Originaltitel: Man’s Best Friend__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1993__Regie: John Lafia__Darsteller: Ally Sheedy, Lance Henriksen, Robert Costanzo, Fredric Lehne, John Cassini, J.D. Daniels, William Sanderson, Trula M. Marcus, Robin Frates, Rick Barker, Bradley Pierce, Robert Shaye u.a. |
1990 hatte John Lafia mit „Chucky 2“ einen erfolgreichen (und seinen bis heute bekanntesten) Film im Horrorgenre hingelegt. Da war es durchaus logisch dem Genre mit dem Folgeprojekt “Man’s Best Friend” treu zu bleiben.
Wie die Tagline auf einigen Postern und Covern schon verkündet: Der Film kann durchaus als böser Gegenentwurf zum vorigen Familienfilmerfolg „Ein Hund namens Beethoven“ verstanden werden. Auch hier geht es um Tierversuche und einen knuffigen Riesenhund, der allerdings nicht ganz so friedlich wie Beethoven ist. Nach dem Intro, das Gemälde mit Hundedarstellungen durch die Geschichte hindurch ablichtet, verhackstückt der (zu diesem Zeitpunkt noch ungesehene) Vierbeiner nämlich eine Laborassistentin, die gerade noch mit der Reporterin Lori Tanner (Ally Sheedy) über Zugang zum Labor geredet hatte – natürlich gegen Bezahlung, denn nette Leute dürfen in diesem Tierhorrorfilm eigentlich nie dran glauben.
Lori dreht später am Abend auch ohne ihre (natürlich unauffindbare) Insiderin Material über die Tierversuche und befreit in diesem Zuge auch besagten Hund, Max genannt. Dabei laufen sie und ihre Kamerafrau auch dem Versuchsleiter Dr. Jarret (Lance Henriksen) über den Weg, der natürlich wenig begeistert über den Hundeklau ist und sich an die Polizei wendet. Bald stellt sich heraus, dass Dr. Jarret schon etwas von einem Mad Scientist hat, will er seinen Hund doch um jeden Preis zurück, den er mit Gen-Experimenten zum perfekten Wach-Wauwau umgebaut hat, was ihn persönlich auch mehr interessiert als Menschleben.
Allerdings gibt Dr. Jarret den ermittelnden Beamten Kovacs (Roberto Costanzo) und Bendetti (John Cassini) eine wichtige Information mit den auf den Weg: Wenn Max nicht innerhalb kürzester Zeit seine Medikamente bekommt, tickt er aus. Davon weiß Lori als unfreiwillige Hundesitterin nichts, als sie Max in ihr Heim aufnimmt…
httpv://www.youtube.com/watch?v=wMUUaktrOKg
Hier spinnt “Man’s Best Friend” seinen „Beethoven“-Gegenentwurf mit schwarzem Humor weiter: Nicht nur hat sich Lori in ihrer Naivität eine Killermaschine ins Haus geholt, der Kerl kann dank Genbehandlung rennen wie ein Gepard, sich tarnen wie ein Chamäleon und klettern wie ein Jaguar. Also macht Max mit mörderischen Superfähigkeiten genau das, was andere Hunde auch machen, nur auf rabiatere Art: Nachbarskatzen jagen, das Revier markieren oder die Paarung mit der unwilligen Collie-Hündin vom Nachbarn versuchen – ein wohl böser Seitenhieb auf Lassie. Das ist manchmal schon recht witzig, manchmal aber auch daneben, wie etwa eine bestenfalls begrenzt geschmackssichere Szene zeigt, in der Max eine Katze gleich im Ganzen verknurpst. Das sorgt dann für einen etwas seltsamen Ton, der Horror und Comedy nicht ganz unter einen Hut kriegt, lockert aber auf und ist auch von daher gar nicht so verkehrt, da “Man’s Best Friend” selten wirklich gruselig ist.
