchung spielt(e), die illegale Verbindungen zwischen bestimmten einflussreichen Persönlichkeiten und dem örtlichen Police Department beleuchtet. Tom ist sich darüber im Klaren, dass Eddie ihm nicht allzu lange „den Rücken freihalten“ kann – und so wächst der belastende Druck gedeihlich an, zumal ihm sowohl der ermittelnde Beamte (Guzmán) als auch Ann „immer unangenehmere Fragen“ zu stellen beginnen. Als er sich letzterer schließlich ebenfalls anvertraut, gelangt er dank ihrer Mitwirkung an ein gut gehütetes Buch ihres Mannes, in dem zig Dienstnummern von korrupten Cops aufgeführt sind – was fast restlos die gesamte Truppe verdächtig erscheinen lässt. Wer jetzt aber denkt, dass mit Sicherheit Eddie in jenen Aufzeichnungen Erwähnung findet, der irrt sich – stattdessen entdeckt Tom die Ziffernkombination seines eigenen Abzeichens: Zwar sind „jene Tage“ schon lange vorüber, doch zweifelsohne noch immer brisant. Überdies liefert ihm das ein unverkennbares Motiv in den Augen Außenstehender…
Basiskern der Handlung bildet die interessante Figur des Tom Cutler: Ehemals ein Polizist mit einigen „dunklen Flecken“ auf der vormals „weißen Weste“, dessen Frau einem Gewaltverbrechen zum Opfer fiel und der eventuell mehr als nur die offizielle Version der Geschichte kennt, unter welchen Umständen ihr Mörder wenig später (tatsächlich) hinter Gittern „das Zeitliche segnete“, ist er heute ein geübter Tatort-Reiniger, der seine Profession zugleich als Bewältigungshilfe versteht sowie sich zuhause redlich darum bemüht, der anspruchsvollen wie fordernden Aufgabe gerecht zu werden, trotz aller Sachlagen ein guter Vater seiner emotional angeschlagenen Tochter zu sein. Jene versucht verzweifelt gegen das Verblassen der Erinnerungen an ihre Mutter anzukämpfen, was u.a. zu einigen schwierigen, an ihren Dad gerichteten Fragen führt, der seinerseits die schmerzhafte Wahrheit (schützend) von ihr fernzuhalten versucht – was aber geradezu zwangsweise in Misstrauen und neuen Konflikten mündet. Nicht alle „Spuren der Vergangenheit“ lassen sich nunmal derart (vergleichsweise) einfach säubern bzw. beseitigen wie die physischen Überreste einer Bluttat. Genährt von einleitenden und ausklingenden Voiceovers sowie punktuell feinfühligen Momenten, mutet das aufgezeigte Verhältnis zwischen Tom und Rose ungemein glaubwürdig und gelungen an. Darüber hinaus liefert es ein ebenso starkes wie nachvollziehbares „Fundament“ für die Entscheidungen, welche er innerhalb der sich entfaltenden Geschehnisse trifft…
„Cleaner“ wartet mit verschiedenen Story-Strängen auf, die Matthew Aldrich bei seinem Debüt als Skript-Autor möglichst clever miteinander zu verflechten versuchte sowie in das traditionelle Aufbau- bzw. Ablauf-Schema eines klassischen Thrillers eingebettet hat: Etablieren der grundlegenden Prämisse, Einführen einiger Charaktere, die jeweils bestimmte persönliche Dinge im Verborgenen halten, Streuen von Zweifeln und falschen Fährten, ein bis zwei „Verwirrungen“ entlang des Weges sowie eine zentrale Offenbarung im finalen Akt. Obwohl diese spezielle Dienstleistungsart schon mehrfach „in filmischer Hinsicht aufgegriffen“ wurde, zum Beispiel in „Curdled“ (1996) oder der „CSI: Las Vegas“-Episode „Swap Meet“, ist sie dennoch fern von „verbraucht“ einzustufen und übt zudem einen unweigerlichen Reiz aufs Publikum aus, da es sich dabei ja um keinerlei Erfindung Hollywoods handelt, sondern um ein real existierendes Berufsfeld. Zwar runzeln Tom´s frühere Klassenkameraden beim Lauschen seiner Ausführungen eingangs erst einmal die Stirn – fragen ihn irgendwann aber dennoch nach seiner Visitenkarte, etwa als einem aus ihrer Mitte der gegenwärtige Gesundheitszustand seiner Schwiegermutter gewahr wird. Früh kommen die Krimi-Elemente ins Spiel, verbannen die schwarzhumorigen Zusätze des Einstiegs und verlagern das inhaltliche Gewicht zunehmend in Richtung der angespannten Lage in den Reihen der örtlichen Cops, welche nahezu vollständig vor der Aufdeckung eines bis in höchste Kreise reichenden Korruptionsskandals „zittern“. Unglücklicherweise jedoch ist die Vorlage in diesem Bereich viel zu „halbgar“ ausgefallen – weist schlichtweg nicht die nötige Qualität und Komplexität auf, um das augenfällige Potential der gesamten Situation effektiv nutzen bzw. realisieren zu können. Neben vorhersehbaren Bahnen und einigen Plot-Löchern gibt es im finalen Drittel schließlich auch noch einen (inzwischen ja geradezu „obligatorischen“) Twist zu verzeichnen – in dessen Kontext mir die Täter-Frage im Prinzip recht frühzeitig klar war, mich das dargelegte Motiv allerdings durchaus überrascht hat. Leider aber lässt eben jenes (wiederum) zuviel des Vorangegangenen wie ein bloßes „Ablenkungsmanöver“ erscheinen – obendrein bleiben diverse aufgeworfene Fragen unbeantwortet…
In der Hauptrolle ist der vielbeschäftigte Samuel L. Jackson („Black Snake Moan“) zu sehen, der bei diesem Film, welchen er übrigens auch mitproduzierte, nunmehr bereits zum dritten Mal unter Harlin´s Führung vor der Kamera stand: Er agiert gewohnt solide, eignet sich prima als Sympathieträger und vermittelt die seitens des Parts verlangten Emotionen sowie sonstigen „darstellerischen Notwendigkeiten“ problemlos – ohne dabei aber wirklich gefordert zu werden. Letzteres trifft noch gewichtiger auf seinen hervorragenden Co-Star Ed Harris („Gone Baby Gone“) zu, der seiner weitestgehend oberflächlich gestrickten Figur eindrucksvoll „ein gutes Maß an Leben einhaucht“: Der Mann verdient es einfach, ersprießlicheres Material als „Beschäftigungs-Grundlage“ zu erhalten – und nicht ständig derart „verschenkt“ zu werden, wie zuvor u.a. auch in „National Treasure 2: Book of Secrets“. Zweifellos ist Eva Mendes („Ghost Rider“) eine attraktive Lady – agiert allerdings ziemlich hölzern und hinterlässt eine durchweg blasse Impression: Man hätte definitiv eine Schauspielerin mit einer nachhaltigeren Leinwandpräsenz casten sollen. Daraus resultierend, wirkt sie angrenzend wie ein „Fremdkörper“ im ansonsten überzeugenden Ensemble, welches dank hochwertiger Performances von Luis Guzmán („Punch-Drunk Love“), der jungen Keke Palmer („Akeelah and the Bee“) sowie einer ihre wenigen Szenen amüsant „an sich reißenden“ Maggie Lawson (TV´s „Psych“) auf hohem Niveau abgerundet wird. Nicht zu verschweigen ist zudem noch Jackson´s „Jackie Brown“-Kollege Robert Forster, der in der Rolle eines Gerichtsmediziners ein kurzes Cameo absolviert…
Handwerklich schöpfte Harlin bei der Umsetzung des Projekts in vollen Zügen aus seinem „gewohnten inszenatorischen Repertoire“: In jenem Rahmen griff er erneut auf seine so manch einen Kamera- und Editing-Trick beinhaltende „umfangreiche Palette an stilistischen Techniken und Mitteln“ zurück – á la rasche Schnittfolgen, wechselnde Abspiel-Geschwindigkeiten, kreative Übergänge zwischen einzelnen Sequenzen oder Aufmerksamkeit auf spezielle Objekte richtende „Tight Shots“. Gelegentlich dienen ausgefallene Winkel und Perspektiven jedoch einfach nur dazu, Spannung quasi „aus dem Nichts heraus“ zu erzeugen, während eigentlich bloß ganz normale Dinge oder Tätigkeiten aufgezeigt werden. Bestimmte Abläufe und Abfolgen kommen indes in Gestalt moderner Szenen-Montagen arrangiert daher, die einen unweigerlich an die Bildersprache der „CSI“-Fernsehserien erinnern und relativ cool anzusehen sind – gleichermaßen aber eine gewisse „emotionale Distanz“ erzeugen: Statt dass man sich vor den gebotenen unschönen Details ekelt, entsteht eher eine Art „anziehende morbide Faszination“. Cinematographer Scott Kaven („Death Race“) gebührt Lob für seine ansprechende Arbeitsleistung, Richard Gibb´s („Queen of the Damned“) Score ist hochwertig und transportiert eine „spürbare Energie“ – allerdings ist genau das ja ein Aspekt des Werks, der zwar mit Renny´s Herangehensweise, nur halt nicht unbedingt optimal mit der grundsätzlichen Materie harmoniert, zu welcher ein „geruhsamerer Basis-Ton“ wesentlich besser gepasst hätte. „Schuster, bleib bei Deinen Leisten!“ lautet ein altes Sprichwort, das ich in diesem Fall an den nichtsdestotrotz von mir weiterhin geschätzten Mr. Harlin richten möchte: Seine Stärken liegen vollkommen offenkundig im Bereich des „Popcorn-Kinos“ – wozu dieser ruhige, Action-lose Streifen eben nicht gezählt werden kann. Alles in allem dominiert auch hier die bei der Beschreibung seiner bisherigen Werke geradezu gewohnte Charakterisierung „Style over Substance“ – was „unterm Strich“ (entsprechend) sowohl ihm als auch dem unausgewogenen sowie im zunehmenden Verlauf qualitativ stetig nachlassenden Drehbuch Aldrichs zuzurechnen bzw. anzulasten ist…
Fazit: „Cleaner“ (2007) ist ein rundum solide inszenierter, anständig besetzter, leider etwas vorhersehbarer Crime-Thriller, der halbwegs passabel zu unterhalten weiß, dabei aber permanent hinter seinen evidenten Möglichkeiten zurückbleibt…
Seit März 2009 ist der Film hierzulande auf DVD und BluRay erhältlich – jeweils ungeschnitten (mit einer FSK16-Freigabe versehen) sowie aus dem Hause “3L/Ascot Elite/e-m-s” stammend. In den USA hat ihn “Sony Pictures Home Entertainment” dagegen ausschließlich auf RC1-DVD veröffentlicht…
Stefan Seidl
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Copyright der Cover und Pics: 3L/Ascot Elite/e-m-s (D) / Sony Pictures (US)__ Infos zur deutschen VÖ: Freigabe: FSK-16__ Geschnitten: nein__ Blu Ray/DVD: ja/ja__ |