Originaltitel: Death Row the Tournament__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1998__Regie: Jesse V. Johnson__Darsteller: Dominiquie Vandenberg, Michael Ironside, Nils Allen Stewart, Wendy Hunter, Jamie Johnson, Catherine Kim, David Sobel u.a. |
Wollen Stuntleute und Kampfkünstler Werbung in eigener Sache machen, um bekannter zu werden, auch mal größere Rollen zu erhalten oder sich als Regisseure zu bewerben, dann ist der actionlastige Kurzfilm ein probates Mittel, geht er doch über das reine Demo Reel hinaus. Gerade in den Zeiten von Videoplattformen wie YouTube präsentieren Werke wie Lin Oedings „Wake“, Ron Yuans „Three Bullets“ oder Kellie Madisons „The Gate“ rund um eine Actionszene gestrickte Minifilme. Etwas längere Werke mit mehr Erzählung, wie etwa Daniel Bernhardts charmanter „Fetch“, sind da schon seltener.
“Death Row the Tournament” ist jener Kurzfilm, der als Jesse V. Johnsons („Accident Man“, „Savage Dog“) Bewerbungsvideo für seine spätere Regiekarriere gelten kann. Als Werk von 1998 musste er nicht nur auf die bequeme Verbreitung via YouTube und Co. verzichten, sondern entstammt einer Zeit als HD-Kameras, Drohnen und sonstiges Equipment noch nicht für kleines Geld für Jedermann zu haben waren, weshalb der Look noch etwas rau ist. Johnson erzählt als Regisseur und Drehbuchautor in rund 13 Minuten sogar eine kleine Geschichte, die in einer nahen Zukunft angesiedelt ist, die an Klassiker wie „Rollerball“, „Death Race 2000“ oder „Running Man“ und deren zahlreiche Epigonen aus dem Italo- und B-Bereich erinnert. In der Welt von “Death Row the Tournament” hat ein findiger Businessmensch nämlich ein Geschäftsmodell daraus gestrickt Insassen des Gefängnisses bis zum Tode kämpfen zu lassen – inklusive Übertragung im Fernsehen. Während man an Merchandise und Zuschauerzahlen verdient, reduziert man auch die Kosten für inhaftierte Häftlinge, wobei der Held, der Cop Louis Gerard (Dominiquie Vandenberg), dieses System eher verabscheut.
Dummerweise gelangt er selbst in den Knast und muss dort aufgrund von Geldsorgen auf Leben und Tod kämpfen, nachdem sein Partner ihn gelinkt hat. Da Gerard den amtierenden Champion des Death-Row-Tournaments hinter Gitter brachte, darf man dreimal raten gegen wen er denn dort kämpfen darf…
httpv://www.youtube.com/watch?v=i_0XHpbj2PE
httpv://www.youtube.com/watch?v=8nA27H5wgAI
Neben Johnson als Filmemacher darf sich Ex-Fremdenlegionär Dominiquie Vandenberg („Hooligans 2“, „The Butcher“) als Darsteller präsentieren, der danach in diversen Johnson-Filmen Haupt- und Nebenrollen annahm und sich hier als kampfstarker Held macht. Seinen Gegner beim Knastfight gibt der gern als Haudrauf gesehene B-Darsteller Nils Allen Stewart („Stranger“, „The Scorpion King“, während Genreveteran Michael Ironside („Turbo Kid“, „McBain“) einen Kurzauftritt als Richter hat, der Louis in den Knast schickt.
Hauptaugenmerk dieses Kurzfilms sind natürlich seine zwei Actionszenen: Eine anfängliche Schießerei auf einem Schrottplatz sowie der spätere Knastfight. Beide fallen eher kurz aus, liefern aber – gerade gemessen am kaum vorhandenen Budget – solide Handarbeit. Das Knastduell läuft leider nach dem altbekannten Held-kriegt-erst-die-Hucke-voll-und-reißt-dann-das-Ruder-rum-Schema ab und findet in einem etwas zu düsteren Raum statt, profitiert aber von seinen zwei versierten Kontrahenten, die in einem eher bodenständig gehaltenen, aber immer noch gelungenen Duell ihr Können zeigen. Inszeniert ist das alles ebenfalls bodenständig wie professionell, im Rahmen der erwähnten Limitierungen.
Ansonsten ist das Ganze natürlich ein Stoff, aus dem andere B-Filmer schon einen ganzen Langfilm gestrickt haben, hier auf 13 Minuten verdichtet. Dementsprechend wird die Rahmenhandlung teilweise im Schweinsgalopp abgehandelt, aber das auf nicht ungeschickte Weise: Eine Nachrichtensprecherin erklärt beispielsweise welche Umstände sowohl ein Happy End als auch einen schadenfrohen Schlussgag ermöglichen. Der Rest ist Standard, mit dem einem schmierigen Verräter-Partner und einem noch schmierigen Kapitalistensack, der alle Fäden zieht, als Schurken und dezenten Seitenhieben auf die mögliche Entwicklung menschlicher Sensationslust – viele voyeuristische Reality-TV-Format waren damals noch Zukunftsmusik. Ähnlich wie in den genannten Vorbildern ist das natürlich in erster Linie Action, die das, was sie teilweise kritisiert gleichzeitig für Schauwerte ausschlachtet, aber das macht “Death Row the Tournament” schon auf recht gelungene Weise.
Das Ergebnis ist kein sonderlich einprägsamer Kurzfilm, sondern Genreware nach gängigen B-Motiven, die vor allem Fans des Regisseurs und des Hauptdarstellers ansprechen dürfte, da man eine ihrer ersten Arbeiten sieht. Als Bewerbung für Kommendes nicht die schlechteste Visitenkarte, auch wenn Johnson bei Filmen wie „The Honorable“, „Pit Fighter“ und „Alien Agent“ noch etwas im Übungsmodus blieb.
Der Film ist inzwischen auch auf YouTube zu sehen; auf einem Datenträger wurde er meines Wissens bisher noch nicht veröffentlicht.
© Nils Bothmann (McClane)
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