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Street War: Straßen der Gewalt

Originaltitel: In the Kingdom of the Blind, the Man with one Eye is King__ Herstellungsland: USA__ Erscheinungsjahr: 1995__ Regie: Nick Vallelonga__ Darsteller: Nick Vallelonga, William Petersen, Quinn Duffy, James Quattrochi, Leo Rossi, Tony DiBenedetto, Kristian Alfonso, Paul Winfield, Michael Biehn

Das deutsch VHS-Video-Cover.

Das deutsche VHS-Cover.

Das US-DVD-Cover.

Das US-DVD-Cover.

httpv://www.youtube.com/watch?v=-wr1UN_pewM

„In the Kingdom of the Blind, the Man with one Eye is King“ – ein Crime-Drama aus dem Jahre 1995, welches hierzulande unter dem verhältnismäßig irreführenden, weil schlichtweg zu sehr nach „Action“ klingenden „deutschen“ Titel „Street War: Straßen der Gewalt“ bekannt ist – eröffnet in Gestalt einer knapp sieben-minütigen, durchaus „irgendwie zwiespältig“ anmutenden Einstiegs-Sequenz: Zuerst in, anschließend dann auch vor einer nahe eines Waldstücks gelegenen Höhle (nach Anbruch der Dunkelheit) angesiedelt, zeigt sie auf, wie ein Gangster namens Jackie Ryan (Michael Biehn) gerade dabei ist, mit Hilfe zweier Schergen einen Verräter auf „für andere unübersehbar abschreckende Weise“ zu bestrafen – nämlich indem letztere den Mann an ein Kreuz schlagen, während ersterer ihm einen (mimisch „nicht unbedingt optimal“ dargebotenen, reichlich theatralisch akzentuierten) Monolog über Macht und Treuebruch vorträgt. Nicht die konkrete Beschaffenheit der Szene an sich, welche den „Basis-Ton“ des Werks eigentlich ganz gut transportiert, schwört einen „leicht ungünstigen“ Eindruck herauf – sondern vielmehr die Gegebenheit, dass sie (inklusive der beteiligten Personen) schlichtweg nahezu völlig unabhängig des übrigen Verlaufs existiert. Merkwürdig und schade zugleich, denn zum einen wäre es gewiss „nicht verkehrt“ gewesen, Biehn später erneut mal auftauchen zu lassen, zum anderen wirkt der Einstieg in dieser Form (dadurch) ein wenig „zu selbstzweckhaft“ – fast so, als wollte sich Regisseur, Drehbuchautor und Hauptdarsteller Nick Vallelonga („Stiletto“) mit diesem sehr vordergründigen „Opener“ die Aufmerksamkeit des Publikums „auf Biegen und Brechen“ sichern…

Eines Abends erhält der relativ angesehene und einflussreiche Tony C. (William Petersen), seines Zeichens ein in New York City ansässiger italienischer „Mobster“, von Papa Joe (Paul Winfield), dem „Kopf“ des lokalen „afroamerikanischen Syndikats“, den Hinweis zugespielt, doch mal nach dem Bruder des obersten „Mafia-Paten“ zu schauen, in dessen Umfeld sich aktuell wohl „etwas anbahnen“ würde, das sich „schädlich“ auf die geplanten gemeinsamen Geschäfte sowie den grundlegenden Frieden in der Stadt auswirken könnte. Unsicher, was genau er davon halten soll, schickt Tony kurzerhand einige seiner „Jungs“ zu der betreffenden Adresse – offensichtlich zu spät, denn der Erwähnte ist bereits tot und liegt erschossen auf dem Boden seiner Wohnung. Erfreulich zügig scheint sich prompt jedoch eine „heiße Spur“ abzuzeichnen, als Zeugen davon berichten, die Kleinkriminellen Micky (Quinn Duffy), Gus (Michael Cavalieri) und Rudy (James Quattrochi) in zeitlicher wie örtlicher Nähe des Tatorts gesehen zu haben…

Sich darüber im Klaren, wie sein Boss wohl auf die entsprechende Nachricht reagieren dürfte, welche er ihm schon bald (unausweichlich) mitteilen müsste, sowie angesichts der Tatsache, dass das inmitten „seiner Gegend“ bzw. „seines Verantwortungsbereichs“ geschah, leitet Tony stracks einige „erste Schritte“ in die Wege, um im Rahmen des anstehenden Gesprächs „registrierbare Anstrengungen“ in dieser Angelegenheit vorweisen zu können: In erster Linie bestellt er den inzwischen in New Jersey tätigen Polizisten Al Scarano (Vallelonga) herbei, denn obwohl sich jener entschieden um ein „sauberes, anständiges Leben“ mit seiner hübschen Frau Jeanna (Kristian Alfonso) und ihren zwei Kindern bemüht, teilen sich beide eine „verwobene Vergangenheit“ – worüber hinaus Al (obendrein) Rudy´s Bruder ist, mit welchem er zwar lange nicht mehr in Kontakt stand, seit dieser „auf die schiefe Bahn“ geriet, der aber nichtsdestotrotz ja noch immer „mit zur Familie“ gehört…

Auf Anhieb ist sich Al der brisanten Situation bewusst: Nicht nur würde ein eskalierender Bandenkrieg zwangsläufig zu „viel Blutvergießen“ führen, sondern eine „ablehnende Haltung“ seinerseits sowohl ihn als auch seine Familie in höchste Lebensgefahr bringen. Nach Erhalt der Zusage, dass man Rudy bei einem Erfolg seines Engagements „verschonen“ würde, bleibt ihm nur noch eine eingeschränkte Zeitdauer übrig, um die Sache anzugehen: Fortan in Begleitung des Schlägers Rico (Tony DiBenedetto) sowie des korrupten Cops Moran (Leo Rossi), gelingt es ihm im Folgenden jedoch unerwartet rasch, die Flüchtigen in einem alten Lagergebäude aufzuspüren, in welchem er und Rudy früher (als Kids) des Öfteren spielten. Problemlos werden die „Halbstarken“ überwältigt und an Stühle gefesselt: Deren Version der Geschichte lautet, sie hätten nicht gewusst, in welches Haus sie da einbrachen – und als das spätere Opfer sie dann „auf frischer Tat überraschte“, hätte einer von ihnen (quasi im Affekt) die Schüsse abgegeben. Erwartungsgemäß findet ihre Story vom „tragischen Zufall“ keinen rechten Glauben: Lange Stunden brechen an, in denen „zwischen allen Anwesenden und der Wahrheit“ noch etliche schmerzhafte Erkenntnisse, Offenbarungen und Gewaltakte stehen…

„In the Kingdom of the Blind…“ ist eine für weniger als eine halbe Million Dollar in nur 14 Drehtagen realisierte, hauptsächlich in nur einer einzigen Nacht spielende, optisch sehr düster gehaltene Kombination aus Drama und Thriller, deren Story mit diversen religiösen Symbolen und Elementen (Kreuze, Engel etc.) angereichert daherkommt, markante Motive wie Loyalität, Vergeltung, Schuld und Aussöhnung aufgreift sowie in bestimmten Momenten (offenkundig) „große Vorbilder“ á la Tarantino oder Scorsese zitiert bzw. (unweigerlich) spezielle Erinnerungen an diese heraufbeschwört – ohne allerdings je deren Qualität zu erreichen. In seinem ersten Drittel gelingt es dem Film gar nicht mal so schlecht, ein einigermaßen stimmiges „NYC-Feeling“ zu erzeugen, während die einzelnen Protagonisten (parallel dazu) in die Handlung eingeführt werden – und zwar in Gestalt separater Erzählstränge, die sich im Verlauf zunehmend miteinander verflechten und schließlich innerhalb des (sichtlich an „Reservoir Dogs“ angelehnten) zentralen Akts weitestgehend straff „zusammengezurrt“ werden. Im Zuge der brutalen, ausgiebigen und emotionalen „Befragung“, welche (an sich) im Prinzip „dem gewohnten Schema“ folgt, klären sich so manche Umstände, Fragen und Hintergründe schrittweise auf – und das ohne „verbildlichende Flashbacks“, rein durch die Schilderungen der drei immensen physischen wie psychischen Druck ausgesetzten jungen Männer, welche sich da (mehr oder minder unwissentlich) auf etwas für sie „einige Nummern zu großes“ eingelassen hatten. Natürlich darf bei einem Werk wie diesem ein „Genre-typisches Finale“ nicht fehlen, welches dann auch „kurz und bündig“ in gewohnter (Mafia- Schrägstrich Gangster-) Manier abgehandelt wird – ohne jedoch dass die in jenen Augenblicken präsentierten Ereignisse irgendeine (mit Sicherheit ursprünglich beabsichtigte) Form von „Nachhaltigkeit“ generieren können…

Obgleich die Besetzung mit einigen vertrauten Namen und Gesichtern aufzuwarten vermag, sucht man wirklich herausragende darstellerische Leistungen im Grunde genommen vergebens – einer Reihe passabler Auftritte zum Trotz. William L. Petersen („Manhunter“), hier noch vor seiner Zeit als charismatischer Gil Grissom in Jerry Bruckheimers´s „CSI: Las Vegas“-Erfolgsserie, liefert eine gute Performance ab – verfügt aber über nicht sonderlich viel Screen-Time, was recht bedauerlich ist. Zu Michael Biehn („Aliens“) habe ich mich eingangs ja schon geäußert, Tony DiBenedetto („Gloria“) agiert solide, Leo Rossi („Relentless“) schön fies, Paul Winfield („Star Trek 2“) wurde völlig verschenkt sowie Kristian Alfonso („Joshua Tree“) als reines „Eye-Candy“ verheizt. Letztere dient fast nur dazu, einem der Gewissenskonflikte Als „mehr Gewicht“ zu verleihen – was natürlich haargenau dem „klassischen Klischee“ eines solchen Parts entspricht. Schmunzeln musste ich übrigens angesichts der dargebrachten Erklärung, warum eine „sexy Schönheit“ wie sie mit einer Person zusammen ist, die wie Hauptdarsteller Vallelonga ausschaut – seines Zeichens ja nicht unbedingt ein „männliches Pracht-Exemplar“: Wir erfahren, dass Al früher „sportlich und voller Energie“ war, ihn der Job inzwischen allerdings „derart geschafft“ hätte, dass er (eben daraus resultierend) u.a. etliche Kilos zunahm – sprich: er „außer Form geriet“. Gar nicht mal so unclever, Nick, Du „alter Schlawiner“. In seiner Funktion als Drehbuchautor hat er ganz offensichtlich versucht, seiner Figur dank Anekdoten wie jener mehr „charakterliche Tiefe“ zu verschaffen – bloß sind diese weder originell noch interessant genug ausgefallen, um in der Hinsicht einen „Erfolg“ zu erzielen. Ähnliches strebte er wohl auch bei den drei „Halbstarken“ an, welche Quinn Duffy („Playback“), Michael Cavalieri („Soft Target“) und James Quattrochi („Betrayal“) jeweils akzeptabel verkörpern: Neben den unverarbeiteten Konflikten, die zwischen Rudy und seinem Bruder stehen, fühlt sich Gus von seinem direkten Umfeld allein (bzw. im Stich) gelassen und hatte der ehemalige Junkie Mickey eigentlich vor, die Einbruchs-Beute dafür zu verwenden, seiner früher missbrauchten und heute als Stripperin arbeitenden Freundin „ein neues Leben“ zu ermöglichen. Als die relativ oberflächlich gestrickte Story „zusätzlich anreichern“ sollende Komponenten gedacht, geht die Rechnung „unterm Strich“ jedoch nicht auf – einfach da diese Infos zum Teil „arg aufgesetzt“ wirken und sie die stereotype Beschaffenheit der Rollen in keinem genügenden Maße kaschieren können…

„In the Kingdom of the Blind, the Man with one Eye is King“ (1995) erweckt irgendwie den Anschein, als entstamme er den ’80ern – die meisten Filme der 90er Jahre muten nämlich deutlich „moderner“ an. Vielleicht liegt das an der bewusst „nüchtern“ gehaltenen, im Ansatz aber durchaus eine „rohe und authentische Impression“ hervorrufenden Optik, dem ruhigen Tempo, der Kleidung, den Frisuren und/oder Sprechweisen der involvierten Kriminellen, die man in kaum einer konkreten Weise mit dem Begriff „cool“ in Verbindung bringen könnte – eher ungewöhnlich in jener enorm von Quentin Tarantino beeinflussten (zeitlichen wie stilistischen) „Phase des Genres“. Wer Action sucht, wird nicht wirklich fündig werden – der Gewaltgrad hält sich ebenso in Grenzen. Nicht nur aufgrund zahlreicher ausgedehnter Mono- und Dialoge, welche qualitativ manchmal doch „recht schwer zu wünschen übrig lassen“, entfalten sich die einzelnen (nicht unbedingt abwechslungsreichen) Geschehnisse oft zäh und spannungslos: Überflüssige Sequenzen, wie zum Beispiel ein ausgiebiger Strip-Club-Besuch, forcieren diese Empfindung noch ein zusätzliches Stück weit. Alles in allem ist Vallelonga´s Skript nicht „kompakt“ genug ausgefallen, um das Publikum „packen“ sowie knapp 100 Minuten lang „bei Laune halten“ zu können – selbiges gilt im Übrigen für seine zwar als „handwerklich solide“ einzustufende, allerdings „das gewisse inspirierte Etwas“ vermissende Inszenierung. Es ist klar ersichtlich, dass die verantwortlichen Mitwirkenden „ambitioniert“ bei der Sache waren und sie es bei der Umsetzung des Stoffes mit mannigfachen „Einschränkungen und Hindernissen“ zutun hatten: Besonders in Anbetracht dieser Umstände ist das abgelieferte Ergebnis ja auch beileibe nicht zu verachten – leider jedoch reichen diese Faktoren und Gegebenheiten (dennoch) letzten Endes „nicht ganz“ aus, um den Gesamteindruck dieses „unspektakulären“ Low-Budget-Crime-Dramas oberhalb des Durchschnitts verorten zu können…

Bis heute ist der Film hierzulande noch nicht auf DVD (geschweige denn BluRay) veröffentlicht worden – wohl aber auf „VHS-Video“ (aus dem Hause „VCL“). Darüber hinaus lief er schon einige Male im TV. Doch Achtung: Anscheinend waren alle deutschen Fassungen bislang (durchweg) geschnitten! Wer den Streifen gern uncut (in der englischen OV) auf DVD sein Eigen nennen möchte, der vermag „ohne Problemeu.a. in Großbritannien oder den USA (übrigens recht kostengünstig) fündig zu werden…

Stefan Seidl

Kingdom of the Blind 01

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Kingdom of the Blind 02

Copyright der Cover und Screenshots*: “VCL” (D), “Razor Entertainment” (USA) und “Arrow Entertainment” (GB)*__ Freigabe der dt. Veröffentlichung: FSK-18__ Geschnitten: ja__ BluRay/DVD/VHS: nein/nein/ja

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