Originaltitel: Firestorm__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1998__Regie: Dean Semler__Darsteller: Howie Long, Scott Glenn, William Forsythe, Suzy Amis, Christianne Hirt, Garwin Sanford, Sebastian Spence, Michael Greyeyes, Barry Pepper, Vladimir Kulich, Tom McBeath, Benjamin Ratner u.a. |
In den 1990ern hatte der Katastrophenfilm kurzzeitig wieder Aufwind, 20th Century Fox hatte mit „Volcano“ und vor allem „Titanic“ kräftig daran mitverdient und schickte 1998 dann schnell diesen Mix aus Actionthriller und Katastrophenfilm ins Rennen.
Wie sich anhand des Titels unschwer vermuten lässt geht es hier um einen Feuerwehrmann, genauer gesagt Jesse Graves (Howie Long), der Teil der Eliteeinheit der Smokejumpers ist. Die springen via Fallschirm in Brandgebiete ab und holen dort die Kohlen aus dem Feuer bzw. eingeschlossene Zivilisten, wie in der Eingangsszene des Films. Da lodern die Flammen, da sitzt ein Kind in einer Hütte fest, doch Jesse und sein Chef Wynt Perkins (Scott Glenn) sind zur Stelle und retten die Teppichratte unter Einsatz ihres Lebens, auch wenn es Wynt das Bein verknackst. Für den nötigen Actionopener ist also gesorgt und man sieht dem Film an, dass Regisseur Dean Semler (auch für „The Patriot“ mit Steven Seagal verantwortlich) eigentlich Kameramann ist (auch in dieser Funktion bei „Firestorm“ tätig) und dementsprechend für schicke Bilder sorgen kann.
Ein Jahr später bereitet sich Jesse auf seinen Job als Nachfolger Wynts vor und trainiert das Smokejumper-Frischfleisch, während der Räuber und Killer Randall Alexander Shaye (William Forsythe) seinen Ausbruch aus der nahegelegenen Haftanstalt plant. Die setzt nämlich Häftlinge mit geringen Strafen zur Bekämpfung kleinerer Brände ein und damit Shaye in den entsprechenden Bus kommt, macht er sich zu den Tönen von David Bowies „Cat People (Putting Out the Fire)“ wie ein ungefährlicherer Mitinsasse zurecht, erdolcht den armen Knilch und macht sich mit der Einsatztruppe auf den Weg, als ein von ihm georderter Brand die Gegend erschüttert. Da es sich allein schwer ausbrechen lässt, hat er noch vier Helferlein rekrutiert, die leider auf wenige Eigenschaften reduziert werden und kaum Profil gewinnen: Ein Hüne, ein Sexualstraftäter, ein unerfahrener Jungverbrecher und ein Pilot gehören zur Gang.
Gemeinsam überwältigt das Quintett als die Bewacher und will im Schutz des Waldbrandes die Kurve kratzen, doch genau in dieses Gebiet jumpt Jesse hinein um den Brand zu bekämpfen. Das gibt natürlich Knatsch mit den bösen Jungs, in den die Ornithologin Jennifer (Suzy Amis) ebenfalls hineingezogen wird…
httpv://www.youtube.com/watch?v=CcHSj4wxpMw
Verbrecher, die sich tarnen (hier als Feuerwehrleute), ein einsamer Held nebst Helferin und ein Kampf in der Wildnis – das hat schon etwas von „Cliffhanger“, nur eben den Nachteil, dass die Bösewichte hier leider weitaus weniger Profil besitzen als in dem Knaller von Renny Harlin. Dafür kann auch Semler auf den Spannungsfaktor bauen, dass der Held zwar körperlich fit ist, aber keine Feuerwaffen benutzt, weshalb man hier öfter vor den Verbrechern flieht als sich mit ihnen anzulegen und Handwerkszeug kreativ zum Einsatz kommt. Der Hintergrund des lodernden Waldbrandes (mit dem titelgebenden Feuersturm am Ende) sorgt für Brisanz oder besser: Könnte für Brisanz sorgen. Selten wirkt das Feuer wirklich gefährlich und wenn das Inferno dann am Ende losgeht, dann mit derart lausigen CGI-Tricks, dass ihm jede Bedrohlichkeit ausgetrieben ist.
Auch mancher Fallschirm- und Motorradsprung wird mit suboptimalem CGI getrickst (zum Glück nicht alle), doch zwischendrin ist immer wieder Handgemachtes angesagt: Eine Schlägerei in einer Waldhütte, eine Verfolgungsjagd zwischen Motorrad und Auto (inklusive in die Frontscheibe geworfener Kettensäge) und das Finale am Bootssteg und auf einem Waldsee (inklusive kreativem Schurkentod) sorgen für erdige Actionmomente der alten Schule, die eher bodenständig sind: Jesse ist kein Übermensch, bekommt auch mal von einem Gegner den Hintern versohlt und muss sich auf Taktik verlassen anstatt die Gegner im Alleingang zu überrennen.
Zwischen den Actionszenen sieht der mau geplottete Film dann eher schwachbrüstig aus: Die angedachte Überraschung kurz vorm Finale sieht der Zuschauer kommen, Jesses Smokejumper-Kollegen bleiben unnütze Stichwortgeber, deren Szenen den Film eher künstlich in die Länge ziehen als ihn bereichern, und die Ornithologin ist halt da, damit es noch eine Frau zum Retten gibt, aber viel erfahren wir über ihre Figur nicht, weshalb man selbst von der obligatorischen Lovestory absieht und nur im Ansatz andeutet, dass sich Jesse und Jennifer vielleicht nach dem überstandenen Inferno noch mal wiedersehen. Auch nicht gerade förderlich ist es, dass sich Held und Schurken erst zur Halbzeitmarke des (immerhin knackig kurzen) Films treffen und die meisten Verbrecher von Shaye gekillt werden, der die Beute eines früheren Raubes nicht mit ihnen teilen will. Diese Beute wird mehrfach erwähnt, bleibt aber nur eine Begründung, warum die Jungs mit den geringen Strafen sich auf den gefährlichen Ausbruch einlassen, weshalb das dauernde Gesabbel über geteilte Anteile viel Lärm um nichts bleibt.
„Firestorm“ stellt darüber hinaus den Versuch dar aus dem früheren Footballprofi einen Actionstar Howie Long („Operation: Broken Arrow“) zu machen, was ja schon bei Leuten wie Jim Brown, Carl Weathers und Brian Bosworth mit mehr oder minder großem Erfolg geklappt hatte. Long schlägt sich dabei brauchbar, aber ohne großen Eindruck zu hinterlassen, weshalb es nicht so verwunderlich ist, dass aus den Karriereplänen nichts wurde. Blass bleibt Suzy Amis („The Axe – Ein verhängnisvolle Ehe“) in der undankbaren Rette-mich-Frauenrolle (auch wenn Alibimomente sie zwischendrin mal als tough darstellen wollen), während immerhin Barry Pepper („Snitch“) und Vladimir Kulich („Der 13te Krieger“) noch etwas aus ihren unterentwickelten Schurkenrollen machen können. Scott Glenn („Extreme Justice“) hat Ausstrahlung, ist aber leider nur in wenigen Szenen dabei, sodass die herausragendste Performance klar von William Forsythe („Stiletto“) kommt, der Shaye als herrlich schmierigen, absolut skrupellosen Over-the-Top-Widerling anlegt und dabei stellenweise droht den Film zu klauen.
So sind Forsythes Schurkenpart und der handgemachte Teil der Action klar die Pluspunkte von „Firestorm“, denen ein mäßig aufregend heruntergeratterter Plot, schwache Tricks und unterentwickelte Rollen gegenüberstehen. Dank der Kürze als generischer Actionsnack ohne größere Ansprüche noch einigermaßen zu gebrauchen, aber schnell wieder vergessen – da brauchen andere Actionthriller in freier Natur, vor allem „Cliffhanger“ und „Mörderischer Vorsprung“, keine Konkurrenz durch Semlers Film zu fürchten.
Starke:
Die deutsche DVD von 20th Century Fox ist ungekürzt ab 16 Jahren freigegeben (obwohl auf der Disc selbst fälschlicherweise eine 12er-Freigabe prangt) und bietet keinerlei Bonusmaterial.
© Nils Bothmann (McClane)
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