Originaltitel: Jin Yi Wei__Herstellungsland: Hongkong/China__Erscheinungsjahr: 2010__Regie: Daniel Lee__Darsteller: Donnie Yen, Vicki Zhao Wei, Wu Chun, Qi Yuwu, Kate Tsui, Chen Kuan-Tai, Sammo Hung, Wu Ma, Xu Xiangdong, Chen Zhihui, Damian Lau u.a. |
Nachdem Donnie Yen infolge des „Ip Man“-Erfolgs eine Art zweiten Frühling erlebte, gab es regelmäßig Hauptrollen in prestigeträchtigen Martial-Arts-Filmen, etwa dem Historienactioner „14 Blades“.
Dessen internationaler Titel bezieht sich auf jene Waffen, die Qinglong (Donnie Yen) als Chef einer geheimen Elite- und Killertruppe mit sich trägt. Mit diesen Klingen und seinen Männern schützt er den Kaiser und dessen Interessen während der Ming-Dynastie, wobei der Film auch kurz vorbetet wie einzelne Waffen heißen und wie viele zur Selbstverteidigung bzw. zur Hinrichtung da sind. Eine interessante Mythologie, die schon kurz nach der Einführung vollends egal ist, denn danach sind die 14 Klingen vor allem dolle Teile, die Qinglong stets in einem Holzkasten bei sich trägt, die als eine Mischung aus Jules Verne und „Transformers“ mal rotierend, mal abfeuerbar daherkommen und mal bloß normale Schwerter sind.
Qinglong wird in eine komplizierte Intrige hineingezogen, für die vor allem der im Exil sitzende Prinz (Sammo Hung) verantwortlich zeichnet. Der schickt die Eingreiftruppe auf eine Mission, an deren Ende sie alle bis auf Qinglong dahin gemetzelt werden, und lässt in diesem Zuge auch das kaiserliche Siegel stehlen, mit dessen Hilfe er sich und Truppen Zutritt zur Stadt verschaffen kann. Wie genau die Intrige funktioniert, warum man den Prinzen mit dem Wissen um den Diebstahl des Siegels nicht aufhalten kann, das wird bestenfalls halb erklärt und geht beim sich überschlagenden Beginn unter, sodass die politischen Hintergründe des Ganzen eher zum dezent politischen Hintergrundrauschen werden.
Hauptsache ist, dass der schwer verletzte Qinglong aus der Stadt flieht, in dem er sich von Karawane von Jiao Zhong (Wu Ma) aus der Stadt schmuggeln lässt und auf eigene Faust nach dem Siegel jagt. Doch die Verschwörer hetzen Häscher wie die Magierin Tuo Tuo (Kate Tsui) auf den aufrechten Helden…
httpv://www.youtube.com/watch?v=VZgWO9MflMI
„14 Blades“ ist einer jener epischen, historisch grundierten Martial-Arts-Actioner, die spätestens seit dem Erfolg von „Hero“ auch auf westlichen Märkten ihre Zuschauer finden, und kann auf die Qualitäten bauen, die dem Genre immanent sind. Der Film des genreerfahrenen Daniel Lee („Three Kingdoms“) ist opulent ausgestattet, lässt viele Statisten durch schicke Sets marschieren und hat eine stilisierte Bildsprache, die vor allem mit Farbfiltern von kühlem Kerkerblau bis hin zu sandig-warmem Braun die jeweilige Stimmung einer Szene unterstreicht. Das Ganze spielt in einer mythisch überhöhten Fantasy-Vergangenheit, in der Zauberkräfte und die allseits beliebten Schwerelos-Kampfeinlagen zum guten Ton gehören.
