Originaltitel: 10 Minutes Gone__Herstellungsland: Kanada, USA__Erscheinungsjahr: 2019__Regie: Brian A. Miller__Darsteller: Michael Chiklis, Bruce Willis, Meadow Williams, Kyle Schmid, Texas Battle, Lydia Hull, Swen Temmel, John D. Hickman, Sergio Rizzuto, Geoff Reeves u.a. |
Einbruchsexperte Frank plant mit seinem Bruder Joe einen Bankraub für eine stadtbekannte Verbrechergröße aus Cincinnati. Doch schon früh beginnt der Raubzug außer Kontrolle zu geraten. Die Komplizen der Brüder liefern sich bald eine bleihaltige Ballerei mit den städtischen Cops und Frank und Joe werden auf ihrer alternativen Fluchtroute von irgendwem angegriffen. Dabei wird Frank innerhalb weniger Sekunden ohnmächtig.
Als er wieder erwacht, fehlen ihm die titelgebenden zehn Minuten. Mehr noch: Sein Bruder Joe liegt tot neben ihm und die Beute des Bankraubs ist verschwunden. Natürlich setzt Frank nun alles daran, die Beute wiederzubeschaffen und herauszufinden, wer ihn hintergangen und seinen Bruder ermordet hat. Prinzipiell scheinen alle an dem Bankraub Beteiligten verdächtig. Weshalb Frank alsbald einen blutigen Abzählreim startet.
In der Folge verläuft „10 Minutes Gone“ nach folgendem Schema: Frank findet heraus, wer von seinen Partnern sich gerade wo aufhält. Frank marschiert am Ort des Geschehens ein und sofort wird losgeballert. Während des Geballers werden Informationen herumgeschrien. Und am Ende ist der Besuchte tot. Alles, was Frank dann jeweils weiß, ist, dass der Tote ihn nicht abgezogen hat. Spätestens beim zweiten Verdächtigen fragt man sich dann schon, was das für einen Sinn machen soll. Zumal Frank so ziemlich schnell wie ein astreiner Psycho rüberkommt, der unfähig ist, VOR dem Geballer mal wesentliche Fragen zu klären.
Schaut in den Actionthriller mit Bruce Willis hinein
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Leider weicht Regisseur Brian A. Miller („Backtrace“) in dieser Emmett-Furla-Oasis-Produktion keinen Deut von diesem immer gleichen Verlauf ab. Infolgedessen mutet „10 Minutes Gone“ nicht nur sehr eintönig an, er wird auch rasend schnell irre langweilig. Dass man Frank mit Meadow Williams („Criminal Squad“) auch noch einen weiblichen Sidekick an die Seite stellt, der nicht für einen Cent schauspielern kann und zur Vorbereitung auf den großen Auftritt sichtlich ein paar Botox-Spritzen mehr genossen hat, macht es nicht besser. Die ohnehin beknackten Dialoge werden so zur absoluten Zumutung.
Das Miller dann das Finale komplett verbockt, verwundert keinen mehr. Die Auflösung ist so hanebüchen und dumm, dass man am Verstand von Regie und Drehbuch zweifeln muss. Aber im Idealfall ist der Zuschauer zu diesem Zeitpunkt eh schon entschlafen oder hat entnervt ausgemacht. Letzteres deshalb, weil sich der Film auch abseits der Handlung, der Charaktere und der Dialoge nicht gerade mit Ruhm bekleckert.
Beginnen wir mit den technischen Aspekten. Wo Emmett-Furla-Oasis-Produktionen sonst auf einen kinotauglichen Look setzen, gerät „10 Minutes Gone“ seltsam billig. Der Schauplatz Cincinnati scheint keinerlei schöne Schauplätze zu besitzen. Selbst Autofahrten führen nur durch Abrissgebiete. Sämtliche Innenraumaufnahmen spielen in irgendwelchen Rohbauten. Die uninspirierte Kameraarbeit passt zu einer beliebigen TV-Produktion aus dem Reality-Bereich. Selbst die sonst deftigen Farbfilter und Lens-Flare-Effekte haben fast durchgehend Pause.
Dazu gesellen sich total fahrig inszenierte Actionszenen. Die große Ballerei vor der überfallenen Bank bietet keinerlei Übersicht. Geballert wird wie wild, getroffen wird aber nichts. Weder Menschlein noch Autos oder Gebäude zeitigen irgendwelche Trefferwirkungen. Die Bankräuber versuchen nicht einmal, Deckung zu suchen – und werden dennoch nie getroffen. Erwischt es mal irgendeinen Cop, war auch kein Geld für Bloodpacks oder CGI-Blut da. Die weiteren Ballereien zwischen Frank und seinen Partnern sind ebenfalls durchweg nichts wert und verzeichnen keine Härten geschweige denn choreografische oder technische Finessen. Ein schrecklicher Score passt sich der optischen Ödnis an.
Bei einem derartigen filmischen Komplettausfall verwundert es zumindest ansatzweise, dass Hauptdarsteller Michael Chiklis („Parker“) tatsächlich spielt. Nicht sonderlich engagiert, aber um das Unvermögen von Williams und so manch anderem Co-Star aufzuzeigen, reicht es allemal. Witzigerweise sieht er aus wie der stämmige Bruder des eigentlichen großen Namens im Cast: Bruce Willis („Death Wish“). Der war, wie so häufig bei Emmett-Furla-Oasis-Filmen, maximal einen Drehtag vor Ort. Mit entsprechender Motivation gesegnet, steht er gelangweilt in öden Räumen herum, telefoniert immerhin auch mal mit den Hauptfiguren und darf einen Kerl umnieten. Zu mehr reichte dann aber der Paycheck nicht aus. Als komplett nervender Totalausfall darf auch Lydia Hull („Escape Plan: The Extractors“) als „cooler“ Todesengel mit beknacktem Waffenhandling gewertet werden.
„10 Minutes Gone“ raubt einem 90 Minuten Lebenszeit
Was am Ende bleibt, ist ein vollkommen missratener Actionthriller, der es sich irgendwo zwischen Heist Movie und Rachefilm gemütlich macht und keinen dieser Aspekte irgendwie vernünftig zu bedienen versteht. Die Handlung zieht sich zunehmend wie Kaugummi. Alle Figuren bleiben einem total fremd. Die Dialoge lassen einem die Ohren bluten und die Action ist so unprofessionell und traurig in Szene gesetzt, dass einem jede Lust daran vergeht. Zumindest Michael Chiklis scheint in „10 Minutes Gone“ irgendwas gesehen zu haben und rettet die eine oder andere Szene. Als ihm dann aber Botoxfresse Meadow Williams ans Bein genagelt wird, ist es dank obendrein übler Synchronisation der Frauenfigur komplett vorbei. Da passt die Arbeitsverweigerung von Bruce Willis nur zu gut ins extrem beschämende Bild.
Die deutsche DVD / Blu-ray kommt von Sunfilm / Tiberius Film. Die haben zudem eine Featurette zum Film lizensiert, die fast Mitleid mit den Kreativen hinter dem Film weckt. Die hatten nämlich anscheinend hohe Ansprüche an ihr Werk. Selbiges ist mit einer FSK 16 ungeschnitten. Sunfilm hat derweil auch die Lust an Fans physischer Datenträger verloren und spart sich ab sofort das Wendecover. Schon traurig…
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
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