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Cyborg Warriors

Originaltitel: Knights__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1993__Regie: Albert Pyun__Darsteller: Kathy Long, Kris Kristofferson, Lance Henriksen, Scott Paulin, Gary Daniels, Nicholas Guest, Vincent Klyn, Ben McCreary, Bob Brown, Jon H. Epstein, Burton Richardson, Nancy Thurston, Tim Thomerson u.a.
Cyborg Warriors

Endzeitaction von Albert Pyun mit illustrer Besetzung: In „Cyborg Warriors“ langen unter anderem Kathy Long, Kris Kristofferson, Lance Henriksen und Gary Daniels hin

It’s Cyborg-Time again! In dem im Original „Knights“ betitelten Endzeitfilm lässt Albert Pyun („Mean Guns“) seine hierzulande titelgebenden „Cyborg Warriors“ auf das Publikum los.

Wie üblich bei Albert ist in der Zukunft mal wieder alles hinüber und die Menschen sind auf eine primitive Stufe zurückgefallen. Dieses Mal haben noch zu allem Überfluss Cyborgs die Macht übernommen, die unzerstörbar scheinen und sich von Menschenblut ernähren. Es sind zwar nur rund 20 Stück, doch sie verfügen über menschliche Gefolgsleute. Dieser Truppe fällt auch zu Beginn eine Truppe in die Hände und wird versklavt, nur ein junges Mädchen entkommt mit ihrem Bruder. Also, B-Business wie gehabt, auch für Albert-Verhältnisse nicht wirklich innovativ, wenn immerhin ein gräulicher Farbfilter die Vergangenheit optisch vom Rest des Films abhebt (es soll nicht der letzte im Film bleiben).

Jahre später ist Nea (Kathy Long), das junge Mädel von damals, erwachsen und lebt in einer kleinen Dorfgemeinschaft. Ein Fremder warnt vor Dämonen, die ein Nachbardorf plattgemacht haben und wird geflissentlich überhört. Natürlich trabt das Pack am nächsten Morgen auch in Neas Dorf an und bricht einen Streit vom Zaun. Damit kann Albert eine Actionsequenz inszenieren, die ganz nett ist, aber auch nicht wirklich begeistert.

Das Gefolge der Cyborgs ist allerdings etwas überschwänglich und murkst bis auf Nea alle Dorfbewohner ab. Der anführende Cyborg ist darüber erbost, da damit jede Menge Zwischenmahlzeiten futsch sind. Doch er und seine menschlichen Spießgesellen werden von dem guten Cyborg Gabriel (Kris Kristofferson) in die ewigen Jagdgründe geschickt. Dieser will die fiesen Cyborgs auslöschen und macht sich mit Nea auf die Suche nach ihnen…

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Hier zieht Albert die übliche Erlösergeschichte vom Leder, die er in sein typisches Endzeitszenario bettet. Dabei ist der Plot ist geradlinig auf das Ende zu und keine der Wendungen überrascht: Meister und Schülerin bereiten sich auf den Kampf gegen die Fiesmöpps vor, der kommt nach ein paar Scharmützeln und dann ist Ende im Gelände. Dafür zieht Albert das Tempo gewaltig an, so dass kaum Langeweile aufkommt. Die Kulisse irgendwo in der Natur ist schick anzusehen, auch wenn man sie als Double für die verwüstete Erde nie so wirklich ernst nimmt. Da das Budget mal wieder knapp war, werden Städte und große Menschenansammlungen zwar im Dialog erwähnt, aber ansonsten krajohlt die Belegschaft nur durch die Wüste, in der nicht mehr als kleine Menschensiedlungen mit Zelten sind. Dafür verfremdet Alber das Bild häufig mit grellen Farbfiltern, um das Ganze edler aussehen zu lassen und „Cyborg Warriors“ immerhin stilistisch von zig ähnlich gelagerten Endzeitkloppern abzugrenzen. Fun Fact: Zum Stuntteam gehörte auch der spätere „John Wick“-Regisseur Chad Stahelski.

Problematisch wird es bei „Cyborg Warriors“ in erster Linie, wenn sich die Charaktere gerade mal nicht durch die Pampa prügeln, denn neben der dünnen Story sind vor allem die Dialoge ein Kritikpunkt. Die deutsche Synchro verschlimmert verschlimmert dies teilweise noch ein Stück (schon die Wahl der Synchronstimmen ist aber eine Katastrophe), aber die Sprüche sind strunzdämlich, ab und zu sogar tut es fast schon weh (z.B. das Gelaber beim Kampf Gabriel vs. Simon). Doch Albert hat diese Schwäche wohl erkannt (Selbsterkenntnis ist der erste Schritt zur Besserung) und so werden die Gespräche im weiteren Verlauf immer weiter zurückgefahren und im letzten Drittel wird kaum noch geredet. Eine eigenwillige Idee ist die Benennung von Kampftechniken nach Orten (Mont Blanc, Walhalla, Krim), die aber nicht mehr als illustrer Dialog ist.

Wenn die Charaktere nicht reden, sondern sich gegenseitig aufs Fressbrett hauen, dann zeigt der Film seine wahre Stärke: Die Kampfszenen. Mit Martial Arts und ein paar Nahkampfwaffen hauen sich die Figuren hier gegenseitig aufs Maul bis die Schwarte kracht. Vor allem im letzten Drittel wird sehr ausgiebig gekämpft und im Gegensatz zu vielen anderen Pyun-Filmen sind die Kämpfe recht spektakulär und ziemlich gut choreographiert. Lediglich ein paar Ausnahmen (Überfall auf Neas Dorf, obligatorische Trainingssequenz in der Mitte) sind eher durchschnittlich gemacht. Außerdem hat die Inszenierung hier teilweise noch den Schmiss von Pyuns ein Jahr zuvor veröffentlichtem „Nemesis“, ist aber nicht ganz so stilvoll.

Kris Kristofferson („Blade“) und Lance Henriksen („Daylight’s End“) agieren in diesem Film dagegen etwas unter Wert, wobei vor allem Kristofferson als Mentor eher durchschnittlich rüberkommt. Henriksen dagegen hat einfach wenig zu tun, außer herumzusitzen, bedrohliche Sprüche zu reißen und sein Umfeld zu drangsalieren, macht das aber mit Enthusiasmus und erinnert an einen größenwahnsinnigen Imperator. Kathy Long („Stranger“) und Gary Daniels („Zero Tolerance – Auge um Auge“) machen die besseren Figuren (meist beim Prügeln; zumindest Kristofferson scheint öfter gedoubelt zu werden), aber man hat beide schon in überzeugenderen Rollen gesehen. Daniels ist zudem viel zu oft in der Cyborg-Kutte verborgen, so dass es schwer fällt ihn von anderen Fieslingen zu unterscheiden. Als alte Pyun-Spezis sind Vincent Klyn („Gefährliche Brandung“), mal wieder als fiese Möpp, Nicholas Guest („Hetzjagd in St. Lucas“) und (in einem Ultrakurzauftritt) Tim Thomerson („Blast“) an Bord, die aber genauso durchschnittlichen agieren wie die restlichen Nebendarsteller.

Dank der zahlreichen, gut gemachten Fights ist „Cyborg Warriors“ immer noch passabler Pyun-Trash, auch wenn die Story keinen Blumentopf gewinnt und die Dialoge teilweise mau, manchmal saudämlich sind. In den letzten Minuten versucht Pyun seinen immerhin einigermaßen stilvoll inszenierten Endzeitklopper als Franchise-Starter zu etablieren, aber daraus wurde dann nichts, was jetzt nicht ganz verwunderlich ist. Action ist eben nicht alles, da war sein ähnlich gelagerter „Cyborg“ (zu dem „Cyborg Warriors“ ursprünglich mal eine Fortsetzung sein sollte) schon im Gesamtpaket stimmiger.

Der Film, der es hierzulande sogar in die Kinos schaffte, wurde bei uns nur auf VHS bei UFA veröffentlicht und ist mit einer FSK-16-Freigabe um wenige Szenen gekürzt, die aber kaum auffallen – ärgerlicher ist da die deutsche Synchro. Außerdem ist die Eingangssequenz nicht mehr in schwarz-weiß, bei der mir ebenfalls bekannten Holland-VHS dagegen schon. Auf DVD gibt es den Film in Frankreich, allerdings ohne O-Ton, lediglich mit französischer Synchro.

© Nils Bothmann (McClane)

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