Originaltitel: The Man with the Iron Fists 2__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2015__ Regie: Roel Reiné__Darsteller: RZA, Cary-Hiroyuki Tagawa, Simon Yin, Carl Ng, Zhu Zhu, Sahajak Boonthanakit, Pim Bubear, Ocean Hou, Grace Huang, Andrew Lin Hoi, Khiri Steven Lowenstein u.a. |
Nach den Ereignissen in Jungle Village hat der Schmied Thaddeus genug vom Töten. Er bricht ins chinesische Hinterland auf, um bei ein paar Mönchen Frieden und Ruhe zu finden. Doch auf dem Weg dahin wird er vom Bruder eines ehemaligen Widersachers attackiert und schwer verletzt.
Tage später wird er von der Tochter des Bergarbeiters Li Kung aus einem Fluss gezogen und wieder aufgepäppelt. Was Thaddeus während seiner Genesung nicht mitbekommt, ist, dass das Dorf Li Kungs von dem fiesen Lump Ho geknechtet und ausgebeutet wird. Alle Männer im arbeitsfähigen Alter müssen in seinen Silberminen schuften. Wer aufmuckt, wird von den kampfkräftigen Vasallen Hos umgebracht. So auch Li Kungs Bruder.
Rachsüchtig will sich Li Kung gegen Ho in den Kampf stürzen, doch Thaddeus warnt ihn eindringlich davor. Li Kung jedoch ist fest entschlossen und so beschließt Thaddeus, dass er seinen Retter nicht mit leeren Händen auf dessen Erzfeind treffen lassen will… Doch sind die von Thaddeus geschmiedeten Waffen auch stark genug, eine noch viel größere Bedrohung abzuwenden?
httpv://www.youtube.com/watch?v=KcbYBZsklGQ
„The Man With The Iron Fist“ konnte mich seinerzeit nur wenig zufriedenstellen. Die treibende Kraft hinter dem Film, Rapper RZA, selbst großer Martial-Arts-Filmfan, kopierte nur seelenlos die bekanntesten Motive des Eastern, ohne dabei eine eigene Handschrift zu entwickeln. Dass in dem Projekt dennoch ein gewisses Potential steckt, haben die Macher trotz des verhaltenen finanziellen Erfolges erkannt und so gibt es nun tatsächlich einen zweiten Teil rund um den Schmied Thaddeus. Der spielt allerdings lange Zeit gar keine Rolle in seinem eigenen Film…
Denn Regisseur Roel Reiné („Im Fadenkreuz: Seal Team 8“) sucht sein Heil in der Flucht und blendet eigentlich so gut wie alles, was in Teil I erzählt wurde, aus. So muss er eine vollkommen neue Geschichte installieren. Diese dreht sich um ein unterdrücktes Dorf und den sich allmählich rührenden Widerstand. Das ist weder neu noch innovativ oder gar komplex und trotzdem benötigt Reiné fast 30 Minuten, um die Ausgangssituation zu etablieren. Und diese 30 Minuten ziehen sich ab und an beträchtlich. Auch weil das Drehbuch arg repetitiv wirkt und sich infolgedessen in Wiederholungen verrennt.
Als Thaddeus dann in dem Dörfchen auftaucht, findet der Film immer noch nicht den Startknopf. Stattdessen liegt der Schmied mit den Eisenfäusten einfach nur nutzlos in der Gegend herum und der Film erklärt uns noch eindringlicher, was in dem Dorf Li Kungs nicht stimmt. Auch Action bekommt Roel Reiné in dieser Phase kaum unter. Und jene, welche man zu sehen bekommt, lässt einen Schlimmes ahnen. So hat RZA noch immer keinerlei Martial-Arts-Moves drauf. Entsprechend ist sein erster Fight megaöde und durchsetzt mit krampfigem Wirework und fahrigen CGI-Effekten.
Doch schon der nächste Fight gibt ein wenig Entwarnung. Hier treffen offensichtlich zwei Könner aufeinander. Reiné kann sich nun vollends auf seine Kameraarbeit konzentrieren. Er muss nicht mehr mangelnde Fähigkeiten eines Fighters kompensieren und so gibt es einen wirklich guten Kampf mit äußerst dynamischen Kameraspielereien. Die Marschrichtung ist nun klar: Reiné will dynamische Kämpfe und das gelingt ihm ab sofort auch. Dass Dustin Nguyen als Li Kung nicht kämpfen kann, muss zwar ein arg offensichtliches Double kaschieren, und auch ein mies getrickster Hack & Slay Moment verschreckt noch einmal ordentlich, aber in Richtung Showdown wird die Actionregie tatsächlich immer besser.
Im Showdown arbeitet sich Roel Reiné dann an drei Konfrontationen ab. Zum einen darf Thaddeus gegen Hos Mannen ordentlich das Blut spritzen lassen. Zudem ist Li Kung damit beschäftigt, seinen Bruder zu rächen. Und das Dorf Li Kungs macht die restlichen Schergen des fiesen Ho alle. Jetzt dreht der Regisseur richtig auf. Das Kunstblut spritzt in hohem Bogen (CGI-Blut gibt es nur noch in homöopathischen Dosen), abgetrennte Körperteile fliegen durch die Gegend und sind plötzlich handgemacht (was die Szenen angenehm derb wirken lässt) und die Fights machen richtig Laune. Zwar steigt der Wire-Work-Anteil wieder deutlicher an, er ist nun aber handwerklich deutlich besser umgesetzt. Und so richtig amtlich splattern darf es obendrein!
Wenn dann Köpfe platzen und ganze Menschen zersprengt werden, hat das aber eine ausreichende Comicnote, um die Brutalität aufzubrechen. Die FSK 16 Freigabe geht daher durchaus in Ordnung, kann aber auch als durchaus glückliche Fügung gesehen werden. Abseits der Action inszeniert Reiné sauber und mit diversen Stilmitteln alter Eastern: Etwa die häufig gesetzten, unmittelbaren Zooms auf einzelne Charaktere. Dazu gesellen sich modernere Jump Cuts, stilvolle Kamerafahrten und elegante Zeitlupen. Ein Augenschmaus sind die Kulissen. Gedreht wurde in Thailand, das überzeugend China doubelt und wo wirklich tolle Sets für den Film errichtet wurden, in denen Reiné seine Kamera nur zu gerne herumfliegen lässt.
Ein echtes Highlight ist der Soundtrack zum Film, der neben wirklich cool groovenden Hip-Hop-Nummern immer wieder auch Westernflair aufkommen lässt. Zumal die Geschichte um den schweigsamen Fremden, der sich in den Dienst unterdrückter Menschen stellt, nicht nur ein beliebtes Eastern- sondern auch ein urtypisches Western-Genre-Topoi darstellt. Diese Verschmelzungen von Eastern und Western sind durchaus stimmig umgesetzt und hätten gut und gerne noch weiter getrieben werden können.
Darstellerisch ist RZA nach wie vor ein einziger Offenbarungseid. Steif und ungelenk stapft er durch die Kulissen und will auch nicht wirklich sympathisch erscheinen. Der unfassbar blasse und charismabefreite Ex-21-Jump-Street-Star Dustin Nguyen gefällt mir von Film zu Film (zuletzt in „Once Upon A Time in Vietnam“) immer weniger. Dafür bekommt B-Charakterfresse Cary-Hiroyuki Tagawa („Ninja Apocalypse“) endlich mal wieder etwas mehr zu tun. Leider nimmt alleine seine Verpflichtung den einzigen Twist des Filmes weit im Voraus vorweg. Der Rest des Casts spielt solide, wobei vor allem Carl Ng („The Viral Factor“) als Ho sichtlichen Spaß an seiner Rolle als fieser Obermöpp hat.
Am Ende bleibt eine mit zunehmender Laufzeit immer solider werdende B-DTV-Nummer, die erneut vor allem Roel Reinés gutes Auge für preisgünstige Action offenlegt. Diese steigert sich qualitätsmäßig von Szene zu Szene, ist quantitätsmäßig aber ein wenig unvorteilhaft über die Laufzeit verteilt und ballt sich vor allem im letzten Drittel des Streifens. Die Hauptrollen hätten gerne charismatischer besetzt werden dürfen, hier fehlt das Überkandidelte des ersten Teils (ich sage nur Russell Crowe). Die Story sowie ein großer Teil der arg pathetischen Dialoge hätten ein paar Straffungen gut vertragen können. Dafür begeistern die Schauplätze und Kulissen von „The Man With The Iron Fists 2“ und geben dem Film einen mehr als wertigen Anstrich, was durch die grundsolide Bebilderung Roel Reinés noch unterstrichen wird. Am Ende kann ich nur sagen, dass ich von dieser DTV-Fortsetzung besser unterhalten wurde als von dem meiner Meinung nach ziemlich vergurkten Vorgänger…
Die deutsche DVD/Blu-ray zum Film erschien am 16. Juli 2015 von Universal Pictures Home Entertainment und ist mit einer FSK 16 Freigabe ungeschnitten. Ein Audiokommentar von Reiné und RZA, geschnittene Szenen und ein Making Of runden die Datenträger ab.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
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