Originaltitel: Ferris Bueller’s Day Off__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1986__Regie: John Hughes__Darsteller: Matthew Broderick, Alan Ruck, Mia Sara, Jeffrey Jones, Jennifer Grey, Cindy Pickett, Lyman Ward, Edie McClurg, Charlie Sheen, Ben Stein, Del Close, Kristy Swanson, Max Perlich u.a. |
Mit „Sixteen Candles“ hatte er geübt, mit „Breakfast Club“ eine stimmige Mischung aus dramatischen und komödiantischen Anteilen hingelegt und war mit „Weird Science“ ins alberne Kaspern verfallen – mit „Ferris macht blau“ ruderte John Hughes dann wieder ein wenig zurück.
Will heißen: „Ferris macht blau“ gibt sich immer noch eine Runde witziger und abgedrehter die ersten beiden Hughes-Regiearbeiten. Von Beginn an durchbricht Ferris Bueller (Matthew Broderick) die vierte Wand und plaudert locker mit dem Zuschauer, gibt ein Selbstbild ab, das auch von seinen Handlungen bestätigt und nicht konterkariert wird. Ferris erscheint tatsächlich so sympathisch, cool und übermenschlich wie er sich selbst wahrnimmt. Mancher mag einen überheblichen Sack darin sehen, doch Ferris ist eben nicht die Axt im Walde, sondern auch ein Helfer, der deshalb von weiten Teilen der Schule vergöttert wird.
Seine Mitschüler verehren ihn, seine Eltern sehen ihn als lieben Jungen, nur zwei Feinde hat Ferris: Seine Schwester Jeanie (Jennifer Grey) neidet ihm, dass er immer mit seinen Tricks durchkommt, der Schuldirektor Ed Rooney (Jeffrey Jones) will an dem vermeintlichen Querulanten ein Exempel statuieren – an dem Tag, an dem Ferris blau machen will. Interessanterweise haben beide im Hauptteil des Films quasi keinen Kontakt zu Ferris, da dieser in die Stadt fährt, während sie in der Vorstadt verbleiben.
Zusammen mit seinem besten Freund Cameron Frye (Alan Ruck), der wirklich krankgeschrieben ist, seiner Freundin Sloane Peterson (Mia Sara), die er mit einem Trick aus der Schule holt, und dem Ferrari von Camerons Vater geht es los, den Tag in der Großstadt verbringen…
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Kaum eine andere Figur aus dem Hughes-Kosmos dürfte wohl so sehr als Idealbild angelegt sein wie Ferris: So wie Ferris wäre jeder Teenager gerne, aber man ist dann doch eher wie Cameron. Ferris bringt diesen als Mentor auf den richtigen Weg, bringt ihn dazu sich seinen Eltern und seiner Zukunftsangst zu stellen, die ihn zum Hypochonder gemacht hat. Noch dazu sind es Ferris’ dreiste Aktionen, die für diebische Freude beim Zuschauer sorgen: Den Schulleiter reinlegen, mit Lügen durchkommen oder mal eben zum Leadsänger bei einer Parade avancieren. Ferris ist der Freund, den jeder bewundern würde, wenn er ihn hätte und durch sein dauerndes Anreden des Zuschauers auch der Komplize des Publikums.
Doch Hughes’ Filme sind nicht nur wegen ihrer Komik, sondern vor allem durch ihr Verstehen von Teenagernöten, also durch das Verstehen von Figuren und Zielpublikum, so sympathisch und auch hier versagt „Ferris macht blau“ nicht: Wenn Ferris behauptet er würde seine Freundin heiraten wollen, dann ist das ein überraschend ehrlicher Moment zwischen all seinen anderen Sprüchen und Flunkereien, er nutzt Cameron nicht aus, wie es anfangs erscheinen mag, sondern will ihm wirklich helfen. Camerons finaler Monolog wirkt dann etwas aufgesetzt, denn die Message der Emanzipationen von seinen Eltern hätte man auch so verstanden, aber das stört nicht allzu arg.
Insofern lädt „Ferris macht blau“ den Zuschauer ein mit den Figuren rumzuhängen, was Hughes ausgesprochen spritzig angeht: Mit Witz und Verve arbeitet er dann auch mit kleinen Übertreibungen und Verfremdungen, ein echter Brüller ist sicher der Einsatz der „Star Wars“-Musik, als zwei windige Einparker den Ferrari von Camerons Papa zum Fliegen bringen, aber auch Ferris’ Gesangsnummer auf der Parade, deren Zuschauer bald eine Tanzeinlage wie in einem Hollywoodmusical hinlegen, wäre da zu nennen. Doch diese kleinen Eigenheiten passen wunderbar ins Konzept des verschmitzten Films, an dessen Ende dann wenigstens Ferris’ Schwester die Falschheit ihrer Wege eingesehen hat, nachdem sie die heilende Kraft von Charlie Sheens Zunge in ihrem Hals erfuhr. Nur Ed Rooney, der muss dauerhaft als Witzfigur herhalten, doch seine Pleiten, Pech und Pannen arten nur selten in wirklich dumme Auf-die-Ömme-Gags aus.
Matthew Broderick („Wargames“) stieg im Gegensatz zu anderen Hughes-Entdeckungen nicht zum ganz großen Brat-Pack-Star auf und liefert hier wohl die eingängigste Vorstellungseiner sonst eher unspektakulären Rollenvita ab – vielleicht war aber auch Ferris’ Schatten danach zu groß für ihn. Auch Alan Ruck kam trotz Glanzleistung hier danach bestenfalls in „Chaos City“ noch zu Ehren, während die okaye Mia Sara („Timecop“) fast komplett in der Versenkung verschwand. Jeffrey Jones („Jagd auf Roter Oktober“) hingegen erwies sich hier wie auch später als famoser Komödiant, Jennifer Grey schlägt sich hier solide, ehe dann der „Dirty Dancing“-Ruhm kam und ihr „Die rote Flut“-Filmpartner Charlie Sheen hat einen Gastauftritt – ausgerechnet als wegen Drogen im Polizeipräsidium sitzender Jugendlicher.
Mit „Ferris macht blau“ gelang John Hughes eine beschwingte und doch nicht oberflächliche Teeniekomödie über Freundschaft, Verantwortung und Erwachsenwerden, die zudem das Lebensgefühl einer Generation traf – nicht umsonst benannte sich die Band Save Ferris nach dem auf einen Ballon gepinselten Motto, das die Schüler für den angeblichen kranken Heroen entwerfen.
Auf DVD ist der Film im Hause Paramount erschienen. Während die Erstauflage einen Audiokommentar von John Hughes als Bonus bot, ist dieser auf der später erschienenen Blaumacher-Edition nicht mehr drauf, dafür aber ein paar kleine Making Ofs und Featurettes.
© Nils Bothmann (McClane)
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