Also wird bei den Kloppereien viel geschwebt und geflogen, während sich eisenharte Finger eines Attentäters in die Haut seiner Opfer bohren und Tuo Tuo mit Zaubertricks ihre Gegner verwirrt. Das sieht alles edel aus, lässt aber trotz der Action-Inszenierung des erfahrenen Huen Chiu Ku („Into the Badlands“) den richtigen Punch, das richtige Gefühl für Körperlichkeit missen. So verkommen die Martial-Arts-Matches zu teilweise seltsam egalen Stilübungen, bei denen auch das 14-Klingen-Gimmick wenig Würze hineinbringt. Auch der Schnitt ist nicht optimal, macht manchmal seltsame Sprünge und kann die Wucht der Kämpfe nicht vermitteln. Amüsant ist eine fast Jackie-Chan-artige Einlage, in der Qinglong brathähnchenessend ein paar Banditen kaltstellt, auch wenn es nicht ganz zum sonstigen Stil des Films passt.
Der ist nämlich ähnlich distanziert wie die Inszenierung der Kampfszenen, was „14 Blades“ nicht gerade gut tut, denn schlussendlich fehlt jedes Interesse an den Figuren und ihren Handlungen. Qinglong zieht durch die Lande, haut Bad Guys kaputt, verbündet sich mit Banditenchef Judge (Wu Chun) und hat mit Jiao Zhongs patenter Tochter Qiao Hua (Vicky Zhao Wei) Love Interest und Mitstreiterin an seiner Seite, aber alles ist formelhaft und ohne Schwung. Weder die Romanze noch das tragische Ende des Films berühren, die Schurken wirken trotz mörderischer Ambitionen und Verrat wenig hassenswert und wenn Judge und seine Bande urplötzlich enthüllen, dass sie zwar Banditen seien, aber die einzige Regel haben, dass sie im Notfall für das Gute und den Erhalt des Kaiserreichs kämpfen, dann wirkt das in seiner Plattheit und Gewolltheit fast schon unfreiwillig komisch. Kurze Rückblenden in Qinglongs Vergangenheit zeigen, dass er als Waisenknabe eine harte Schule durchlaufen musste, als er zum Attentäter geschult wurde und sogar den eigenen Bruder töten musste, doch haben auch diese Momente keinen Nachhall, stehen einfach in der Geschichte. Sollen sie verdeutlichen was für ein harter Hund Qinglong ist, Kritik an seiner Ausbildung darstellen oder beides? Man weiß es nicht, da der Film einfach nichts daraus macht.
So bleibt der Film dann doch eher eine Abfolge von kunstvollen Kampfszenen mit eher zähen Handlungspausen dazwischen, die immerhin von der Präsenz Donnie Yens („xXx 3: The Return of Xander Cage“) zusammengehalten werden. Der Actionstar hat Charisma als unerbittlicher Vollstrecker und nimmt den Zuschauer für sich ein, ähnlich wie Wu Chun („Guardians of the Tomb“) und Vicky Zhao Wei („Red Cliff“) in den wichtigsten weiteren Rollen. Verschenkt ist Sammo Hung („God of War“) mit einem besseren Cameo, Kate Tsui („I Corrupt All Cops“) als teuflische Attentäterin scheint bloß Make-Up und Kostüm spazieren zu tragen und Qi Yuwu („Bait – Haie im Supermarkt“) mag den seitenwechselnden Ex-Kollegen Qinglongs verkörpern, von der angeblichen Zerrissenheit seiner Figur ist wenig zu merken.
So bleibt dann ein hübsch anzuschauender, aber seltsam egaler Historien-Actionfilm mit Fantasy-Breitseite, der von Donnie Yens Charisma profitiert, sich zwischen den Kampfszenen etwas zieht, da Daniel Lee seine Story ohne großes Interesse, ohne vernünftigen Spannungsbogen erzählt. Auch die Martial-Arts-Einlagen wirken seltsam distanziert, manchmal auch schwach montiert, während sonst auf den Stil großen Wert gelegt wird. Der ist auch ziemlich edel, aber das allein reicht halt nicht.
Die deutsche DVD und Blu-Ray sind bei Koch Media erschienen, ungekürzt und ab 16. In Sachen Bonusmaterial gibt es Trailer und ein Making Of.
© Nils Bothmann (McClane)
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