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The Butcher

Originaltitel: Butcher, The__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2007__Regie: Jesse V. Johnson__Darsteller: Eric Roberts, Irina Björklund, Robert Davi, Vernon Wells, Geoffrey Lewis, Bokeem Woodbine, Paul Dillon, Roslyn Cohn, Guillermo Díaz, Julie Carmen u.a.
The Butcher

Eric Roberts gibt den smarten Helden in Jesse V. Johnsons “The Butcher”

Merle Hench ist ein Killer und hat seine beste Zeit bereits hinter sich. Kleine Fehler fallen nun seinem Auftraggeber, dem Unterweltboss Murdoch, noch negativer auf, als ohnehin schon und er empfiehlt Merle, sich vom Killerhandwerk zurückzuziehen. Vorher soll er noch einmal Schutzgeld von einem Stripschuppenbesitzer kassieren. Doch vor Ort kommen Merle große Zweifel und er hat die Ahnung, dass er verladen werden soll. Und wirklich, auf einmal stürmt ein Killerkommando Murdochs den Schuppen und greift 4,5 Millionen Dollar ab, fungierte der Stripschuppen doch als Geldwäschelokalität. Der Besitzer des Ladens glaubt Merle, der bei dem Überfall einem der Gangster brachial das Hirn rausbläst, dass er nichts von dem Überfall wusste und lässt ihn ziehen. Merle konnte sich bei dem allgemeinen Tohuwabohu eine Tasche voll Geld unter den Nagel reißen und denkt nun daran, mit seiner neuen Liebe, der Bardame Jackie, einen angenehmen Lebensabend zu verbringen. Doch schnell muss er bemerken, dass ihn Murdoch wohl nie in Ruhe lassen wird und hey, warum sollte er den zwielichtigen Boss die restlichen Millionen kampflos überlassen? Merle zieht in den Kampf und macht seinem Spitznamen, The Butcher, alle Ehre …

httpv://www.youtube.com/watch?v=0gauWy6ya_E

Jesse V. Johnsons Filme hatten bisher eher weniger den Anspruch, die Action der Story unterzuordnen, bzw. überhaupt Sorgfalt auf ein funktionierendes Storygerüst zu legen. Zweckmäßigerweise sollte die Story die Action zusammenhalten, mehr auch nicht. „The Butcher“ macht da nun eine echte Ausnahme, denn obwohl es dreimal richtig amtlich scheppert, liegt das Hauptaugenmerk Johnsons diesmal auf der Story, die er mit leichter Hand sehr souverän inszeniert und sich dabei zunächst voll und ganz auf seinen megacoolen Hauptdarsteller Eric Roberts verlässt, um sich im weiteren Verlauf sehr stark auf die fraglos vorhandene Chemie zwischen Merle und seiner Flamme Jackie zu stützen. Eine Liebesgeschichte, die wunderbar fragil daherkommt, niemals in den Vordergrund drängt und dennoch für einen seltsam entrückten Ton im Mittelteil des Filmes sorgt. Der herrlich melancholische und bisher wertigste Soundtrack eines Johnsons Filmes tut hierbei dann sein Übriges und unterstützt den erstaunlich relaxten, smoothen Handlungsverlauf, der, obwohl sehr langsam und bedächtig erzählt, niemals langweilt. Zwar bleiben dabei kleine Kitscheinlagen ebenso wenig aus wie das Bemühen diverser Gangsterstoryklischees, im Großen und Ganzen kann man Jesse V Johnson, der auch das Drehbuch verfasste, hier aber nur auf die Schulter klopfen.

