Originaltitel: the Runner__ Herstellungsland: USA__ Erscheinungsjahr: 2015__ Regie: Austin Stark__ Darsteller: Nicolas Cage, Sarah Paulson, Connie Nielsen, Peter Fonda, Wendell Pierce, Bryan Batt, Fredric Lehne, Kerry Cahill, Ciery Payton, Christopher Berry, … |
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Austin Stark´s 2015er Polit-Drama „the Runner“ ist ein höchst mittelprächtiger Film – davon mal abgesehen jedoch einer der besseren, an denen der einstige „Oscar“-Preisträger Nicolas Cage in den vergangenen Jahren beteiligt war: Nicht annähernd so gut wie David Gordon Green´s „Joe“ sowie noch knapp unter dem Niveau des Serienkiller-Thrillers „Frozen Ground“ – wohl aber ambitionslos-unoriginellen Veröffentlichungen wie „Tokarev“ und „Trespass“ ein Stück weit voraus (von dem 2014er „Left Behind“-Debakel ganz zu schweigen). Nach dem herrlichen „Bad Lieutenant: Port of Call“ (2009) und dem belanglosen „Seeking Justice“ (2009) ist unser liebster Neffe Francis Ford Coppolas im Vorliegenden erneut in New Orleans unterwegs – eben jener größten Stadt des Bundesstaates Louisiana, in welcher Cage bis zu seinen Steuer-Problemen u.a. eine historische Kapelle (die „Our Lady of Perpetual Help Chapel“) sowie das angeblich verfluchte „LaLaurie Gebäude” besaß und sich zudem gar ein mächtiges oberirdisches Grab in Form einer Pyramide auf dem alt-ehrwürdigen „St. Louis Cemetery No.1“ errichten ließ, was durchaus zu einer Reihe kontroverser Reaktionen auf Seiten der Einheimischen führte…
2010, unmittelbar nach der Öl-Katastrophe im Golf von Mexiko: Mit einer emotionalen Rede hat der Kongress-Abgeordnete Colin Price (Cage) quasi „über Nacht“ Berühmtheit erlangt, so dass nicht nur seine Gattin Deborah (Connie Nielsen) und seine Berater Kate (Sarah Paulson) und Frank (Wendell Pierce) den Moment für gekommen wähnen, aktiv das Ziel eines Sitzes im US-Senat anzugehen. Seine Chancen stehen nicht schlecht: Er wird respektiert, vertritt die Interessen und Bedürfnisse der gebeutelten Küsten-Anrainer – und so glaubt er es sich auch erlauben zu können, die offerierte Unterstützung eines einflussstarken Lobbyisten (Bryan Batt) auszuschlagen. Die Sache ist bloß: Colin hat eine Affäre mit einer jüngeren afroamerikanischen Cheerleader-Lehrerin (Ciery Payton), die obendrein mit einem örtlichen Fischer verheiratet ist. Als entlarvende Hotel-Security-Aufnahmen an die Öffentlichkeit geraten, platzt sein Traum Schrägstrich Vorhaben schlagartig: Der Ruf ist zerstört, er legt seine wichtigsten Ämter nieder und wird von Deborah verlassen. Es folgt eine „depressive Phase“ – allerdings setzt er sich pro bono weiterhin beherzt für seine Zusicherungen und Ideale ein, was mit der Zeit darin resultiert, dass er sich irgendwann durchaus wieder gewisse Hoffnungen auf ein politisches Comeback zu machen vermag…
„the Runner“ erzählt eine altbekannte Geschichte und mutet im Grunde durchweg wie ein klassisches „Made-for-TV-Movie“ an – was per se ja nichts unbedingt Negatives ist, so lange man seine Erwartungen an diesen für zirka sechs Millionen Dollar produzierten „Indie“ entsprechend adjustiert. Die Einbindung der weitreichenden ökonomischen und ökologischen Auswirkungen der durch die Explosion (und dem zwei Tage späteren Sinken) der von der Firma „Transocean“ im Auftrag des „BP“-Konzerns betriebenen Hochsee-Plattform „Deepwater Horizon“ ausgelösten Öl-Pest wurde erfreulich angemessen gehandhabt: Eröffnet wird damit, dass einem ein paar Nachrichten-Infos und Original-Bilder der Unglücksstelle sowie umgebenden Region präsentiert werden, worauf das Publikum Colin im Rahmen seiner Bemühungen kennenlernt, die Aufräumarbeiten mit Hilfe einer zusätzlichen Koordination von Ressourcen zu optimieren sowie den akut (oder in baldiger Zukunft) vom finanziellen Ruin bedrohten Beschäftigten betroffener (z.B. auf Touristen und/oder den Fischfang angewiesener) Branchen beizustehen. Seinen Worten versucht er stets die zugehörigen Taten anschließen zu lassen – was ihn u.a. zu einem gefühlsintensiven Vortragen seines Frust, Schmerz, Trauer, Wut, Sorge und Durchhaltewillen umfassenden Anliegens vor seinen Kollegen in Washington bewegt…
Plötzlich ist Colin „der Mann der Stunde“: In den Medien und der Bevölkerung geschätzt, liegt ein Erfolg bei den kommenden Senatswahlen durchaus im Bereich des Möglichen – ein Ziel, welches seine Frau (für ihn) fast noch fokussierter als er selbst anstrebt. Sie ist es auch, die ihn mit einem vermögenden potentiellen „Investor“ in Kontakt bringt, für den es allerdings wichtig wäre, dass Colin seine negative Haltung der Öl-Industrie gegenüber aufgibt. Dazu ist er jedoch nicht bereit – weshalb er das Angebot kurzerhand ausschlägt. Unabhängig dessen taucht just dann das besagte Video auf – und die positive Stimmung wandelt sich jäh ins Gegenteil: Seine Ehe zerbricht ebenso wie seine Karriere, allerorts wird er damit konfrontiert, geweckte Optimismen enttäuscht zu haben – es ist unklar, ob es für ihn in seinem Tätigkeitsfeld überhaupt noch irgendwie vorangehen kann. Er greift zum Alkohol und verbringt Zeit mit seinem schwerkranken Vater (Peter Fonda), der früher mal Bürgermeister der Metropole war und seinen Sohn als „schwächlich“ ansieht. Aber es lassen sich nicht nur unangenehme, ihm schadende Entwicklungen verzeichnen: So geht er beispielsweise eine ernst gemeinte Liebesaffäre mit der ebenfalls in einer Beziehungskrise steckenden Kate ein und hält überdies an seinem regen gemeinnützigen Engagement fest…
