Originaltitel: Yellow Rock__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2011__Regie: Nick Vallelonga__Darsteller: Michael Biehn, James Russo, Lenore Andriel, Michael Spears, Eddie Spears, Peter Sherayko, Christopher Backus, Clay Wilcox, Brian Gleason, Amy Jennings u.a. |
„Entscheidung am Yellow Rock“ beginnt mit einer Einstellung von einer Handvoll Indianer, hoch zu Ross. Unter dem Bild dröhnt eine Stimme, die uns erneut ins Gedächtnis ruft, wie unmenschlich mit den amerikanischen Ureinwohnern einst umgegangen wurde. Wer nun glaubt, dass der Western aus Sicht der Indianer erzählt sei, der irrt, denn unversehens springt die Handlung in eine weiße Siedlung. Wir lernen Tom Hanner kennen. Desillusioniert, dem Alkohol verfallen. All das nicht grundlos, denn in kurzer Folge hat Tom erst seine Frau und dann seinen Sohn verloren. Wie und warum? Das interessiert „Entscheidung am Yellow Rock“ nicht. Stattdessen installiert es mit Max Dietrich eine undurchsichtige Type, die ins Land der Black Paw Indianer eindringen will, um dort einen Bruder und dessen Sohn zu finden. Beide verschwanden vor gut einer Woche spurlos. Tom kann etwas Geld gut gebrauchen und willigt ein, Max und seine Mannen ins Indianerland zu führen. Doch der zwielichtige Haufen kommt Tom schnell verdächtig vor und für ein Rettungskommando macht man sich erstaunlich wenig Sorgen um die Verschwundenen …
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Man ahnt es schon, hier ist bei weitem nicht alles so, wie es scheint. Ganz andere Interessen treiben die Finsterlinge an. Doch Tom schaltet viel zu spät. Auf einmal sind eine befreundete Ärztin und die Black Paw Indianer auch noch in der Schusslinie. Was eigentlich gar nicht so schlimm anmutet, denn beide wurden spürbar nur installiert, um „Entscheidung am Yellow Rock“ ordentlich zu strecken. Vermissen würde man also keine der Parteien. Dies macht nur umso deutlicher, dass der Film leider nicht wirklich viel zu erzählen hat. Und es gelingt ihm auch nicht, mit hohem Tempo oder einer ordentlichen Anzahl an Ballereien davon abzulenken. Stattdessen gibt es eben zum Beispiel eine bis in den Ansatz perfekt gefärbt wirkende, mit gebleachten Zähnen daherfunkelnde Ärztin, die der Film als Bindeglied zwischen den Indianern und den Weißen installiert, ansonsten mit ihr aber überhaupt gar nichts anzufangen weißt. Weder wird sie zum Love Interest einer der Figuren, noch zu einer Art Geisel oder einem Druckmittel. Sie ist halt da …
Was unisono für alle Figuren gilt. Man mag es eigentlich kaum glauben: 90 Minuten Film und man erfährt dennoch rein gar nichts über die Charaktere. Weder Tom noch Max werden als Hauptantagonisten irgendwie charakterisiert. Die Menschen um sie herum kann man eigentlich nur an der Kleidung unterscheiden. Und die Indianer? Die sind politisch korrekte Naturmenschen mit stark mystischem Einschlag. Dieser lässt „Entscheidung am Yellow Rock“ immer mal wieder ins kindlich Naive kippen. Da werden Indianer zu Wölfen, es wird von Flüchen gefaselt, wozu die Tonspur verschwörerisch vor sich hin säuselt, und natürlich gibt es wieder heilige Orte, die nicht betreten werden dürfen. Diese Momente fügen sich eher weniger gekonnt ins Gesamtbild ein, stattdessen wirkt es, als hake der Film die einzelnen Stationen einfach ab, um so irgendwie zum Showdown zu mäandern.
