Originaltitel: Jagged Edge__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1985__Regie: Richard Marquand__Darsteller: Glenn Close, Jeff Bridges, Peter Coyote, Robert Loggia, Dave Austin, Richard Partlow, Lance Henriksen, Maria Mayenzet, William Allen Young, Ben Hammer, James Karen, Sanford Jensen, Michael Dorn, James Karen u.a. |

Glenn Close und Jeff Bridges spielen die Hauptrollen in „Das Messer“, während Lance Henriksen eine kleine Rolle hat
Nachdem „F.IS.T.“ ein Flop, „Flashdance“ aber ein großer Erfolg gewesen war, deutete das dritte verfilmte Drehbuch von Joe Eszterhas jene inhaltliche Richtung an, für die er bekannt werden sollte: Thrillerware um abgründige Themen vornehmlich sexueller Natur.
„Jagged Edge“ ist noch eine vergleichsweise zahme Vorstudie, aber man erkennt schnell Motive, die sich auch in Eszterhas‘ späterem Schaffen finden sollten, etwa das Prunkhaus mit Strandblick oder der sadistische Mord zum Auftakt, der in genau jener Hütte stattfindet. Im Vergleich zu Werken wie „Basic Instinct“ und „Jade“ ist „Jagged Edge“ noch relativ zurückhaltend inszeniert, auch wenn die Eingangssequenz zeigt wie ein maskierter Mörder die reiche Erbin Page Forrester (Maria Mayenzet) ans Bett fesselt um sie mit jenem gezackten Jagdmesser, das sowohl in der deutschen als auch der englischen Fassung titelgebend ist, zu erdolchen.
Polizei und Staatsanwaltschaft finden später die Leichen der Hausherrin und von deren Haushälterin, untersuchen die Umstände des Todes und nehmen alsbald Pages Ehemann Jack (Jeff Bridges) ins Visier. Dieser hätte ein Motiv, da er im Falle einer Scheidung nicht nur den Zugang zu Pages Vermögen, sondern auch seinen Job bei ihrer Zeitung verlieren könnte, zumal er ein Dorn im Auge des leitenden Staatsanwalts Thomas Krasny (Peter Coyote) ist. Als mehrere Indizien auf Jack als Täter hindeuten, strebt Krasny eine Anklage an.
Jack sucht Hilfe bei der Anwältin Teddy Barnes (Glenn Close), die sich eigentlich aus dem Strafrecht zurückgezogen hat und früher bei der Staatsanwaltschaft arbeitete. Nach einiger Überredungsarbeit übernimmt sie den Fall und erliegt nach und nach dem Charme ihres Mandanten…
httpv://www.youtube.com/watch?v=ZnQa0AI10ic
Das Script von „Jagged Edge“ bringt auf durchaus geschickte Weise alle Parteien in Stellung und erzeugt so Unsicherheit beim Zuschauer. Einerseits ist Jack klar ein manipulativer, kalkulierender Typ, was schon allein schon an der Wahl seines Rechtsbeistandes zu sehen ist, in der Hoffnung, dass eine Anwältin ihm eher Geschworenensympathien bringen würde als ein Anwalt. Gleichzeitig ist klar, dass der politisch ambitionierte Krasny einen Groll gegen Jack hegt, weil dieser wenig schmeichelhafte Artikel über ihn veröffentlichte, und zudem um jeden Preis Fälle gewinnen will, auch wenn er dabei das Recht biegt. Noch dazu liefert die Vermischung von Beruflichem und Privatem, wenn sich Teddy und Jack näher kommen, zusätzlichen Zündstoff, da die Beziehung Teddys Urteilsvermögen trüben und zusätzlich den Fall gefährden könnte.