Eingebunden in einer bloß rund 90-minütigen Lauflänge, entfalten sich die Ereignisse zwar relativ zügig – dafür aber nicht gerade „tiefschürfend“: Mehrfach wird man den Eindruck nicht los, als wären einzelne Szenen „gestrafft“ oder gleich ganz herausgeschnitten worden – also entweder das, oder die Vorlage Starks war von Anfang an unvorteilhaft oberflächlicher Natur. Sowohl die politischen als auch sozialen Inhalte und Agenden werden den moralischen und anderweitigen persönlichen Problemen Colins untergeordnet: Es geht weniger um seinen Konfrontationskurs mit der mächtigen Öl-Lobby oder seine beharrlichen Karriere-Ambitionen als um die verschiedenen Einwirkungen auf ihn „als Menschen“. Seine leidenschaftslose Ehe hat ihn zu Seitensprüngen veranlasst, beruflich bemüht er sich darum, etwas zu bewirken und aus dem Schatten seines Dads herauszutreten, nach dem Skandal weigert er sich aufzugeben und hofft weiter auf eine Chance, irgendwie doch noch ein Comeback zu schaffen: Er ist sozusagen der unermüdliche, im übertragenen Sinne diverse „Hürden“ überwinden müssende, dabei aber stets sein Ziel im Auge behaltende „Runner“. Unglücklicherweise wären jedoch besser ausgearbeitete Charaktere und minder banal gestrickte Story-Komponenten vonnöten gewesen, um dem Film ein höheres Maß an Nachhaltigkeit und Beachtung zu bescheren…
In der Hauptrolle überzeugt Nicolas Cage mit einer erfreulich reservierten, ernstzunehmenden Performance, als deren einzige erwähnenswerte Schwachstelle im Prinzip sein inkonsistenter Südstaaten-Akzent zu nennen wäre. Colin´s kühle, entschlossen-machthungrige Gattin Deborah portraitiert Connie Nielsen („Gladiator“) indes nicht unähnlich ihres Parts in der 2011/’12er Fernsehserie „Boss“ – worüber hinaus mich ihre Beziehung geringfügig an jene Francis und Claire Underwoods (in TV´s „House of Cards“) erinnert hat. Neben ihr wirkt Colin gleich viel sympathischer. Seine aufkeimenden Gefühle für Kate (solide: Sarah Paulson, bestbekannt aus allen bisherigen „American Horror Story“-Staffeln) sind nachvollziehbar, obwohl der sich um sie rankende Plot-Strang nicht wahrhaft zufrieden stellend ausgestaltet wurde – was in ähnlicher Weise auch auf Colin´s schwieriges Verhältnis zu seinem Vater zutrifft, den ein prima besetzter Peter Fonda (welcher neben Cage ja bereits im ersten „Ghost Rider“-Teil zu sehen war) mit genau der richtigen Ausstrahlung verkörpert. Neben Bryan Batt („Brawler“), Ciery Payton („Oldboy“) und Wendell Pierce („Parker“) sind zudem u.a. noch Fredric Lehne („Zero Dark Thirty“) als amtierender Senator sowie Kerry Cahill („Terminator Genisys“) als Offizierin der Küstenwache mit von der Partie…
„Rein handwerklich“ geht Austin Stark´s Regie-Leistung absolut in Ordnung – lässt allerdings keinen individuellen Stil erkennen – seine verfassten Dialoge transportieren eine Vielzahl an Informationen (Ansichten, Motive, Hintergründe etc.), die „intime Spannweite“ der Geschichte wurde zweckdienlich abgesteckt und die vorhandenen Klischees fallen nicht allzu verärgernd ins Gewicht. Unaufdringlich kommt der Score der „Newton Brothers“ („See no Evil 2“) sowie die Kameraführung Elliot Davis’ („Man of Tai Chi“) daher, eine gewisse „New Orleans Atmosphäre“ ist nicht zu verleugnen: An sich ist „the Runner“ ein brauchbares, wohlgemeintes, jedoch weder sonderlich originelles, aufregendes noch packendes Drama – welches aber immerhin mit einem überraschend zynischen, aussagekräftigen Ende aufwartet, das seitens einer unverhofften 3,5-Millionen-Dollar-Spende von „BP“ an Colin´s Stiftung eingeleitet wird. Obgleich der Streifen Cage´s Karriere ganz sicher nicht bereichert oder in irgendeiner Weise neu ankurbelt, markiert er (samt seiner „vorzeigbaren“ Darbietung) auf jeden Fall dennoch einen Schritt in die richtige Richtung für ihn: In Anbetracht anstehender Projekte wie etwa Oliver Stone´s „Snowden“ oder Larry Charles’ „Army of One“ besteht da tatsächlich wohl noch Hoffnung…
knappe
Während der Film in Skandinavien und den USA bereits auf DVD und BluRay zu haben ist, wird er hierzulande erst im Februar 2016 erscheinen – und das unter dem Titel “der Kandidat”…
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