Originaltitel: The Sorrow__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2012__Regie: Vernon E. Mortensen__Darsteller: Kirk Harris, Ryan Ballance, Michael Madsen, John Savage, Yvonne Delarosa, Ruben Chato Hinojosa Jr., Steven Meyers, Kelly Parks, Matt Bradford u.a. |
„Sierra Nevada Gunfighters“ hört eigentlich auf den deutlich besseren – weil weniger reißerisch anmutenden – Originaltitel: „The Sorrow“. Und genau darum geht es in dem Film auch: Um Leid, Kummer und Schmerz.
Casper und sein Vater suchen im Kalifornien des Jahres 1871 nach Gold. Doch sie sind dabei wenig erfolgreich. Während sich Casper in der Mine abrackert (nur er hat die körperlichen Voraussetzungen, um in dem engen Schacht zu wirken), wäscht sein Vater den Abraum und hofft stetig auf den großen Fund. Eines Tages ist es dann tatsächlich soweit! Aufgrund eines glücklichen Zufalls finden die beiden tatsächlich ein großes Nugget an einer unvermuteten Stelle ihres Claims. Intensiv suchen sie nun an der Stelle weiter und werden tatsächlich erneut fündig. Eigentlich könnte nun alles perfekt sein, würde sich Caspers Vater nicht auf seltsame Art und Weise verändern…
Man ahnt es sicherlich, der Vater erliegt dem Goldfieber. Die daraus resultierende Paranoia lässt ihn bald hinter jedem Stein einen Konkurrenten vermuten. Zudem beginnt er mit Bäumen zu reden und misstraut irgendwann sogar seinem hilflosen Sohn. Der muss dem Verfall des Vaters, der durch den Wundbrand einer Beinverletzung offensichtlich beschleunigt wird, tatenlos zusehen. Rückblenden in die Vergangenheit von Casper und seinem Vater deuten obendrein an, dass der Wahnsinn in der Familie Methode hat.
httpv://www.youtube.com/watch?v=2JzEJj_PBJQ
Schade ist, dass der Film in seiner Wirkung eher „Sierra Nevada Gunfighter“ als „The Sorrow“ ist, denn dem Film gelingt die Umsetzung der Veränderung des Geisteszustandes des Vaters nur wenig subtil. Der Verfall fühlt sich statt wie ein schleichender Prozess wie ein sprunghaftes Happening an und wirkt dadurch wenig glaubwürdig. Schuld daran ist auch das wenig stimmige Spiel von Kirk Harris, der seine Vaterfigur so abweisend und kalt anlegt, das kleine Nuancen der Veränderung im Verhalten gegenüber seinem Sohn niemals auffallen würden/könnten. Zwar erfährt man auch, warum der Vater dem Sohn gegenüber agiert, wie er agiert, für die Dramaturgie des Filmes ist dieser Kniff aber eher unvorteilhaft. Ryan Ballance wirkt als Casper ab und an ein wenig unbedarft in seinem Spiel, wächst aber mit zunehmender Laufzeit sichtlich in seine Rolle hinein. So funktioniert zumindest ein Part des über weite Strecken als Zweipersonenstück angelegten Filmes ganz ordentlich. Ein weiteres Glaubwürdigkeitsproblem glaubt der Film auf, indem er gefühlt den seltsamen Anschein erweckt, nur Casper und sein Vater würden in der Gegend nach Gold suchen.
In Sachen Optik ist „Sierra Nevada Gunfighters“ mal wieder einer jener Western, die mittels netter Landschaftsbilder und stimmiger Musik ordentliches und stimmiges Wildwestflair aufkommen lassen, dieses dann aber mit vollkommenen Atmosphärekillern wie einem cleanen Digitallook und einer viel zu glatten und sauberen Ausstattung konterkarieren. Ebenfalls etwas eintönig mutet das kontrastarme, pastellfarbene Bild des Filmes an, das ebenfalls nicht zu einem kernigen Western passen mag.
Gegen Ende macht der Film dann eigentlich alles falsch. Plötzlich lässt er all jene Bedrohungen antanzen, die der Vater in seinem Wahn herbeigefürchtet hat. Auch dies geschieht so unsubtil, dass man nicht einmal ansatzweise in die Verlegenheit kommt, den Wahnsinn des Vaters als vielleicht gar nicht so unbegründet zu hinterfragen. Der Film selber braucht diese Momente offensichtlich nur, um noch auf eine vernünftige Laufzeit zu kommen (15 Minuten des 90minüters bestehen aus Vor- und Abspann!) und um John Savage („Die durch die Hölle gehen“) in einem Miniauftritt unterzubringen. Apropos Miniauftritt: Auch Michael Madsen („Piranhaconda“) schaut als Sheriff der Gegend zweimal kurz vorbei und spult diese Momente routiniert herunter. Wirklich wichtig für den Film sind seine Auftritte aber ebenfalls nicht. Auch wenn der Rückseitencovertext der deutschen Filmdatenträger etwas anderes anzudeuten versucht.
Auf dem Papier klang „Sierra Nevada Gunfighters“ vermutlich richtig gut. Der schleichende Wahnsinn eines Vaters und der ohnmächtig dabeistehende Sohn, das hätte eine beklemmende und düstere Geschichte voller Drama und Spannung werden können. Doch final scheitert der Film an der laienhaft wirkenden Umsetzung. Vieles bleibt bloße Behauptung, wenig wirkt psychologisch fundiert und selbst das Westernsetting wirkt aufgrund des Digitallooks und der darin agierenden, lachhaft gekleideten Akteure nicht glaubwürdig. In Erinnerung bleibt letzten Endes nur der zunehmend besser in Fahrt kommende Jungschauspieler Ryan Ballance.
„Sierra Nevada Gunfighters“ ist seit 14. März 2014 von Starmovie im Vertrieb von Edel Germany auf DVD und Blu-ray erhältlich. Die Blu-ray hat dabei sogar einen ganzen Film von Danny Trejo („From Dusk to Desert“) als Bonus im Gepäck, obwohl der erst am 4. April käuflich erhältlich sein wird.
In diesem Sinne:
freeman
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