Originaltitel: Child, The__Herstellungsland: Deutschland__Erscheinungsjahr: 2012__Regie: Zsolt Bács__Darsteller: Eric Roberts, Ben Becker, Christian Traeumer, Sunny Mabrey, Peter Greene, Yvonne Maria Schäfer, Clemens Schick, Reiner Schöne, Daniela Ziegler, Dieter Landuris, Dieter Hallervorden u.a. |
Der Anwalt Robert Stern reagiert mehr als ungläubig, als sich sein neuer Mandant, den ihm seine Ex-Freundin da angeschleppt hat, als 10jähriger Junge entpuppt, der ihm obendrein offenbart, in einem früheren Leben ein Killer gewesen zu sein. Doch sein Unglaube wird zu purem Entsetzen, als der Junge Robert zu einer versteckten Leiche führt, die seit gut 15 Jahren tot ist. Dennoch mag Robert dem Jungen die Berichte um eine bewusstseinserweiternde Rückführung in sein früheres Leben nicht abnehmen und er legt den Fall zu den Akten.
Noch am gleichen Abend weist ihn eine verfremdete Stimme via Telefon an, er solle herausfinden, wer für den soeben aufgefundenen Leichnam verantwortlich sei. Fände er dies heraus, würde der Unbekannte Roberts Ex-Frau, die er soeben entführt habe, nicht umbringen. Und mehr noch, er verspricht, Robert mit seinem verstorben geglaubten Sohn Felix zusammenzubringen. Mehr als genug Gründe für Robert, sich mit dem krebskranken „Wiedergeborenen“ zusammenzutun, der ihn an immer neue Schauplätze grausamer Morde führt und ankündigt, in der nächsten Nacht einen weiteren Menschen zu töten.
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„Das Kind“ basiert auf dem gleichnamigen Bestseller von Sebastian Fitzek, der seinen eigenen Roman für das Drehbuch dieses Films auf das Wesentlichste verdichtete und eine ungeheuer dichte Vorlage für einen Thriller auf absolutem Hollywoodniveau lieferte. Mehr noch, Fitzek etabliert für die filmische Adaption seines Buches gleich zwei interessante Spannungsbögen, die miteinander korrelieren. Zunächst ist da die mysterylastige Story um den krebskranken Jungen, der sich als Reinkarnation eines pädophilenmordenden Killers versteht und Robert Stern immer tiefer in eine düstere Welt hineinreißt, die den Verstehenshorizont des Anwalts bald übersteigen wird. Zudem gilt es für Robert, seine Frau und seinen verstorben geglaubten Sohn zu retten, was freilich nur gelingt, wenn er den Killer stellen kann. Das Motiv hinter dieser Aufgabe ist mehr als düster geraten und führt spätestens in Richtung Showdown ganz tief hinein in die Abgründe der menschlichen Seele, erschreckend dargereicht von einem komplett gegen den Strich besetzten Dieter Hallervorden. Kurzum, der Film versteht es richtig gut, in seine Welt hineinzureißen.
Das schafft er auch dank düsterster Bilder der deutschen Hauptstadt, die viel von Sieben und ähnlich effektiven Thrillern in sich tragen und hier und da auch das Horrorgenre streifen, etwa wenn Albtraumfetzen aufflackern oder neuerliche Leichen aufgefunden werden. Der Film labt sich dankbar an den düstersten Ecken der Großstadt und findet für seine düstere Handlung immer wieder entsprechende Locations. Denen merkt man allerdings hier und da auch an, dass „Das Kind“ letztlich nicht zuviel Geld kosten durfte. Davon abgesehen sieht man dem Film seine finanziellen Limitierungen zu keiner Sekunde an! Der Schnitt ist teils fiebrig, die Montage modern – ohne in hektische Wackelkameraästhetik zu verfallen -, die düstere, hochwertige Optik hat, obwohl der Film aus Deutschland stammt, mal nichts vom kleinen ZDF Fernsehspiel und der düster pumpende Score treibt den Streifen formidabel bis zum überraschenden Showdown.
