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Fear – Wenn Liebe Angst macht

Originaltitel: Fear__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1996__Regie: James Foley__Darsteller: Reese Witherspoon, Mark Wahlberg, William Petersen, Amy Brenneman, Alyssa Milano, Christopher Gray, Tracy Fraim, Gary Riley, Jason Kristofer, Jed Rees, Todd Caldecott u.a.
Fear - Wenn Liebe Angst macht

In James Foleys „Fear“ spielt Mark Wahlberg den Wolf im Schafspelz

Eigentlich könnte man „Fear“ von Regisseur James Foley („The Corruptor“) als Teen-Zeitgeistthriller abtun, der 1996 einigermaßen den Nerv der Zielgruppe traf und deshalb eine gewisse Popularität erreichte. Doch gleichzeitig bewies man beim Casting ein sicheres Auge und besetzte zwei kommende Stars in den Hauptrollen.

Protagonistin ist die 16jährige Nicole Walker (Reese Witherspoon), die mit ihrem Vater Steve (William Petersen), dessen neuer Frau Laura (Amy Brenneman) und ihrem Halbbruder Toby (Christopher Gray) in einem schicken Domizil nahe Seattle residiert. Da der Architektenpapi zwar dicke Kohle ranschafft, darüber aber die Familie zu vernachlässigen droht, ist das Verhältnis zur Tochter angespannt, die nach der Schule mit dem treuen, in sie verknallten Kumpel Gary Rohmer (Todd Caldecott) und der frühreifen besten Freundin Margo Masse (Alyssa Milano) rumhängt, womit man schon das Standardpersonal für Generationenkonflikte, familiäre Spannungen und Freundschaftsverhältnisse, die kompliziert werden könnten, zusammen hat.

Zwar soll es sich hierbei ja in erster Linie um einen Thriller und weniger um eine Teenie-Soap handeln, aber so ganz kann „Fear“ den Geruch letzteren Genres nicht hinter sich lassen, wenn Margo einladend einen ungewaschenen Langhaarzottel im örtlichen Billardschuppen anlächelt, Nicole von dessen Kumpel David McCall (Mark Wahlberg) fasziniert ist und die Mädels die beiden Jungs auf einer Party wiedertreffen, auf der eine kleine Prügelei sich gleich zur Massenschlägerei ausweitet, bei welcher fix der ganze Versammlungsort (immerhin eine zur Disco umfunktionierte Lagerhalle) geräumt werden muss. Auch mancher Dialog scheint auch eher teenorientierten Vorabendfernsehen der 1990er und weniger hochbezahlten Hollywoodautoren entschlüpft zu sein, wenn Nicole und David emsig miteinander turteln.

Nicole schwebt also im siebten Himmel, David stellt sich der Family als perfekter Schwiegersohn in spe vor und auch kleine Umstimmigkeiten ändern nichts daran, dass der Himmel voller Geigen hängt. Zumindest so lange, bis sich andeutet, dass David ziemlich obsessive Züge hat, wenn es um die Traumbeziehung zur Traumfrau hat…

httpv://www.youtube.com/watch?v=p2AlffKozbg

Psychopathen mit besitzergreifenden Ansprüchen in Sachen Beziehungen und Familie hatten ja bereits durch Thriller mit erwachsenem Personal wie „Eine verhängnisvolle Affäre“ und „The Stepfather“ ihre Duftmarke hinterlassen, mit „Fear“ gibt es dann also die Variante fürs Jugendpublikum. Dabei lässt sich Foley Zeit für die Einführung seiner Figuren, lässt anfangs nur winzig kleine Risse in der Fassade des Traumtypen entstehen, die sich nach einschneidenden Erlebnissen mehr und mehr in klaffende Lücken verwandeln. Dabei arbeiten Foley und Drehbuchautor Christopher Crowe nur begrenzt subtil, etwa wenn Nicoles sexuelles Erwachen als Petting-Session während einer Achternbahnfahrt inszeniert wird (dreimal darf geraten werden, wann der Höhepunkt kommt), David bei der Vorstellungsrunde bei den Walkers so übertrieben schleimscheißerisch daherkommt, dass zumindest der Herr Papa skeptisch wird oder ein Moment, in dem Gary Nicole freundschaftlich umarmt und damit eine Überreaktion Davids provoziert, die dann den Thrillerpart endgültig in Gang setzt.

