Originaltitel: Metal Hurlant Chronicles__Herstellungsland: Belgien, Frankreich__Erscheinungsjahr: 2014_Regie: Guillaume Lubrano__Darsteller: Scott Adkins, Karl E. Landler, Dominique Pinon, Michael Jai White, Darren Shahlavi, Michael Biehn, James Marsters, John Rhys Davies, Michelle Lee u.a. |
Metal Hurlant ist das letzte Fragment eines einst lebenden Planeten. Sein Körper zerbarst durch den Wahnsinn seiner Bewohner zu Staub. Sein Geist wurde dazu verdammt, für immer durch Zeit und Raum zu treiben. Schreiend vor Schmerz und Verzweiflung zieht er die Schicksale jener, die ihm gewahr werden, mit in eine unaufhörliche Abwärtsspirale. Dieser Himmelskörper ist das Element, das allen bisherigen Episoden der „Metal Hurlant Chronicles – Schwermetall Chronicles“ gemein ist. Diese basieren auf einer französischen Comic-Reihe, die vornehmlich Science Fiction und Fantasy-Geschichten erzählte und in unserem Sprachraum unter dem Titel „Heavy Metal“ bekannt wurde.
Guillaume Lubrano war es, dem es 2012 gelang, finanzkräftige Investoren ins Boot zu holen und die „Metal Hurlant Chronicles“ anzuleiern. Inzwischen gibt es zwei Staffeln a sechs Folgen, die ähnlich den „Outer Limits“ oder den „Geschichten aus der Gruft“ funktionieren. Es handelt sich also um Anthologien, die Geschichten verschiedenster Genres vereinen: Science Fiction, Fantasy, Western, Horror,… alles ist denkbar im Schwermetall-Universum. Im Grunde hat man es also mit vielen kleinen Kurzfilmen zu tun, in denen immer neue Charaktere in immer neuen Szenarios agieren. Zudem läuft alles meist auf eine fiese Pointe hinaus, die den bisherigen Handlungsverlauf entweder komplett auf den Kopf stellt oder ihn eben trefflich abrundet…
httpv://www.youtube.com/watch?v=rijGU9EFTgc
Die Folgen der zweiten Staffel im Einzelnen:
The Endomorphe
Auf einem fernen Planten wird eines Tages eine wundersame Energiequelle gefunden. Der Mecadrome. Den Abbau besorgen die Mecamorphs, Wesen, halb Fleisch, halb Maschine. Irgendwann begehren diese gegen ihre Schöpfer auf. Sie wollen sich nicht mehr ausbeuten lassen. Es kommt zu einem alles verzehrenden Krieg. Um diesen zu beenden, wird eine Abordnung Soldaten mit dem „Endomorphen“ gen Mecadrome entsandt. Der Endomorphe soll in die Energiequelle eindringen, sich dort in einen Golem verwandeln und die Mecamorphs in die Schranken verweisen…
„The Endomorphe“ ist eine astreine Dauerverfolgungsjagd. Die Grundsituation wird aus dem Off erzählt, während die Soldaten um den Endomorphen voran eilen und sich immer neuer Gegnerhorden erwehren. Dabei werden die Soldaten empfindlich ausgedünnt und das Gelingen der Mission erscheint schnell sehr fraglich. In der Folge ist das Tempo der Episode enorm hoch und beständig passiert etwas. Die Ausstattung ist mehr als stimmig. Die Sets erzeugen glaubwürdig das Bild einer zerstörten Gesellschaft. Die Finsteroptik und Dauernebel sorgen für eine düstere, ausweglose Atmosphäre und die Figuren definieren sich vornehmlich durch ihre Taten und weniger durch eine Charakterzeichnung seitens des Drehbuchs.