Um den Film auch international vermarkten zu können, versuchte man schon früh, internationale Stars für den Film zu verpflichten. Ein Glücksgriff stellt dahingehend der ungeheuer präsente, auf den Punkt agierende und mit viel Engagement aufspielende Eric Roberts (The Expendables) als Robert Stern dar. Er trägt den Streifen mühelos und bildet das sympathische Zentrum des Filmes. Sunny Mabrey (aus amerikanischen TV Serien wie „House“ oder Nebenrollen in „Snakes on a Plane“ bekannt) und Peter Greene („Gone in 60 Seconds“) runden den internationalen Cast des Streifens ab. Doch auch die einheimischen Darsteller spielen richtig stark auf. Allen voran Ben Becker als hemdsärmeliger Ex-Pornoregisseur Borchert. Vor allem seine Ermittlungstätigkeiten mit Eric Roberts bescheren dem Film einige humorvolle Momente, die einen im Mittelteil des düsteren Thrillers ordentlich durchschnaufen lassen, ohne den Spannungsfaden abreißen zu lassen. Einzig der Kinderdarsteller Christian Traeumer traf nicht so ganz meinen Geschmack. Er spielt fürwahr nicht schlecht, aber irgendwie ist er von seiner ganzen Art her ein seltsamer Störfaktor. Auch scheint die Chemie zwischen ihm und Eric Roberts nicht so hundertprozentig gepasst zu haben.
Und wo wir gerade beim Negativen sind: Hier und da hätte man sich definitiv etwas mehr Feinzeichnung der Figuren gewünscht. Diese geht zugunsten des Tempos teils ziemlich unter. Und nach seinem Showdown droht der Film plötzlich unversehens einiges zu versemmeln. Das vorher so reizvolle und im deutschen Kino alles andere als gewöhnliche Mysteryelement wird vollkommen logisch und etwas enttäuschend aufgelöst, das optische Konzept zugunsten von überstrahlenden, viel zu weichen, knallbunten Bildern aufgelöst und seltsamer Kitsch bricht sich unvermittelt Bahn. Zwar fängt der Film sich in der unsentimentalen Schlussszene wieder, aber trotzdem bleibt ein etwas schaler Nachgeschmack. Von der schwülstigen Musik in diesem kurzen Abschnitt ganz zu schweigen.
So kurz dieser Abschnitt auch sein mag, er reißt manches ein, was vorher so richtig gemacht wurde. Glücklicherweise schadet er dem Film nicht allzu nachhaltig. „Das Kind“ mutet für deutsches Kino nämlich mal so richtig ungewöhnlich an. Der Film wählt ein wenig besetztes Sujet (Reinkarnation, Mystery) und stellt dieses niemals allzu verkopft in Frage. Die eigentliche Handlung wird mit Tempo und Schmackes serviert, die Spannung bleibt durchweg auf einem extrem hohen Niveau und Top-Darsteller adeln mit ihren Leistungen diesen düsteren, in finsterster Sieben Ästhetik erstrahlenden Streifen. Dieser nimmt sich zudem mit seinem immer mitschwingenden Pädophiliethema ein alles andere als leichtes Problem unserer Gesellschaft vor. Dabei arbeitet er weniger mit platten Phrasen als vielmehr mit schockierenden Bildern und zeigt ganz nebenbei auf, wie krank Menschen wirklich sein können. Ein unverhofft starker Streifen …
Dieser ist zudem der Eröffnungsfilm für die deutsche Ausgabe der „After Dark Films“. Der Verleih Kinostar, Los Banditos Films und die Zeitschrift Deadline präsentieren nach amerikanischem Vorbild diverse horrorlastige Streifen, die es so sogar zu Kinoleinwandehren bringen. Nach „Das Kind“, das seit 18.10.2012 im Kino ist, werden „Ghostmaker“, „Sadako 3D“ und „The Watermen“ in Kürze folgen!
Die offizielle Webseite zu “Das Kind”
Mehr über die deutsche After Dark Reihe
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
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