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Das Osterman Weekend

Originaltitel: The Osterman Weekend__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1983__Regie: Sam Peckinpah__Darsteller: Rutger Hauer, John Hurt, Craig T. Nelson, Dennis Hopper, Chris Sarandon, Meg Foster, Helen Shaver, Cassie Yates, Sandy McPeak, Christopher Starr, Burt Lancaster, Cheryl Carter, Tim Thomerson u.a.
Das Osterman Weekend

Zum Staraufgebot von Sam Peckinpahs letztem Film gehört auch Rutger Hauer

„Das Osterman-Weekend“ sollte Sam Peckinpahs letzter Film werden, doch aufgrund von Produzentenweigerung das schlappe Script umzuarbeiten und Peckinpahs fortgeschrittenem Alkoholismus blieb das Ergebnis weit hinter den Möglichkeiten zurück.

Nach „Die Killer-Elite“ beschäftigt sich Peckinpah hier erneut mit den Geheimdiensten. NSA-Agent Lawrence Fassett (John Hurt) ist nach dem Mord an seiner Frau außer sich. Zu allem Übel steckt der eigene Geheimdienst dahinter, doch NSA-Chef Maxwell Danforth (Burt Lancaster) schiebt die Schuld dem KGB in die Schuhe und beauftragt Fassett die Organisation Omega auszuheben, die er der Kooperation mit dem KGB bei dem Mord bezichtigt. Bereits in den ersten Minuten ist „Das Osterman-Weekend“ komplex bis verwirrend, da die Infos in Sekundenschnelle niederprasseln, was in der Romanvorlage von Robert Ludlum, Autor der Bourne-Romane, sicherlich gemächlicher abging.

Die amerikanischen Omega-Mitglieder sind Richard Tremayne (Dennis Hopper), Joseph Cardone (Chris Sarandon) und Bernard Osterman (Craig T. Nelson), drei alte Freunde, zu deren Freundeskreis auch der TV-Journalist John Tanner (Rutger Hauer) gehört. Selbiger leitet eine TV-Show, bei er der Politiker und andere Persönlichkeiten mit Fakten bloßstellt. An ihn tritt Fassett heran, um an Omega zu kommen. Damit alles nach Plan läuft, ist eine fingierte Entführung von Frau und Kind vonnöten, womit „Das Osterman-Weekend“ keinen Zweifel daran lässt, dass ein Geheimagent schlimmer als der andere ist.

Die vier Freunde treffen sich einmal jährlich mit ihren Ehefrauen und Kindern, sofern vorhanden, um ein Wochenende zu verbringen. Dieses Jahr ist Tanner jedoch angesichts des Landesverrates seiner Freunde angespannt, während Fassett überall im Haus Kameras anbringt. Das Wochenende droht zu eskalieren…

httpv://www.youtube.com/watch?v=UBHRTp7HDS0

Hauptproblem von „Das Osterman-Weekend“ ist die Tatsache, dass der Film vieles halb, aber nichts so richtig ist. Für einen Actionreißer geht es einfach zu wenig rund, die gefakte Entführung, die Schießerei im Haus und der Mini-Showdown sind die einzigen Actionszenen. Inszenatorisch liefert Peckinpah dabei wieder ordentliche Arbeit ab, er hat beeindruckendere Konfrontationen auf die Leinwand gezaubert, aber die Auseinandersetzungen (gerade die Hausballerei) machen Laune.

Für einen Thriller ist „Das Osterman-Weekend“ dann wiederum nicht spannend genug. Viel zu lang dauert die Exposition, um aus der Paranoia-Situation im Hause Tanner wirklich Kapital zu schlagen. Es gibt spannende Momente, doch insgesamt ist der Hauptteil des gegenseitigen Verdächtigens viel zu schnell vorbei, um echten Nervenkitzel zu erzeugen. Denn gegen Ende muss er für erwähnte Schießerei sowie ein Nachklappfinale ohne echten Drive Platz zu machen. Da helfen dann auch ein paar wirklich überraschende Plottwists am Ende nicht, die sich gerade noch im Bereich des Glaubwürdigen bewegen.

Nebenher versucht sich „Das Osterman-Weekend“ noch kritisch in der Betrachtung von Geheimdiensten und Überwachungsstaat, jedoch wenig satirisch. Zum Schluss ist klar, dass Schreibtischtäter Danforth keinen Deut besser als der leicht psychopathische Fassett ist, die letzten Szenen servieren diese Message dann noch mit dem Holzhammer, aber eine wirkliche Bereicherung ist diese Aussage für den Film nicht. So ist „Das Osterman-Weekend“ durchaus solide gemacht, aber stellenweise auch einfach lieblos dahingeklatscht, gerade das enttäuschende Finale, in dem Tanner einen Kontrahenten mit einem Uralttrick übertölpelt, macht wenig her.

Immerhin die Schauspielergarde weiß zu überzeugen, Rutger Hauer („The Scorpion King 4“) kann die Hauptrolle überzeugend stemmen, ebenfalls gut die Performances von Chris Sarandon („Safe“) und Dennis Hopper („Speed“). Das wahre Highlight ist jedoch Craig T. Nelson („Action Jackson“) als Osterman, der famos spielt. Ordentlich John Hurt („Hercules“), Burt Lancaster („Die gefürchteten Vier“) und Meg Foster („Sie leben!“) in ihren Nebenrollen, der Rest der Darsteller hingegen eher mittelmäßig. Kaum zu erkennen bei seiner Minirolle als Motorradcop: Tim Thomerson („Nemesis“), der spätere Albert-Pyun-Spezi.

So bleibt unterm Strich ein Film, der viele ansatzweise gut macht, aber nichts so richtig klasse. Eine nette Actionszene hier, ein ordentlicher Spannungsmoment da, aber insgesamt unentschlossen und ohne durchgehenden Spannungsbogen. Gutes Mittelmaß, aber es wäre mehr möglich gewesen.

In Deutschland ist der Film ungekürzt ab 16 Jahren freigegeben und auf DVD bei Concorde erschienen. Die Bildqualität ist leider nicht die Beste, dafür ist das Bonusmaterial extrem umfangreich: Eine Featurette, alternative und entfallene Szenen sowie ein Audiokommentar von Peckinpah-Experten finden sich auf der Scheibe.

© Nils Bothmann (McClane)

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Copyright aller Filmbilder/Label: Concorde__FSK Freigabe: ab 16__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Nein/Ja

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