Auf dem Weg dahin versucht Regisseur Nick Vallelonga zumindest, Westernflair aufkommen zu lassen. Vermutlich aus Budgetgründen sieht seine Westernstadt mal gar nicht so sehr nach Western aus. Keine Saloonflügeltüren, keine Klavierklänge … und man vermisst diese Klischees auch gar nicht so sehr. Zumal die anderen eigentlich alle bedient werden: Weite Ponchos, Standoffs, breitkrempige Hüte, Pferde, endlose Naturweiten, gierige Weiße, gutherzige Indianer. Vallelonga stopft hinein, was ihm möglich ist. Und würde er das alles nicht mit einer gelackten, viel zu glatten, fast klinisch reinen HD-Optik inszenieren, die er auch immer wieder mal in ein etwas billig wirkendes Sepia taucht, „Entscheidung am Yellow Rock“ könnte als kleiner und bemühter Western durchgehen. So wirkt er leider wie eine TV-Produktion, teilweise sogar billiger. Zumindest weiß aber der Soundtrack-Meister ziemlich genau, was er da macht. Denn wo „Entscheidung am Yellow Rock“ nicht wirklich nach Western ausschaut, da klingt er zumindest so!
Darstellerisch tun sich alle schwer mit den wirklich dünnen Charakterisierungen ihrer Figuren. Sogar die beiden Antipoden bleiben so blass, dass Michael Biehn („The Divide“) als Tom und James Russo („Stiletto“) als Max mühelos die Rollen hätten tauschen können, es wäre vermutlich nie aufgefallen. Denn weder mutet Max wirklich fies an noch kommt Tom als echter Held rüber. Zumindest pumpt alleine die Gegenwart dieser beiden Charaktervisagen etwas Flair ins Geschehen! Zumal vor allem Biehn Westernrollen echt gut stehen. Über seine deutsche Synchronisation decke ich aber mal lieber den Poncho des Schweigens. Die anderen Figuren im Film sind lachhafte Abziehbilder bekannter Westernklischees. Die Ärztin, die irgendwie immer an Dr. Quinn erinnert, die Kuschelindianer, die minderbemittelten Cowboys usw. usf. Wer will es da den Darstellern verdenken, dass sie keine Lust zum Spielen hatten.
Am Ende wechselt der Film wieder auf die Seite der Indianer und wieder hören wir aus dem Off, dass ihnen raue Zeiten bevorstehen werden. Und während der Abspann läuft, wird man gewahr, dass vor allem der Indianermystikaspekt im fertigen Film wohl eine viel größere Rolle spielen sollte, als er es letztlich tut. Da ist von Ghost Warriors, Ghost Cowboys und Ghost Children die Rede … und man fragt sich, warum man diesen Aspekt nicht vollends aus dem Film getilgt hat. Vielleicht war man einfach zu stolz auf die gelungenen Szenen mit den schönen Wölfen? Nunja. Auch sonst findet man zum Beispiel im Trailer viele Szenen, die es nicht in den fertigen Film geschafft haben – auch fernab des Mystik-Aspekts…
„Entscheidung am Yellow Rock“ wird definitiv nicht in die Westerngeschichte eingehen. Die langatmig abgespulte Story und die nicht vorhandene Figurenzeichnung lassen einen nie in den Film eintauchen, der glatte Look befördert einen dann vollständig vor die Tür. Zumindest hat man mit James Russo und Michael Biehn zwei echte Typen an Bord, die dem Film ein paar Sympathiepunkte einbringen. Auch die Naturaufnahmen von der Veluzat Movie Ranch und deren näherer Umgebung sind stimmig, wenn ihnen auch aufgrund der billigen Optik eine gewisse Erhabenheit vollkommen abgeht. Noch etwas mehr Boden macht der Film aufgrund seiner unvermutet brutalen Gewaltdarstellung gut. Hier wird noch mit Bloodpacks gearbeitet, es gibt satte Durchschüsse und die Figuren werden recht rigoros umgenietet und sogar umgehackt. Leider kostet der Film dies aber nur im Showdown so richtig aus, im Vorfeld lässt er die Actionszenen vornehmlich vorbeirasen. Kurzum: Der Wille war da, das Können war schwach …
Die deutsche DVD / Blu Ray von „Entscheidung am Yellow Rock“ erscheint am 6. Juni 2013 von Sunfilm, ist mit einer FSK 16 uncut und hat leider keinerlei weiterführenden Extras an Bord.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
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