Originaltitel: Double Team__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1997__Regie: Tsui Hark__Darsteller: Jean Claude Van Damme, Dennis Rodman, Mickey Rourke, Paul Freeman, Natacha Lindinger, Valeria Cavalli, Jay Benedict, Joëlle Devaux-Vullion, Bruno Bilotta, Mario Opinato, Grant Russell, William Dunn u.a. |
Zur zweiten Hälfte der 90er Jahre schien der Actionfilm auf dem absteigenden Ast. Die bekannten Recken taten sich schwer, ihre Hits aus den letzten zehn, zwanzig Jahren zu wiederholen. Zeitgleich schien sich mit Nicolas Cage ein neuer Typus des Actionstars zu etablieren. In Filmen wie „The Rock“, „Con Air“ und „Face/Off“ spielte er verletzliche Helden, die mit ihrem Sinn für Familie und Freunde einen deutlichen Gegentrend zu den gewohnten, schier unverletzlichen Ein-Mann-Armeen setzten. Zur gleichen Zeit erreichte der Hongkong-Regisseur John Woo mit dem schon erwähnten „Face/Off“ und „Mission: Impossible II“ seinen Zenit in Hollywood, nachdem er mit dem Old-School-Kracher „Harte Ziele“ mit Jean Claude Van Damme erste Spuren hinterlassen hatte.
Was lag da näher, als einem weiteren profilierten Regisseur aus Hongkong die Chance zu geben, sein Können in Hollywood zu beweisen? Ebenso naheliegend war auch die Besetzung der Hauptrolle mit Jean Claude Van Damme, der schon zu früheren Zeiten die verletzlichsten Helden aller Action-Recken darstellte.
Eben dieser Van Damme spielt in „Double Team“ Jack Quinn, einen Agenten im Ruhestand, der sich überreden lässt, zurückzukehren, um den Terroristen Stavros (Mickey Rourke) zu schnappen. Zur Not auch tot. Materielle Unterstützung für diesen Auftrag erhält Quinn von dem Waffenhändler Yaz (Dennis Rodman). Der Versuch, Stavros in einem Vergnügungspark fest zu setzen, geht allerdings gehörig schief. Als Quinn dann irgendwann abdrücken will, zögert er, weil sich Stavros‘ Freundin und sein Sohn in der Schusslinie befinden. Als der Gesuchte die geplante Operation entdeckt, kommt es dennoch zu einem Schusswechsel, infolgedessen Frau und Kind zu Tode kommen.
Der beim Zweikampf mit Stavros schwer verletzte Quinn wird, öffentlich für tot erklärt, der „Kolonie“ zugewiesen. Diese auf einer Insel befindliche, geheime Denkfabrik dient Regierungen und Geheimdiensten auf der ganzen Welt als Analyseinstrument und ist von „toten“ Agenten bewohnt, die „zu gut zum Sterben, aber zu gefährlich zum Leben“ sind. Als Quinn jedoch auf einer Videoaufnahme eines terroristischen Anschlags eine Nachricht von Stavros entdeckt, in der dieser enthüllt, dass er Quinns schwangere Frau in seiner Gewalt habe, flieht er von der Insel und versucht mit Yaz‘ Unterstützung, seine Familie zu retten.
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Holla die Waldfee… über einen Actionmangel kann sich hier wahrlich niemand beschweren. Schon in der Eröffnungsszene macht Tsui Hark klar, wie der Hase läuft. Beim vorerst letzten Auftrag Quinns wird mit einem LKW, der lauter nicht-radioaktives Plutonium transportiert, mal ordentlich aufs Gas gedrückt. Diese Verfolgungsjagd macht schon ganz schön Laune. Auch danach bleibt nur wenig Zeit zum Luftholen. Unterbrechungen wie das „Überreden“ zu einem letzten Auftrag und die anschließende Vorbereitung der Festnahme nehmen nur wenig Raum zwischen den großen Actionsequenzen ein, bei denen dann mal ein Vergnügungspark, eine Säuglingsstation oder das Kolosseum in Rom ein wenig – nennen wir es mal – umdekoriert, werden. Vor allem das Finale hat hier einiges zu bieten. Wobei sich Tsui Hark bei Rourkes Abgang eines seiner beliebtesten Stilmittel bedient hat. Mal im Ernst, wenn Anti-Personen-Minen solche Explosionen verursachen würden, wäre in manchen Krisengebieten die Erdkruste schon komplett weg und man würde auf die blubbernde Lava schauen. Aber(!): Es sieht verdammt geil aus. Und Coca-Cola baut die wohl stabilsten Getränkeautomaten der Welt…
Doch wenn es nur Action gibt, wenn man Explosion an Explosion reiht und zwischendurch ein wenig gekickt wird, kommt das wohl selbst bei den größten Action-Nerds nicht wirklich gut an. Daher braucht es wohl oder übel auch eine Geschichte und die ist im vorliegenden Fall gar nicht mal so schlecht, wenn auch nicht sonderlich originell. Die Idee mit der Kolonie hat auf jeden Fall schon einmal was. Zumal die Flucht an sich einiges her macht und zuvor ein geniales Training erfordert; mich würde mal interessieren, wie viele Kinder nach Sichtung des Films versucht haben, ihre gefüllte Badewanne zu stemmen oder Klimmzüge und andere Geschichten am Türrahmen zu machen. Leider wird der „Wächter“, der den Geflohenen zurückbringen soll und der prinzipiell eine echt spannende Idee ist, ziemlich verschenkt.
