Originaltitel: Split Second__Herstellungsland: Großbritannien__Erscheinungsjahr: 1992__Regie: Tony Maylam / Ian Sharp__Darsteller: Rutger Hauer, Kim Cattrall, Neil Duncan, Michael J. Pollard, Alun Armstrong, Pete Postlethwaite, Ian Dury, Roberta Eaton u.a. |
London 2008 – Nach 40 Tagen sintflutartigen Regenfällen ist London weiträumig überschwemmt. Eine Folge des Treibhauseffektes. Zudem ist der Himmel Londons permanent von einem Wolken- und Smoggürtel verhangen, der nicht einen einzigen Sonnenstrahl hindurchzulassen scheint. Darüber ist nicht nur die Queen not amused, nein, auch Detective Stone ist von den vorherrschenden Zuständen mehr als angepisst, wird er doch obendrein durch eine Mordserie auf Trab gehalten. Bei der metzelt sich ein Killer mit unbarmherziger Härte durch die Londoner Bevölkerung. Seltsamerweise scheint Stone eine spezielle Verbindung zu dem Killer zu haben, spürt er doch dessen Herzschlag, wenn er in der Nähe ist. Nach einem weiteren Mordfall ohne brauchbare Spuren bekommt Stone einen neuen Partner zugeteilt: Dick Durkin. Kurze Zeit später findet man das nächste Opfer, dem wie allen anderen zuvor auch das Herz herausgerissen wurde.
Doch diesmal hat der Killer Zeichen hinterlassen … die Waffe von Stones Ex-Partner, den der Killer vor drei Jahren meuchelte und ein seltsames, mit Blut an die Decke gekritzeltes Zeichen, das einen okkulten Hintergrund erahnen lässt. Als der Killer in Stones Haus zuschlägt, dabei durch Wände rennt als wären sie aus Papier, sich als unverwundbar entpuppt und nebenbei in all dem Chaos noch Zeit für einen Mord findet, muss Dick Durkin einsehen, dass Stone mit seiner Vermutung, man jage weniger einen Menschen als vielmehr eine Bestie, recht zu haben scheint! So begibt man sich gemeinsam auf die große Monsterhatz, die in der Kanalisation und den U-Bahntunneln Londons seinen Höhepunkt finden wird.
httpv://www.youtube.com/watch?v=B3htEmUIUSo
Ein von Ratten und Wasser überschwemmtes, ständig tief dunkles London bildet den Hintergrund für ein Alien-Buddy Movie-Serienkillerjagd-Dark Future Konglomerat, das die Stärken aus all den Genres zu vereinigen versucht. Und ganz ehrlich: das Ganze funktioniert hervorragend!
Der Alienmovieteil kommt dabei erst recht spät zum Tragen und liefert ein wirklich überzeugend designtes, gar garstiges Viech. Dabei setzten die Filmemacher ausschließlich auf “Mensch im Monsterkostüm” Effekte. Das fällt insofern kaum auf, dass man das Monster selten in seiner vollen Pracht zu sehen bekommt, denn der Film arbeitet in Bezug auf das Monster weitgehend nur mit Schatten und Umrissen und zeigt zumeist nur einzelne Körperteile des Monsters, sowie viele subjektive Kamerafahrten aus Sicht des Viehs. Im Thrillerteil wird die Handlung vorangetrieben, neue Opfer bringen neue Erkenntnisse, DNA wird überprüft und es setzt immer neue Tatorte und Opfer. Den Dark Future Part bedienen die Bilder des apokalyptisch anmutenden Londons. Auch der Buddymovieteil funktioniert sehr gut, weil die beiden Charaktere herrlich verschieden angelegt sind. Steif und verkopft der Eine. Cholerisch und bedenkenlos handelnd der Andere.
Ersteren gibt Neil Duncan, der als Dick mit Stock im Arsch, wie erwähnt, einen herrlichen Widerpart zu Hauers ungestümen Stone gibt und am Ende, wenn bei ihm der Knoten platzt und er sich eine Flak zur Monsterjagd besorgen will, zu kleinen Lachsalven anregen kann. Rutger Hauers Stone ist der cholerische, zupackende, megacoole Supercop, der seinen Kaffee am liebsten mit Kugelschreibern umrührt und niemals aus seinem langen Mantel, der Sonnenbrille und der restlichen Lederkluft zu steigen scheint. In dieser Rolle ist allein Hauer schon die ganze Miete des Filmes, denn er beherrscht ihn in jeder Minute, setzt mehr als einmal sein schelmisches Lächeln auf und ist mit sichtlichem Spaß bei der Sache. Zudem findet man als Hauer Fan auch einige Anspielungen auf seine frühen Filme: So mag Stone Tauben (was an seinen Replikanten in “Blade Runner” gemahnt) und wie in “Gesucht – tot oder lebendig” hat er erneut eine Harley IN seiner Wohnung rumstehen.
In Nebenrollen bekommt man einen relativ jungen Pete Postlethwaite zu sehen und Kim Catrall darf hier in ihrer Pre-“Sex and the City” Fickie Fickie Phase noch silikonfrei duschen und um Hauers Hilfe rufen. SO muss das sein.
Optisch setzt es in Gebäuden monochrom blaustichige Bilder, während die Stadtansichten Londons von einem extrem krank wirkenden Gelb-Grün-Schleier verhangen sind, was die trostlose Atmosphäre der kaputten Stadt unterstreicht. Ansonsten bewegt man sich von der Kameraarbeit her auf absolut solidem Niveau, ohne irgendwelche Innovationen setzen zu können.
Actiontechnisch ist hier gar nicht soviel los. Wenn dann aber geballert wird, dann richtig. So sind die Helden im Showdown mit fast schon riesigen Wummen unterwegs und geballert wird vorzugsweise auf das coole Vieh, das ansonsten im Rest des Filmes für die saftigeren Einlagen verantwortlich zeichnet. Und zwar wortwörtlich. Zwar gibt es immer nur die Ergebnisse zu bestaunen, aber die sind so herzerfrischend dreckig und matschig umgesetzt, dass die FSK Freigabe fast schon ein wenig verwundert, denn immer wenn die Kamera in einen blutverschmierten Raum kommt und zum Opfer schwenkt, erwartet man ob der Freigabe ab 16 immer einen harten Schnitt auf das Gesicht von Hauer und seine angewiderte Reaktion. Doch was man bekommt, ist direktes Draufhalten auf aufgerissene, zerstörte Oberkörper, die zudem Make-Up-technisch 100prozentig überzeugen können.
Was zudem gefällt, ist dass der Background des Monsters nie vollkommen geklärt wird. Wir wissen, das Viech ist ein Bastard und es handelt nach einem okkulten Ritual … mehr erfahren wir nicht, wodurch die Bedrohlichkeit des Viechs mühelos aufrecht erhalten werden kann.
So bleibt ein echter Hauer Klassiker, der sich munter aus den verschiedensten Genres bedient, ohne auch nur eine Sekunde zu langweilen. Übrigens wurde der Film seinerzeit in Deutschland von den Lesern der größten Videozeitschrift zur besten Direct to Video Premiere des Jahres gewählt. Das mag jetzt nicht das ultimative Gütesiegel sein, aber wenn man bedenkt, dass Video früher – genau wie die DVD heute – immer eine Männerdomäne war, kann man sich denken, was man hier geboten bekommt: Moppen, dicke Wummen, Machosprüche, ein garstiges Vieh, ordentlich Blut und einen coolen Helden. Herz, wat willste mehr?
Eine uncut DVD (FSK 16), die bild- und tontechnisch wahrlich in Ordnung geht, kam bisher von Starlight Film und kann auf diversen Grabbeltischen diverserer Geiz ist Geil Großmärkte gefunden werden. Ansonsten kommt der Film inzwischen von KSM, die die DVD 1:1 von Starlight, allerdings mit neuem Cover versehen, übernommen haben.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
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