Originaltitel: Precious Cargo__Herstellungsland: Kanada__Erscheinungsjahr: 2016__ Regie: Max Adams__Darsteller: Bruce Willis, Claire Forlani, Mark-Paul Gosselaar, John Brotherton, Lydia Hull, Daniel Bernhardt, Ashley Kirk, Nick Loeb, Tyler Jon Olson, Jean Claude Leuyer, Jenna B. Kelly u.a. |
Jack ist ein kleiner Ganove, der hier und da mal einen Bruch landet, um über die Runden zu kommen. Als er eines Tages eine Tierärztin bekrabbelt, an der er schon lange Zeit herumsägt, steht auf einmal Karen vor ihm. Karen ist seine Ex, über die Jack nie wirklich hinweggekommen ist. Und Karen ist schwanger. Von Jack! Hinzu kommt, dass Karen Probleme hat. Große Probleme. Karen ist nämlich ebenfalls ein Ganove. Allerdings versucht sie längst größere Brötchen zu backen.
Im Zuge dessen hat sie von einem Ganoven verraten bekommen, welche großen Raubzüge ein Verbrecherkönig namens Eddie geplant hat. Mit dem Wissen kam sie ihm bei einigen Nummern zuvor, bis der herausbekommen hat, wer ihn da regelmäßig abzieht. Er verlangt von Karen die gesamten Einnahmen von ihrem letzten Raubzug. Andererseits wird er sie umnieten. Blöderweise hat Karen genau diesen Bruch gewaltig vergeigt. Was Eddie aber nicht juckt…
Da Karen nicht mal eben 8 Millionen Dollar in der Portokasse hat, bittet sie Jack, ihr zu helfen, einen letzten großen Bruch durchzuführen. Jack lässt sich natürlich breitschlagen…
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Das ist der Beginn der relaxten Gaunernummer „Precious Cargo“, die keine neue Story erzählen mag, mit sympathischen Figuren, coolem Humor und feinem Tempo aber über ihre gesamte Laufzeit hinweg ordentlich bei der Stange hält. Dabei geht vor allem die Einführung der Figuren megaflott und dennoch überzeugend vonstatten. Jack wird bei einem seiner Jobs präsentiert, bei dem wir auch sein „Team“ kennenlernen. Das Verhältnis zwischen Karen und Jack wird im Rahmen einer flotten Bootsverfolgungsjagd aufgerollt und schon sind wir mittendrin in dem großen Bruch…
Dabei verschwendet der Film keinerlei Zeit auf große Vorbereitungen. Der Plan wird kurz ausgebreitet und dann steigt die Action. Eine nette Autoverfolgungsjagd rundet die Kaperung eines Panzerwagens perfekt ab und mündet in einen weiteren, noch größeren Bruch. Denn man kennt das, Menschen sind nun einmal gierig. Nur dass diesmal Unterweltboss Eddie die Fäden noch krasser in der Hand hat…
Wenig später finden wir uns auch schon im Showdown wieder, der dem Grundton des Films entsprechend keine große Ballerei ist, sondern eher einen leicht verschmitzten Verlauf nimmt. Hier und da setzt es dann zwar auch ein paar harsche Gewalteinlagen (meist derbe Kopfschüsse, leider ausschließlich CGI), das Leichte und Relaxte geht dem Film aber in keiner Situation verloren.
Das liegt vor allem an Jack-Darsteller Mark-Paul Gosselaar („Die Entführung von Bus 657“), der richtig cool rüberkommt, immer einen flotten Spruch auf den Lippen hat und sich überzeugend schlitzohrig durchschlägt. Seinem Helden folgt man wirklich gerne durch den amüsanten Spaß. Der große Name des Casts hingegen versprüht keinerlei Charme: Bruce Willis („Looper“) ist mal wieder der fiese Lump und hat am Set leider nicht bemerkt, dass dieser Film eine seiner besseren Direct-to-DVD-Produktionen hätte werden können. Stattdessen wuchtet er sich gelangweilt von einem Hotelzimmer zum nächsten und rasselt eintönig seine Zeilen runter…
Als Bösewicht nimmt man ihn so nie ernst. Dafür hat der Film zum Glück Daniel Bernhardt („Parker“). Der Schweizer ist an wirklich jeder Actionszene im Film beteiligt und er haut jeweils amtlich einen raus. Liefert sogar ein paar gewagtere Stunts auf einem dahin rasenden Auto ab und ist permanent am Rennen, Ballern und Jack-Verwammsen. Zudem hat er einen großartigen Moment, in dem er in der sexistischsten aller Arten einer Frau erklärt, was sie doch für ein erbärmliches Leben führt.
Als Karen schaut Claire Forlani („Die Schwerter des Königs“) in manchen Szenen leider enorm unvorteilhaft aus. Es wirkt ab und an, als habe sie ihre Gesichtsmuskulatur nicht mehr unter Kontrolle. Dennoch interagiert sie vor allem mit Gosselaar großartig und man spürt, dass da immer eine gewisse Anziehung da ist. Ein Ärgernis dagegen ist Jenna B. Kelly („Extraction“) als Jacks Buddy Logan. Die junge Dame spielt so erbärmlich stocksteif, dass man sich in jeder ihrer Szenen fremdschämt.
Optisch ist der Streifen ansprechend, auch wenn man das Gefühl hat, dass kein klares Konzept vorlag, wie der Film nun eigentlich rüberkommen soll. Mal dominieren warme Erdtöne, dann wieder Komplementärfarben und die meiste Zeit über werden die Kontraste ordentlich übersteuert. Das Ergebnis ist keineswegs billig oder langweilig, es wirkt nur nicht wie aus einem Guss. Zudem punktet der Film mit ein paar coolen Kamerafahrten, sowohl in als auch abseits der Action. Auffällig gelungen ist auch der Soundtrack mit einem wirklich geilen Hauptthema, das einem nach dem Film gar nicht mehr aus dem Kopf geht.
Das Ergebnis ist ein Film, der von weitem mal wieder gründlich nach Retorte stinkt. Und Bruce Willis spielt leider auch genauso. Doch man sollte den Film nicht an den wenigen Auftritten des gelangweilten Superstars festmachen. Stattdessen sollte man sich einfach in die simple, wenig verzwickte, unterhaltsame und flott durchgezogene Story hineinziehen lassen und das lockere Spiel der Hauptfiguren genießen. Die angenehme optische Umsetzung und der feine Score sorgen dafür, dass dies nicht als Zeitverschwendung empfunden werden wird. Eine Schau sind die Actionszenen. Weniger weil die solide umgesetzten, ansprechend in Szene gesetzten Einlagen extrem aufwändig wären, sondern vielmehr, weil Daniel Bernhardt darin ordentlich auf die Tube drückt. Er ist das eigentliche Highlight des Filmes. Der krankt letzten Endes vor allem an ein paar amtlichen Darsteller-Ausfällen, dem etwas zerdehnten Epilog, dem blöden CGI-Blutgewichse und der Tatsache, dass der letzte, der finale Funken Begeisterung niemals überspringen will. Dazu fehlen dem Film von Regie-Debütant Max Adams noch ein wenig Schlitzohrigkeit und die eine oder andere überzeugende Wendung.
Die deutsche DVD/Blu-ray erscheint am 26. August 2016 von Splendid Film und ist mit einer FSK 16 Freigabe ungeschnitten. Das Review basiert auf der Code 1-Scheibe von Lionsgate. Diese wartet mit einem Making Of und Interviewmaterial zum Film auf. Diese Extras sollen auch auf der deutschen Veröffentlichung enthalten sein.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
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