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Der Sturm

Originaltitel: The Perfect Storm__Herstellungsland: USA/Deutschland__Erscheinungsjahr: 2000__Regie: Wolfgang Petersen__Darsteller: George Clooney, Mark Wahlberg, Diane Lane, John C. Reilly, William Fichtner, Bob Gunton, Karen Allen, Mary Elizabeth Mastrantonio, Allen Payne, John Hawkes, Christopher McDonald, Dash Mihok, Michael Ironside u.a.
Der Sturm

In Wolfgang Petersens „Der Sturm“ geraten Mark Wahlberg und George Clooney in Seenot

Mit „Das Boot“ legte Wolfgang Petersen nicht nur seinen ersten großen Hit, sondern in den Augen vieler auch seinen besten Film hin – entsprechend gespannt wurde seine Rückkehr zur See mit „Der Sturm“ wartet.

Die Verfilmung des auf realen Erlebnissen basierenden Bestsellers „The Perfect Storm“ ist ein Loblied auf die Arbeiterklasse, vor allem die fischende Arbeiterklasse, zu der auch Billy Tyne (George Clooney) und seine Mannschaft gehören. Die bekannten Gewässer sind jedoch überfischt, die Gebühren der fiesen Industrie-Schnapper sind höher als der Gewinn des kleinen Mannes, der nur Frau und Familie in die Arme schließen will – bereits in den ersten Minuten macht „Der Sturm“ keinen Hehl daraus, wem unsere Sympathie zu gelten hat.

Es folgt eine kurze Einführung der Männer, darunter der junge Bobby Shatford (Mark Wahlberg), dessen Frau ihn lieber an Land bei der Arbeit sähe, der geschiedene Dale Murphy (John C. Reilly) und so weiter und so heiter. In der Ruhe(phase) vor dem Sturm führt der Film die Hauptcharaktere ein, deren Gruppendynamik später wichtig werden wird, während Billy einen verzweifelten Plan fasst, noch einmal herauszufahren.

Fernab von der Küste will er in wenig beackerten Gewässern fischen. Seine Crew willigt ein, doch genau in diesem Moment zieht ein Jahrhundertsturm auf, weshalb die Männer bald nicht nur ums wirtschaftliche, sondern ums tatsächliche Überleben geht…

httpv://www.youtube.com/watch?v=22AguZ9tSNE

Wie das Ganze ausging, das pfiffen die Spatzen bzw. die Presseberichterstattung im Vorfeld bereits von den Dächern, wobei sich Film wie Buchvorlage natürlich die künstlerische Freiheit nehmen zu interpretieren, was da auf der Andrea Gail vor sich gegangen sein mag, ehe sie sank. Natürlich ist da für reichlich Action und Effekte gesorgt, wenn sich imposante CGI-Sturmfluten auftürmen, riskante Helikopter-Rettungsmanöver geflogen werden oder die Fischer an Bord der Andrea Gail verzweifelt den Fluten und anderen Natureinflüssen trotzen. Gerade in den Szenen auf dem Fischerboot gehen reale Stunts und digitale Effekte eine recht packende Symbiose ein, animieren den Zuschauer zum Mitfiebern.

Emotional hat Petersen sein Publikum im Griff, gerade in den Szenen auf dem Fischkutter freute man sich über das Bonding der verschieden veranlagten Männer, die sich anfangs in der Wolle liegen, wünscht ihnen den Erfolg, jubelt mit ihnen über den lang erhofften Fang und trauert ob ihres späteren Schicksals. Wesentlich weniger emotionalen Impact haben dagegen die Szenen mit den Familien an Land, wenn Frauen, Kinder und anderen Verwandte bedeutungsschwangeren Wetterprognosen lauschen, Leidensmienen aufsetzen und den achso bösen Mr. Company Man angiften, weil ja nur er und seine kapitalistische Firma die Männer auf die See getrieben haben. Hier schwächelt „Der Sturm“ sehr, zumal Petersens Film dabei auch öfter mal die Grenze zum Kitsch überschreitet, während bei den Szenen an Bord der Andrea Gail genug Glaubwürdigkeit gewahrt wird.

Bei den Szenen auf dem Kutter wird auch die Schwarz-weiß-Malerei des Films ein wenig aufgebrochen. Sicherlich ist Billys Notlage mehr als verständlich, doch sein Wunsch es sich und allen anderen zu beweisen treibt ihn genauso an, in einigen Momenten ist er beinahe ein Captain Ahab ohne den weißen Wal. Petersen macht aus ihm einen sympathischen Menschen, macht aber auch klar, dass seinen ehrgeizigen Entscheidungen Schuld an seinem Schicksal haben und am Schicksal seiner Mannschaft, die ihm blind vertraut. Leider sind nicht alle Charaktere des Films so gut und vielschichtig gekennzeichnet, gerade die Figuren, die nicht auf der Andrea Gail mitfahren, werden auf ein oder zwei Reißbrettcharakteristika runtergebrochen.

Für George Clooney („Hail, Caesar!“), Mark Wahlberg („Daddy’s Home“) und die anderen Fischer-Darsteller (darunter auch William Fichtner („Elysium“)) ist „Der Sturm“ dabei körperlich wie schauspielerisch eine Herausforderung, die sie mit Bravour meistern. Eine unterforderte Diane Lane („Batman v Superman“) darf dagegen nur gen Meer schmachten, Mary Elizabeth Mastrantonio („Abyss“) ist zwar eine erfreulich starke Frauenfigur, kommt aber selten zum Zuge, Michael Ironside („McBain“) kämpft mit seiner klischeehaften Rolle als Company-Schmierlappen. Für einen besseren Cameo schaut auch noch Bob Gunton („Get the Gringo“) vorbei, dessen Figur Teil einer Gruppe von Seefahrern ist, die gerettet werden (vielleicht, um die Möglichkeiten der Seerettung besser aufzuzeigen, vielleicht, damit der Film letztendlich weniger unhappy ausfällt).

Letztlich schwankt Petersens Film qualitativ ähnlich wie die Wellenberge und -täler des dargestellten Sturms: An Bord der Andrea Gail kann der Film mit dreidimensionalen Charakteren und einem packenden Überlebenskampf glänzen, abseits jener Szenen wirkt der Film leicht kitschig, stellenweise plump und zieht sich teilweise. Mehr als solide Unterhaltung, aber mit einigen Schönheitsfehlern.

DVD und Blu-Ray des Films sind bei Warner erschienen, ungekürzt ab 12 Jahren freigegeben und bieten reichlich Bonusmaterial, darunter mehrere Audiokommentare und Dokumentation zum Film.

© Nils Bothmann (McClane)

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Copyright aller Filmbilder/Label: Warner__FSK Freigabe: ab 12__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja

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