Dabei ist Eric Roberts („The Expendables“) wahrlich Johnsons größter Trumpf, denn dieser spielt hier mit einer ungeahnten Spielfreude auf, hat einen herrlich larmoyanten Spruch nach dem anderen auf den Lippen, ist unglaublich cool und macht auch in der Action eine verdammt gute Figur. Hier muss er vor allem Ballern, darf aber auch das eine oder andere Mal Kauleisten knicken und Knochen verbiegen. Flankiert wird er von der herrlich natürlich aufspielenden Irina Björklund, die Merle immer mal wieder aufbrechen darf und sein Handwerk hinterfragt. Gleichzeitig ist sie kein naives Püppchen, das sich herumschubsen lässt, sondern Jackie hat definitiv auch ihren eigenen Kopf. In den Szenen zwischen ihr und Roberts sprüht dann die Leinwand förmlich Funken. Toll! In den Nebenrollen gibt es mit Robert Davi („Stirb Langsam“) als herrlich schmierigen, am liebsten im Trainingsanzug herum springenden Oberbäddie, Michael Ironside („Total Recall“) in einem Cameo und Geoffrey Lewis („Double Impact“) als Waffenhändler echte B-Film Charakterfressen, die die Story um die Halb- und Unterwelt Amerikas mit viel Flair versehen. Zudem geben sich auch die Johnson Regulars Keith David („The 5th Commandment“), Bookeem Woodbine („The Last Sentinel“) und Dominic Vandenberg („Pit Fighter“) die Ehre und runden den Cast trefflich ab.

„The Butcher“ wird von drei wuchtig brachialen Actioneinlagen abgerundet. In allen dreien kommt Johnsons Anspruch, die verheerende Wirkung großkalibriger Waffen auf Menschen und Umgebung aufzuzeigen, überdeutlich zum Tragen. Auch hier geht man actionfilmtypisch hinter Holztüren und Sofas in Deckung, doch bei „The Butcher“ gehen da die Kugeln durch. Selbst Betonmauern werden durchschlagen und die deutlich weicheren Menschen dahinter müssen ordentlich leiden. So fliegen in den großen Shoot Outs auch sprichwörtlich die Fetzen, fliegen Arme ab, werden Beine zerschossen, platzen die Bloodpacks und wird sogar ein ganzer Kopf weggesplattert. Dabei ist vor allem der Showdown ein Fest für jeden Actionfan, denn hier inszeniert Johnson auf deutlich höherem Niveau als in den vorhergehenden Actionszenen, bei denen es immer wieder mal schwach choreographierte Momente zu bestaunen gibt. Allerdings dürften da auch die Production Values mit hineinspielen, denn wie ich bei Jesse V. Johnson Filmen immer wieder gerne erwähne, braucht der Mann für seine Actionszenen immer mindestens noch eine Kamera mehr, die für seinen Cutter noch mehr Perspektivmöglichkeiten liefern könnte. So steht Eric Roberts immer mal recht ungeschützt in der Gegend herum und 10 Mann treffen ihn nicht, obwohl sie gut 100 Schuss pro Minute raushauen. Hier leidet dann ab und an die Glaubwürdigkeit. Aber im Showdown hat man diese Momente nicht … und liefert so ein bretthartes Ende ab, das in einem lakonischen Rededuell zwischen Roberts und Davis verdammt stilvoll ausklingt und in Konzeption und Umsetzung stark an die Pub-Ballerei in „Im Vorhof der Hölle“ erinnert.

Kurzum: Johnson beweist mit „The Butcher“ wieder einmal eindrücklich, dass er B-Filmtechnisch eine der größeren Hoffnungen ist, der, wenn das Drehbuch stimmt, sogar richtig nette Filme inszenieren kann, die sich nicht nur über ihre Action definieren. Natürlich ist er kein Ritchie oder Tarantino, weshalb manche Dialoge ein wenig zu gewollt cool wirken und letztlich deutlich steifer rüberkommen als intendiert, und auch das Gangsterthrillerrad erfindet er definitiv nicht neu. Doch mit dem rotzencoolen Eric Roberts, der netten Liebesgeschichte zwischen Merle und Jackie, der brettharten, mit zunehmender Laufzeit immer brachialer und besser werdender Action und der gediegenen und stilvollen optischen Umsetzung hat Johnson hier einige echte Asse im Ärmel – die zudem eindrücklich stechen!

Die deutsche DVD von Mr. Banker / Sunfilm ist nur mit einer Spio / JK Freigabe gänzlich uncut, hat dann aber die hohe Freigabe auch mehr als verdient. Die FSK 18 Scheiben sind allesamt zensiert.

In diesem Sinne:
freeman

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