Doch genau aus letzterem Aspekt schlägt der Film so gut wie kein Potential. Nie scheint die Liebelei so brisant zu sein, dass man wirklich Angst um den Fortgang des Falles haben müsste, Teddys Kinder und ihr Ex-Ehemann quittieren das schlimmstenfalls mit etwas Geschmolle oder Gemecker (vor allem aber deshalb, weil Mami wegen des Falles nicht beim Lernen für den Test helfen kann) und nur selten scheint Teddys Wahrnehmung ernsthaft getrübt zu sein. Etwas pikiert gucken, wenn schmutzige Wäsche im Gerichtssaal gewaschen wird, kurze Verwirrung, wenn Jack ihr anscheinend etwas verheimlicht hat, das war es dann auch.
Ebenfalls etwas problematisch ist, dass man zwischen den Hauptdarstellern nur wenig romantische oder erotische Chemie besteht, da hilft auch eine zahme Bettszene nichts. Ansonsten machen die beiden nämlich einen guten Job. Glenn Close („Guardians of the Galaxy“) gibt die Karrierefrau mit dem moralischen Gewissen und den Prinzipien sehr überzeugend, während Jeff Bridges („Wild Bill“) seinen Mandanten immer so anlegt, dass man nie genau weiß, ob man ihn nun trauen darf oder nicht. Nur hin und wieder laufen drei Nebendarsteller Gefahr den Film an sich zu reißen: Charakterkopf Lance Henriksen („Mörderischer Irrtum“), der als tougher Ermittler der Staatsanwaltschaft aber nur in ein paar frühen Szenen zu sehen ist, Peter Coyote („Good Kill“) als herrlich schmieriger Karrieremensch ohne Gewissen und vor allem Robert Loggia („Over the Top“) als zynischer Ermittler an Teddys Seite, der für seine Rolle sogar für den Oscar als bester Nebendarsteller nominiert war.
Als Gerichtsfilm kann „Jagged Edge“ aber über weite Strecken spannende Unterhaltung bieten. Immer wieder werden neue Beweisstücke eingebracht und Zeugen vernommen, welche die Interpretation der vorliegenden Fakten in ein neues Licht setzen. Gericht, Hauptfigur und Zuschauer müssen die Situation und die Glaubwürdigkeit des seine Unschuld beteuernden Jacks immer wieder neu evaluieren, während Plädoyers und Rededuelle die gewohnten Freuden des Genres bieten, mit denen „Jagged Edge“ in seinen Gerichtsszenen punkten kann.
Das Drumherum ist leider nicht immer so aufregend geraten. Der Subplot um jene Verurteilung, die Teddy und Krasny entzweite, wirkt immer etwas holprig eingeklebt, auch wenn er Begründungen für das Handeln der Hauptfigur liefert. Und das große Finale, das als Paukenschlag folgen muss, ist leider reichlich dröge, gerade im Vergleich zu den Gerichtsszenen, zumal Regisseur Richard Marquand („Die Rückkehr der Jedi-Ritter“) es nicht so sehr mit Subtilität hat: Immer wieder werden ganze Szenen mit John Barrys („The Specialist“) Soundtrack regelrecht zugekleistert, damit auch der letzte Zuschauer weiß, was er gerade fühlen soll.
So weist „Jagged Edge“ in den Szenen außerhalb des Gerichtssaales Schönheitsfehler auf, zumal der Film die Konstellation mit der Beziehung zwischen Anwältin und Mandat nie so richtig ausnutzt. Dafür bieten die Szenen im Gerichtssaal genug Twists und flammende Reden, während die Besetzung stark spielt, vor allem Peter Coyote und Robert Loggia. Trotz verschenkten Potentials durchaus kurzweilige Thrillerkost ohne allzu großen Nachhall.
Knappe:
Auf DVD ist der Film bei Sony/Columbia Tristar entweder einzeln oder im Dreierpack zusammen mit „Der Mann im Hintergrund“ und „Suspect – Unter Verdacht“ erschienen. Die DVD bei beiden Versionen ist identisch und enthält den Film in der ungekürzten Fassung. Als Bonusmaterial gibt es lediglich Filmographien von Glenn Close, Jeff Bridges und Richard Marquand.
© Nils Bothmann (McClane)
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