Originaltitel: Once upon a Time in Venice__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2017__Regie: Mark Cullen, Robb Cullen__Darsteller: Bruce Willis, Jason Momoa, Thomas Middleditch, Famke Janssen, Elisabeth Röhm, John Goodman, Stephanie Sigman, Adam Goldberg, Kal Penn, Wood Harris u.a. |
Es gibt da eine coole Szene im Simpsons-Kinofilm, in der düst Bart Simpsons auf seinem Skateboard gänzlich unbekleidet durch Springfield. Wer sich aus irgendeinem unerfindlichen Grund schon immer gefragt hat, wie diese Szene wohl mit einem nackten Bruce Willis aussehen würde, der bekommt in “Once upon a Time in Venice” die Antwort. Einer von vielen komischen Momenten in der relaxten, locker-leichten Komödie.
Steve Ford ist der einzige zugelassene Privatdetektiv in Venice Beach. Als solcher ist er immer klamm, schlägt sich aber trotzdem entspannt durch sein Leben und nimmt selbiges, wie es eben gerade kommt. Aktuell beschäftigen ihn zwei Fälle: Zum einen werden die Häuser von Juden Lew von einem Sprayer mit obszönen Bildern besprüht. Die Graffitis drohen nun, ein einträgliches Geschäft für Juden Lew platzen zu lassen. Als Belohnung für die Ergreifung des Graffiti-Terroristen winkt Steve sein ehemaliges Familienhaus, das er Lew einst verkaufte, als er besonders abgerissen war.
In Fall Nummer zwei wird es ebenfalls persönlich. Denn als ein paar Lumpen seine Schwester ausrauben, klauen sie auch Steves Hund Buddy! Und die beiden sind unzertrennliche Freunde! Zwar findet Steve schnell heraus, wer seine Schwester ausgeraubt hat, doch denkt der gar nicht daran, Steve einfach so seinen geliebten Buddy zurückzugeben. Erst wenn er ihm einen Koffer voller Koks besorge, dürfe Steve seinen Buddy wieder in die Arme schließen…
Legt euch nie mit dem Herrchen an!
Schaut in den witzigen “Once upon a Time in Venice” mit Bruce Willis hinein
httpv://www.youtube.com/watch?v=o-5VKoLUlTY
„Bruce Willis so gut gelaunt wie in ‘Cop Out’“: Man weiß angesichts der Qualitäten von „Cop Out“ gar nicht so genau, ob man diesen Spruch auf der Rückseite der Blu-ray von “Once upon a Time in Venice” als Warnung oder wirklich als Indikator für positive Unterhaltung sehen soll. Und das nicht nur, weil „Cop Out“ per se nicht sonderlich witzig war, sondern weil die Dreharbeiten zu diesem Film ja auch offenbarten, wie unlustig ein Bruce Willis am Set einer Komödie daherkommen kann. Die Schimpftiraden von Regisseur Kevin Smith über seinen Hauptdarsteller nach den Dreharbeiten sind längst legendär.
Doch geschenkt, KSM! Denn “Once upon a Time in Venice” ist eine sehr unterhaltsame Schnurre geworden, die beinahe beiläufig die Abenteuer von Steve Ford und dessen Assistenten John bebildert und Steve planlos und befeuert von diversen glücklichen Zufällen von einem Schauplatz zum nächsten stolpern lässt. Hier darf Willis sein Image als harter Actionheld mehrfach brechen. Ob er nun nackt durch Venice skatet, sich selbst bei Fenstersprüngen ausknocked oder als Frau verkleidet vor Transsexuellen flüchtet, ein strahlender Held sieht anders aus.
