Originaltitel: Welcome to the Punch__Herstellungsland: Großbritannien, USA__Erscheinungsjahr: 2013__Regie: Eran Creevy__Darsteller: James McAvoy, Mark Strong, Johnny Harris, David Morrissey, Andrea Riseborough, Peter Mullan, Elyes Gabel, Daniel Mays, Daniel Kaluuya, Robert Portal u.a. |
Cop Max Lewinsky ist fast schon manisch bei seiner Jagd nach einem Superverbrecher namens Jacob Sternwood. Dabei wird der Cop nicht nur von beruflichen Motiven getrieben. Vielmehr will sich Max auch für eine Schmach revanchieren, die ihm der Gangster vor drei Jahren zugefügt hat. Als der Sohn des Gangsters schwer verletzt in einem Londoner Krankenhaus auftaucht, wittert Max seine Chance und versucht, Jacob in eine Falle zu locken. Doch der hochintelligente Gangster dreht den Spieß um und deckt dabei eine in höchste Kreise reichende Intrige auf. Max muss in der Folge wie Jacob erkennen, dass sie nur gemeinsam diese Intrige entwirren können…
„Enemies – Welcome to the Punch“ ist in erster Linie ein brillant gefilmter, testosterongeladener Thriller mit großartigen Darstellern, einem fantastisch düster dräuenden Score, coolen Actionszenen und einer im Kern grandiosen Story, die zwei Einzelgänger zur Zusammenarbeit zwingt, ohne dabei einen der beiden zu domestizieren bzw. seiner Gefährlichkeit zu berauben. Die Beziehung zwischen Max und Jacob ist geprägt durch einen gewissen Respekt, dennoch belauert man sich permanent und achtet genauestens auf kleine und kleinste Gesten des Gegenübers. Wobei Max die Rivalität zwischen den beiden Figuren eindeutig verbissener sieht als der coole und relaxte Jacob.
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Verkörpert wird der raubeinige Cop Max von einem stark aufspielenden James McAvoy („Wanted“), der zunächst etwas zu brav/weich für die Rolle wirkt, dann aber mit Verve durch die Kulissen tobt und Regeln bricht. Sein Opponent Jacob wird von einem unfassbar charismatischen Mark Strong („Kick-Ass“) gegeben, der souverän alle Szenen an sich reißt und zum heimlichen Dreh- und Angelpunkt des Filmes mutiert. Wenn die beiden dann erstmals richtig aufeinandertreffen und sich auf der Ladefläche eines Sprinters zunächst belauern und dann gegenseitig verprügeln, flirrt der Film förmlich vor Spannung und scheint das große Vorbild „Heat“ mehr als überdeutlich durch. Nur dass man in „Enemies – Welcome to the Punch“ ab diesem Zeitpunkt freilich den vorhersehbareren und klischeebeladeneren Weg für beide Figuren wählt, die sich nun zusammenraufen und gemeinsam gegen einen mächtigen Feind losschlagen. Dennoch bleibt die Spannung vor allem ob des unberechenbaren Max immer auf Anschlag.
Mit Andrea Riseborough („Oblivion“), David Morrissey („Basic Instinct 2”), Peter Mullan („Children of Men”) und Jason Flemyng („Ironclad”, „Welcome to Hoxford) spielt die erste englische Schauspielgarde in prägnanten Nebenrollen auf und überzeugt mit großartigem Spiel. Wobei sich keine der Figuren sicher sein kann, das Ende des Filmes zu erleben. Denn „Enemies – Welcome to the Punch“ nimmt teils rigoros wichtig erscheinende Figuren aus dem Spiel und bewahrt nicht nur aufgrund dieser Tatsache eine durchgehend hohe Spannungskurve. Im Grunde hat das Drehbuch eigentlich nur einen Makel: Es will am Ende einfach zu viel. Gegen Ende wird die Intrige plötzlich immer größer und zieht immer weitere Kreise. Und irgendwie scheint der Film selber dann ein wenig den Überblick über seine Handlung zu verlieren. Das sorgt für ein etwas unbefriedigendes Ende und ein oder zwei offene Fragen. Zum Glück funktioniert der Kern der Story gut genug, um den Film immer auf Kurs zu halten und auch die eine oder andere Storyschwäche zu überspielen. Vom beständig vorantreibenden Tempo ganz zu schweigen.
Mag die Story also nicht makellos sein, die Inszenierung ist es auf jeden Fall. Am meisten beeindrucken die zahlreichen Vogelperspektiven und die großartigen Nachtansichten von London. Auch die größtenteils menschenleeren Straßen der Metropole verfehlen ihre Wirkung nicht: „Enemies – Welcome to the Punch“ suhlt sich sichtlich in einer unbequemen, sehr kalten und abweisenden Atmosphäre. Der düstere Score und die stahlblauen Bildkompositionen im breitesten Kinoformat legen davon eindrucksvoll Zeugnis ab. Regisseur Eran Creevy, der aus der Musikvideobranche kommt, inszeniert stilsicher und dreht optisch vor allem in seinen Actionszenen auf. Diese verteilt er ideal über seinen Film und bietet einige fette Schauwerte. Eine grandios zu einem Super Slow Motion Shootout mit schrägen Perspektiven und coolem Sounddesign eskalierende Kaffeerunde bildet dahingehend ein köstlich mundendes Highlight. Und auch der Showdown, bei dem mit großkalibrigen Waffen an einem Dock eine ganze Todesschwadron blutig ausgeschaltet wird, macht richtig Druck! Die beinahe ausschließlich auf Ballereien setzende Action inszeniert Creevy bodenständig, harsch, blutig, top choreographiert und ohne Wackelkameraorgien. Auch die Umgebung wird endlich mal wieder richtig in Mitleidenschaft gezogen. Da zerbersten Wände und Kloschüsseln, werden Säulen niedergeballert und reicht nicht einmal eine Wand als Schutz vor dem Kugelhagel.
Kurzum: „Enemies – Welcome to the Punch“ hat sich den Begriff des urbanen Großstadt-Actionthrillers mehr als verdient. In großartigen Bildkompositionen prallen hier zwei Einzelgänger aufeinander, die von starken Darstellern beeindruckend zum Leben erweckt werden. Dabei mutiert Mark Strong ziemlich schnell zum Showstealer und macht in der harten, präzisen, sauber choreographierten und mitreißend inszenierten Action in edlem Zwirn und Sturmgewehr eine großartige Figur. Leider verzettelt sich der Film gegen Ende in seiner Geschichte und wird ein wenig unübersichtlich, was die Motive der Bösewichter angeht. Und wer dann die eigentlichen Bösewichter sind, ist plötzlich auch nicht mehr so klar. So klingt der von Ridley Scott produzierte, englische Actionthriller etwas unrund aus, bietet aber trotzdem starkes Männerkino gehobener Güteklasse!
Die deutsche DVD/Blu-ray kommt von Universum Film, ist seit 25. Oktober 2013 im Handel und mit einer FSK 16 Freigabe versehen ungeschnitten. Bild- und Tonqualität (vor allem von der Blu-ray) sind über jedweden Zweifel erhaben!
In diesem Sinne:
freeman
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