Originaltitel: The Marine: Homefront__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2013__Regie: Scott Wiper__Darsteller: Neal McDonough, Ashley Bell, Michael Eklund, Mike ‘The Miz’ Mizanin, Camille Sullivan, Darren Shahlavi, Jared Keeso, Aleks Paunovic, Jeffrey Ballard, Reese Alexander u.a. |
Jake Carter zog es schon früh aus seiner verschlafenen Heimatstadt Bridgeton in die weite Welt. Und zwar im Dienste der US-Marines, die ihn für den Kampf zu Lande, zu Wasser und in der Luft fit machten. Nach einer 14monatigen Einsatzphase ohne jedwede Form von Urlaub kehrt Jake in seine Heimat zurück, um einmal für zwei Wochen die Seele baumeln zu lassen. Doch so richtig kann Jake daheim nicht abschalten und er spielt sich gegenüber seiner Familie, zwei Schwestern, wie ein lange verschollener Vater auf. Damit nervt er die beiden Frauen kräftig und es kommt beinahe zum Familienzwist. Doch da wird die jüngere Schwester, Lilly, Zeugin eines Mordes und fällt dem Mörder obendrein in die Hände. Dieser verschleppt sie auf einen alten Kahn, von dem aus er mit seinen Mannen einen gigantischen Anschlag aufs von Gier korrumpierte amerikanische System plant. Freilich findet Jake sowohl die Entführung als auch die Anschlagspläne nicht sonderlich dufte und wischt auf dem alten Kahn mal gründlich durch …
Seit einigen Jahren schon versucht das hinter der ehemals WWF genannten Super-Wrestling-Liga WWE stehende Medienunternehmen WWE Inc. mit seinen WWE Studios das Starpotential ihrer besten Wrestler auf die Leinwand zu übertragen. Eine naheliegende Überlegung, kann man doch zumeist davon ausgehen, dass ein gehöriger Stamm an Fans des betreffenden Wrestlers auch gerne ins Kino pilgern wird, um ihn in eventuell noch tatkräftigeren Rollen anzuhimmeln. Nach unter anderem John Cena („The Marine“) und Ted DiBiase Jr. („The Marine 2“) erwischte es dieses Mal Mike – The Miz – Mizanin.
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Der macht als Marine gar keine so schlechte Figur, zumindest sieht man überdeutlich, dass hier mal einer beim Training des speziellen Waffenhandlings der Elitetruppe ordentlich aufgepasst hat. Rein von der Art und Weise, wie The Miz’ Charakter Jake vorgeht, glaubt man gerne, dass hier ein echter Spezialist am Wirken ist. Ansonsten ist The Miz’ Figur nichts weiter als ein x-beliebiges Abziehbild des wortkargen Actionhelden und bleibt erstaunlich profillos und blass. Ein Problem, das eigentlich auf so gut wie alle Figuren des Filmes zutrifft. Hier türmt sich Klischee auf Klischee, was den meisten Darstellern auch nicht wirklich entgegenkommt. Vor allem Ashley Bell („The Day“) als Lilly verkommt so irgendwann zur nervigen Dauerkreischerin, die vollkommen in langweiliger Passivität erstarrt.
Einzig Neal McDonoughs („The Philly Kid“) Charakter ragt weit aus dem Einheitsbrei an 0815 Figuren (der unüberlegt handelnde, auf Befehlsketten beharrende FBI Agenten-Chef-Vollpfosten, die tumb agierenden FBI-Schießbudenfiguren, die rebellische Schwester, das Heimchen am Herd, die schmierigen Gangster, …) heraus. Denn sein Jona Pope ist eine Art Occupy-Bewegungs-Gangster. Ein Mann mit mal wirklich nachvollziehbaren, sehr aktuellen Motiven, die sich rundweg gegen die Hochfinanz richten. Dieser Jona Pope raubt Banken aus, stiehlt dabei aber nur soviel, wie er braucht und verbrennt den Rest vor Ort! Und dieser Jona gönnt jedem seinen Lebensstil, solange er ihn sich ehrlich verdient hat. Da schwingt wundervoll viel aktuelles Wutbürgertum mit, was den Gangster fast sympathisch macht. Da Neal McDonough seinen Jona aber auch mit einem ziemlichen Fanatismus versieht, der ihn seine Ziele zu zielstrebig und zu kaltblütig verfolgen lässt (Jona lässt einige Menschen eiskalt über die Klinge springen), verkommt sein Bösewicht nie zum Kuschelgangster. Eher zu einer sehr ambivalenten, schwer einzuschätzenden Gefahr. Die geerdete, sehr souveräne Darstellung McDonoughs unterstreicht diesen Eindruck noch.
Geerdet und souverän mutet auch die Inszenierung von Scott Wiper an. Der Mann, der mit „Die Todeskandidaten“ die Karriere von WWE Star Steve Austin angeschoben hat, verzichtet auf eine hippe Optik. Sein Film ist so down to earth wie sein Hauptcharakter Jake Carter. Hier und da wirken die kanadischen Schauplätze leider ziemlich trist und menschenleer, was wohl dem Budget des Filmes geschuldet sein dürfte. Allgemein geht dem Film der knallig farbige Look der beiden Vorgänger deutlich ab. Nicht immer zu seinem Vorteil! Und die starke Fokussierung auf nur einen echten Schauplatz, der in Form des Kahns auch noch extrem begrenzt ist, lässt „The Marine 3: Homefront“ auch sehr „klein“ (im Sinne von billig) wirken. In der Action inszeniert Wiper stilsicher, hart und sehr direkt, verzichtet auf Wackelkamera und lässt so manches Bloodpack platzen. Auch die eine oder andere Härte (Headshots, suppende Ein- und Durchschüsse und eine Durchbohrung) hat sich in „The Marine 3: Homefront“ verirrt. Die Action besteht bis auf eine Ausnahme vollkommen aus ordentlich umgesetzten Shootouts (auch wenn im größten Shootout die FBI Agenten eher wie Tontauben agieren). Bis auf eine sehr druckvolle und brutale Konfrontation zwischen The Miz und dem wie immer top aufgelegten Darren Shahlavi („Alien Agent“) spielen Fightszenen leider keine große Rolle. Da hätte man sicherlich mehr herausholen können. Auch der Showdown verpufft gegenüber den vorher gezündeten Actionsequenzen ziemlich und eine angehängte große Explosion fühlt sich eben leider genau so an – angehängt.
Was bleibt, ist ein Streifen mit einem Drehbuch aus der Grabbelkiste. Die gesamte Grundsituation mit der Geiselnahme erinnert etwas zu stark an „The Marine“, der Einstieg um die Familienzusammenführung von Jake und seinen Schwestern ist seltsam ungelenk und dass das Mitwirken von Declan O’Brien am Drehbuch nicht für qualitativ hochwertige Charaktere steht, dürfte jedem klar sein, der seine Filme „Wrong Turn 3, 4 und 5“ gesehen hat. Dafür ist das Tempo ab der Geiselnahme von Jakes Schwester sehr stimmig und die dann gezündeten Actionszenen machen durchaus Laune, sind grundsolide und blutig in Szene gesetzt und lassen – abgesehen von dem coolen, leider zu kurzen Shahlavi vs. The Miz Fight – eigentlich nur echte Highlights vermissen. The Miz schlägt sich als Held erstaunlich solide, auch wenn das Drehbuch ziemlich penibel darauf achtet, ihn weitgehend nur in Action zu zeigen. Showstealer wird daher Neal McDonough. Weniger wegen seiner eigenen Leistung, die grundsolide und stimmig ist, dafür mehr aufgrund der Zeichnung seiner Figur: Der einzige wirklich starke Punkt am „The Marine 3: Homefront“ Skript, das Bösewicht Jona Pope herrlich ambivalent anlegt. Der Rest sind Klischees satt, die auf die hier gebotene Art durchmengt durchaus Spaß machen. Im Vergleich zu den Vorgängern ist „The Marine 3: Homefront“ allerdings der klar schlechteste Streifen. Alleine schon aufgrund seines etwas zu mausgrauen Looks, an dem auch coole Ideen, wie die an First Person Shooter erinnernden Point of View Perspektiven im großen FBI-Tontaubenschießen Actionmoment, nichts ändern können…
Die uncut Blu Rays und DVDs von „The Marine: Homefront“ kommen am 28. Juni 2013 von Fox, sind mit einer FSK 18 freigegeben und haben neben sehr guter Bild- und Tonqualität auch einiges an Extras an Bord.
In diesem Sinne:
freeman
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