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Shanghai Police – Die wüsteste Truppe der Welt

Originaltitel: Foo gwai lit che__Herstellungsland: Hongkong__Erscheinungsjahr: 1986__Regie: Sammo Hung__Darsteller: Sammo Hung, Yuen Biao, Kenny Bee, Olivia Cheng, Hsiao Ho, Peter Chan Lung, Richard Ng, James Tien, Rosamund Kwan, Wang Yu, Bolo Yeung, Yasuaki Kurata, Yukari Ôshima, Eric Tsang, Corey Yuen, Cynthia Rothrock, Richard Norton u.a.
Shanghai Police

Unter Sammo Hungs Regie geben sich die Martial-Arts-Stars ein Stelldichein, darunter auch Cynthia Rothrock und Corey Yuen

Mal wieder ein Beispiel für sinnlose Titeleindeutschungen: In „Shanghai Police“ kommt nie eine wirkliche Polizeitruppe vor, nur gegen Ende stellen sich diverse Gruppierungen dem Feind, und in Shanghai spielt nur eine kurze Szene am Bahnhof.

Im Mittelpunkt des Geschehens von „Millionaire’s Express“ (so der internationale Verleihtitel) steht der Gauner Fong-Tin Ching (Sammo Hung). Dieser hat das Herz am rechten Fleck, ist aber ein Schlitzohr mit einigen Schoten auf dem Kerbholz, weshalb ihn die Regierung jagen lässt. Zusammen mit seiner Verlobten und deren Schwestern kehrt er in seine kleine Heimatstadt zurück. Fong ist in gewisser Weise die Hauptfigur, doch der Film schwenkt bald auf ein ganzes Ensemble an Figuren, sodass kaum jemand einen deutlichen Löwenanteil an Screentime erhält.

In Shanghai fährt derweil der Shanghaiexpress, wegen seiner schwerreichen Passagiere auch Millionärsexpress genannt, los, an dessen Route auch Fongs Heimatstadt liegt. Allerdings wollen Banditen den Zug überfallen, während Fong den Zug in der Stadt halten möchte, um die Passagiere in sein frisch erworbenes Hotel, das unter der Hand noch als Bordell fungiert, zu führen. Dazu kommen noch reichlich Nebenfiguren mit eigenen Interessen, was ein buntes Kuddelmuddel garantiert…

httpv://www.youtube.com/watch?v=kiPVQ3ztO1A

Allein schon wegen seiner Besetzung ist „Millionaire’s Express“ einen Blick wert, denn hier gibt sich so einiges mit Rang und Namen ein Stelldichein. In den Hauptrollen legen die Weggefährten Sammo Hung („Martial Law“) und Yuen Biao („Operation Eastern Condors“) mal wieder mit Freude los, doch die Besetzung ist bis in die Nebenrollen erstklassig: Richard Norton („Tough and Deadly“) und Cynthia Rothrock („China O’Brien“) als westlicher Teil der Banditenbande, Richard Ng („Detective Dee und das Geheimnis der Phantomflammen“) als seine Frau betrügender Windhund, außerdem noch Wang Yu („Tiger des Todesarena“), Rosamund Kwan („Once Upon a Time in China“), Yukari Oshima („Mega Cop“), Bolo Yeung („Double Impact“) und dutzende weiterer bekannter Darsteller in meist recht kleinen Rollen.

Hier liegt dann auch die große Schwäche von „Millionaire’s Express“, denn irgendwie fiel es den Machern nicht so ganz leicht, um dieses Gipfeltreffen noch eine gute Story zu stricken. Also überkreuzen sich hier Eifersuchtsgeschichten, Liebeleien, Raubüberfälle und Betrügereien am laufenden Band, wobei einige Figuren und Handlungsstränge extrem rudimentär abgehakt werden (z.B. die Kung-Fu-Meister mit ihren Söhnen, die nur für zwei Szenen da sind). Insofern sollte man sich von Gedanken an Stringenz oder einen Spannungsbogen besser verabschieden und sich stattdessen lieber zurücklehnen, um die bunte Show zu genießen.

Als solche funktioniert „Millionaire’s Express“ dann aber recht kurzweilig. Die ersten 70 bis 80 Minuten sind fast reine Blödelei, von kurzen Kampfintermezzos und einigen waghalsigen Stunteinlagen (z.B. beim Feuerwehreinsatz) unterbrochen, meist wird hier jedoch mit Slapstick und Klamauk um sich geworfen. Trotz aller Albernheit ist der Humor gut goutierbar, wobei die deutsche Synchro im Stile Rainer Brandts noch diverse Stilblüten draufsetzt. Es passt durchaus zum albernen Stil des Films, in einigen Szenen verfälscht es den eigentlichen Dialog leider auch für einen vordergründigen Kalauer, weshalb beide Sprachfassungen ihre Vor- und Nachteile haben.

Das Finale ist dann ein waschechtes Actionfest, das vor allem zahlreiche Keilereien bietet, aber auch ein Gattling-Geballer, das ein wenig an „Todesmelodie“ und „Il Mercenario“ erinnert. Tatsächlich beinhaltet „Millionaire’s Express“ so einige Referenzen an (Italo-)Western, die der Film mit typischen Kung-Fu-Komödien-Parts mixt. Die Fights sind dann auch wirklich phantastisch choreographiert und ziemlich spektakulär, was angesichts der körperlichen Fähigkeiten der Beteiligten aber auch kaum verwundert. Aufgrund der Struktur von „Millionaire’s Express“ beschränkt sich das Gekloppe zwar fast nur auf die letzten 15 bis 20 Minuten, aber die sind über jeden Zweifel erhaben.

An „Eastern Condors“, die zeitnah entstandene Sammo Hung/Yuen Biao Kollaboration reicht „Millionaire’s Express“ nicht heran, doch ein amüsanter, eigenwilliger Film ist Hung auch hier gelungen. Eine vernünftige Story sucht man zwar besser nicht, doch kurzweilig ist die abgedrehte Comedy mit ihren freudig zelebrierten Showdown schon.

Knappe:

Es gibt schon seit längerer Zeit eine DVD von Hongkong Legends, seit 2008 auch eine deutsche DVD von Eyecatcher Movies, bei der man auch die kuriose deutsche Synchrofassung genießen kann. Ist uncut und bietet auch O-Ton sowie zusätzlich die englische Synchro.

© Nils Bothmann (McClane)

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Copyright aller Filmbilder/Label: Eyecatcher Movies__FSK Freigabe: ungeprüft__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Nein/Ja

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