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Odd Thomas

Originaltitel: Odd Thomas__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2013__Regie: Stephen Sommers__Darsteller: Anton Yelchin, Willem Dafoe, Gugu Mbatha-Raw, Patton Oswalt, Addison Timlin, Leonor Varela, Melissa Ordway, Nico Tortorella, Shuler Hensley, Tina Borek u.a.
Odd Thomas

Anton Yelchin sieht Gespenster in „Odd Thomas“

2013 versuchten sich sowohl Michael Bay als auch Stephen Sommers an für ihre Verhältnisse kleinen Produktionen; Bay, weil „Pain & Gain“ sein Wunschprojekt war, Sommers anscheinend, weil seine letzten Big-Budget-Rummsereien „Van Helsing“ und „G.I. Joe“ an der Kinokasse schwächelten.

Sommers‘ „Odd Thomas“ basiert auf dem gleichnamigen Roman Dean Koontz‘ und übernimmt dessen Dialoge fast wortwörtlich, wie man bereits am Beginn merkt, im Verlauf dessen Odd Thomas (Anton Yelchin) einen Mörder verfolgt und stellt. Von der Tat weiß der seltsame Thomas daher, weil er die Geister der Toten sehen kann und das Opfer des Killers ihn auf seine Spur brachte. Doch nicht nur das auf der Leinwand Gezeigte, auch der sympathisch-schnoddrige Off-Kommentar der Hauptfigur liefert Erklärungen, damit der Zuschauer sich in die Geschichte einfinden kann.

Von Odds‘ Gabe wissen nur wenige, als seltsamer Typ gilt er auf jeden Fall, womit er seinem Vornamen alle Ehre macht, der einigen Erzählungen nach bloß ein Schreibfehler auf seiner Geburtsurkunde war: Eigentlich sollte er Todd heißen, während andere behaupten Odd sei der Wunschname gewesen. Schreibfehler hin oder her: Da er Polizeichef Wyatt Porter (Willem Dafoe) aus scheinbar unerklärlichen Gründen bei der Lösung von Mordfällen helfen kann und Ahnungen hat, verdient er sich seinen Namen. Immerhin hat er in Stormy Llewellyn (Addison Timlin) eine Freundin, die ihn liebt, was Regisseur und Drehbuchautor Sommers auch immer wieder in spritzigen, leicht an Screwball-Komödien erinnernden Dialogen verarbeitet, die natürlich auch teilweise schon in der Romanvorlage vorkommen, hier aber mit genau dem richtigen Timing präsentiert werden.

Nicht nur Geister, sondern auch Bodachs genannte Kreaturen kann Odd erblicken, die sich immer dann zusammenrotten, wenn ein Ereignis mit vielen Toten bevorsteht. Als er bei seiner Arbeit als Koch eines Schnellrestaurants so viele Bodachs wie noch nie sieht, ahnt er, dass seiner Heimatstadt Picco Mundo Schlimmes bevorsteht und versucht die Katastrophe zu verhindern…

httpv://www.youtube.com/watch?v=AO8vlWXdrVA

Odd Thomas

Odd Thomas (Anton Yelchin) erblickt mal wieder Ungewöhnliches

Man mag sich angesichts der Prämisse und des artverwandten Tonfalls an „The Frighteners“ erinnert fühlen, die Vorahnungen bringen einen Schuss „The Mothman Prophecies“ hinein und noch dazu funktioniert der Film als Initiationsgeschichte eines etwas anderen Superhelden, doch trotz dieser Einflüsse wirkt „Odd Thomas“ nicht wie die farblose Kopie bekannter Vorbilder. Das liegt unter anderem auch an der ebenso sympathischen wie unkonventionellen Hauptfigur, die mit Witz und Dreistigkeit punkten kann. „Odd Thomas“ erweist sich hier als unkompliziertes Plädoyers fürs Anderssein abseits schmalziger Weltverbessererfilme: Quasi nebenbei erzählt Sommers‘ Film, wie gut es Odd hat, wie fest sein Halt in Picco Mundo ist, wie eng seine Freundschaften sind und wie stark seine Beziehung, auch wenn mancher in für seltsam halten mag. Aber all das erzählt „Odd Thomas“ ganz nonchalant nebenbei.

Denn in erster Linie ist „Odd Thomas“ eine übernatürliche Detektivgeschichte voller Twists und Turns, in der man gemeinsam mit dem Protagonisten den bösen Omen auf den Grund geht. Odd und der Zuschauer werden immer wieder auf falsche Fährten geführt (oder ziehen selbst die falschen Schlüsse), stoßen auf offene Fragen und neue Hinweise – ein temporeiches Rätselraten ist angesagt, das erst gegen Ende ein wenig strauchelt, da man den Storyverlauf hier recht gut erahnen kann und von den Entwicklungen nicht überrascht wird.

Odd Thomas

Dafür bestimmt zusammen zu sein: Odd und Stormy Llewellyn (Addison Timlin)

Umso mehr ist es dem Film anzurechnen welchen Eindruck manche Szene macht, obwohl man schon erahnt, was die nächste Enthüllung sein wird. Gerade das Ende ist in der Hinsicht absolut stark: *SPOILER* Es ist relativ offensichtlich, was mit Stormy im Einkaufszentrum geschehen ist, und dennoch ist die Szene, in der Odd die Wahrheit erkennen muss, das emotionale Herzstück des Films. *SPOILER ENDE* Tatsächlich kann „Odd Thomas“ auch mit seinen Nebenfiguren punkten, mögen es nun Stormy, Chief Porter oder Kellnerin Viola Peabody (Gugu Mbatha-Raw) sein, wobei diese weitaus weniger beleuchtet werden als Odd.

So konzentriert sich der Film auf ihn, seine Emotionen und seine Ermittlungen, die auch mal körperlich fordernd sein können. In diesen Szenen merkt man Sommers die Erfahrung als Big-Budget-Actionregisseur an, denn auch bei schmalerem Budget überzeugt „Odd Thomas“ mit schnittiger Videoclipoptik und dynamischem Zeitlupeneinsatz in den kleinen Verfolgungsjagden und Konfrontationen, welche die Titelfigur bestehen muss. Erfreulicherweise wird Odd dabei nicht nie zum Superhelden stilisiert, er bleibt der junge Mann von nebenan, dem große Verantwortung übertragen wird, der die Situation mit den gegebenen Mitteln meistern muss. Manchmal verlässt das Budget Sommers ein wenig (z.B. bei der klar als CGI-Animation zu erkennenden Explosion gegen Ende) und der Showdown könnte noch eine Spur mehr Spannung vertragen, aber andrerseits will „Odd Thomas“ auch gar kein Actionreißer sein.

Odd Thomas

Polizeichef Wyatt Porter (Willem Dafoe) kann sich auf Odds Hilfe verlassen

Dass der Film so gut funktioniert, liegt auch zu großen Teilen an Anton Yelchin („Star Trek Into Darkness“), der hier zu Höchstform aufläuft, komödiantisches Timing sowie Gespür für Odds emotionales Innenleben mitbringt. Willem Dafoe („Saigon“) erweist sich mal wieder als Meister der Nebenrolle, Neuentdeckung Addison Timlin („Standup Guys“) ist hinreißend in der weiblichen Hauptrolle, Shuler Hensley („Die Legende des Zorro“) hat tolle Auftritte als ‘Fungus Man‘ Bob Robertson und auch der Rest des Ensembles spielt durchweg stark. Einen Gastauftritt absolviert auch Sommers‘ alter „Die Mumie“-Kumpan Arnold Vosloo. Patton Oswalts Rolle als Ozzie Boone trägt zwar kaum etwas zum Film bei, führt aber eine wichtige Nebenfigur der Buchvorlage ein, die zur Reihe erwuchs.

Ob auch eine Filmreihe aus „Odd Thomas“ wird, ist angesichts derzeitiger Rechtsstreitigkeiten und verschobener US-Releases nicht absehbar, ein vielleicht nicht unbedingt tiefschürfender, aber flotter, witziger und charmanter Genremix ist Stephen Sommers aber dennoch gelungen: Nicht zuletzt dank der sympathisch gezeichneten Figuren, schlagfertiger Dialoge, kleinerer Schauwerte und einer recht spannenden Geschichte macht „Odd Thomas“ deutlich mehr Spaß als manche Großproduktion. Da verzeiht man gerne, dass es gegen Ende etwas vorhersehbar wird, die Nebenfiguren etwas kurz kommen und die genaue Wirkungsmacht der Bodachs ähnlich schwammig definiert wird wie in der Romanvorlage. Darf ruhig fortgesetzt werden, muss es aber nicht zwingend, gerade angesichts der sinkenden Qualität vieler Sequels.

In Deutschland war der Film bereits auf dem Fantasy Filmfest zu sehen, aber 10. Dezember 2013 erscheint er bei Ascot Elite auf DVD und Blu-Ray, wobei er mit FSK 16 vermutlich ungekürzt sein wird.

© Nils Bothmann (McClane)

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Copyright aller Filmbilder/Label: Ascot Elite__FSK Freigabe: ab 16__Geschnitten: Unbekannt__Blu Ray/DVD: Ja/Ja (ab 10.12.2013)

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