Der Grund für die Deponierung in die Kolonie ist mal wieder Klischee pur. So nebenbei: Wenn ich Agent/Polizist/Killer/… kurz vor dem oder im Ruhestand wäre, ich würde mich nie (!) für einen „letzten Auftrag“ hergeben. Oder ist der jemals gut gegangen? Naja, was solls… die Idee erfüllt ihren Zweck und besser gut geklaut als schlecht selbst gemacht. Und schließlich sind trotz allem einige nette Ideen integriert, die durchaus gefallen. Beispielsweise die „Cyber-Mönche“ oder der Schlusskampf mit Tiger und Minen.
Auch auf der Darstellerseite ist alles ganz in Ordnung. Sicher, im Vergleich mit neueren Filmen bringt Van Damme („Enemies Closer“) nicht seine beste Leistung, aber die schauspielfreie Zone hatte er auch schon bei diesem Film ein Stück weit verlassen. Dennis Rodman („Simon Sez“) als durchgeknallter Waffenhändler liefert bei seinem Filmdebüt auch eine ganz ordentliche Leistung. Wobei ihm eine solche Rolle natürlich auch irgendwie auf den Leib geschrieben ist. Passend zur Rolle gibt es durchaus gelegentliche Wortgefechte, bei denen er nicht nur einsteckt („Wer ist Ihr Friseur? Siegfried oder Roy?“), sondern sich auch durchaus mal selbst auf die Schippe nehmen darf („Sie sind verrückter als mein Friseur“). Auch diverse Anspielungen auf seine, damals noch sehr gut laufende, Basketball-Karriere gefallen.
Last but not least Mickey Rourke („The Expendables“) als Stavros. In solchen Rollen ist Mickey eigentlich immer eine Bank und so auch diesmal. Alleine sein erstes Auftreten, nachdem Quinns Comeback beschlossene Sache ist, zeigt was Sache ist: Wer ihm im Weg steht, wird aus selbigem geräumt, mit allen Mitteln. Im Gegensatz zu vielen anderen Bäddies hat dieser hier auch ein veritables Motiv. Daraus ergibt sich allerdings auch eine gewisse Problematik. Einerseits versteht man, warum er nicht wirklich gut auf Quinn zu sprechen ist, andererseits ist er eben doch irgendwie ein krankes Arschloch, das eine schwangere Frau entführt und ein neugeborenes Kind in einem Minenfeld mit Tiger aussetzt. Wobei die Rolle durchaus ambivalent angelegt ist, was auch in einer Unterhaltung in der Kolonie angesprochen wird. So galt Stavros, während er für die „richtige“ Regierung gearbeitet hat, als Held, während er jetzt als Verräter und Terrorist gilt. Inwiefern die Parallelen zu realen Situationen beabsichtigt sind, kann ich nicht beurteilen, denke aber, dass sie zu offensichtlich sind, um nicht gewollt zu sein.
Tsui Harks US-Actioner „Double Team“ hat also für den geneigten Action-Fan einiges zu bieten, für das sich das Anschauen lohnt. Wahnwitzige Action, ordentliche Darsteller und eine zwar nicht allzu originelle, aber ordentliche Story. Untermalt wird das wilde Treiben von einem sehr passenden Soundtrack. Wirklich negativ fällt eigentlich gar nicht allzu viel ins Gewicht, auch wenn hier und da ein wenig mehr Härte nicht geschadet hätte. Vieles gut, wenig überragend, aber auf jeden Fall ein schwer unterhaltsamer Film.
Die in Deutschland erhältlichen DVDs sind mit einer FSK 16 allesamt uncut und die Version von Columbia TriStar/Sony Pictures Home Entertainment lässt auch technisch keine größeren Wünsche offen. Ab dem 12. Januar 2017 gibt es “Double Team” in Deutschland auch in HD-Qualität. Die Blu-ray kommt von dem Label KochMedia und ist freilich ebenfalls ungeschnitten.
© Mr_Pink
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