Originaltitel: Fire Twister__Herstellungsland: Kanada, USA__Erscheinungsjahr: 2015__ Regie: George Erschbamer__Darsteller: Casper Van Dien, Alyvia Alyn Lind, Jon Mack, Ryan Barr, Leah Bateman, Jacob Chambers, Lisa Ciara, Jeff Clarke, Tom DeTrinis, Eileen Dietz u.a. |
Scott, ein ehemaliger Feuerwehrmann, hat sich von Freunden breit schlagen lassen, etwas für die Umwelt zu tun. Gemeinsam will man an einem mit einem Treibstoff befüllten Riesencontainer ein Banner aufhängen, das vor der globalen Erwärmung warnen soll. Als Scott das Banner gerade anbringen will, entdeckt er eine Bombe! Schnell rennen er und seine Freunde davon. Da geht die Bombe auch schon hoch…
Die Bombe zerreißt das Speichergebäude. Doch damit nicht genug, formt sich auch noch eine Feuersäule aus, die sich urplötzlich in einen Wirbelsturm verwandelt. Warum auch immer. Dieser alles verzehrende „Fire Twister“ bahnt sich nun seinen Weg gen Los Angeles, um hier alles dem Erdboden gleich zu machen. Scott und seine Umweltaktivisten-Freunde beschließen, das feurige Monster aufzuhalten.
Doch das ist leichter gesagt als getan. Zum einen haben die Mannen um Scott keinerlei Ahnung, wie sie den Wirbelsturm aufhalten sollen, zum anderen werden sie selbst zu Gejagten! Die Medien und ein sinisterer Geschäftsmann schieben ihnen nämlich das Bombenattentat in die Schuhe. Dass vor allem der Geschäftsmann offenkundig etwas zu verbergen hat, wird spätestens dann klar, als er auch noch ein Killerkommando auf Scott und Co. hetzt…
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Na das ist doch mal ein ordentlicher Haufen Kokolores. Hirnverbrannte Handlung, eigenartig agierende Figuren, seltsame Dialoge, schwachsinnige Spannungsmomente, unmotivierte Gewaltspitzen und manch ratlose Akteure. Alles drin, was einen trashigen Partyhappen ausmacht. Selbiger kommt rasend schnell zur Sache. Keine zwei Minuten nach dem Vorspann tobt schon der titelgebende „Fire Twister“ hinter unseren Helden her. Grandiose Anschlussfehler (mal ist der Feuersturm direkt hinter den Flüchtenden, mal ist meilenweit gar nichts Feuriges zu sehen), lachhafte CGI-Effekte und eine grandios zurechtgebogene Logik sorgen für diverse echte Lacher beim Publikum.
Als dann auf einmal auch noch ein paar Killer auftauchen, die unmotiviert in der Gegend herumballern und wirklich gar nichts treffen, wird es so richtig abstrus. Obendrein sammeln Scott und Co. dann auch noch einen angeblichen Experten ein, der meint, er wisse, wie man den Wirbelsturm aufhalten kann. Witzigerweise sagt er es den ganzen Film lang nicht und guckt beim Auftauchen des Wirbelsturmes einfach immer genauso blöde ins Leere wie alle anderen Figuren. Genialer Story-Schachzug. Dann ist der Twister endlich in L.A. angekommen und bewegt sich hier immer schön die Straßen entlang. Sehr vorbildlich…
Dabei wirbelt er andauernd irgendwelche Holzteile herum, an seinem Wegesrand stehende Autos, Zäune und Bäume bleiben dagegen von dem Getöse immer verschont. Um genau zu sein: Der Sturm hat keinerlei Auswirkungen auf sie. Weder wiegen sich die Bäume in den dann doch heftigeren Windverhältnissen noch fangen sie, Autos, Häuser oder Wiesen Feuer. Auch die wenigen herum huschenden Menschen haben keinerlei Probleme, vor der Naturgewalt zu flüchten. Soll es dann doch mal zerstörerischer werden, übernimmt vollends der Rechner und generiert Bilder, die an die Urzeiten der Digitaltechnik erinnern. Manche Feuereffekte gemahnen gar an Zeichentrick.
Witzig sind zudem Momente, in denen der „Fire Twister“ ganze Straßenzüge detailreich zerstört, woraufhin ein Umschnitt dann die Auswirkungen aus der Totalen präsentiert: Eine unberührte Vorort-Straße mit einer Rauchsäule in der Mitte. Heijeijei… Und so könnte man stundenlang fortfahren. Man könnte über köstlich schlechte Rückprojektionen schwadronieren oder die ständig wechselnden Größenverhältnisse des Twisters belächeln.
Aber dann würde man dieses Gaga-Festival viel zu ernst nehmen und ihm wirklich Unrecht tun. Denn „Fire Twister“ weiß selbst, dass er nichts taugt. Dementsprechend hangeln sich die meisten Figuren auch mit einem beständigen Augenzwinkern durch den Film. Allen voran Casper van Dien (zuletzt in „Hypercane“ mit einem Wirbelsturm beschäftigt), der gleich noch mit produzierte und einen beständig mit seinen Blicken zu sagen scheint: Gib mir nicht die Schuld, DU hast dir einen Film mit dem Titel „Fire Twister“ gekauft, also was zum Teufel erwartest du? Das einzige, was ein wenig erschreckt, ist das erstaunlich hagere Äußere des Mimen. Flankiert wird er von einer Riege No-Names, die allerdings ebenfalls ganz genau wissen, in was sie hier mitspielen. Allen voran die Anführerin des Killerkommandos, die jedes Telefonat beendet, indem sie ihr jeweiliges Handy erschießt. Bekloppter geht es kaum.
Inszeniert wurde der Film vom Snake-Eater-Schöpfer George Erschbamer, der seinem Film ab und an einen erstaunlichen Look verpasst. Vor allem, wenn er seinen Akteuren Kameras an den Körper schnallt und diese Bilder dann in den Film einfließen lässt, sind ein paar schräge Einstellungen garantiert. Davon abgesehen inszeniert er auf solidem TV-Niveau und bemühte sich sichtlich um einen angenehm farbsatten Look. Nur die Effekte, die bekam er so gar nicht unter Kontrolle. Wenngleich der Sturm fernab jeglicher Interaktion mit der Umwelt gar nicht mal soooo übel ausschaut.
Das beste an „Fire Twister“ ist, dass er seine Charaktere immer am Anschlag präsentiert: Immer wieder entkommen sie nur knapp der Feuerhölle. Immer wieder reden sie davon, die ganze Menschheit retten zu müssen. Aber… es juckt einfach keinen. In der Folge sind alle Straßen IMMER menschenleer. Keiner flüchtet aus Los Angeles. Es gehen ewig keine Sirenen. Es gibt keine Löschbemühungen. Nichts. „Fire Twister“ präsentiert eine Katastrophe der Marke: „Stellt euch vor, die Welt geht unter und keinen interessiert es.“ Und das befremdet den gesamten Film über. Hier hätte „Fire Twister“ richtig aufdrehen und ordentlich überdrehen müssen. Es ist letzten Endes genau diese Abwesenheit des letzten Quäntchens Wahnsinn und das Fehlen des Willens zum „Think Big“, die verhindern, dass der auf bekloppte Art und Weise durchaus unterhaltsame „Fire Twister“ zu richtig tollem Trash mutiert.
Die deutsche DVD/Blu-ray kommt am 12. November 2015 von Sunfilm/Tiberius Film und ist mit einer FSK 12 Freigabe ungeschnitten.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
Copyright aller Filmbilder/Label: Sunfilm/Tiberius Film__Freigabe: FSK 12__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja |