Originaltitel: Fifth Commandment, The__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2008__Regie: Jesse V. Johnson__Produktion: Uwe Boll__Darsteller: Rick Yune, Keith David, Bokeem Woodbine, Dania Ramirez, Roger Yuan, Shaun Delaney, Anthony Loffredo, Boo Boo Stewart u.a. |
Chance wird als kleiner Junge Zeuge, wie ein chinesischer Killer seine gesamte Familie meuchelt. Kurz bevor auch er zum Opfer des kaltblütigen Killers wird, mischt sich ein Mann namens Max „Jazzman“ Templeton in die Szenerie ein und rettet Chance. Mehr noch, er wird fortan zum Ziehvater von Chance und bildet den Jungen zu einem eiskalten Killer aus. Dabei vernachlässigt er allerdings seinen eigenen Sohn Miles, was soweit geht, dass er Chance irgendwann gar berichtet, sein wahrer Sohn sei inzwischen verstorben. Jahre später führt ein neuer Auftrag Chance nach Bangkok. Hier soll er eine R’n’B Sängerin namens Angel ausschalten. Da erkennt er in Angels Bodyguard den verstorben geglaubten Sohn von Jazzman wieder und stellt sich fortan auf dessen Seite, denn die Nachfolger von Chance, die Angel killen wollen, stehen schon in den Startlöchern und eröffnen ihre unbarmherzige Jagd auf Chance und Co.
Eine Phrase, die man im Umfeld von Filmen wie „The 5th Commandment“ häufiger zu hören bekommt, ist jene, dass dieser Film im Kino nichts zu suchen habe. Warum dem so ist, wird meistens nie schlüssig dargelegt, aber man soll sich als Rezipient der Kritik wohl denken, dass B-Actionfilm nun einmal heißt: Schlechte Darsteller in dünner Story wuchten sich durch altbekannte Klischees und sind nur für ein vornehmlich männliches Couchpotatoe Publikum geeignet. Dieses Publikum traut sich aufgrund fetter Plauze, Rauschebart, Hornbrille und Vorliebe für unendliche Vorräte an Bier nicht aus den heimischen vier Wänden. So zumindest die Denke der werten Herren Kritiker.
httpv://www.youtube.com/watch?v=STgn2wCwMyk
Nur, warum fallen solche verallgemeinernden Sätze eigentlich nie in Bezug auf Romantic Comedys?
1. Weil die intelligentere Geschichten haben? Dass ich nicht lache. Letztendlich erzählen sie wie die Actionhämmer doch auch immer nur denselben Stuss.
2. Weil sie logischer sind? Klar, der nerdige dicke Volltrottel bekommt am Ende IMMER die heißeste Braut. Wie im wahren Leben! Und derartiger Schwachsinn soll unendliche Magazinvorräte einer Beretta aufwiegen? Ich muss schon wieder lachen.
3. Weil die Darsteller besser sind? Wer das glaubt, hat eh noch keine wirklich guten Darsteller erlebt.
4. Weil das Publikum aus Frauen besteht? Hier dürfte wohl der Hase im Pfeffer liegen, denn wie Studien ergaben, stellen mittlerweile vor allem Frauen das Kinopublikum. Es ist zwar seltsam, dass ich in meinem Kino irgendwie immer eher selten Frauen antreffe, aber hey, die Studien werden schon Recht haben.
Kurzum, die Rom-Coms – oder wie ich sie auch gerne nenne: Die Actionfilme für Frauen – haben aus unerfindlichen Gründen eine bessere Lobby als B-Actionfilme. Obwohl sie auf die Grundlagen heruntergebrochen genau den gleichen Dreck darstellen. Und egal wie schlecht sie sind, das Videothekenargument wird hier nie gebracht werden.
„The 5th Commandment“ nun wurde mit dem Videothekenargument wieder einmal amtlichst zugeballert und dennoch zog es mich förmlich magisch ins Kino. Denn wann hat man in diesen seltsam actionfeindlichen Zeiten schon mal die Möglichkeit, einen amtlich schlechten Ballerstreifen der Güteklasse B auf der Leinwand zu bewundern? Und zwar einen, der ganz ehrlichen Sorte. Denn „The 5th Commandment“ versucht nicht einen Moment lang zu verschleiern, dass er nichts anderes sein will, als kurzweilige No Brainer Unterhaltung mit einem enorm hohen Bodycount, eingeölten Männeroberkörpern, spärlich bekleideten Frauen, dicken Explosionen, dummen Dialogen, coolem Gekicke und lecker saftenden Einschusslöchern.
Und all das bekommt man in „The 5th Commandment“ nun in rauen Mengen. Eine Story ist rudimentär zwar vorhanden, wird aber nur benötigt, um möglichst grundlos die vielfältigsten Formen von Baller- und Prügeleien auf den Zuschauer loszulassen. Dabei ist der Held schweigsam, die Frau ein Nervenbündel, der Bäddie eine coole Sau und die Dialoge verursachen große Schmerzen im vorderen Hirnlappen … einfach weil man sich permanent vor den Kopf haut. Das macht Laune, hat ein nettes Tempo und macht eigentlich nur einen echten, teils sehr schwerwiegenden Fehler: Die ganze Chose nimmt sich selbst viel zu ernst. Gerade einige bierernste Mono- und Dialoge bremsen den Spaßfaktor an diesem Dumm-Dumm-Geschoss teilweise rapide aus. Doch nicht nur daran merkt man, dass Rick Yune im Vorfeld einige B-Streifen genauestens studiert hat, bevor er sein Drehbuch verfasste. So hat man dann letztendlich an allen Ecken und Enden das Gefühl, dass „The 5th Commandment“ handlungstechnisch kaum Old-Schooliger sein könnte. Seien es die Figurenzeichnung, die Logiklöcher oder die Tatsache, dass immer, wenn der Film zu lahmen beginnt, irgendwoher dreckiges Lumpengesindel kommt, um sich eine ordentliche Ladung Backenfutter abzuholen. Der von dieser „Handlungskonstruktion“ ausgehende Reiz wird sich dem Rom-Com Publikum zwar komplett verschließen, dem geneigten Actionfan zaubert er allerdings allemal ein breites Grinsen ins Gesicht.
Rick Yune („The Man With The Iron Fists“) fungierte darüber hinaus auch als Produzent und Hauptdarsteller des Streifens. Und während man dem Produzenten für die Wahl seines Regisseurs noch auf die Schulter klopfen möchte, verflucht man ihn für die Eitelkeit, selbst den Hauptcharakter Chance zu geben. Denn Yunes Spiel als hölzern, ungelenk, emotionsfrei und schlecht zu umschreiben, wäre noch ziemlich geprahlt. Einzig sein halbwegs sympathisches Erscheinungsbild und die Tatsache, dass der Streifen immer wieder zu brüllen scheint, „Seht ihn euch an, er ist der Held!“, lässt „The 5th Commandment“ nicht komplett vor den Baum gehen. Umso erstaunlicher ist, dass man bei diesem Komplettausfall der Heldenrolle auf einen weiblichen Sidekick setzte, der einem in jedem seiner Auftritte extrem auf den Zeiger geht! So hat man einen blassen Held und eine Nervzicke und mit beiden sollen wir mitfiebern … Ich kann nur sagen, dies fällt teils sehr schwer. Dafür ist der Oberbäddie mit einer echten Charakterfresse gesegnet. Roger Yuan („Shanghai Noon“) darf als ein Teil des Killerpärchens „Collateral Damage“ (SOWAS kriegen wirklich nur B-Actioner hin!!!) wie ein Berserker durchs Figurengefüge des Filmes fahren und am Bodycount drehen, bis einem vom Zählen langsam schwindlig wird. Dazu kommen noch die Jesse V. Johnson Regulars Bokeem Woodbine („The Last Sentinel“) und David Keith („The Butcher“), die beide sehr sympathisch rüberkommen und dem Film mit ihren sehr stilvollen Auftritten einen gewissen Flair verleihen.
Der eigentliche Star des Filmes heißt aber Action … bzw. Jesse V. Johnson. Der Regisseur, der sich mit Streifen wie „Pit Fighter“, „Alien Agent“ und „The Last Sentinel“ zur ernstzunehmenden Hoffnung im Bereich B-Action mauserte, lässt erneut viel von seinen Erfahrungen aus Zeiten, in denen er als Stuntkoordinator an Filmen wie „Mission Impossible III“ oder „Terminator III“ mitwirkte, einfließen und entfacht einige sehr feine Actionszenen, die nett choreographiert wirken und einige ordentliche Härten an Bord haben. Dabei setzt er auf eine Kombination aus stylischen Ballereien und hübschen, knackig kurzen Martial Arts Einlagen, eingerahmt von netten Explosionen. Leider fehlt, sicherlich budgetbedingt, etwas spektakuläreres Material. Seien es wirklich druckvolle Autoverfolgungsjagden oder eben viel größer angelegte Big Bang Action. Die Action in „The 5th Commandment“ ist demzufolge immer eher zweckgerichtet und geradlinig und lässt den letzten Funken immer wieder missen. Dafür ist die vorhandene Action profund und sauber inszeniert und lässt auch so manche Marotte des Regisseurs nicht missen. Wie etwa das kurze Kamerazucken bei abgefeuerten Schüssen, weshalb die Schießereien immer einen kleinen Zacken druckvoller wirken, als sie letztendlich sind.
Die Action ist dabei gut über den Film verteilt und findet ihren Höhepunkt, wenn Roger Yuan dem Terminator gleich durch ein Polizeipräsidium stapft und alles umnietet, was bei drei nicht auf den Bäumen ist. Vorher gibt es auch eine ähnliche Einlage von Rick Yune zu bestaunen. Leider steht der eigentlich Showdown dann hinter diesen größer angelegten Actioneinlagen deutlich zurück, bietet aber einen netten Martial Arts Fight und letztendlich kann man sich aufgrund der bisher auf den Zuschauer niedergegangenen Action weder quantitativ noch qualitativ beschweren.
Abseits der Action inszeniert Jesse V. Johnson gewohnt sauber und lässt seinen Film erneut teurer aussehen, als er letztendlich war. Seien es die braungefilterten Flashbacks in die Vergangenheit oder die unterkühlt blaustichigen Bilder der Jetztzeit, „The 5th Commandment“ sieht sehr ordentlich aus und ist eigentlich nur insofern Videothekenware, weil Jesse V. Johnson wie bei jedem seiner bisherigen Filme budgetbedingt mindestens eine weitere Kamera für die Lancierung eindrucksvolleren Augenfutters fehlt. Dagegen kann man den Score von Paul Haslinger (Ex Tangerine Dream) nur als Komplettausfall bezeichnen. Hier und da hört man Brad Fiedels Terminatorthemen durch, dann knallt einfach ein Metallstück rhythmisch auf andere und weder echte Themen noch dichte Soundteppiche schafften es in seine Kompositionen, was aufgrund des großartigen Oeuvres des Künstlers schon sehr verwundert. Einzig ein paar Hip Hop Tracks knallen recht fett aus den Boxen. Doch gerade in den Actionszenen hätten ein paar treibende Themen noch einiges mehr reißen können, aber der Herr Haslinger hatte wohl keine Zeit oder keinen Bock … musste vielleicht nebenher eine Rom-Com vertonen .
Das Ergebnis ist eine Romantic Comedy für Männer. Denn auch hier kriegt der Außenseiter am Ende die heiße Ische und macht nebenher alle Nebenbuhler platt. Ok, in echten Rom-Coms würden diese nach einer Begegnung mit dem Pantoffelhelden nicht in ihren eigenen Körpersäften schwimmen, aber hey, „The 5th Commandment“ ist nun einmal keine Frauen Rom-Com, sondern geradliniges und ehrliches B-Kino mit allen Schwächen, die der Begriff B-Kino / B-Film im Allgemeinen impliziert. Insofern hat der Streifen vermutlich wirklich nichts im Kino zu suchen. Aber es gab einmal Zeiten (Gott hab sie selig), da begründeten derartige Filme riesige A-Karrieren und strömten die Massen (egal ob Frauen oder Männer) für spagatmachende B-Helden mit A-Gehältern in die Kinos. Und warum sollte man heute nicht einfach mal wieder derartigen, längst vergangenen Auswüchsen huldigen? Also bringt uns mehr Streifen wie „The 5th Commandment“ ins Kino und lasst uns Männer mal wieder richtig Spaß haben!
Die deutsche DVD und Blu Ray kommt von Eurovideo und ist mit einer FSK 18 Freigabe gänzlich ungeschnitten.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
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