Zumal sein Steve mehr als einmal seinen geliebten Buddy in den Händen hält, aber irgendwie immer zu unfähig ist, ihn festzuhalten… Dank Bruce Willis’ relaxtem Spiel verdreht man aber in diesen Momenten nicht die Augen, sondern man schmunzelt sich einen und bleibt immer an Steve dran. Mit einem konstanten Augenzwinkern führt Willis durch den Plot der Komödie, der teilweise gar nicht entschleunigter daherkommen könnte. Ja, man hat als Zuschauer die ersten 60 Minuten gar das Gefühl, dass hier keiner so richtig weiß, was eigentlich abgeht bzw. scheint es, als habe der Held gar keine rechte Lust, sich seiner beiden Fälle anzunehmen.
Diese Laissez-faire-Grundhaltung von Willis’ Steve drückt dem ganzen Film seinen Stempel auf. Spannung kommt so keine auf. Action ebenfalls nicht. Stattdessen beherrscht einen das Gefühl, man schaue einem Kumpel zu, wie er sich durch den Tag gaunert. Das birgt viele komische Momente, ohne dass “Once upon a Time in Venice” auf die ganz großen Lacher aus wäre. Eher türmt sich Schmunzelmoment auf Schmunzelmoment… und genau das macht “Once upon a Time in Venice” sehr sympathisch.
Erst in den letzten 30 Minuten besinnt sich Steve Ford auf das, was er als Ex-Cop eigentlich auf dem Kasten hat. Die Handlung wird nun stringenter, entwickelt mehr Zug, ohne dass der Film an Action oder Spannung zulegen würde. Man spürt schnell, dass die Komödie nicht auf einen großen Showdown aus ist. Zwar wird viel mit Waffen herumgewedelt, Shootouts und Tote finden trotzdem nur äußerst sparsam ihren Eingang in diesen Film.
Dafür wird Willis in Richtung Finale von einem sehr komischen John Goodman („Boston“) flankiert, der bereits in den vorherigen Minuten als ewig jammerndes Scheidungsopfer eine starke Chemie mit Willis hatte. Alleine diese beiden „Helden“ machen schon deutlich, dass man hier eher einem „R.E.D. 3“ als einem „Stirb Langsam 6“ zuschaut. In weiteren Rollen tauchen Jason Momoa („Shootout“), Thomas Middleditch („Kong: Skull Island“), der auch als Off-Erzähler fungiert, und Famke Janssen („100 Feet“) auf, die ihre Rollen entspannt runter reißen und prächtig miteinander und mit Willis harmonieren.
Die farbsatten, Urlaubsgefühle weckenden Bilder aus Venice Beach tragen viel zum entspannten Grundton des Filmes bei. Den Soundtrack allerdings hätte man durchaus gewitzter/grooviger anlegen können, da dieser zu belanglos unter den schönen Bildern dahin klimpert. Apropos belanglos: Diese Bewertung wird so manchem beim Betrachten von “Once upon a Time in Venice” wohl auch in den Sinn kommen. Was auch durchaus nachvollziehbar wäre. Vor allem den ersten 60 Minuten fehlt schon ordentlich Stringenz. Eine klarer durchgreifende Hand. Und die eine oder andere offensivere Pointe. Andererseits macht es einem der zuletzt häufig für seine Paycheck-Dienste (siehe etwa „Marauders“) gescholtene Hauptdarsteller Bruce Willis mit seinem präzisen komödiantischen Timing und verschmitztem Spiel ganz leicht, sich in die Handlung fallen zu lassen. Diese entfaltet sich entspannt, bar jeder Hektik und tendiert vielmehr in Richtung charmantes Gaunerstück als in Richtung laute Action-Unterhaltung. Und genau das trifft es als Fazit ziemlich gut: “Once upon a Time in Venice” bietet charmante, harmlose, extrem sympathische Unterhaltung, der allerdings, und das ist die große Crux des Streifens, der finale, der zündende Funke ziemlich offensichtlich fehlt.
Die deutsche DVD/Blu-ray zum Film erscheint am 4. Dezember 2017 von KSM Film und ist mit einer Freigabe ab 16 ungeschnitten.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
Copyright aller Filmbilder/Label: KSM Film__Freigabe: FSK 16__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja |