Originaltitel: Year One__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2009__Regie: Harold Ramis__Darsteller: Jack Black, Michael Cera, Olivia Wilde, June Diane Raphael, David Cross, Juno Temple, Oliver Platt, Christopher Mintz-Plasse, Hank Azaria, Gabriel Sunday, Vinnie Jones, Paul Rudd, Harold Ramis, Xander Berkeley, Bill Hader, Kyle Gass u.a. |
„Year One“ war anno 2009 ein kommerzieller Vollflop für den erfolgsverwöhnten Produzenten Judd Apatow („Jungfrau (40), männlich, sucht…“, „Beim ersten Mal“), was die Revanche des Publikums dafür war, dass er seinen Namen und sein Geld für die Steinzeitklamotte hergab.
Wie in vielen Apatow-Filmen geht es um Losertypen, Zed (Jack Black) und Oh (Michael Cera) tragen ihren Status als Omegamännchen bereits im Namen, schließlich sind Z und Omega die letzten Buchstaben in ihrem jeweiligen Alphabet. Zed ist der unfähigste aller Jäger, Oh direkt zur Frauenarbeit des Sammelns abkommandiert worden. Allerdings gibt sich Zed den illusions of grandeur hin und futtert die verbotene Frucht vom Baum der Erkenntnis, was zu einer Katastrophe im Dorf und zur Verbannung der beiden aus dem steinzeitlichen Garten Eden führt.
Nun stapft das Duo also über die Erde, trifft biblische Gestalten wie Kain (David Cross) und Abel (Paul Rudd), Abraham (Hank Azaria) und seinen Sohn Isaak (Christopher Mintz-Plasse) und landet schlussendlich in Sodom…
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Den recht geringen Apatow-Einfluss in „Year One“ merkt man am ehesten im Casting: Seine Spezis Paul Rudd („Gen-Y Cops“) und Bill Hader („Tropic Thunder“) haben amüsante Nebenrollen, Michael Cera und Christopher Mintz-Plasse („Kick-Ass“) hatten ihre ersten großen Rollen in „Superbad“. Die Besetzung ist prominent, doch durch die Bank weg unterfordert oder lustlos. Michael Cera spielt den schüchternen Typen wie in „Superbad“ und „Juno“ ohne großen Elan, Jack Black („Der Staatsfeind Nr. 1“) gibt ebenso wie Cera seine Standardrolle als lauter Proll zum Besten, doch deren Halbwertszeit ist erschöpft. Vinnie Jones („Fire with Fire“) als cholerischer Wüterich, das ist ebenfalls Typecasting, aber wenigstens witzig, prominente Namen wie Xander Berkeley („Pakt der Rache“) und Hank Azaria („Lovelace“) kommen in Bitparts kaum zur Geltung und ganz schlimm hat es den Komiker Oliver Platt („X-Men: First Class“) erwischt, der ekelhafter Hohepriester mit widerlicher Brustbehaarung für homophobe Ekelgags der ganz platten Sorte herhalten muss. Juno Temple („Dirty Girl“), June Diane Raphael („Zodiac“) und Olivia Wilde („Alpha Dog“) dagegen müssen nur schön aussehen (und das sind sie, keine Frage), bleiben aber als Love Interests nur Staffage. In kleinen Rollen zu sehen: Jack Blacks Tenacious D-Kumpel Kyle Gass als Eunuch und Regisseur Harold Ramis als Adam.
Das Buch, das neben Ramis von den damals noch unerfahrenen Drehbuchautoren Lee Eisenberg und Gene Stupnitsky (für letzteren war es sogar das Debüt) geschrieben wurde, weiß aber nichts mit dieser Besetzung anzufangen. Ohne rechten Flow wird anfangs Szene an Szene geklebt, entschließt der Film sich dann in der zweiten Hälfte in Sodom zu bleiben, dann wird es noch schlimmer, denn hier werden Stagnation und Ideenlosigkeit erst richtig bemerkbar. Als Sklaven und spätere Revolutionärsfiguren stolpern Zed und Oh durch das Geschehen, doch sie bleiben als Figuren ebenso uninteressant wie die Dinge, die ihnen passieren.
Denn wo sich die wahren Apatow-Filme eigentlich durch die Bank weg von Leuten aus der Zeit von „Freaks and Geeks“ und „Undeclared“ entworfen werden und sich durch die aus den beiden Serien bekannte Feinfühligkeit auszeichnen, da ist „Year One“ nur unglaublich flach und lässt außerdem jedes Mitgefühl für seine Figuren vergessen. Zed und Oh sind Witzfiguren, Prügelknaben, denen man allenfalls die Daumen drücken möchte, weil der Rest der Figuren aus noch größeren Vollspacken besteht und die beiden wenigstens nur harmlos und dämlich, aber nicht bewusst fies sind. Trotzdem müssen auch die beiden in einem Wust peinlich-platter Ekelwitze um abgetrennte Hoden, Körperbehaarung bei beiden Geschlechtern und Fäkalien leiden, Pisse trinken und Scheiße futtern, hoho, wie ist das lustig.
Immer wieder setzt „Year One“ auf Gross-Out-Humor, doch jeder dieser Gags schießt am Ziel vorbei, ist nicht lustig, sondern lediglich ekelig. In flachen Slapstickeinlagen fallen die Figuren von Gebäuden und stoßen sich den Kopf, doch keine dieser Szenen besitzt Timing, nur hin und wieder kann ein wenig Wortwitz für echten Humor sorgen oder eine herrlich absurde Idee, etwa wenn Zed und Oh die Fahrt auf einem langsamen Ochsenkarren so wahrnehmen wie wir heute eine Achterbahnfahrt.
Doch dies sind bloß kleine Lichtblicke in einer uninspirierten Fäkalkomödie um zwei Deppen, die durch bewusst grobschlächtig gezimmerte, knallbunte Kulissen turnen. Harold Ramis kann es eigentlich besser und feingeistiger, der Großteil der prominenten Besetzung, die sich für diesen Schwachsinn hergab, auch, insofern kann man nur froh sein, dass auch das Publikum diesem ekelhaften Quatsch auf „Meet the Spartans“-Niveau die Gunst entzog.
DVD und Blu-Ray kommen von Sony und sind (im Gegensatz zum darauf enthaltenen Film) hervorragend: Neben guter Bildqualität gibt es den Film sowohl in der Kinofassung als auch in der Extended Version, dazu massig Extras, darunter einen Audiokommentar, entfallene und erweiterte Szenen sowie verschiedene Making Ofs.
© Nils Bothmann (McClane)
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