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Stung

Originaltitel: Stung__Herstellungsland: Deutschland/USA__Erscheinungsjahr: 2015__Regie: Benni Diez__Darsteller: Lance Henriksen, Clifton Collins Jr., Matt O’Leary, Jessica Cook, Florentine Lahme, Daniele Rizzo, David Masterson, Kathleen Renish, Cecilia Pillado, Tony de Maeyer, Eve Slatner u.a.
Stung

Auge in Augen mit den Killerwespen: Auch Lance Henriksen kämpft in „Stung“ ums Überleben

Grundlage dieses Creature Features war ein von der deutschen Produktionsfirma Rat Pack ausgelobter Schreibwettbewerb auf dem Fantasy Filmfest 2011, der nach Stoffen für einen deutschen Horrorfilm suchte und in einer Idee von Adam Aresty fündig wurde. Gedreht wurde nahe Berlin, allerdings auf Englisch und mit amerikanischen Hauptdarstellern, da ein internationaler Vertrieb sonst nicht möglich gewesen wäre.

Demnach spielt „Stung“ auch in den USA, obwohl der deutsche Zuschauer schnell die einheimischen Gefilde erkennt. Nach einem amüsanten Intro, in dem eine Killerwespe eine Hummel erledigt, folgt „Stung“ den Hauptfiguren Paul (Matt O’Leary) und Julia (Jessica Cook), zwei Caterern bei einem von Julia geleiteten Partyservice. Untermalt von fetzigen Rockklängen etabliert die gezeigte Anfahrt zu einem Landhaus bereits Grundlegendes über die Charaktere – vor allem, dass Paul in seine adrette Kollegin verschossen ist, die aber wenig Interesse an ihm hat.

Am Ziel angekommen bereiten sie die Party für die Gastgeberin Mrs. Perch (Eve Slatner) vor, zu deren Gästen auch Bürgermeister Caruthers (Lance Henriksen) gehört. Doch während die Feier in vollem Gange ist, greifen mutierte Wespen an, deren Stiche nicht nur tödlich sind, sondern auch riesige Exemplare aus den Körpern der Gestochenen schlüpfen lassen…

httpv://www.youtube.com/watch?v=F65oWSDGViY

Stung

Paul (Matt O’Leary) und Julia (Jessica Cook) verstecken sich vor den Biestern

„Stung“ darf zur Bewegung des erstarkenden deutschen Genrekinos gezählt werden, die in den letzten Jahren von sich reden machte, auch wenn der Film aus den erwähnten Distributionsgründen seine Herkunft etwas verschleiern muss. Im Kern handelt es sich bei Benni Diez‘ Film um ein simples, gradliniges B-Picture, das sich seiner Herkunft nicht schämt und auch nicht auf der Welle des Pseudo- oder Retro-Trashs surft – wie Diez im Interview verlauten lässt, wollte er keinen „Waspnado“ drehen und angesichts des gewollten, bemühten wie bräsigen „Sharknado“ kann man ihm dafür dankbar sein. So hat der Film seine komödiantischen Einlagen und seine augenzwinkernden Momente, versteht sich aber eher als sich seiner Klischees bewusste Hommage: Kein Hinweisen auf die tatsächlichen oder angeblichen eigenen Schwächen, kein Ausstellen des eigenen Trashappeals, das macht „Stung“ durchaus sympathisch.

Dass das Script dagegen nicht unbedingt das einfallsreichste ist, fällt dagegen schon eher auf. Der Überlebenskampf verläuft nach gewohnten Mustern, die Truppe wird immer weiter dezimiert und man kann schnell erahnen, wer hier die meisten Überlebenschancen hat. Dass das Figureninventar nach der ersten Wespenattacke auf sechs Personen und kurz darauf vier reduziert wird, sägt ein wenig am Spannungsbogen. Doch Diez konzentriert sich meist auf das Wesentliche, alterniert Wespenattacken mit Verschnaufpausen, die manchmal etwas länger als nötig ausfallen – nach Diez‘ eigener Aussage unter anderem deshalb, da der Weltvertrieb XYZ Films („The Raid“, „On the Job“) auf eine Länge von knapp 90 Minuten pochte.

Ebenfalls nur bedingt funktioniert die Liebesgeschichte, die Genrestandards folgt, aber nicht so recht glaubwürdig daherkommt: Warum der Überlebenskampf Julia nun von einem „I’d rather jump off a cliff“ zu amourösen Interesse für den Kollegen bewegt, ist mit der Tatsache, dass er sich in dieser Situation als überraschend tough und fähig erweist, nur unzureichend erklärt. Eine etwas krude Szene auf dem Dachboden kurz vor Schluss torpediert darüber hinaus selbst die dünne B-Movie-Logik des Films, auch wenn sich der Rest der Szene als Hommage an „Aliens“ lesen lässt (ähnlich wie die Aufopferung einer Person im Kampf gegen die Wespen), in dem Lance Henriksen („Paranormal Island“) bekanntermaßen eine seiner populärsten Rollen spielte.

Stung

Bürgermeister Caruthers (Lance Henriksen) bringt Erfahrung aus dem Koreakrieg mit

Der B-Filmveteran kann hier als Bürgermeister mit Faible für edle Tropfen und männliche Tapferkeitsgeschichten auch vollends überzeugen und dem Film etwas Erdung verleihen. Matt O’Leary („Lone Ranger“) trumpft als leicht trampeliger Charmebolzen in der Hauptrolle auf, während Jessica Cook („The Creepy Doll“) nur begrenzt Leben in ihre etwas stereotype Rolle bringen. Clifton Collins Jr. („Parker“), neben Henriksen der zweite größere Name im Cast, wirkt manchmal etwas befremdlich als Sohn der Gastgeberin, den er stellenweise etwas gewollt freaky darstellt, auch wenn seine Leistung insgesamt okay ist, während deutsche Schauspieler wie Florentine Lahme und Daniele Rizzo sich mit recht kleinen Parts begnügen müssen.

Doch das Hauptinteresse bei einem derartigen Creature Feature gilt natürlich den wütenden Biestern und da haben Diez und sein Team Einiges aus dem knappen Budget gemacht. Mit einer Mischung aus meist okayen CGI-Effekten und charmant-altmodischen Make-Up- und Puppentricks werden hier die Wespen zum Tanzen gebracht. Neben den stark designten Biestern stechen natürlich die schleimig-splattrigen Effekte heraus, wenn Parytgäste gemeuchelt werden, sich kleinere wie größere Wespen aus den Körpern ihrer Opfer schälen oder die Viecher selbst von ihren menschlichen Kontrahenten gemeuchelt werden. Gelegentlich wird bei den Wespenattacken etwas zu heftig mit der Kamera gewackelt, insgesamt geht es aber in den Todesszenen ordentlich rund.

„Stung“ erfindet den Monsterhorror nicht neu, sondern arbeitet sich an Genrestandards ab, das aber trotz gelegentlicher Scriptschwächen (darunter auch Partygäste, die schreien und sich von den Wespen stechen lassen anstatt ins Haus zu laufen) und kleinerer Hänger durchaus mit Schmiss. Lance Henriksen veredelt den Film in einer Nebenrolle, die Effekte erfreuen den Genrefan und das Engagement der Macher ist auf der Leinwand zu erkennen. Das mag nicht in der Liga von „Das finstere Tal“ und „Who Am I“ spielen, bietet aber ein kurzweiliges B-Vergnügen, nicht zuletzt bei Sympathien für den erstarkenden deutschen Genrefilm.

Nachdem „Stung“ bereits auf Festivals wie dem Fantasy Filmfest und dem Cinestrange zu sehen war, bringt Splendid/Kinostar den Film ab 29. Oktober 2015, passend zu Halloween, in die deutschen Kinos.

© Nils Bothmann (McClane)

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Copyright aller Filmbilder/Label: Splendid/Kinostar__FSK Freigabe: ab 16__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Nein/Nein, ab 29.10.2015 in den deutschen Kinos

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Categorised in: Creature Feature, Reviews

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