Originaltitel: They Wait__Herstellungsland: Kanada__Erscheinungsjahr: 2007__Produzent: u.a. Uwe Boll__Regie: Ernie Barbarash__Darsteller: Jaime King, Regan Oey, Terry Chen, Vicky Huang, Henry O, Colin Foo, Pei-pei Cheng, Michael Biehn, … |
httpv://www.youtube.com/watch?v=m3POtrugXSg
Bei „They Wait“ (2007), einem von Ernie Barbarash („Cube: Zero“) inszenierten sowie von „keinem Geringeren“ als Uwe Boll („BloodRayne“) produzierten „B-Film“, der hierzulande übrigens unter dem nicht gerade Begeisterung hervorrufenden Titel „Demon Days“ veröffentlicht wurde, handelt es sich (augenfällig) um einen weiteren Horror-Thriller, der sich im Fahrwasser der erfolgreichen „the Ring“- und „the Grudge“-Remakes bewegt und bei welchem auf inhaltlicher wie stilistischer Ebene (in entsprechend ähnlicher Weise) fernöstliche und nordamerikanische Motive miteinander verflochten wurden. Zwar bezieht sich das aus den Federn dreier Autoren stammende Drehbuch nicht konkret auf eine asiatische Vorlage, doch wird man unzweifelhaft einige genau dieser Werke beim Verfassen mehr als nur „vage im Hinterkopf präsent“ gehabt haben – und obgleich die erdachte Geister- bzw. Spuk-Story relativ konventionell und innovationsarm daherkommt, profitiert sie nichtsdestotrotz u.a. von der reizvollen Hinzugabe einer Reihe spezieller Details und Fakten aus dem geschichtlichen Immigranten-Umfeld British Columbias…
Jason (Terry Chen) ist ein im Import/Export-Bereich tätiger Geschäftsmann chinesischer Abstammung, der für eine „absehbar-begrenzte Zeit“, welche sich inzwischen allerdings mehrfach verlängert hat, zusammen mit seiner kanadischen Frau Sarah (Jaime King) und dem gemeinsamen Sohn Sam (Regan Oey) nach Shanghai gezogen ist, um dort für seine Firma den Aufbau einer neuen Abteilung bzw. Handelssparte zu leiten. Während Sarah allmählich das Ende des Auslandsaufenthalts herbeisehnt – nicht bloß weil sie sich nie wirklich optimal eingelebt hat und in jenem Land ihren Job als Journalistin zudem kaum mehr richtig ausüben kann – ist der erst fünfjährige Sammy indes ziemlich begeistert von den viele übernatürliche Elemente umfassenden kulturellen Bräuchen um ihn herum. Aktuell interessiert ihn beispielsweise der just angebrochene „Monat der hungrigen Geister“, in welchem man besonders rastlose Seelen, die gar bis in die „Welt der Lebenden“ vordringen können, seit jeher mit Opfergaben (á la Früchte oder per Verbrennen von Geld) besänftigt sowie auf diese Weise seinen Respekt vor den Verstorbenen ausdrückt. Ausgerechnet in dieser „sensiblen Phase“ erreicht die junge Familie die traurige Nachricht, dass Jason´s Onkel Raymond (Colin Foo) auf der anderen Seite des Pazifiks verschieden ist…
In Vancouver gelandet, wohin jener in der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts ausgewandert war, bevor er (infolge dessen) im Chinatown-Viertel der Stadt einen Schneidereibetrieb eröffnete und sich zu einem angesehenen Mitglied der Gemeinde entwickelte, kommen Sarah, Sammy und Jason für die Dauer der Beerdigung bei dessen Witwe Mei (Pei-pei Cheng) unter, welche in einem Appartement oberhalb der inzwischen ungenutzten Firmen-Räumlichkeiten wohnt. Beinahe augenblicklich nach ihrer Einreise beginnen sowohl Mutter als auch Sohn aber plötzlich an merkwürdigen Visionen zu leiden – nur sucht erstere „logischerweise“ zunächst einmal nach einer rationalen Erklärung für diese, anstatt ernsthaft in Erwägung zu ziehen, dass sie und ihr Kind von irgendwelchen Geistern heimgesucht werden. Vater Jason registriert das alles derweil bestenfalls beiläufig, denn mit der Bestattung und diversen geschäftlichen Problemen in Shanghai hat er momentan eine ganze Menge zu koordinieren und zu bewältigen. Um zumindest die beruflichen Angelegenheiten zu klären, reist er schließlich für einige Tage zurück – Sarah kümmert sich unterdessen so lange um Tante Mei…
Unmittelbar darauf gerät Sam jedoch „in direkten Kontakt“ mit einem offensichtlich toten, eine klaffende Kopfwunde sowie einen zugenähten Mund aufweisenden Mädel (Vicky Huang) – und fällt wenig später in ein tiefes Koma, das selbst die Ärzte im Krankenhaus vor Rätsel stellt: Wie es scheint, versagt sein Herz aus unerklärlichen Gründen mit zunehmender Geschwindigkeit. Es heißt, dass wenn nicht „ein Wunder“ geschieht, er gewiss „keine 24 Stunden mehr“ zu leben hätte. Verzweifelt wendet sich Sarah kurzerhand an alle ihr bekannten Personen, die ihr eventuell dabei helfen könnten, „die Zeichen zu entschlüsseln“ und ihren Sohn zu retten – vor welcher Macht auch immer, die ihn da in ihrem „eisigen Griff“ haben mag. Gemeinsam mit ihrem Ex-Kollegen O´Connell (Michael Biehn) nimmt sie im Folgenden die durchaus einige düstere Geheimnisse aufweisende Vergangenheit der Familie ihres Mannes unter die Lupe – allerdings ist es ein weiser chinesischer Apotheker (Henry O), der ihr letztlich die Hintergründe der Geschehnisse um sie herum offenbart: Er berichtet ihr davon, dass sich Geister angesichts ungesühnter Sünden unter Umständen zu aggressiv auftretenden Dämonen entwickeln können, die manchmal auf eine bestimmte Form von Vergeltung aus sind – woraufhin er sie (obendrein) mit einigen bedeutungsvollen Kenntnissen und „Utensilien“ ausstattet, mit denen sich das drohende Unheil wohlmöglich doch noch abwenden lässt…
„They Wait“ eröffnet in Gestalt einer illegalen Bärenjagd tief in den kanadischen Wäldern, die eine wichtige Bedeutung innerhalb der Handlung einnimmt – und das nicht allein bloß deshalb, weil Raymond im Rahmen dieser (nach dem Entdecken eines blutenden Baumes) im Angesicht einer hervorschnellenden „Dämonenfratze“ sein Ende findet. Mit den unmittelbar daran anknüpfenden Anfangs-Credits weichen die bislang bläulich gehaltenen Farbtöne bräunlich-beigen, während ein rund 50 Jahre zurück reichender Flashback einsetzt, der aufzeigt, wie verschiedene Gräber exhumiert werden, man die ihnen entnommenen Knochen in einem Flüssigkeitsbad sterilisiert, auf Vollständigkeit überprüft, sorgsam verpackt und anschließend gen China verschifft. Im nun anbrechenden Haupt-Verlauf stellt sich recht bald heraus, dass Jason´s Onkel in der Nachbarschaft „the Bone Collector“ genannt wurde und einer Organisation namens „the Benevolent Society“ angehörte, welche früher der Aufgabe nachgegangen ist, die Überreste verstorbener Immigranten zurück in die Heimat zu überführen, da die Seelen dieser Personen (ihrer Überzeugung nach) nur dann „ewigen Frieden“ erlangen können, wenn sie nahe ihrer jeweiligen Familie und Vorfahren ruhen (sprich: man sie dort beigesetzt hat). Es sind authentische inhaltliche Elemente wie diese, welche dem Film einen zusätzlichen Reiz verleihen, da sie „von sich aus“ schon relativ interessant sind, mit Sicherheit nicht allzu vielen Zuschauern bekannt sein dürften und sich per se für die Einbindung in den Kontext einer Horror-Story ziemlich gut eignen – quasi als „atmosphärischer Zusatz“, wie zum Beispiel der gesamte mit dem „Hungry Ghost Month“ (August) in Zusammenhang stehende Glaube…