Sicherlich kitzelt John Lafia zwischendrin ein paar brauchbare Spannungsszenen heraus, gerade wenn Lori mit dem Vierbeiner anbändelt, während man schon längst weiß, dass das Tier saugefährlich, hochintelligent und megaeifersüchtig ist. Also wird erst der Sex mit Loris Freund rabiat gestört, diesem später noch das Bremskabel vom Auto zerbissen und schließlich kommen die Beißerchen direkt gegen alle tatsächlichen und vermuteten Feinde zum Einsatz. Dabei müssen allerdings in erster Linie fast immer nur die dran glauben, die es a) verdient haben und von denen man es b) erwartet, was den Puls bald wieder in der Ruhezone ankommen lässt. Manche von Max‘ Fähigkeiten sind auch etwas übertrieben, etwa dass sein Urin eine säureartige Wirkung hat, aber vielleicht soll das eine Hommage an die „Alien“-Reihe sein kann, in deren zweitem und drittem Teil Lance Henriksen ja mitspielte. Ally Sheedy als Tierliebhaberin wirkt gleichzeitig als Anspielung auf ihre „Nummer 5 lebt!“-Rolle.
Abseits von diesem – gewollten oder ungewollten – Insidergag ist das Casting von Alley Sheedy allerdings jetzt kein so großer Wurf: Sie spielt sich routiniert durch den Film, reißt aber selten zu Begeisterungsstürmen hin – vielleicht ein Grund, warum ihr trotz prominenter Mitwirkung in Hits wie „WarGames“ und „Breakfast Club“ die große Karriere verwehrt blieb. Eine gewohnt sichere Bank ist Lance Henriksen („Needlestick“) als wenig sympathischer Doktor, der aber trotz allem Zynismus und aller Menschenverachtung der einzige Retter in der Not sein könnte. Robert Costanzo („Stirb langsam 2“) setzt Akzente als mürrischer Cop, ebenso „Blade Runner“-Tüftler Willam Sanderson als schmieriger Schrottplatzbesitzer, während Fredric Lehne („Der Kandidat“) in seiner Yuppie-Freund-Rolle so nervig wirkt, dass man sich fragt, warum sich Lori für ihn als Lebenspartner entschieden hat.
Das passt schon wieder zum Film, denn “Man’s Best Friend” stellt Lori (absichtlich?) als nicht unbedingt hellste Kerze auf der Torte dar: Wenn bereits klar ist, dass Max ein Killer ist, versucht sie ihn an einer Stelle aus ganz unerfindlichen Gründen noch zu beschützen, was leider zeigt wie unausgegoren das Script von “Man’s Best Friend” in Sachen Feinschliff und Figurenzeichnung ist. Immerhin: Für Tierhorrorstandards reicht es aus, denn hier wird in regelmäßigen Abständen irgendwer verhackstückt, nicht übermäßig derbe, aber das ist ja kein Muss. Vor allem fallen (nicht nur) dabei stets die guten Tiertricks auf, denn der vierbeinige Quasi-Hauptdarsteller ist super dressiert. Für die wenigen Blut- und Make-Up-Effekte zeichnet der erfahrene Kevin Yagher („Cradle 2 the Grave“) verantwortlich; schlecht getrickst dagegen ist eine Szene (mit offensichtlichem Blue-Screen-Einsatz), in der Max über zwei Polizeiautos springt. Ansonsten passiert nicht viel Unerwartetes, selbst den Schlussgag sieht man schon mit geringer Horrorerfahrung kommen.
Dank seiner Seitenhiebe auf Filme wie „Ein Hund namens Beethoven“, einem charismatischen Lance Henriksen und einem guten dressierten Hund ist “Man’s Best Friend” kurzweiliger Tierhorror von der Stange, allerdings streng nach Schema F in Sachen Opferauswahl und Eskalation des ausrastenden Tieres. Die innere Filmlogik hakt teilweise, die Figuren sind arg oberflächlich angelegt und wirklich gruselig ist die Horrorstory vom amoklaufenden besten Freund des Menschen auch nicht, aber als Snack für Genrefreunde geht Lafias Werk schon in Ordnung.
Hierzulande hat Cineworld/One World den Film als rustikale DVD herausgebracht: Lediglich deutscher Ton, in Sachen Bonusmaterial lediglich Biographien von Ally Sheedy, Lance Henriksen und Kevin Yagher auf kurzen Texttafeln. Dafür ist der Film ungekürzt ab 18 Jahren freigegeben. Wer Lance Henriksens Reibeisenstimme im Original hören will, der muss zur US-DVD von New Line greifen, die zudem die Wahl zwischen den Bildformaten WS 1,85:1 und Vollbild lässt. Die deutsche DVD ist in 1,56:1.
© Nils Bothmann (McClane)
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