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Everly – Die Waffen einer Frau

Originaltitel: Everly__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2014__ Regie: Joe Lynch__Darsteller: Salma Hayek, Jennifer Blanc, Hiroyuki Watanabe, Togo Igawa, Matija Matovic Mondi, Caroline Chikezie, Gabriella Wright, Uros Certic, Akie Kotabe, Jelena Gavrilovic, Masashi Fujimoto u.a.
Everly

Salma Hayek als sexy Flintenweib in dem grotesk brutalen Actiontrip “Everly”.

„Everly“ beginnt, wie eigentlich jeder Film mit sexy Salma Hayek in der Hauptrolle beginnen sollte: Er präsentiert die Latina splitterfasernackt. Verstört stolpert sie in ein Badezimmer und sucht im Spülkasten der Toilette nach einem dort deponierten Plastikbeutel, der ein Handy und eine Waffe enthält. Mit dem Handy ruft sie ihre Kontaktperson beim FBI an. Sie sei enttarnt, der Mann im Nachbarzimmer wisse offensichtlich Bescheid, dass sie für die Behörde arbeite. Doch ihr Gesprächspartner am anderen Ende der Leitung spielt das Problem herunter. Everly ist total verzweifelt. Sie richtet die Waffe gegen sich selbst und will sich gerade erschießen, als ein Funken Lebenswille ihren Körper durchströmt.

Kurzerhand nietet sie alle im Nachbarraum hockenden Yakuzas um. Nachdem sich Everly ein wenig beruhigt hat, klingelt das Telefon. Der Chef der Yakuza-Schergen ist dran und bereitet Everly darauf vor, dass sie den Tag nicht überleben werde. Er setzt ein hohes Kopfgeld auf die vermeintliche Prostituierte aus, doch diese erweist sich als äußerst wehrhaft…

Knallig-brutaler Actionspaß mit Salma Hayek

Mehr muss man über die Handlung von „Everly“ nicht wissen und viel mehr passiert auch nicht. Der Film geriert sich als brachiale Action-Groteske, die vollkommen auf Tempo setzt und ihre Hauptfigur nur in äußerst wenigen Momenten mal herunterkommen lässt. Diese wird von Salma Hayek mit viel Verve zum Leben erweckt und darf eine interessante Wandlung vom wimmernden Häufchen Elend, zur mal wirklich extrem taffen Fighterin durchmachen. Dabei darf sich Frau Hayek mit allen möglichen zur Verfügung stehenden Waffen austoben. Handfeuerwaffen, Automatikgewehre, Handgranaten, alles ist recht und billig, um den begrenzten Schauplatz des Streifens zu atomisieren.

Everly

Everly mit ihrer Bleispritze

Dieser spielt fast vollständig in einer prunkvoll eingerichteten Wohnung, die während Everlys langjährigen Ermittlungsarbeiten gegen die Yakuza zu einem goldenen Käfig mutierte. Diese Räumlichkeiten verlässt der Film nur in höchst seltenen und dann extrem kurzen Momenten. Die Kamera selber verlässt den Raum sogar noch seltener und filmt manche Aktion im Umfeld der Wohnung aus voyeuristischen Blickwinkeln (etwa durch Schusslöcher in den Wänden). Im Zusammenhang mit dieser Begrenzung des Schauplatzes gelingen immer wieder coole Running Gags: Wenn etwa „Everly“ Mal um Mal das Zimmer verlassen will und dazu ihre hochhackigen Schuhe anzieht, nur um diese gleich darauf wieder entnervt in die Ecke zu feuern, weil sich vor der Tür eine neuerliche Bedrohung aufgebaut hat, die man lieber gut zu Fuß bekämpft.

Allgemein ist der Humor in „Everly“ weitestgehend absolut fantastisch. Vor allem Salma Hayek („Fled“) darf die Unwahrscheinlichkeiten des Plots immer wieder mit herrlich genervten rhetorischen Fragen oder Kommentaren ironisch brechen. Auch hat der Film einen coolen Sinn dafür, Situationen immer weiter eskalieren lassen. Wenn etwa eine Hure nach der anderen bei „Everly“ vorbeischaut, um sie umzubringen, hat das herrlich schwarzhumorige Folgen. Toll sind auch die Dialoge von „Everly“ mit dem „toten Mann“, der fantastische Bonmots ablässt wie:

Wenn man gefurzt hat, ist es zu spät, den Arsch zusammenzukneifen…

Wie wahr…

Auch die Action macht so richtig Laune. Die Shootouts sind kurz und knackig und teilweise richtig rabiat. Das Kunstblut spritzt ordentlich (nur einige wenige Szenen nutzen CGI-Blut), der Zerstörungsfaktor ist hoch und der Gewaltfaktor steht dem in nichts nach. Kopfschüsse, Körpertreffer, Familienjuwelentreffer,… alles drin, was dem Actionfan Spaß macht. Die Choreografien sind toll und effektiv und die Bebilderung immer gelungen und übersichtsfördernd. Hier und da purzeln auch schräge Ideen. Wenn Everly einen Schäferhund eine Granate apportieren lässt, bleiben die Lacher nicht aus, und manche Szenen sind einfach nur brillant getimet in ihren Abläufen.

Everly

Der charismatische Fiesling mit Gentleman-Einschlag

Mit zunehmender Laufzeit schleichen sich allerdings auch echte Probleme in den Film ein. So ist das Einbinden von Everlys Mutter und Tochter einfach zu billig und vorhersehbar in Sachen weiterer Spannungsdramaturgie. Des Weiteren kippt der – natürlich alles andere als harmlose – zynische Grundton der ersten Filmhälfte mehr und mehr in Richtung eines arg offen zelebrierten Sadismus’. Es wird gefoltert, immer brutaler gemordet und auf bewusst abgefahrene Figuren wie den „Sadisten“ gesetzt. Zudem geraten die Situationen in Everlys Wohnung immer abstruser. Infolgedessen ist es wirklich erstaunlich, dass Splendid es geschafft hat, diesen Film uncut durch die FSK zu bekommen. Zumal der brachial splatternde Finisher des Filmes genauso reinhaut wie ein lang ausgekosteter Tod durch Säure-Einwirkung.

Schade ist, dass Hiroyuki Watanabe („Ring“ (Original)) als Oberfiesling viel zu spät im Film ankommt. Der Typ hat einfach eine irre Ausstrahlung und sein wirklich cooles Äußeres kontrastiert auf höchst spannende Art und Weise das wahre Wesen seiner Figur. Ansonsten bleibt in diesem Schaulaufen der Absurditäten kein Darsteller sonderlich in Erinnerung. Einzig Michael Biehns Frau Jennifer Blanc („The Victim“) könnte dem einen oder anderen noch auffallen.

Everly

Everly nimmt auch die kleineren Kaliber zur Hand.

“Everly” rockt!

Der in Serbien gedrehte, fast ausschließlich mit Japanern besetzte, räumlich extrem begrenzte und mit einem unfassbar schwarzen Humor gesegnete Actioner „Everly“ macht trotz diverser kleiner Probleme einfach nur riesigen Spaß. Sein Timing ist spitze, sein Tempo richtig hoch, seine Action brutal und seine Hauptdarstellerin Salma Hayek ein absolut sexy Flintenweib mit Pfeffer im prallen Arsch. Story und Charakterzeichnung (so überhaupt vorhanden) bleiben bei diesem wilden Treiben als allererstes auf der Strecke und sind nur Füllmaterial zwischen den immer abgedrehteren Ideen des Regisseurs Joe Lynch („Wrong Turn 2“). Der sorgt mit diversen schrägen, optischen Einfällen dafür, dass sein Einraum-Schauplatz niemals langweilig wird und lebt sein offenkundiges Faible für derbe Gewalttätigkeiten aus. Letzteres treibt er im finalen Abschnitt dann deutlich zu weit. Freunden des derberen Humors und Action-Afficionados kann man „Everly“ aber trotzdem nur ans Fanherz legen…

Schaut in “Everly” hinein

Die deutsche DVD/Blu-ray ist seit dem 29. Mai 2015 im deutschen Handel erhältlich und mit einer FSK 18 Freigabe ungeschnitten. Splendid spendierte „Everly“ sogar mal reichhaltiges Bonusmaterial. Optisch hat die Blu-ray in der Tiefe von Totalen seltsame Schärfeprobleme…

In diesem Sinne:
freeman

Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love

Copyright aller Filmbilder/Label: Splendid Film__Freigabe: ab 18__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja

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