Originaltitel: Unlocked__Herstellungsland: Großbritannien__Erscheinungsjahr: 2017__Regie: Michael Apted__Darsteller: Noomi Rapace, Orlando Bloom, Michael Douglas, John Malkovich, Toni Collette, Akshay Kumar, Tosin Cole, Adelayo Adedayo, Brian Caspe, Aymen Hamdouchi u.a. |
Alice Racine ist Verhör-Spezialistin beim CIA. Doch seit sie vor einigen Jahren einen Terroristen zu spät geknackt hat und es hernach zu einem verheerenden Anschlag mit unzähligen Toten kam, hat sie sich von dieser Berufung distanziert. Seitdem arbeitet sie undercover in einem Londoner Amt für Migration und ist damit beschäftigt, Gefährder im Auge zu behalten. Eines Tages wird sie jedoch wieder vom CIA kontaktiert.
In London habe man einen Marokkaner festgesetzt, der wichtige Informationen in Bezug auf einen bevorstehenden Anschlag mit dem Marburg-Virus haben könnte. Alice sei die einzige echte Verhör-Spezialistin vor Ort, der man vertraue und sie solle alles daran setzen, den Mann zu knacken. Nur zögerlich nimmt Alice den Auftrag an, ist aber vor Ort sofort wieder ganz die Alte. In wenigen Momenten hat sie sich das Vertrauen des Mannes erarbeitet und ihm die wesentlichen Informationen entrungen.
Da klingelt ihr Telefon. Es ist ihr amerikanischer CIA-Kontaktmann, der sie beauftragt, zu einem bestimmten Ort zu eilen, um dort den Marokkaner zu verhören… Alice ist sofort klar, dass die Männer, die sich vor wenigen Augenblicken ihr gegenüber noch als CIA-Agenten ausgegeben hatten, auf eigene Rechnung arbeiten. Sie schnappten sich den Marokkaner, schalteten dabei seine eigentlichen CIA-Bewacher brutal aus und wollen nun die nur ihm bekannten Informationen in ihrem Sinne nutzen. Kurzum: Alice wurde verladen. Doch seltsamerweise kannten die falschen CIA-Agenten alle korrekten Sicherheitscodes…
Nur mit Waffengewalt entkommt Alice der Situation und versucht fortan alles, herauszufinden, was hier gespielt wird, ob der CIA unterwandert wurde und was die Gruppe angeblicher CIA-Agenten eigentlich vor hat.
Schaut in den harten Actionthriller „Unlocked“ mit Noomi Rapace hinein:
httpv://www.youtube.com/watch?v=FiGQao0EnS4
Ein Powerfrau als Heldin, ein realistisches Bedrohungsszenario und harte Action: „Unlocked“ macht es einem schwer, ihn nicht zu mögen. Bond-Regisseur Michael Apted („Die Welt ist nicht genug“) verzichtet auf jedwede Nebenschauplätze und hält seinen Film so angenehm schlank und geradlinig. Seine Handlung treibt er mit Tempo voran und auch das Spannungsniveau hält er immer auf einem ordentlichen Level. Die Heldin muss nicht einmal amouröse Gefühle für irgendeinen Charakter entwickeln. Was die straff durchgezogene Anmutung des Filmes nur unterstreicht.
Zudem entpuppen sich viele Figuren rund um Alice als äußerst ambivalent angelegte Charaktere. Wem sie nun vertrauen kann, das weiß sie eigentlich nie. Was für einige zusätzliche Spannungsschübe zu sorgen vermag. Obendrein verlässt sich „Unlocked“ bei den Feindbildern nicht auf die übliche Schwarz-Weiß-Zeichnung. Kommt die Bedrohung nun von außen oder von innen? Geht sie von religiösen Weltanschauungen aus, von konservativen Ewiggestrigen oder wird sie doch nur von opportunistischen Zielen befeuert?
