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Jarhead 3 – Die Belagerung

Originaltitel: Jarhead 3: The Siege__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2016__ Regie: William Kaufman__Darsteller: Charlie Weber, Scott Adkins, Tom Ainsley, Erik Valdez, Dante Basco, Sasha Jackson, Dennis Haysbert, Stephen Hogan, Joe Corrigall, Hadrian Howard u.a.
Jarheads 3 - Die Belagerung

Scott Adkins als Marine in “Jarhead 3 – Die Belagerung”.

Dass sein Film „Jarhead“ mal die Grundlage für ein action-orientiertes Franchise werden könnte, hat sich Sam Mendes bei den Dreharbeiten zu seinem entschleunigten Antikriegsfilm sicher auch nicht träumen lassen. Doch der Wandel war im Grunde schon mit „Jarhead 2“ vollzogen. William Kaufman beschreitet den Weg nun breitbeinig fort. Breitbeinig? Jau, denn sein Eintrag in die Reihe rund um amerikanische Marines macht mal so richtig Druck!

Evan Albright kommt frisch von seiner Ausbildung zum Marine und wird in eine amerikanische Botschaft irgendwo im Mittleren Osten versetzt. Hier macht sich der ehrgeizige Soldat zu Beginn nicht viele Freunde. Denn sein Drang zu höheren Weihen kollidiert stark mit den Ansichten seiner neuen, in Monotonie und Routine gefangenen Kameraden. Vor allem seinen Vorgesetzten ist Albrights Vorwärtsdrang ein echter Dorn im Auge.

Albright verscherzt es sich irgendwann so extrem, dass man seine durchaus glaubhaften Hinweise, der Botschaft drohe eine akute Gefahrensituation, nicht beachtet. Blöderweise soll Albright Recht behalten. Schwer bewaffnete Kämpfer dringen in die Botschaft ein und machen Jagd auf alle Angehörigen der Einrichtung. Nun ist es an Albright und seinen Kameraden, alle Animositäten über Bord zu werfen und den Feind zurück zu drängen…

httpv://www.youtube.com/watch?v=1Y-Qetos8oI

Das Drehbuch von „Jarhead 3“ ist nicht das eleganteste. Abgesehen von sattsam bekannten Klischees manövriert es den Film immer mal wieder zu toten Punkten und muss einige Asse aus den Ärmeln zaubern, um die Handlung in Bewegung zu halten. Am offensichtlichsten wird das, wenn sich alle überlebenden Mitarbeiter der Botschaft mit ein paar Marines in einen sicheren Raum zurückgezogen haben und Regisseur William Kaufman einen MacGuffin installieren muss, um die Marines wieder aus dem Raum heraus zu bekommen. Denn eigentlich wären die Soldaten und ihre Schutzbefohlenen hier absolut sicher und der Film vorbei… Nach 35 Minuten Laufzeit.

Glücklicherweise nutzt der Film den MacGuffin, der sich allerdings wie ein formvollendeter Bluff anfühlt, da weder die Angreifer hinter ihm her sind noch die Amerikaner ihn wirklich ernst zu nehmen scheinen, um fortan das Gaspedal permanent durchzudrücken. Jetzt wird „Jarhead 3 – Die Belagerung“ nur noch von gebellten Befehlen, kurzen Rückmeldungen anrückender Verstärkung und kleinen patriotischen Einschüben unterbrochen. Davon abgesehen lässt es „Jarhead 3 – Die Belagerung“ in seinen letzten 50 Minuten wirklich nur noch krachen.

Jarhead 3 - Die Belagerung

Scott Adkins verteilt als Gunny ordentlich blaue Bohnen.

In langen Feuergefechten beharken sich nun die Marines und die Angreifer ausgiebigst. Während die Marines zu Beginn zumindest ganz kurz verortet wurden, bleiben die Angreifer rundweg gesichtslos. Nur ihren Anführer behält man aufgrund seines markanten Äußeren ansatzweise in Erinnerung. Der kann aber dennoch kein wirkliches Profil entwickeln und bekommt nicht einmal eine Art Final Fight.

In der Action zeigt sich dann, warum William Kaufman („Sinners and Saints“) von B-Film-Actionfans aktuell als echter Hoffnungsschimmer begriffen wird. In Widescreen-Bildern lässt er der Action freien Lauf. Setzt auf Trefferwirkungen in Gefährten und Gemäuern, lässt Kunstblut durch die Gegend spritzen, choreographiert die Action übersichtlich, montiert die Handgreiflichkeiten versiert und bringt auch einige nette Härten im Dauerfeuer unter. Dazu kommt ein beachtlicher Bodycount und auch der betriebene Aufwand ist stimmig. Wenn da etwa mit lafettiertem MG durch die Gegend gefahren wird und selbiges auch munter Kugeln spucken darf, kommt beim Actionfan Freude auf. Dazu gesellen sich ein paar hübsche Kamerafahrten, die die Action in und abseits der Botschaft noch einmal aufwerten.

Jarhead 3 - Die Belagerung

Charlie Weber (r.) als Neuling Albright.

Inszenatorisch fallen ein paar CGI-Treffer (vor allem bei Kopfschüssen) aus dem Rahmen. Eine seltsam misslungene CGI-Explosion fällt ebenso negativ auf wie ein paar echte Explosionen, die man mittels CGI sichtlich auf heftiger getrimmt hat. Davon abgesehen gibt es in der Action keinerlei Grund zur Klage, zumal die Akteure durchaus glaubwürdig als ausgebildete Soldaten agieren, während die Fieswichte – wie vom Genre nicht anders gewohnt – wie Moorhühner herumrennen und sich abknallen lassen.

Abseits der Action fällt leider überdeutlich auf, dass der in Bulgarien gedrehte „Jarhead 3 – Die Belagerung“ eben nicht vor Ort im Mittleren Osten gedreht wurde. Sein “Double” wirkt, abgesehen von der imposanten Festungsanlage der Botschaft, immer etwas kulissenhaft. Vor allem das Viertel rund um die Botschaft kommt doch extrem künstlich rüber und will sich so gar nicht in die Stockaufnahmen einfügen, die den Rest der Stadt bebildern sollen, in der die Action steigt.

Darstellerisch weiß Charlie Weber als Held der Chose gut zu gefallen. Er gibt seinen ehrgeizigen Charakter, der mit der Zeit umdenken und sich verändern muss, durchaus glaubwürdig. Er bringt sowohl die anfängliche Unerfahrenheit seines Evan Albright als auch dessen Unsicherheit in der neuen Truppe gut rüber und funktioniert auch als Kampfschwein in der Action sehr gut. Dem Debütant in Sachen Actionfilm (Weber spielte vorher überwiegend in TV Serien wie „How to get away with Murder“) steht mit Scott Adkins („Close Range“) ein erfahrener Action-Darsteller zur Seite, der hier aber eher eine Nebenrolle innehat und von seinen Kampfsportfähigkeiten gar nichts zeigen darf. In der schussgewaltigen Action macht er aber dennoch eine gewohnt gute Figur.

Mit Dennis Haysbert („Sin City 2“) kehrt in Teil 3 der „Jarhead“-Reihe sogar ein Darsteller aus dem Ursprungsfilm von 2005 zurück. Der verlässliche Mime hat aber leider keinen weiteren Impact auf die Story, da er als Anführer der Verstärkung meist nur in fliegendem Kriegsgerät herumhockend abgefilmt wird. Eine interessante Personalie ist noch Sasha Jackson („Blue Crush 2“), die als Mitarbeiterin der US-Botschaft ein verdammt überzeugendes Tough-Chick entwerfen darf, das gegen Ende an vorderster Front mitballert und cooles Waffen-Handling beweist.

Jarhead 3 - Die Belagerung

Dennis Haysbert, der im originalen “Jarhead” mitwirkte, ist in Teil 3 wieder mit von der Partie.

Was ein wenig verwundert, ist, dass Regisseur William Kaufman kaum Werbung für „Jarhead 3 – Die Belagerung“ macht. Selbst in dem kurzen Making Of auf der DVD/Blu-ray zum Film taucht er nur auf Fotos auf und hat ansonsten nichts zu seinem Film zu sagen. Eigentlich kein gutes Zeichen…

Wie dem auch sei, „Jarhead 3 – Die Belagerung“ bietet nach einem stimmigen, ruhigeren Beginn rund um den Botschaftsalltag der Marines satte Dauerfeuer-Action. Deren profunde, stilsichere und aufwändige Inszenierung unterstreicht trotz kleinerer Makel zum wiederholten Male den Geheimtipp-Nimbus ihres Regisseurs William Kaufman. Der hält seine Story, eine testosterongetriebene, insgesamt sehr dünne Abfolge aus Aktion und Reaktion, einfach immer in Bewegung und bietet dem geneigten Action-Fan genau das, was er sehen will. Nur Scott Adkins hätte gerne noch besser in den Film eingebunden werden dürfen.

Die deutsche DVD/Blu-ray zum Film erscheint am 11. Februar 2016 von Universal Pictures Home Entertainment. Als Freigabe der knackigen Action hat Universal eine FSK 16 beantragt und sollte diese auch knapp durchbekommen.

In diesem Sinne:
freeman

Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love

Copyright aller Filmbilder/Label: Universal Pictures Home Entertainment__Freigabe: ab 16 beantragt__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja

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