Der ist dann auch konventionelle Ware, bei der David geschickt mit Psychotricks, Einschüchterungstaktiken und dem Nichthinterlassen von Beweisen arbeitet, wodurch Nicoles Umfeld ihre liebe Not mit dem Psychopathen hat – zumal diese immer noch Gefahr läuft zu ihm zurückzukehren. Das ist manchmal hübsch fies (etwa der Trick mit der angeblichen Körperverletzung durch Steve) und lässt den Familienvater mit Freude andauernd wie einen Trottel dastehen, dessen beschützendes Eingreifen alles nur noch schlimmer macht, während die Stiefmama viel sensibler mit Nicole umzugehen weiß. Manches hinterfragt dabei aber besser nicht, etwa warum der so von Nicole besessene David sich in einem vermeintlich unbeobachteten Moment an die bedrogte Margo heranmacht oder welche Motive der Junge überhaupt hat – man erfährt zwar von dessen turbulenter Vergangenheit in Waisenhäusern und Pflegeheimen, aber das macht ja noch keine Psychopathen und vermutlich ist es auch nicht im Interesse Foleys und Crowes ein dermaßen konservatives Schreckgespenst von benachteiligten Jugendlichen heraufzubeschwören.

Es endet natürlich wie solche Filme immer enden, nämlich mit dem Sturm aufs Eigenheim, wobei David in diesem Fall noch seine Freundescrew von Nichtsnutzen und Kleinkriminellen dabei hat, deren Machenschaften zart angedeutet, aber nie ausbuchstabiert werden. Jedenfalls traben die dann im Fünferpack für einen Showdown nach Schema F an, der aber immerhin recht langt andauert, spannend inszeniert ist und ein paar Fiesligkeiten zu bieten hat, denn die Beteiligten schenken sich hier nichts, egal ob man einem Kontrahenten in die Hand bohrt, in überfährt oder ihm in den Kop schießt. Etwas albern ist die finale Psychopathenentsorgung, bei welcher der fiese Möpp nach einem entsprechenden Schlag durchs Fenster geht und gefühlte zwanzig Meter weit fliegt – so viel Dampf hat Papi nun echt nicht in den Armen.

Gespielt wird der besorgte Vater von William Petersen („Street War“) und das auf überzeugende Weise, ebenso wie Amy Brenneman („Daylight“) als verständnisvolle Stiefmutter punkten kann. Alyssa Milano („Double Dragon“) spielt mal wieder die altbekannte Bitch-Rolle, das aber solide, während der Film von seinen beiden Hauptdarstellern profitiert. Reese Witherspoon („Walk the Line“) gibt die Unschuld vom Lande, deren Seelenpein man nachvollziehen kann, egal wie aufgebauscht und soapy der Film sie mit entsprechenden Dialogen präsentiert, während Mark Wahlberg („Daddy’s Home“) gelungen sowohl den netten Kerl von nebenan als auch den liebeskranken Psycho verkörpert. Der Film lässt ihn zwar oft ziemlich abrupt zwischen diesen Facetten wechseln, aber das ist dann eher Regie und Schnitt als Wahlberg selber anzurechnen.

Sicher, „Fear“ ist altbekannte Genreware, die gerne mal unsubtil und im Stile einer aufgebauschten Teeniesoap daherkommt. Aber allen Klischees und manchem einfältigen Dialog zum Trotz ist das schon recht spannend und kurzweilig, nicht zuletzt der Hauptdarsteller wegen. Besonderes Lob auch William Petersen, der das verzweifelnde Familienoberhaupt, das andauernd gedemütigt wird, mit Verve verkörpert.

Universal hat den Film hierzulande auf DVD und Blu-Ray rausgebracht, ungekürzt mit der mittlerweile vielleicht etwas hochgegriffenen Freigabe ab 18 Jahren. Die DVD bietet den Originalkinotrailer als Bonusmaterial, die Blu-Ray gar keines.

© Nils Bothmann (McClane)

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Copyright aller Filmbilder/Label: Universal__FSK Freigabe: ab 18__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja

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