Highlight der Folge sind freilich seine kampfstarken Mimen Darren Shahlavi („The Package“), Michelle Lee („Bloodsport – Supreme Champion“) und Michael Jai White („Android Cop“). Alle drei bekommen ihren Moment zum Glänzen, dürfen dabei ordentlich hinlangen und einige ihrer Martial Arts Skills präsentieren. Vor allem Michael Jai White kommt dabei erneut wie ein irres Powerhouse rüber und haut ordentlich einen raus. Unterm Strich bleibt eine saustarke Dark Future Episode mit erstaunlich guter Action, sehr coolem Kreaturen-Design (die Mecamorphs sehen richtig genial aus!), fettem Score und sehr düsterer, ernster Story. Das wird leider unterminiert durch einige Nachlässigkeiten in der Action, die sicherlich einen finanziellen Background haben, und durch eine wirklich extrem trashige Schlusspointe, die zum einen überhaupt gar nicht auf den Rest der Episode passen will und zum anderen mies getrickst ist…
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Whisky
In irgendeiner anderen Ecke des Schwermetall-Universums sind offenkundig alle Uhren zur Zeit des Wilden Westens stehen geblieben. Wir befinden uns in einer kleinen Stadt, in der einem unfähigen und versoffenen Arzt beständig die Patienten unter den Fingern wegsterben. Eines Abends fangen seine Hände ohne besonderen Grund Feuer. Danach ist nichts mehr, wie es war. Dem Arzt gelingt es nun sogar, fast vollkommen tote Patienten ins Leben zurückzuholen. Seine Fähigkeiten sprechen sich im ganzen Land herum. Mit schlimmen Folgen für die kleine Stadt, zieht sie nun doch das zwielichtigste Gesindel an, das hier vor Ort seine Probleme ausräumen und sich im Fall der Fälle von dem Wunderdoktor retten lassen will. Das gefällt vor allem dem Sheriff der Stadt so gar nicht…
Dieser fungiert gleichzeitig als Erzähler der Geschichte und wird in seinen älteren Jahren von einem coolen Michael Biehn („Navy Seals“) verkörpert. Dieser erzählt die Story einem neu im Ort angekommenen Arzt und freilich uns, den Zuschauern. Wir bekommen hier eine astreine „Geschichten aus der Gruft“-Story geboten. Mit schwarzer Pointe, fiesem Humor und einem leider nicht immer optimalen Storyfortschritt. Sprich: Das Tempo lahmt ab und an.
„Whisky“ verfügt ansonsten über ein nettes Westernflair, eine sehr stimmige Ausstattung und transportiert in knapp 20 Minuten die wichtigsten Genre-Topoi durchaus versiert: Duelle auf leeren, staubigen Straßen, ein großer Shootout in einem Saloon, flotte Musik und fiese Halunken sowie wundervoll nackte Girls. Ok, letzteres ist nicht zwingend westerntypisch, muss wegen den netten Hupen von Diana Dy aber unbedingt erwähnt werden. Der Wunderdoktor wird im Übrigen von James Marsters („Buffy“) gegeben, der sichtlichen Spaß an seiner Rolle hat.
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Second Chance
Joe ist eine Art Trucker des Weltraums. Mit seinem Raumtransporter bringt er Waren von A nach B. Bei einem seiner Zwischenstopps fasst er aus heiterem Himmel den Entschluss, das große Geld machen zu wollen. Bei einer Art Poker will er den großen Reibach machen und setzt all sein Geld und sogar seine Augen. Blöderweise hat er ein mieses Blatt und verliert alles. Er bekommt zwar einen Aufschub von 24 Stunden, um jedes seiner Augen für eine Viertelmillion zurückzukaufen, bevor sie ihm aus dem Kopf geschnitten werden, doch Joe ahnt, dass das nichts werden wird. Also kehrt er bei ein paar Huren ein und erfährt von seiner Bettgespielin, dass sie wisse, wo ein alter Piratenschatz liege. Joe ist sofort Feuer und Flamme und macht sich mit der Hure auf, den Schatz zu heben…
„Second Chance“ ist die große Scott Adkins („Ninja – Pfad der Rache“) Show, der hier mit Genuss sein Image als kampfstarker Supermacho auf die Schippe nimmt. So interessieren sich im Hurenhaus zuerst Männer für ihn. Und wenn er dann eine Hure gefunden hat, die es mit ihm treiben will, kriegt er keinen hoch. Köstlich versinnbildlicht durch ein vorbeirasendes Raumschiff, dessen Düsen auf einmal stottern und ausgehen. Und auch sonst macht Adkins in „Second Chance“ eine köstlich traurige Gestalt. Denn im weiteren Verlauf ist es dann auch die Hure, die deutlich dominanter, kerniger und cooler rüberkommt als Joe. Allein diese herrlich selbstironische Anlage von Adkins’ Joe ist es wert, diese Folge über sich ergehen zu lassen.
Selbige krankt nämlich leider an wirklich schlechten Tricks (die im weiteren Verlauf immer übler werden!) und einer total üblen Schlusspointe, die sich weder aus dem bisherigen Story-Verlauf erschließt noch witzig oder sonst irgendwas ist. Zumindest überzeugt die Ausstattung der Episode (die Lederkluften aller Charaktere fetzen ordentlich) und auch der Score macht ordentlich Laune.
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Loyal Khondor
Ein Volk hat einen entscheidenden Krieg verloren und befindet sich in riesigen Raumschiffen mit den Resten seiner Zivilisation auf der Flucht. Man möchte zu dem sogenannten Technoking gelangen, dem man die Prinzessin des Volkes versprochen hat, wenn er seine Drohnen entsendet und den Feinden des Volkes den Garaus macht. Doch auf der Reise zu dem König wird die Prinzessin Alaria immer kränker. Man schickt mit Khondor einen Vertrauten der Prinzessin los, damit er bei einem bekannten, zurückgezogen lebenden Heiler nach einem Heilmittel fragt. Doch die Medizin, die er für die Prinzessin hat, wird ihr so gar nicht munden…
„Loyal Khondor“ basiert auf Comicheft #137 der Metal Hurlant Chronicles und wurde von „El Topo“ Regisseur Alejandro Jodorowsky geschrieben. Der reicherte seine Man on a Mission Story mit diversen sehr ruhigen, nachdenklichen Momenten an, was nun auch die filmische Umsetzung trefflich transportiert. Das hat zwar ein paar Tempoverschleppungen zur Folge, funktioniert aber trotzdem sehr gut und mündet in eine ziemlich fiese Pointe.
„Loyal Khondor“ hat darüber hinaus einen Berührungspunkt mit „Second Chance“, weshalb Scott Adkins diesmal in gleich zwei Folgen der aktuellen Staffel zu sehen ist. Als Heiler agiert darüber hinaus mit John Rhys-Davies („Death Connection“) ein weiteres, nicht unbedingt unbekanntes Gesicht in dieser Episode. Deren Highlight ist letzten Endes eine geniale Actionszene, in der Khondor Darsteller Karl E. Landler in einem Aufzug diverse Bäddies plätten darf und dabei beeindruckende Martial Arts Fähigkeiten präsentiert. Auch die Special Effects dieser Science Fiction Story funktionieren weitaus besser als jene in „Second Chance“. Woran es der Folge fehlt, ist letzten Endes der finale zündende Funke…
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The Second Son
Ein Schloss. Besser: Ein verwunschenes Schloss. Jeder, der in diesem Schloss lebt, ist gezwungen, immer und immer wieder von den Toten aufzuerstehen. Das betrifft natürlich auch die beiden Söhne des hier lebenden Königs. Dabei macht sich der ältere Sohn einen Spaß daraus, den jüngeren immer und immer wieder um die Ecke zu bringen. Bis dieser mit seiner Geliebten einen Plan entwickelt, um sich des älteren Bruders zu entledigen…
„The Second Son“ krankt nach der Etablierung seiner gar nicht sooo blöden Grundprämisse an einer leider arg vorhersehbaren Geschichte und einer ebensolchen, zudem langweiligen Pointe. So passiert es, dass in gut 25 Minuten Laufzeit tatsächlich empfindliche Längen aufkommen. Zudem wirken manche Darsteller in ihren Rollen alles andere als ideal besetzt. Zumindest sind Ausstattung und Tricks der Episode ok und die weibliche Hauptdarstellerin hüpft oft genug aus ihren Klamotten. Das mag manchem ja durchaus reichen…
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Back to Reality
In „Back to Reality“ macht ein Wissenschaftler virtuelle Realitäten erlebbar. Und das so gekonnt, dass sich Auswirkungen der erlebten virtuellen Realität auf die reale Welt zu übertragen scheinen. So fantasiert ein Angestellter in dem Stuhl des Wissenschaftlers, dass er seinen Boss umbringt, nur um hernach zu bemerken, dass er ihn tatsächlich umgebracht hat…
Gegeben wird der Wissenschaftler in der eher bedächtig und ruhig erzählten Story von Jimmy Jean-Louis (Der Haitianer aus „Heroes“), der seiner Figur unfassbare Souveränität und Coolnes einimpft. Mit Dominique Pinon („Alien 4“) flankiert ihn ein Darsteller, der dank der Technik des Wissenschaftlers schon in der Folge „The Second Son“ ganz kurz vorbeischauen durfte. Die Story selbst schlägt einige coole Haken, die die Handlung ordentlich auf den Kopf stellen, nur um in der finalen Pointe eine weitere Metaebene aufzuspannen und das Hirn des Zuschauers noch einmal ordentlich durchzuf… rütteln.
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Das Fazit zur zweiten Staffel der “Schwermetall Chronicles”
„Metal Hurlant Chronicles – Schwermetall Chronicles“ hat in Season II das gleiche Problem wie in Season I: Wie bei jeder anderen Anthologie-Serie auch, gibt es je nach Geschmack teilweise krasse Ausreißer nach oben und unten. So hätte man meiner Meinung nach „Second Son“ beruhigt streichen und dafür „The Endomorph“ und „Back to Reality“ gerne auf Spielfilmlänge aufblasen können. Vor allem ersterer hätte einen coolen B-Reißer abgegeben. Was durch die Bank überrascht, ist das erstaunlich ordentliche Produktionsniveau. Ausstattung und Settings sind durchweg sehr stimmig geraten. Vor allem, wenn man bedenkt, dass man sie jeweils nur für 20minüter nutzen konnte.
Was zudem sehr überrascht, ist, dass bei der Serie mit Guillaume Lubrano der immer gleiche Regisseur durch die verschiedensten Genres und Tonalitäten springt und sie erstaunlich souverän bedient. Das ist sicher eine nette Fingerübung. Dennoch würde ich empfehlen, auch mal andere Regisseure ans Ruder zu lassen, denn vor allem bei den von mir so abgöttisch verehrten „Geschichten aus der Gruft“ zeigte sich ja mehrfach, dass immer neue Regisseure immer auch für neue Ideen und neuen Drive sorgten. Vielleicht könnten sich die „Schwermetall Chronicles“ auf diesem Wege ein wenig aus der B-Ecke wegbewegen. Denn danach fühlen sie sich permanent an: Nach solider, aber leider niemals überragender B-Kost.
Staffel zwei der „Metal Hurlant Chronicles – Schwermetall Chronicles“ erscheint am 6. November 2014 von Universal Pictures Germany auf DVD und Blu-ray. Bildtechnisch gibt es bei der zweiten Staffel nichts zu bemängeln. Soundtechnisch allerdings schon, denn der deutsche Ton wirkt verdammt dumpf und die Synchronisation überzeugt nicht durchgehend, wirkt gerade in der Episode um Khondor auch asynchron.
In diesem Sinne:
freeman
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