Unweigerlich fühlt man sich an „the Grudge“ (2004) erinnert, sobald Sarah – vorliegend ja so etwas wie eine „Fremde im eigenen Lande“ – in den Bann der übernatürlichen Einflüsse gerät, deren Ursprünge in der chinesischen Kultur verwurzelt sind: Erst als sie (aus der Verzweiflung sowie Konfrontation mit diesen Dingen heraus) ihren Verstand „erweiternd öffnet“ und jene Mächte fortan als einen realen Faktor anerkennt, ist es ihr möglich, etwaige „Gegenmaßnahmen“ zu ergreifen, welche ihr der kundige Pharmazeut entsprechend darlegt sowie im Zuge dessen (zugleich) gänzlich zu verstehen hilft. Den Skript-Lieferanten Trevor Markwart („Bowzer“), Carl Bessai („Normal“) und Doug Taylor („In the Name of the King“) ist es auf respektable Weise gelungen, östliche und westliche Komponenten auf mehreren Ebenen miteinander zu verknüpfen – allerdings bewegten sie sich dabei stets entlang der Oberfläche der Geschichte, ohne weiter in die Tiefe vorzudringen, so als hätten sie sich damit begnügt, nur „das nötigste Resultat“ (im Sinne einer funktionierenden, nicht zu banalen, sich möglichst geschmeidig entfaltenden Erzählung) erreicht bzw. erzielt zu haben. Der historische Ansatz, inklusive eingebetteter Ausbeuterbetrieb- und Tierorganhandel-Thematiken, verkommt zu einem mit zunehmender Dauer „kontinuierlich verblassenden“ Gimmick – fraglos wäre ein intensiveres Angehen dieser Plot-Facetten ebenso wünschenswert wie klar von Vorteil gewesen. Man benötigt nicht lange, um herauszufinden, wer als Auslöser der Vorfälle die Verantwortung trägt und demzufolge die „Schuld“ auf sich geladen hat: Erwartungs- und erfahrungsgemäß sind die Geister nämlich keineswegs „von Natur aus“ feindselig, sondern in erster Linie „nur“ darauf aus, zuvor begangenes Unrecht nicht ungesühnt in Vergessenheit geraten zu lassen. Große Überraschungen bleiben demnach fern – und dennoch wird es glücklicherweise zu keiner Zeit langweilig, einer ganzen Reihe an Klischees und Standard-Versatzstücken zum Trotz. Erfreulich auch die Feststellung, dass sich die Dialoge tatsächlich mal auf einem passablen Niveau bewegen – was bei vergleichbaren Veröffentlichungen ja beileibe nicht die Regel ist…
Ein weiterer Pluspunkt dieser Produktion ist es, dass sie mit einer brauchbaren Besetzung aufwarten kann, aus der vor allem Hauptdarstellerin Jaime King („My Bloody Valentine 3D“) positiv herausragt: Sie meistert ihren Part mit Bravour und liefert eine überzeugende Performance ab, welche dem Werk in diesem Bereich einen kräftigen „zentralen Stützpfeiler“ verleiht – und das fernab nerviger „Hysterie-Ausbrüche“, etwa angesichts der schauerlichen Phänomene und/oder dem drohenden Schicksal ihres Sohnes. Jener Knabe mit der „I can see dead People“-Gabe wird von dem jungen Regan Oey („Kickin it Old Skool“) achtbar verkörpert – während selbiges auch für Terry Chen („War“) in der Rolle des gestressten (aber liebevollen) Dads und Ehemanns gilt. Zwar erfährt Michael Biehn („the Divide“) auf dem deutschen DVD-Cover eine (ins Auge fallende) prominente Nennung – bloß entpuppt sich seine Beteiligung als ein auf zwei kurze Auftritte verteiltes, kombiniert maximal vier Minuten Screen-Time umfassendes, kaum der Rede wertes Cameo. Darüber hinaus treten u.a. noch Pei-pei Cheng („Naked Weapon“), Henry O („Romeo must Die“), Colin Foo („Postal“) und Vicky Huang („88 Minutes“) allesamt solide in Erscheinung…
Unterstützt von Hal Beckett´s („Poison“) Score und Greg Middelton´s („Slither“) ebenso inspirierter wie angepasster Kameraarbeit, dessen eingefangene Bilder Editor Lisa Robinson (TV´s „the L Word“) in Form relativ unüberhasteter Schnittfolgen dienlich arrangierte, beweist Regisseur Barbarash hier – nach der geradezu unverhofft annehmbaren „Stir of Echoes“-Fortsetzung „the Homecoming“ – erneut sein handwerkliches Talent innerhalb dieser speziellen „Film-Gattung“. Creepy in Szene gesetzte Momente, Impressionen und Set-Pieces (wie das alte Fabrikgebäude, ein blutender Baum, Teller voller Würmer, das Herauswürgen von Knochen oder ein nicht unbedingt geheuerlicher Teddy) fügen sich mit den „klassischen Sound-Zusätzen“ (á la verzerrt-flüsternde Laute) und traditionellen Stilmitteln des Genres (wie z.B. versagende oder von selbst angehende Lichter) zu einem homogen stimmungsvoll anmutenden Gesamteindruck zusammen, der den geneigten Betrachter im Grunde genommen anständig zufrieden zu stellen vermag. Die dargebotene Gewalt ist, wie bei Spuk-Storys ja nicht unüblich, vornehmlich unblutiger Natur, CGI-Effekte wurden eher sparsam eingesetzt – was auch gut so ist, denn in „qualitativer Hinsicht“ hatte die im Prolog zu sehende „Dämonenfratze“ bei mir bereits leichte (letztlich jedoch unbegründete) Besorgnis hervorgerufen. Leider tritt an einer Stelle (ausgerechnet im Zuge des Finales) dann aber doch noch die gefürchtete „unfreiwillige Komik“ zutage – nämlich als einige „alte Gebeine“ plötzlich zum Leben erwachen, zwei sich in ihrer Nähe aufhaltende Männer (an-)greifen und diese in einen mächtigen Knochenberg (quasi „gen Hölle“) hineinzerren, was mir persönlich ein Tick zu stark den ja deutlich unernsteren „Army of Darkness“ in Erinnerung reif. Ferner möchte ich (abschließend) keinesfalls verschweigen, dass die vorhandenen (sporadisch durchaus erfolgreichen) „Erschrecker“ überwiegend dem gängigen Muster folgen, also meist aus der Kombination eines lauten Geräuschs mit einer plötzlichen Bewegung bestehen und in dem betreffenden Moment immerzu eine „leisere Phase“ des Geschehens beenden – allerdings gibt es da einen absolut vortrefflichen „Jump-Scare“ im ersten Drittel zu verzeichnen, der im Prinzip „aus dem Nichts heraus“ (unerwartet) „voll ins Schwarze“ trifft…
Fazit: „They Wait“ ist ein kurzweilig-unterhaltsamer, einigermaßen atmosphärischer Horror-Thriller aus kanadischen Landen, der auf der einen Seite von seiner gediegenen Inszenierung und guten Hauptdarstellerin profitiert – auf der anderen indes aber vorrangig aufgrund der recht unoriginellen Beschaffenheit seiner Drehbuch-Vorlage (bedauerlicherweise) ein merkliches Stück an „Kraft“ und „Nachhaltigkeit“ einbüßt…
Hierzulande erschien der Film unter dem Titel “Demon Days” aus dem Hause “Splendid” auf DVD – ungeschnitten sowie ohne einer “Jugendfreigabe”. In den USA hat ihn “Vivendi Entertainment” mit einem “R”-Rating unter dem Originaltitel “They Wait” auf DVD herausgebracht – ebenfalls uncut. Eine BluRay-Veröffentlichung ist mir derzeitig noch nicht bekannt.
Stefan Seidl
Was hältst du von dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
Copyright der DVD-Cover: Splendid (D) und Vivendi Ent. (US)__Copyright der Screenshots: Splendid__Freigabe der deutschen VÖ: keine Jugendfreigabe__Geschnitten: nein__Blu Ray/DVD: nein/ja |