Originaltitel: Ted__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2012__Regie: Seth MacFarlane__Darsteller: Mila Kunis, Mark Wahlberg, Giovanni Ribisi, Jessica Stroup, Patrick Warburton, Joel McHale, Laura Vandervoort, Melissa Ordway, Aedin Mincks, Ralph Garman u.a. |
Darf ich vorstellen? Das (links unter diesem Absatz) ist mein Lieblingskuscheltier! Sein Name: Dickbauch. Gekauft hinter dem eisernen Vorhang. Im Nachbarort, der zu DDR Zeiten einen echt tollen Spielzeugladen hatte. Einzig das genaue Jahr unseres Zusammenfindens ist unbekannt, denn ich habe den Dicken zu einer Zeit bekommen, als quasi jeden Tag ein neuer Liebling hätte daherkommen können. Sprich, niemand konnte ahnen, was dann passieren würde: Der Dicke wurde mit mir groß. Er sollte dieses Jahr 30 Jahre alt geworden sein und ist mit mir „alt“ geworden. In seinen ersten Jahren trug er einen Babystrampler, in meinen Flegeljahren flotte Teenieklamotten (sehr farbig, sehr weit geschnitten, cool halt) und heute sind es gesetzte, stilvolle Klamotten. Und der Dicke war immer dabei, bekam alle meine Geheimnisse als erster mitgeteilt und ist noch heute mein bester Freund. Was freilich bei einem MOF keine große Sache ist. Aber das soll den eigentlichen Fakt nicht schmälern. Und der Dicke ist heute so eine Art Bruder im Geiste. Die Sprüche sind fies, die Vorlieben für sexy Mädels eindeutig und filmtechnisch ist er der wohl größte Fan von Jet Li und Gary Daniels. Die Filme schaut er immer gemeinsam mit mir auf unserem neuen Fernsehsofa. Der wesentlichste Unterschied: Während ich beim Filmgenuss entspanne und den Alltagsstress abbaue, fliegt er schon mal mit den Füßen voran durch das Zimmer und trifft imaginäre Feinde mit eindrucksvollen Kicks. Es ist halt doch was dran, dass Actionfilme verrohen. Er sitzt als einziger auch immer mit Knarre und einem aus einem zusammengerollten Untersetzer bestehenden Baseballschläger vor der Glotze, um den Bäddie noch vor dem Helden das Licht auszupusten …
Warum ich das erzähle? Nunja, weil es in dem fortfolgend zu besprechenden Film um eine ähnlich feste Bindung zwischen einem Menschen ohne Freunde und einem Stofftier geht. Genauer beginnt die Geschichte 1985. John Bennett hat keinerlei Freunde. Nicht einmal beim Verdreschen von jüdischen Kindern darf er mitmischen … und mehr noch: Selbige würden sich nicht einmal freiwillig von ihm helfen lassen. Kurzum: John ist eine arme Wurst. Bis zu dem Weihnachtsabend des Jahres. Denn da bekommt er einen großen Teddy geschenkt. Selbigem wird der Name Teddy angehangen und er wird zum besten Freund des Jungen! Und mehr noch, John wünscht sich in der heiligen Nacht, dass Teddy doch gefälligst lebendig werden solle. Und, so lehrt es uns der Film, stärker als der Wunsch eines kleinen Kindes ist nur ein Apache Hubschrauber. Und so kommt es, dass Teddy am nächsten Morgen mopsfidel durch die Wohnung der Bennetts springt und als „Wunder“ durch die US-Medien hofiert wird …
httpv://www.youtube.com/watch?v=S7VgkP_p5mc
Jahre später hat sich die Welt an Ted, wie er jetzt heißt, gewöhnt. Mit seinem nach wie vor besten Kumpel John kifft und langweilt sich der Stoffbär durch ein ereignisloses Leben und lässt es sich gut gehen. Da tritt eine hübsche Frau in Johns Leben. Lori schaut ihren „Losern“ auch zunächst amüsiert bei ihrem „Leben“ zu, doch irgendwann stellt sie John vor die Wahl: Entweder Ted muss gehen und John bekommt sein Leben auf die Reihe … oder sie wird gehen …
Und ja, als Zuschauer denkt man recht schnell bei sich: Lass sie ziehen, die Zicke. Ein freilich höchst undankbarer Job für die arme Mila Kunis (kennt Mark Wahlberg bereits vom Max Payne Dreh), aber sie trägt ihre Rolle dennoch mit Würde. Auch wenn man sie am allerliebsten mal richtig schütteln möchte, so verquer wirkt ihr Aufbegehren gegen John und Ted. Dieses ist allerdings gleichzeitig die Haupttriebfeder hinter der Komödie vom „Family Guy“ Erfinder Seth MacFarlane, der im Original auch gleich dem haarigen Herzensdieb Ted seine Stimme leiht. Entgegen seiner recht anarchisch daherkommenden „Family Guy“ Serie vertraut er aber bei seinem Kinodebüt zu sehr dem althergebrachten US-Komödienschema. Das heißt, sein „Ted“ startet wahrhaft furios mit einer fast schon atemraubenden Gagdichte, bei der auch die politisch unkorrekten Gags nur so purzeln und man diverse Witze durchaus verlacht, weil man den vorher abgeschossenen Gag noch verarbeitet. Wenn der Einstieg durchgestanden ist und die Grundsituation etabliert wird, sprich John und Ted einigermaßen getrennte Wege gehen, ist auch noch alles in Ordnung. Das Tempo bleibt enorm, die Gags werden richtig fies (diverse 9/11 Spitzen, die wohl genialsten Arbeitnehmer-Arbeitgeber Gespräche der Filmgeschichte und unzählige Filmjokes) und auch ein Storynebenstrang wird etabliert, der einem herrlich seltsam aufspielenden Giovanni Ribisi (agierte bereits in Contraband neben Mark Wahlberg) mal wieder Tür und Tor für herrliches Overacting aufstößt, was jener dem Regisseur mit durchaus selbstironischem Spiel dankt. Doch dann wird es moralisch. Es kriselt zwischen John und Lori und der Regisseur findet keinen Weg, zu verhindern, dass dies seinem Film durchaus schadet und ihn zu moralisch verkniffen macht.
Seth MacFarlane nährt hier vor allem das sicherlich so manchem nicht unbekannte Vorurteil, dass manche Frauen es durchaus schaffen, echte Männerfreundschaften zu sprengen, indem sie ihren „Lieben“ vorschreiben, mit wem sie sich treffen dürfen und mit wem nicht. Und egal, ob man das schon erlebt hat oder nicht, es macht die bisher ohnehin nicht sehr sympathische Mila Kunis noch unerträglicher. So sehr, dass man die Handlungen von vor allem John irgendwann nicht mehr nachvollziehen kann (Warum will er diese Frau halten?). Und schon gerät „Ted“ wirklich spürbar in Schieflage … Zwar findet MacFarlane noch einen guten Ausweg und einen sympathischen Abschluss, spätestens wenn das Gefühlskuddelmuddel um John und Lori dann aber mit einer seltsamen Entführungseinlage rund um Ribisis Charakter kollidiert, geht „Ted“ jeglicher Kultanspruch irgendwo komplett verloren. Hier verzetteln sich Drehbuch und Regisseur zu sehr …
Dass „Ted“ hier nicht vollends scheitert, verdankt er seinem großartigen Hauptdarstellergespann, das herrlich unbekümmert einen trockenen Gag nach dem anderen raushaut und zwischen dem die Chemie einfach stimmt. Damit sind freilich der Teddy und Mark Wahlberg gemeint. Während Ted ein wundervoll lebendiges Ergebnis beeindruckender Motion Capturing Technik und brillanter CGIs ist und mit derart viel Leben gefüllt wird, dass man ihn sofort in sein Herz schließen muss, überrascht Wahlberg nach „Die etwas anderen Cops“ erneut mit überraschendem Timing und lässt sich vom Herzwärmer Ted niemals die Butter vom Brot nehmen. In dem Zusammenspiel der beiden entstehen dann neben den abstrusesten Gags auch herrlich gefühlvolle Momente, in denen der Film durchaus gelungen die mögliche innige Beziehung zwischen einem Menschen und seinem Kuscheltier widerspiegelt. Und das so gut, dass einem bei den Trennungsversuchen zwischen John und Ted durchaus mal eine Träne aus dem Knopfloch fließen kann. Dabei schafft „Ted“ es sogar, hier und da „Toy Story 3“ auszustechen, welche es meines Erachtens bisher am eindrucksvollsten aufzuzeigen verstand, wie sehr sich die menschliche Beziehung zu vermeintlich unersetzbaren ideellen Werten/Gegenständen mit der Zeit verändern kann.
Einen weiteren Pluspunkt verdient sich „Ted“ mit seinen schier unendlichen Filmgags: Von „E.T.“ über „Star Wars“, „Knight Rider“, „Superman“, „Indiana Jones“ (köstlich!) bis „Green Lantern“ (mit coolem Cameo von Ryan Reynolds) werden unzählige Filme hochgenommen, verrissen oder abgefeiert. Alleine das Erkennen dieser Gags macht schon unendlichen Spaß und ist mindestens eine Zweitsichtung wert. Den Vogel schießt man aber mit der „Flash Gordon“ Verrücktheit der Helden ab. Diese kulminiert in einem wahnwitzigen Sam Jones Gastauftritt, der hier so richtig vom Leder ziehen darf und einen verrückten Gans vs. Teddy Fight zum Höhepunkt hat! Großartig!
Was bleibt, ist die große Frage, warum MacFarlane nicht auf eine richtige Anarchokomödie gesetzt hat. Denn sein Film hätte die Chance gehabt, auch ohne Läuterungstiraden seiner Figuren richtig toll zu unterhalten. Dies wird spätestens dann offensichtlich, wenn man merkt, dass der Film selbst in seinen derbsten Momenten das Herz am rechten Platz hat und seine Charaktere niemals für eine billige Schote opfert! Die Darsteller danken es dem Regisseur mit Spielfreude, Spielwitz und tollem Timing und flankieren mit Verve den eigentlichen Hauptdarsteller des Filmes. Der sorgt für großartige Gags in hoher Frequenz und liefert sich gegen Ende des Filmes einen genialen Fight mit Actionman Mark Wahlberg. Dabei versohlt er ihm sprichwörtlich amtlich den Arsch. Dieser Fight wird hundertprozentig der Fight des Jahres bei den MTV Filmpreisen und geht mal so richtig ab! Zudem erklärt uns „Ted“ am Ende noch, wie Taylor Lautner eigentlich wurde, wer er ist, und entlässt das Publikum mit einem großartigen Lacher wieder in die Realität. Mehr braucht es manchmal gar nicht …
“Ted” läuft seit 2.8.2012 in den deutschen Kinos und ist mit einer FSK 16 Freigabe uncut.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
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