So schön und realistisch diese ambivalente Zeichnung der Figuren auch sein mag, sie ist immer auch mit Problemen verbunden: Diese äußern sich meist in unklaren Motiven und der Abwesenheit einer konkreten Bedrohung für den Helden. In diese Falle tappt leider auch „Unlocked“. Denn wer hier nun warum hinter Alice her ist, liegt manchmal schon arg im Dunklen. Zudem fehlt es „Unlocked“ an einem konkreten Gegenstück zu Alice, das sie fordert, vehement jagt und ihr auch gefährlich werden kann.
Die gut über den Film verteilte Action ist meist kurzer, ruppiger und realistisch gehaltener Natur. Meist wird Alice in zum Teil sehr blutig verlaufende Shootouts verwickelt, bei denen sie schonmal beidhändig ballernd die Lumpen umnietet. Eher selten aufbrandende Fight-Sequenzen sind knackig, kurz und trocken und eher im Bourne-Style choreografiert. Aufwendige Actionsequenzen mit Explosionen oder Autoverfolgungsjagden wären für den Actionfan sicher schön gewesen, würden aber nicht wirklich zum realistisch gehaltenen Rest des Filmes passen.
Noomi Rapace („Dead Man Down“) schlägt sich in den Actionszenen wirklich vorzüglich, zeigt aber auch abseits der rasanteren Momente großartige Leading-Woman-Qualitäten und gibt eine formidable Identifikationsfigur ab, mit der man gerne mitleidet und mitfightet. Flankiert wird sie von einigen großen Namen. Deren Auftritte fallen aufgrund der starken Fokussierung des Filmes auf Noomis Alice aber teilweise sehr kurz aus.
Den umfangreichsten Part hat dabei Orlando Bloom („Zulu“) abgegriffen, der als beherzt hinlangender Marine einen guten Job macht und abgesehen von den mal wirklich hässlichen Tattoos sehr charismatisch rüberkommt. Deutlich weniger Screentime haben die dennoch erstaunlich engagiert aufspielenden Altstars John Malkovich („Deepwater Horizon“), Michael Douglas („Ant-Man“) und Toni Collette („xXx 3“) abbekommen.
Inszenatorisch bleibt Apted dem realistisch gehaltenen Erzählstil treu und setzt auf eine geerdete Bebilderung ohne technische Mätzchen oder unpassende Spielereien. Davon profitieren vor allem die Actionszenen. Diese wurden weder zerschnitten noch mit wackligen Bildern in Szene gesetzt. Ein wenig lau ist leider der eingesetzte Score. Der hätte gerne deutlich druckvoller und vor allem themenlastiger daherkommen dürfen.
Am Ende bleibt ein flott durchgezogener Actionthriller im Agentenmilieu, der sehr auf einen realistischen Unterbau bedacht ist und für die Dauer seiner Laufzeit sehr gut unterhält. Die taffe Heldin, die starken Darsteller, die schlanke Story und die harten Actionszenen sind fraglos die besten Seiten des Filmes. Letztere hätten allerdings durchaus noch länger ausfallen dürfen. Der realistische Ansatz gereicht dem Film bei der Zeichnung seiner Bösewichter ein wenig zum Nachteil: Es fehlen klare Motive, klare Gegner und der eigentlich als so gefährlich angeteaste Biowaffenwaffenanschlag gerät die meiste Zeit des Filmes über doch seltsam in Vergessenheit. So lässt Apteds „Unlocked“ definitiv Möglichkeiten für noch mehr Konsequenz liegen. Und vermutlich ist das auch der Grund, warum der letzte Funke bei „Unlocked“ nie so wirklich überspringen will. Aber vielleicht geht „Unlocked“ ja in Serie und Alice wird zu einer Art weiblichen Bourne? Dann hätte man alle Möglichkeiten, noch einige Schippen nachzulegen!
Die deutsche DVD/Blu-ray zum Film erscheint am 20. Oktober 2017 von Universum Film und ist mit einer FSK 16 Freigabe ungeschnitten.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
Copyright aller Filmbilder/Label: Universum Film/Square One__Freigabe: FSK 16__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja |