Originaltitel: Armed and Dangerous__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1986__Regie: Mark L. Lester__Darsteller: John Candy, Eugene Levy, Robert Loggia, Kenneth McMillan, Meg Ryan, Brion James, Jonathan Banks, Don Stroud, Larry Hankin, Steve Railsback, Tony Burton, James Tolkan, Tommy ‘Tiny‘ Lister, David Hess, Rick Avery u.a. |
Nach der Stephen-King-Adaption „Firestarter“ und dem Schwarzenegger-Böller „Commando“ übernahm Mark L. Lester die Regie bei „Armed and Dangerous“, einem der stärker klamaukig angehauchten Buddy Cop Movies der 1980er.
Passend dazu auch der deutsche Titel „Zwei unter Volldampf“, obwohl bei den beiden Versagern eher die Luft raus ist. Der rechtschaffene Cop Frank Dooley (John Candy) erwischt zwei seiner Kollegen beim Diebstahl von Fernsehern, kriegt allerdings ein solches Gerät im falschen Moment in die Hand gedrückt und wird dann seinerseits des Raubes bezichtigt und gefeuert. Noch unfähiger ist der Anwalt Norman Kane (Eugene Levy), der einen Nazi-Punk (eventuell ein Fingerzeig in Richtung von Lesters „Class of 1984“) verteidigen soll, der ihn bei Versagen mit dem Tode bedroht, gegen den die Beweislast allerdings erdrückend ist. Der Richter schlägt einen Deal vor: Norman legt seine Arbeit nieder und im Gegenzug verknackt er den Punk mit einer so harten Gefängnisstrafe, dass Norman auf längere Zeit vor ihm sicher ist.
Beide heuern bei der Firma Guard Dog Security an, lernen sich dort kennen und machen die Ausbildung zum Wachmann, die aber jeder Depp besteht, selbst wenn er noch nicht einmal vernünftig Englisch versteht. Dafür nimmt die Gewerkschaft, der jeder Wachmann verpflichtend beitreten muss, saftige Gebühren, die gerade den beiden früheren Vertreten des Rechtssystems spanisch vorkommen. Das riecht ein wenig nach „Police Academy“, wird aber schnell abgefrühstückt, denn mit der Ausbildung hält sich „Armed and Dangerous“ dann gar nicht erst lange auf.
Als ein Lagerhaus, das die beiden bewachen sollen, prompt ausgeräumt wird, versuchen sie nach einer saftigen Geldstrafe der Gewerkschaft mehr über den Raub zu erfahren. Dooley und Kane kommt bei ihren Recherchen der Verdacht, dass die Hintermänner aus den eigenen Reihen kommen, doch lediglich Maggie Cavanaugh (Meg Ryan), die Tochter ihres Chefs, schenkt ihnen Gehör…
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Das Ganze hätte eine satirische Abrechnung mit Raubtierkapitalismus und der Ausbeutung der geistig weniger Flinken sein können oder zumindest eine Blödelkomödie mit entsprechenden Untertönen, doch das Ergebnis ist fast nur noch blöd, weshalb man sich kaum verwundert, dass Drehbuchautor und Produzent Harold Ramis seinen Namen von dem Film zurückziehen wollte. Die witzigsten Momente werden tatsächlich bereits in den ersten 20 Minuten präsentiert (Normans Auftritt vor der Gericht und Teile der Ausbildung sind tatsächlich für einige Lacher gut), danach fokussiert sich „Armed and Dangerous“ immer mehr auf seinen dürftigen Krimiplot, den der Zuschauer schon lange vor den zwei Dumpfnasen durchschaut hat: Bei der Gewerkschaft handelt es sich nicht nur im Abzocker, nein, es sind richtige Verbrecher, natürlich kontrolliert von einem klischeehaften Mafiaboss. Man mag kurz an Jimmy Hoffa denken, aber die Unterwanderung der Gewerkschaften durch kriminelle Elemente wird hier nur als liebloses Plotelement verheizt.
