Originaltitel: The Borderland__Herstellungsland: Frankreich, Hongkong__Erscheinungsjahr: 2012__Regie: Mathieu Weschler__Darsteller: Sedina Balde, Jason Tobin, Richard Sammel, Jared Robinsen, Muriel Hofmann, James Gerard, Kirt Kishita, Sabine Crossen, Michael Chan, Simon Yin u.a. |
Gabriel führt in Asien seit einigen Jahren verdeckte Operationen für verschiedene Organisationen, Geheimdienste und Behörden aus. Dieses Mal soll er im Grenzgebiet zwischen China und Nordkorea agieren. Hier wird ein Agent vermutet, der kurz vor seinem Verschwinden die Koordinaten eines Hauses an der nordkoreanischen Grenze an seine Vorgesetzten übermittelt hatte.
Als Vertreter getarnt, fällt Gabriel bald auf, dass in diesem Landstrich etwas absolut nicht zu stimmen scheint. In regelmäßigen Abständen verschwinden hier immer wieder junge Frauen, aber den Behörden scheint das ziemlich egal zu sein. Als Gabriel irgendwann an dem Ort herumschnüffelt, dessen Koordinaten der verschwundene Agent gesendet hatte, wird er Zeuge, wie ein Nordkoreaner eine junge Chinesin verprügelt. Er greift ein, wird von den Mitstreitern des Koreaners jedoch bewusstlos geschlagen.
Als Gabriel wieder zu sich kommt, sitzt er gefesselt in einem nordkoreanischen Militärgebäude und wird verhört. Irgendwann gelingt es Gabriel, sich zu befreien. Auf seiner Flucht findet er einige der entführten Frauen und den verschwundenen Agenten. Doch wie soll man aus dieser Vorhölle aus Folter, Blut und Tod entkommen?
httpv://www.youtube.com/watch?v=smIMfhLUmFU
„Covert Operation“ gelingt es sehr zügig, seine Geschichte zu installieren. Das geht so flott, dass der Film sogar vergisst, seinen eigentlichen Hauptcharakter Gabriel ein wenig zu verorten. Um seine Hintergründe werden in der Folge viele Geheimnisse gemacht, weshalb es schwer fällt, richtig warm mit ihm zu werden. Zum Glück hat sein Darsteller Sedina Balde, ein französischer Europa- und Weltmeister im Karate, eine sehr sympathische Ausstrahlung und kann obendrein durchaus passabel schauspielern! So fühlt man sich vernünftig abgeholt und ist bereit, in die Geschichte einzutauchen.
Die wird, von ein paar flapsigen Kommentaren Gabriels abgesehen, recht ernst angeschoben und lässt nicht einmal ansatzweise vermuten, was da für ein irrer Stimmungsumschwung folgen wird. Denn nach etwa 30 Minuten geht „Covert Operation“ richtig steil! Einmal in dem nordkoreanischen Militärkomplex angekommen entwickelt der Film einen wahnsinnig schrägen Sinn für Humor, bei dem jede Pointe zündet. Im Verbund mit derben Gewalteinlagen und einem unermüdlich um sich schlagenden und tretenden Sedina Balde mutiert „Covert Operation“ zu einem flotten Actioncomic:
Da wird in einem Moment noch munter gefoltert und werden Körperteile abgeschnitten, nur um im nächsten Moment absolut respektlos über Kim Jong-il und dessen Sohn abzuledern. „Covert Operation“ kommt in seinem irren Mittelteil gar nicht mehr zur Ruhe. Wird gerade nicht gefoltert oder gefrotzelt, werden nordkoreanische Hirne an Wänden verteilt, Knochen gebrochen und deckt man die Vorliebe des nordkoreanischen Militärs für Grindhouse-Snuff-Filme auf. Nebenbei finden irgendwie alle offenen Handlungsstränge zusammen und zündet Regisseur Mathieu Weschler großartige Szenen, die man in einem Streifen wie „Covert Operation“ niemals vermutet hätte.
Etwa großartige, vertikale 360 Grad Kamerafahrten, die zwei verschiedene Kampfschauplätze auf zwei verschiedenen Stockwerken eines Hauses miteinander verbinden und aufzeigen, welche Auswirkungen die Aktionen des einen Fights auf den anderen haben. Ein paar morbide Details gibt es quasi kostenlos obendrauf und der Zuschauer staunt sich eins ob dieser genialen Sequenz.
Allgemein fühlt sich Regisseur Weschler trotz sichtbarer budgetbedingter Einschränkungen (die Schauplätze wirken leider durch die Bank recht trostlos, einige CGI-Blutfontänen kommen sehr preisgünstig rüber,…) dem Hochglanzlook französischer Produktionen verpflichtet und punktet vor allem in der Action mit einer unaufgeregten Inszenierung, die vor allem die Fights seines elegant um sich tretenden Hauptdarstellers in langen Totalen und mit gezielt und intelligent gesetzten Zeitlupen-Einlagen ins rechte Bild rückt.
Leider kann „Covert Operation“, der in Deutschland mit einem vollkommen irreführenden Cover von militärischen Kampfeinheiten vermarktet wird, diesen Wahnwitz nicht bis zum Ende zelebrieren. Etwa 15 Minuten vor Schluss, wenn der nordkoreanische Militärkomplex verlassen wird, gehen der Produktion die Ideen aus. Das Tempo bricht ein und ausgerechnet der Showdown wirkt seltsam zerfahren, unfokussiert und kommt ohne echte Highlight-Momente daher – wenn man mal vom Splatter-Ende eines „Genossen“ absieht. Die letzten Momente um Gabriel entziehen sich dann gefühlt jedweder Nachvollziehbarkeit, was freilich auch durch die bereits erwähnte, dünne Charakterisierung der Figur befeuert wird.
Dieses Finale ist es dann auch, das dem Film eine bessere Wertung verhagelt. Man hätte „Covert Operation“ den nordkoreanischen Militärkomplex nicht mehr verlassen lassen dürfen und hier vielleicht noch einen fetten Final Fight zünden sollen (oder den etwas enttäuschenden Kampf Gabriels gegen drei fiese Oberlumpen ausbauen sollen). Dann wäre der Streifen für jeden Actionfan mit Sinn für schön choreografierte, durchaus harte Martial-Arts-Action und schrägen Humor eine echte Empfehlung wert gewesen. So bleibt zumindest ein unterhaltsamer, kurzweiliger Actioner, dem nach unkonventionellen Verlauf ausgerechnet zum Ende hin die Puste ausgeht. Sowohl Hauptdarsteller Sedina Balde als auch Regisseur Mathieu Weschler sollten Actionfans aber definitiv im Auge behalten.
Der Film erscheint am 2. Januar 2017 auf DVD und Blu-ray im deutschen Handel von Tiberius Film / Sunfilm, kommt im Gegensatz zum obigen Cover mit einer FSK 18 Freigabe und ist in dieser Form ungeschnitten.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
Copyright aller Filmbilder/Label: Tiberius Film / Sunfilm__Freigabe: FSK 18__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja |