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Gesetz der Straße – Brooklyn’s Finest

Originaltitel: Brooklyn’s Finest__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2009__Regie: Antoine Fuqua__Darsteller: Richard Gere, Don Cheadle, Ethan Hawke, Wesley Snipes, Vincent D’Onofrio, Lili Taylor, Will Patton, Ellen Barkin, Michael K. Williams u.a.
Gesetz der Straße - Brooklyn's Finest

Drei Cops und ein Gangster: Hauptfiguren in Antoine Fuquas „Gesetz der Straße – Brooklyn’s Finest“

Episodenfilme sind meistens zwischen Drama und Komödie oszillierende Filme, mit „Trick ’R Treat“ gab es jüngst eine Horrorvariante und mit „Brooklyn’s Finest“ nun die Copthrillerversion.

Drei Cops, drei Schicksale. Der erste ist Sal (Ethan Hawke). Bereits Vater von fünf Kindern, Zwillinge sind auf dem Weg, wie er von seiner Frau Angela (Lili Taylor) erfährt. Diese wiederum ist allerdings wegen des Schimmels in den Wänden schwer erkrankt. An sich müsste die Familie umziehen, doch Sal fehlt das Geld. Weshalb er den Gangster Carlo (Vincent D’Onofrio) für dessen Knete killt und bei der nächsten Razzia absahnen will – ein Verbrecher aus Not und noch dazu gläubiger Katholik, der durch sein Handeln in Konflikt mit seinem Gewissen gerät.

Der zweite ist Tango (Don Cheadle), der an seiner Undercovertätigkeit zu zerbrechen droht. Der Job hat ihn bereits die Frau gekostet, jetzt will er wenigstens die Beförderung haben – doch dafür soll er ausgerechnet Caz (Wesley Snipes) ans Messer liefern, der ihm das Leben rettete und der wenigstens noch einen gewissen Kodex besitzt. Die Loyalitätsfrage ist so alt wie das Undercovergenre selbst, doch es ist erfreulich, dass „Brooklyn’s Finest“ auf eine andere Lösung als den handelsüblichen Showdown zwischen Cop und Oberservierungsobjekt raus läuft.

Der dritte ist dann Eddie (Richard Gere), ein ausgebrannter, trinkender Cop, der wenige Tage vor der Pension steht und in seinem Revier als Verlierer gilt. „Brooklyn’s Finest“ zeigt nun die letzten Arbeits- und ersten Pensionstage des angeblichen Verlierers…

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Keiner der drei Stränge folgt einer wirklich stringenten Narration, gerade Eddies Geschichte ist fragmentiert: Erst soll er neue Polizisten arbeiten, wobei er in wenigen Tagen gleich mit zwei grundverschiedenen Cops auf Streife geht, man erlebt seine Exzesse nach Feierabend und gegen Ende fokussiert sich seine Geschichte auf einen bestimmten Handlungsstrang, der auch vorher schon immer wieder auftaucht. Nicht ganz so fragmentiert, aber auch recht episodisch sind die Erlebnisse Sals und Eddies. Die Cops laufen sich gelegentlich über den Weg, kurz vor Ende des Films sind sogar alle drei einmal in der gleichen Szene präsent, auch wenn sie sich im Laufe dieser langen Kamerafahrt gegenseitig nicht wirklich bemerken.

Und strenggenommen mag keine der drei Geschichten großartig Neues im Bereich des Polizeifilms erzählen, doch selten hat ein Film so viele Facetten des Copthrillers vereint, wobei man Antoine Fuqua hoch anrechnen muss, dass keiner der vielen angesprochenen Aspekte zu kurz kommt, alle Figuren lebendige Charaktere sind und nicht bloß auf Stereotypen reduziert werden. Action wird hier klein geschrieben, kleiner noch als bei „Training Day“, doch die Schusswechsel sind erfreulich realistisch und hart in Szene gesetzt, machen im Kontext der Geschichte Sinn und wirken nie so, als seien sie bloß des Schauwerts wegen eingestreut worden.

Mit fantastischer Kameraarbeit und unheimlich viel Atmosphäre erzählt Fuqua seinen Film, der trotz kleinerer Hänger extrem spannend wirkt. Hin und wieder kommt die Message vielleicht etwas sehr mit dem Holzhammer, gerade in den Szenen, in denen Tango mit seinen Bossen spricht: Eiskalte Karrieristen, denen nur die Größe des Fahndungserfolges wichtig ist, nicht welche Art von Verbrecher sie da aus dem Verkehr ziehen, und die ihre Undercovercops wie nichtige Spitzel behandeln. Da ist die von Carlo zu Beginn des Films, das man manchmal nicht richtig oder falsch, sondern richtiger oder falscher handeln kann, wesentlich subtiler. Ebenso stark die Szene, in der Sal für Drogengeld tötet und man anfangs nicht weiß, ob es sich bei den Ermordeten um Gangster handelt und ob tatsächlich Beute da ist. Aber dies ist nur ein Teil des tollen Finales, das durch geschickte Montage zwischen den drei Handlungssträngen wechselt, auch wenn das Ende vom Lied teilweise etwas konventionell ist: Nicht alle Cops überleben, wobei „Brooklyn’s Finest“ hier und da die generischen Erwartungen zu brechen weiß.

Erfreulich gut drauf sind die Darsteller, gerade der häufig etwas blasse Richard Gere spielt als desillusionierter Cop ganz groß auf. Mit feiner Mimik und kleinen Gesten verkörpert Don Cheadle dann den innerlich zerrissenen Undercovercop, während Ethan Hawke teilweise leicht overactet. Interessant ist sein Casting allerdings, könnte sein Charakter doch eine durch die Umstände kriminell gewordene Version seiner „Training Day“-Rolle sein. Starken Support liefert Wesley Snipes als Gangsterboss (ebenfalls eine leichte Hommage an seinen „New Jack City“-Part), Will Patton und Ellen Barkin als Tangos Vorgesetzte machen echt viel aus ihren etwas klischeehaften Parts und auch sonst lässt „Brooklyn’s Finest“ darstellerisch keinen Grund zur Klage.

Keine Revolution im Bereich des Polizeifilms, aber ein ziemlich spannender, atmosphärisch dichter und durch die Episodenfilmstruktur erfreulich frisch wirkender Beitrag zu einem Genre, das zuletzt mit Werken wie „Pride and Glory“ deutlich stagnierte.

Starke:

Die deutsche DVD von Kinowelt ist nicht nur von der Bild- und Tonqualität her sehr gelungen, sondern hat auch interessantes Bonusmaterial an Bord: Featurettes, ein Making Of, entfallene Szenen und einen Audiokommentar von Antoine Fuqua.

© Nils Bothmann (McClane)

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Copyright aller Filmbilder/Label: Kinowelt__FSK Freigabe: ab 16__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja

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