Immerhin baut das Casting auf etablierte und kommende Schurkendarsteller in entsprechenden Rollen: Brion James („Blade Runner“), Jonathan Banks („Cold Steel“) und Robert Loggia („Over the Top“) sind als charismatische Fieslingsfressen an Bord und gehen auch hier in derartigen Rollen auf. John Candy („Zum Teufel mit den Kohlen“) geht etwas von seinem Image als lustiges Dickerchen weg, wenn sich Frank zwischendrin als harter Typ erweist, der Selbstbewusstsein besitzt, Frauen angräbt und Kampfhund vertrimmt. In anderen Momenten ist er allerdings dann der typische John-Candy-Trottel, der zum Showdown des Films zu spät kommt. Aber egal in welcher Funktion: Von Candys Komiktalent ist wenig zu sehen. Auch nur geringfügig besser ist Eugene Levy („Cool & Fool“) als Anwaltsdummkopf, der sich doch in den Momenten wieder auf seine Rechtskenntnisse besinnt, wenn es dem Drehbuch gerade passt. In einer uninteressanten Rolle als Love Interest, das sich aus nicht nachvollziehbaren Gründen für den Deppen Norman interessiert, muss sich Meg Ryan („Presidio“) in einer frühen Rollen ihre Sporen verdienen, während die Riege bekannter wie total verschenkter Nebenrollengesichter Don Stroud („Soldier Boyz“), Steve Railsback („Insel der Verdammten“), James Tolkan („Bone Tomahawk“), Tommy ‘Tiny‘ Lister („Men of War“) und Larry Hankin („Pain & Gain“) umfasst. In Minirollen zu sehen: „Last on the Left“-Fiesling David Hess und Stunt Coordinator Rick Avery (hier allerdings nicht in dieser Funktion beteiligt).
Wer bei dem Namen Mark L. Lester allerdings knallige Action erhofft, der schaut weitestgehend in die Röhre. Ein paar handzahme Shoot-Outs sind kaum der Rede wert, während der Film immerhin ein paar Verfolgungsjagden und Blechschäden bietet, die zwar ganz kompetent inszeniert sind, aber eben auch nicht mehr als Standardfutter der 1980er, ohne großen Erinnerungswert oder herausragende Ideen, auch wenn sich gegen Ende immerhin ein Laster eigenwillig einen Weg durch einen Stau bahnt.
So versucht der Film dann in erster Linie mit Komik zu punkten und die ist nach den bereits erwähnten amüsanten Einfällen in der Eingangsphase eine Ansammlung von Fehlzündern, auch weil es den Figuren an Profil fehlt und der Film sich in vielleicht gewagt gedachten, aber doch eher platten Momenten erschöpft: Zwei auf die Sondermülldeponie strafversetzte Wachmänner faulen bei lebendigem Leibe vor sich hin, die Helden müssen sich auf der Flucht vor Schurken als Drag Queen und Lederfetischist verkleiden, ein üsseliger Kollege gebrauchte Zahnbürsten auf einer Müllkippe zwecks Wiederverwendung sammelt usw.
Vielleicht war Mark L. Lester einfach der falsche Mann für den Job, denn das Comedytiming bei „Armed and Dangerous“ stimmt selten, während die Action reichlich gezügelt daherkommt. Immerhin: Das Casting ist stark, die restliche Mischung aus ödem Krimiplot, Eighties-Kalauern der ganz besonders flachen Sorte und unterentwickelten Figuren, aus denen auch die Darsteller nichts machen können, ist dagegen zum Weglaufen. Kein Wunder, dass Harold Ramis wenig Freude an diesem Klamaukfilmchen hatte.
Der Film ist bei Sony auf DVD erschienen, ungekürzt ab 12 Jahren freigegeben und bietet keinerlei Bonusmaterial auf der Scheibe.
© Nils Bothmann (McClane)
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