Originaltitel: See No Evil 2__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2014__Regie: Jen Soska, Sylvia Soska__Darsteller: Danielle Harris, Greyston Holt, Katharine Isabelle, Michael Eklund, Chelan Simmons, Glenn Jacobs, Tenika Davis, Kaj-Erik Eriksen, Reese Alexander, Lee Majdoub u.a. |
2006 wütete Wrestler Kane als Killer Jacob Goodnight durch das atmosphärisch coole Blackwell-Hotel und meuchelte eine Gruppe Jugendlicher, die Sozialstunden in dem Bau runter reißen mussten. Das Ergebnis war ein flotter Slasherspaß mit einem mal wirklich furchterregend gigantischen Killer. Acht Jahre später beschloss man, eine Fortsetzung zu drehen. Wer nun auf einen ähnlich gelungen Slasher-Spaß hofft, sieht sich alsbald getäuscht.
Was sehr gefällt, ist, dass der Film direkt an den Vorgänger anschließt. Schauplatz: Ein Leichenschauhaus. Die Belegschaft bereitet sich eigentlich auf einen ruhigen Abend vor, als plötzlich die Nachricht reinkommt, dass neun Leichen aus den Ereignissen rund um das Blackwell-Hotel eingeliefert werden sollen. Darunter auch der hünenhafte Killer Jacob Goodnight.
Viel wichtiger für die Belegschaft ist allerdings der Geburtstag der engagierten Mitarbeiterin Amy, für die man sogar eine Überraschungsparty in den Hallen des Leichenschauhauses organisiert. Freilich keine gute Idee, denn wie man sich sicher denken kann, ist Jacob alles andere als tot. Kaum an seinem Bestimmungsort angekommen, steigt er von der Bahre, meuchelt die ersten Partygäste und scheint keine Anstalten zu machen, die restlichen Party-Peoples verschonen zu wollen…
httpv://www.youtube.com/watch?v=_mNVk_k4-5g
War „See No Evil“ schon eine wüste Anhäufung von Zitaten und geklauten Ideen aus anderen Horrorfilmen, setzt „See No Evil 2“ dies nun ungehemmt fort. Wie in „Halloween II“ ist nun also das klinische Umfeld der Dreh- und Angelpunkt der Geschichte. Wollte man fies sein, könnte man auch sagen, die „See No Evil“-Reihe wolle dem „Cold Prey“-Franchise aus Norwegen nacheifern. Selbiges begann ja ebenfalls in einem verfallenen Hotel und setzte dann seine Reise in einem abgeriegelten Krankenhaus fort. Neue Ideen sind also Mangelware. Aber das ist ja eine Erkenntnis, die schon länger für das gesamte Horror-Genre gilt.
Viel problematischer als die Anlehnungen und Zitate ist, dass der Schauplatz einfach nicht zünden will. Er ist ein deutlicher Rückschritt zu dem grandiosen Gemäuer in Teil 1 und macht „See No Evil 2“ gefühlt zu einem x-beliebigen DTV-B-Schinken, der sich einfach kein glamouröseres Setting leisten kann. Zwar versuchen die Soska-Zwillinge („American Mary“) ordentlich Atmosphäre zu bolzen, aber es will und will nicht klappen. Selbst als sie dem Setting den Strom nehmen, wissen sie nicht, was sie mit den verwinkelten Gängen der Leichenhalle anfangen sollen. Zudem übernehmen sie stillschweigend ein großes Problem des Erstlings: Es wird nie klar, warum die Figuren nicht einfach versuchen, das Leichenschauhaus zu verlassen. Man hat nie den Eindruck, dass sie tatsächlich an diesem Ort gefangen wären…
Ansonsten versuchen die beiden Damen hinter der Kamera einige neue Wege zu gehen. Nicht viele davon wissen zu überzeugen. Am auffälligsten ist dies im Umgang mit Jacob Goodnight. Mittels ziemlich vieler Flashbacks wird zwar dessen „psychische Instabilität“ noch einmal erklärt, sie spielt für Teil zwei ansonsten aber wirklich keinerlei Rolle. Jacob walzt nur noch durch seine Opfer und macht sie platt. Diverse Rituale des Vorgängers (etwa die Entfernung der Augen) werden komplett fallen gelassen. Eine seltsame Entwicklung für eine Figur, die laut angeblicher Erzählzeit des Filmes nur wenige Minuten zuvor derartigen Spleens sehr vehement nachgegangen war.
Auch ist Jacob von Teil 1 zu Teil 2 deutlich milder geworden. Man bemerkt als Zuschauer zwar das Bemühen der Macher, die Morde von Jacob intensiver umzusetzen, wirklich hinnehmen will man diesen Stilbruch zum Vorgänger aber nicht. Zumal die ersten Morde von Jacob sehr sehr lahm ausfallen und immer nach dem gleichen Schema ablaufen: Opfer wird von Gruppe separiert, Jacob taucht auf, legt kurz Hand an, Schwarzblende, Opfer wird irgendwo herumliegend gefunden, keucht, hustet Blut und stirbt… Zwar bekommt der Film zum Ende hin auch einige Härten spendiert, gegenüber dem Vorgänger wirkt der Film aber regelrecht weichgespült.
Das ist auch deshalb schade, weil der Film keine wirkliche Spannungskurve aufzuweisen hat. Und die wenigen Jump Scares sind alle im ersten Drittel gesetzt und entpuppen sich durchgehend als Finten. Addiert man dann die fehlenden Splattereinlagen, kommt man nicht umhin, festzustellen, dass es dem Film wirklich an Highlights mangelt. Nicht einmal der Titten- und Ärschefaktor stimmt.
Für Horrorfans ist zumindest die Besetzung der weiblichen Hauptrollen sehr interessant: Danielle Harris („Evil Undead“) spielt ihre Hauptrolle als Amy souverän runter, hat aber das Problem, dass die Figur wirklich gar nicht vom Drehbuch gefüttert wird und ihr nicht einen tough-coolen Moment spendiert. Chelan Simmons („Tucker & Dale vs Evil“) sieht wie gewohnt sehr scharf aus, fliegt aber recht flott wieder aus dem Film. Und everybodys Horror-Darling Katharine Isabelle („Torment“) macht als Dummchen im Lolita-Outfit zwar eine nette Figur, nervt aber von ihrer ersten Szene an mit komplett überspanntem Overacting. Den männlichen Lead gibt ein unfassbar blasser und langweiliger Kaj-Erik Eriksen.
Bei diesem Interieur kann man sich sicher denken, wer der eigentliche Star ist. Na klar: Kane! Der Hüne aus der WWE-Wrestling Liga darf ungefähr ab der Hälfte wieder ungebremst durch geschlossene Türen krachen, seine Opfer durch die Gegend und gegen Wände schmeißen und diverse Knochen knacken lassen. Das klappt erneut ziemlich gut. Und da Jacob diesmal eben auf die reine Killermaschine beschränkt wird, muss Kane auch keinerlei schauspielerische Leistung abrufen. Win-Win-Situation könnte man meinen… Aber wie bereits erwähnt: So formvollendet aufdrehen wie in dem Vorgänger darf Kane alias Jacob diesmal leider nicht.
Interessant in Bezug auf das Figureninterieur ist eigentlich nur, dass man ab einem gewissen Punkt nicht mehr hundertprozentig vorhersagen kann, wen es als nächsten ereilen wird und wer das „Final Girl“ (Geschlecht neutral) geben darf. Das sorgt zwar nicht für Spannung, wohl aber für überraschende Momente.
Unterm Strich bleibt eine vollkommen enttäuschende Fortsetzung eines definitiv nicht perfekten, allerdings schwer unterhaltsamen Slashers. Ja, die Soska-Zwillinge versuchen, andere Wege zu gehen. Gerade auch optisch entfernen sie sich sehr weit vom Original (sehr erdige Farben konterkarieren das klinisch saubere Umfeld) und das gereicht der Fortsetzung nicht einmal zum Nachteil. Andere Versuche, Neues zu wagen, scheitern aber meist schon im Ansatz der ganzen Chose. Die Folge ist ein spannungsloses Slasher-Vehikel für einen Star der WWE, der in einem lustlosen und stinklangweiligen Showdown verheizt wird, um nach einer witzlosen Opfermontage eine noch bescheuertere und vollkommen unlogische Schlusspointe zu befeuern. So wird man vollkommen unbefriedigt aus einem Film gekickt, den man aufgrund der Erfahrungen mit seinem Vorgänger wirklich gut finden wollte! Zumindest die Besetzung, ein wirklich hübscher Score und der eine oder andere Auftritt des Wüterichs Kane sorgen für einige Pluspunkte.
Über eine deutsche Veröffentlichung ist mir bislang noch nichts bekannt. Das Review beruht auf der ab 15 freigegebenen UK-Scheibe von dem Label Lionsgate. In England erschien bisher nur die DVD. In Sachen Blu-ray muss man gen Amerika schielen. Dort kommt die Scheibe auch von Lionsgate, hat allerdings den Regionalcode A.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
Copyright aller Filmbilder/Label der UK Fassung: Lionsgate__Freigabe: ab 15__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Nein/Ja |